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  1) einleitung

Einleitung     In der Handlung des Stücks, das ursprünglich den Untertitel „Komödie der Hochkonjunktur“ trug, sind zwei Themen miteinander verknüpft: der Abfall einer kleinen Stadt von moralischen Konventionen unter dem Zugriff der Macht und der Verführung des Geldes denen die Bewohner „nur schwach, nicht böse“ erliegen, und die Geschichte eines Schuldigen, der dazu gelangt, seine Schuld zu erkennen und zu sühnen.1)   1) Auswahlkriterium     Als es hieß, wir müssten heuer eine literarische Facharbeit in dem Fach Deutsch schreiben, wusste ich überhaupt nicht, welchen Autor ich näher behandeln sollte. Es gibt so viele wichtige, interessante und berühmte Schriftsteller, die es wert sind, eine Facharbeit über sie zu schreiben. Also fragte ich meine Mutter, sie ist Bibliothekarin, um Rat. Sie riet mir, Friedrich Dürrenmatt, einen wichtigen Schriftsteller der deutschsprachigen Literatur, auszuwählen.     2) Problemstellung     Das Buch behandelt eine großes Problem unser heutigen Welt: Geldgier und Korruption.

Man wird darauf aufmerksam gemacht, wozu Menschen in der Lage sind, wenn sie nur genug Geld dafür bekommen. Das Sprichwort „Jeder Mensch ist käuflich“ hat doch einen wahren Hintergrund. Menschen, die man normalerweise nicht einmal beachten oder sogar verachten würde, werden wie Könige behandelt, verehrt, akzeptiert, es wird ihnen alles 1) Kindlers neues Literatur-Lexikon, Studienausgabe. Nördlingen: C.H. Beck’sche Verlagsdruckerei, 1992, Band 4, S 925 geglaubt, sei es auch noch so falsch, wenn sie nur genug Geld haben.

Claire Zachanassian kann sich mit Geld alles kaufen: Loyalität, Freundschaft, Verständnis und Zuwendung. Aber sind diese „Gefühle“ tatsächlich echt? Kann sie mit ihrem Geld wirklich das Wesen eines Menschen verändern? Ja, teilweise auf jeden Fall. In dem Buch verändern sich die Leute wirklich. Sie werden verschwenderisch, obwohl sie es sich gar nicht leisten können. Sie hoffen, dass irgendwer den verlangten Mord an einem ihrer Mitbürger tatsächlich ausführt, nur um an das Geld zu kommen. Vorher hätten sie an so etwas nicht einmal zu denken gewagt.

    2) Schweizer Literatur nach 1945    Das Buch entstand 1955 und erschien erstmals im Jahr 1956. Es ist ersichtlich, dass der Autor beim Schreiben des Stückes von der Nachkriegszeit beeinflusst wurde.    2) 1) Bedeutung für die Literaturgeschichte    Man kann Friedrich Dürrenmatt aufgrund seines dichterischen Schaffens, das er der Literaturwelt bis jetzt vorgelegt hat, unter die Großen der deutschsprachigen und der Weltliteratur einreihen. Der Autor hat sich in seinen zahlreichen Werken in den verschiedensten Sparten (z.B.: Dramatik, Erzählungen, Hörspiele, Fernsehskripte, Drehbücher, Kriminalromane etc.

) einen Namen gemacht. Er besitzt eine scharfe, kritische Intelligenz und die Ehrlichkeit, ein Problem kompromißlos und logisch zu Ende zu denken, auch wenn das Ergebnis die Verzweiflung ist. Er zeichnet sich durch eine tiefe, humanistische Bildung und einen gesunden, unzerstörbaren Humor aus. Aus all diesen Gründen sind seine Werke eine immense Bereicherung für die Literaturgeschichte. „Eine der hervorragendsten Errungenschaften des zeitgenössischen Welttheaters.“ 1)    2) 1) 1) Bühnenstück    „Der Besuch der alten Dame“ ist eine tragische Komödie in drei Akten.

Das Stück wurde am 29. Jänner 1956 uraufgeführt. Es sind mehrere Fassungen vor-   1) Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. Zürich: Diogenes Verlag AG, 1980, Buchrückseite: letzter Absatz: Trybuna Ludu, Warschau handen, da Friedrich Dürrenmatt aus verschiedenen Anlässen (z.B.: Platzmangel etc.

) die einzelnen Szenen etwas abgeändert hat.    2) 1) 2) Erscheinungszeit und Wirkung    Die Uraufführung des Stückes wirbelte viel Staub aus. Es ist ein perfekt ausgeklügeltes Meisterwerk, das zum Mitdenken anregt. Aber nicht nur zum Mitdenken, sondern besonders zum Nachdenken über die moderne Gesellschaft und jeden einzelnen von uns. Gefährdet die Sympathie, die er fast unablässig im Zuschauer erweckt, das Stück? Sicher nicht, wenn wir uns die Deutung vor Augen halten, die der Dichter dem Werk gegeben hat: hier töte die Gerechtigkeit einen gerecht Gewordenen und werde damit zur Ungerechtigkeit. 1) Mit der erweckten Sympathie ist zum Beispiel folgendes gemeint: Ill führt sogar nach Claire Zachanassians Angebot ein völlig ruhiges, fast schon freundschaftli- ches Gespräch mit ihr.


Das Stück wurde auch verfilmt. 1964 kam der Film in den USA in die Kinos. „Dieser Film „The Visit“ endet entgegen der dramatischen Vorlage glücklich und wird der eigentlichen Problematik Dürrenmatts nicht gerecht.“ 2) Gottfried von Einem vertonte das Stück als Oper, deren Uraufführung am 23. Mai 1971 in der Wiener Staatsoper stattfand.           1) Schmidt, Karl: Erläuterungen und Dokumente – Friedrich Dürrenmatt – Der Besuch der alten Dame.

Stuttgart: Reclam, 1978, S 35 f 1) Schmidt, Karl: Erläuterungen und Dokumente – Friedrich Dürrenmatt – Der Besuch der alten Dame. Stuttgart: Reclam, 1978, S 173) Friedrich Dürrenmatt    3) 1) Biographisches     Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in dem schweizer Dorf Konolfingen in der Nähe von Bern geboren. Sein Vater, er war seit 1911 Pfarrer des Dorfes, hieß Reinhold Dürrenmatt-Zimmermann. Seine Mutter trug den Namen Hulda Dürrenmatt-Zimmermann. Bevor Friedrich auf die Welt kam, hatten seine Eltern schon jahrelang vergeblich versucht ein Kind zu bekommen, deswegen adoptierten sie ein Mädchen.

1924 wurde bekam Friedrich noch eine Schwester mit dem Namen Vroni. Dürrenmatt besuchte in Großhöchstetten die Sekundarschule. Weiters ging er dann zweieinhalb Jahre in das Freie Gymnasium und dann in das Humboldtianum, wo er 1941 die Matura ablegte. Er begann mit einem Studium der Germanistik, der Philosophie und der Naturwissenschaften an der Universität Zürich. Nach nur einem Semester wechselte er in die Universität Bern. Sein Großvater Ulrich Dürrenmatt war ebenfalls Schriftsteller.

Er verfasste Gedichte, die ein Stück Literatur- und Schweizer-Geschichte sind. 1941/1942 verfasst Dürrenmatt seine erste Komödie mit dem Titel: „Untergang und neues Leben“. Sie beweist, daß Dürrenmatt schon damals einer war, der an Gottes offensichtlicher Ungerechtigkeit in irdischen Dingen Anstoß nahm.1) Da Dürrenmatt eigentlich hauptberuflich Maler werden wollte, ließ er in den vierziger Jahren nur wenige seiner Arbeiten veröffentlichen. Von 1946 bis 1948 lebte er in Basel. 1947 heiratete er die Schauspielerin Lotti Geissler.

1948 zogen sie in ein Dorf am Bieler See. Friedrich hatte sowohl gesundheitliche Sorgen, er war zuckerkrank, als auch finanzielle, da er in der ersten Zeit als Schriftsteller nur sehr wenig verdiente. 1952 zog er erneut um: seit 2) ARNOLD, ARMIN: Friedrich Dürrenmatt. Berlin: Colloquium Verlag GmbH 51986, S. 8 damals bewohnt er in Neuchâtel eine Villa am Waldrand über der Stadt. Im Jahr 1953 begann Dürrenmatt als freier Schriftsteller zu arbeiten.

Zwischen 1968 und 1969 ist er Mitarbeiter am Basler Theater. 1969 verlässt er das Theater, um als Mitherausgeber der Wochenzeitung „Zürcher Woche“ tätig zu werden. Seit 1973 arbeitet er als freier Regisseur an verschiedenen Bühnen bei der Inszenierung seiner Stücke mit.    3) 1) 1) Werke    Achterloo: Komödie Der Auftrag oder vom Beobachten des Beobachters der Beobachter: Novelle Der Besuch der alten Dame: tragische Komödie Die Ehe des Herrn Mississippi: Komödie Ein Engel kommt nach Babylon: Fragmentarische Komödie Der Meteor: Komödie DIE PANNE: Eine noch mögliche Geschichte: Erzählung Die Physiker: Komödie Der Richter und sein Henker: Kriminalroman Der Sturz: Erzählung    3) 2) Stellung von „Der Besuch der alten Dame“ im Gesamtwerk Friedrich Dürrenmatts    Friedrich Dürrenmatt schrieb „Der Besuch der alten Dame“ in der Mitte seines Lebens. Es entstand 1955 und wurde am 19. Jänner 1956 uraufgeführt.

   4) Inhalt    Die Kleinstadt Güllen ist kurz vor ihrem wirtschaftlichen Bankrott. Viele Fabriken haben schon zugesperrt. Die meisten Einwohner sind arbeitslos und leben von Arbeitslosengeld. Claire Zachanassian, geborene Klara Wäscher, hat angekündigt, die Ortschaft zu besuchen. Sie ist eine sehr reiche Frau, die in Güllen aufgewachsen ist. Die Hoffnung der ganzen Stadt ruht auf Claire.

Jeder glaubt, dass sie ihren Heimatort mit einer Geldspende vor dem Untergang retten wird. Besonders ihr Jugendfreund Alfred Ill ist sehr optimistisch. Was die Bürger erst am Schluß erfahren: Claire Zachanassian gehört die ganze Stadt. Sie ist schuld an dem bevorstehenden finanziellen Ruin der Stadt, weil sie einen Betrieb nach dem anderen stilllegen ließ. Der Bürgermeister will ein großes Empfangskomitee am Bahnhof auf die Beine stellen, jedoch kommt Frau Zachanassian früher als erwartet. Sie hat Unmengen von Gepäck und einen Sarg bei sich.

Alfred und Claire fahren in den Wald, um ihre damaligen „Liebesnester“ wiederzusehen. Frau Zachanassian wird jedoch von ihren Trägern Toby und Roby in einer Sänfte, ihr musste nach einem Autounfall ein Bein und nach einem Flugzeugabsturz ein Arm amputiert werden, dorthin getragen. Ill klagt ihr sein Leid, da er einen kleinen Laden besitzt und damit nicht viel Geld verdient. Dann berichtet er ihr über die Geldprobleme der ganzen Stadt. Claire sagt zu ihm, dass selbst die benötigten Millionen für sie nur eine Kleinigkeit seien. Ill ist begeistert von der Großzügigkeit seiner früheren Liebe.

Claire Zachanassian ist schon das achte Mal verheiratet. Sie will sich jedoch scheiden lassen, da sie sich ihren Jugendtraum, nämlich eine Hochzeit in Güllen, erfüllen will. Ihr Mann Nummer neun soll ein Filmschauspieler werden. Beim Begrüßungsessen, verkündet Claire, dass sie insgesamt eine Milliarde spenden will. 500 Millionen der Stadt, den Rest auf die Familien verteilt. Um das Geld zu bekommen, müssen die Einwohner jedoch eine Bedingung erfüllen: sie müssen Alfred Ill ermorden.

Für sie ist das die Gerechtigkeit, und zwar aus folgendem Grund: als Claire noch in Güllen wohnte, wurde sie schwanger. Der Vater konnte nur Alfred sein. Er stritt die Vaterschaft jedoch ab und hatte vor Gericht zwei bezahlte Zeugen, die für ihn aussagten. Sie behaupteten unter Eid, ebenfalls mit Claire geschlafen zu haben. So entschied das Gericht, dass Herr Ill sich nicht um das Kind kümmern musste. Claire verließ die Stadt und heiratete dann einen Millionär.

Vorher gab sie das Kind jedoch zur Adoption frei. Die zwei damaligen Zeugen sind mit Frau Zachanassian nach Güllen gekommen. Claire hat ihnen die Namen Koby und Loby gegeben. Sie hat sie von Toby und Roby kastrieren und blenden lassen. Claire findet, dass das die gerechte Strafe für Lügner sei. Die Einwohner Güllens sind alle entsetzt über das Angebot.

Noch ist ihnen das Geld, das jeder einzelne von ihnen so dringend benötigt, im Angesicht dieses Verbrechens völlig egal. Seit dem Angebot von Frau Zachanassian kaufen die Einwohner immer teurere Sachen ein und leben in einem Luxus, den sie sich gar nicht leisten können. Alfred fühlt sich von seinen Mitbürgern im Laufe der Zeit immer mehr bedroht. Schön langsam wird er skeptisch und fürchtet sich vor den Leuten in seiner Umgebung. Er flüchtet sich zum Pfarrer, weil er glaubt, wenigstens dort Zuflucht zu finden. Aber sogar er hat sich schon Dinge gekauft, die er sich normalerweise nie leisten hätte können.

Der Pfarrer rät Ill, sofort die Stadt zu verlassen und irgendwo unterzutauchen. Die Versuch des plötzlichen Reichtums ist für die Menschen, sogar für ihn, den Pfarrer, einfach zu groß. Die Bürger sagen immer wieder, dass es ein Skandal ist, was Alfred Claire damals angetan hat und das soetwas nicht ungestraft bleiben darf. Ill packt seine Koffer und geht zum Bahnhof. Die ganze Stadt folgt ihm. Er fühlt sich umringt, eingeschlossen und glaubt, dass ihn gleich irgendwer ermordet wird.

Er steht vor dem Zug, steigt aber nicht ein. Er bricht am Bahnsteig zu- sammen. Nach der Hochzeit von Claire treiben sich viele Journalisten im Dorf herum, um irgendeine Story über ihre Vergangenheit ans Licht zu bringen. Mittlerweile haben sich die Einwohner so verschuldet, dass sie alleine nie wieder von den Schulden loskommen würden. Der Bürgermeister kündigt Alfred an, dass er eine Gemeindeversammlung abhalten will. Es soll über ihn verhandelt werden.

Bei der Versammlung ist das Fernsehen anwesend. Die Bürger lassen es so aussehen, als wenn nur über die Einrichtung einer Stiftung von Claire abgestimmt werden würde. Bei der Abstimmung über die Annahme dieser Stiftung heben alle Anwesenden die Hand. Das ist das Todesurteil für Ill. Die Frauen und die Presseleute verlassen den Raum, um einen kleinen Imbiß im Restaurant einzunehmen. Nur die Männer und Ill bleiben zurück.

Die Türen werden geschlossen. Alle stellen sich um Alfred auf. Plötzlich kommen Journalisten durch eine Tür in den Raum. Die Männer drehen sich um, aber Ill liegt schon tot auf dem Boden. Tod aus Freude über die Stiftung, die die ganze Stadt rettet. Das wird eine super Schlagzeile abgeben, sind sich die Journalisten einig.

Claire Zachanassian lässt die Leiche von Ill in den Sarg legen, den sie ja extra aus diesem Grund mitgenommen hat. Sie reist, nachdem sie dem Bürgermeister einen Scheck übergeben hat, aus Güllen ab. Den Sarg lässt sie auf ihrem schönsten Anwesen begraben.  4) 1) Aussagen    Dürrenmatt behandelt in „Der Besuch der alten Dame“ die Probleme Geldgier und Korruption mit viel Humor. Mit Hilfe seinen Wörtern und Witzen wird einem erst richtig das ganze tragische Ausmaß der heutigen Zivilisation bewusst. Durch sinnlosen Taten, wie zum Beispiel die Kastration und Blendung der beiden falschen Zeugen, wird gezeigt, dass eine Ungerechtigkeit nie mit einer weiteren Ungerechtigkeit aus der Welt geschaffen werden kann.

Es sei denn, Geld spielt die Hauptrolle. Dürrenmatt macht uns darauf aufmerksam, dass wir uns nicht von materiellen Dingen leiten lassen sollen, sondern viel mehr von unseren Gefühlen, wie kitschig es auch klingen mag. Weiters zeigt er uns, dass jedoch alles in unserem Leben von Geld bestimmt wird, sei es auch noch so unbedeutend.    4) 2) Sprache    Dürrenmatt schreibt sein Werk in kurzen, aber präzisen Sätzen. Er verwendet nur die notwendigsten Wörter, aber er schafft es, dass der Sinn des Geschriebenen dennoch erhalten bleibt. Er schmückt die Sätze nicht mit unnötigen Wörtern aus.

Frei nach der Devise: warum kompliziert, wenn es einfach auch geht? Ein kleines Beispiel: Kein Vergnügen, in diesem Nest zu wirken. Aber nun wird die Ruine aufblühen. War da eben mit der Milliardärin und dem Krämer Ill in der Peterschen Scheune. Eine rührende Szene. Die beiden waren andächtig wie in einer Kirsche. Genierte mich, dabeizusein.

Ich habe mich denn auch entfernt, wie sie in den Konradsweilerwald gingen. Eine regelrechte Prozession. 1)                             1) Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. Zürich: Diogenes Verlag AG 1980, S 345) Hauptpersonen   5) 1) Auswahlkriterien    Die einzigen beiden Hauptpersonen sind eindeutig die Milliardärin Claire Zachanassian und ihr früherer Geliebter Alfred Ill. Das Buch dreht sich alleine um sie und ihre Vergangenheit. Claire wohnte früher in Güllen und trieb das Dorf dann schön langsam in den Ruin, nur um dann mit ihrem Geld die Einwohner zu Mördern zu machen.

Sie erkaufte sich Gerechtigkeit und Ill musste dafür mit seinem Leben bezahlen, nur weil er in seiner Jugend einen Fehler begangen hatte. Als dritte Hauptperson hätte ich auf jeden Fall noch das Geld genommen, denn darauf wird das ganze Buch aufgebaut und gestützt. Leider wird ihm im Buch keinen einziger Satz zugedacht.    5) 2) Claire Zachanassian   5) 2) 1) Charakteristik    Claire ist eine verbitterte alte Frau, die eigentlich nichts hat, außer ihr Geld. Sie heiratet im Buch ihren neunten Ehemann. Sie hat keine Freunde somit bekommt sie auch keine Zuneigung und Aufmerksamkeit.

Sie glaubt, wenn sie nur genug Geld bezahlt, alles haben zu können. Im Grunde weiß sie es aber besser, will es aber nur nicht wahrhaben. Sie stellt sich immer wieder gekonnt in den Mittelpunkt, sei es nun bei der Presse durch die zahlreichen Geld-Heiraten oder bei den Bürgern Güllens. Dadurch fühlt sie sich anerkannt und bestätigt. Sie will sich selbst nach Jahrzehnten an ihrem früheren Geliebten Ill rächen. Sie ist deswegen so nachtragend, weil damals das letzte Mal war, dass jemand ihr noch echte Liebe entgegengebracht hat.

Der Zeitpunkt, als Ill ihr Kind ablehnte, sieht sie als den Auslöser ihrer Misere an. Dafür muss er in ihren Augen mit seinem Leben bezahlen. Seitdem ist es mit ihr immer mehr bergab gegangen. Das konnten selbst die Milliarden nicht verhindern.    5) 2) 2) Stellung    Claire wird in Güllen von Anfang an als Retterin aus der Not angesehen. Sogar als herauskommt, dass sie eigentlich für den wirtschaftlichen Ruin der Stadt verantwortlich ist, sagt keiner auch nur ein böses Wort über sie, aus Angst, die versprochene Milliarde zu verlieren.

Jeder einzelne Einwohner ist ihre Marionette, mit der sie je nach Belieben spielen kann. Die Bürger wissen das und sind sogar froh darüber, da sie ja kurz vor dem finanziellen Höhepunkt ihres Lebens stehen.    5) 3) Alfred Ill   5) 3) 1) Charakteristik    Alfred ist offen, freundlich und leichtgläubig. Er sieht in jedem Menschen nur das Beste. Zunächst ist er sehr erfreut, seine alte Flamme wiederzusehen. Deshalb ist er auch sehr geschockt, als er von Claires Angebot erfährt.

Er glaubt an seine Mitbürger und vertraut ihnen vollkommen. Leider irrt er sich damit gewaltig. Mit der Zeit begreift er langsam, dass er den Menschen nie so viel Glaube an ihre Loyalität entgegen bringen hätte sollen. Er verliert nur langsam jegliches Vertrauen in sie, weil er es einfach nicht wahrhaben kann, dass seine Mitbürger zu derartigen Handlungen fähig sein könnten. Am meisten trifft ihn das Verhalten seiner Familie, die er vergöttert. Deswegen verliert er am Schluß seinen Glauben in die Menschheit völlig, und gibt sich und sein Leben auf, besser gesagt in die Hände derjenigen, für die er früher alles getan hätte.

Für ihn ist das Leben ohne die Gewissheit, dass jeder hinter jedem steht, einfach nicht mehr lebenswert. Er kapituliert.    5) 3) 2) Stellung    Bevor Claire in die Stadt Güllen kommt, ist Alfred ein gerngesehener Mann. Jeder kann ihn leiden. Seine Mitbürger wollen ihn sogar zu ihrem Bürgermeister ernennen. Er besitzt den einzigen Krämerladen in der Stadt, somit kennt ihn jeder Einwohner.

Nach Claires Angebot verlieren die Menschen weder ihre Sympathie für ihn noch das Vertrauen in seine Fähigkeiten. Sie verdrängen es nur, um nicht von einem schlechten Gewissen geplagt zu werden. Keiner will ihm wirklich etwas zu leide tun, aber sie stellen ihr Wohl über das anderer Leute. Das wird ihm zum Verhängnis.         6) Schemata   6) 1) Figurenkonstellation   Einwohner Besucher      ¤ (in ihrer Jugend)  Bürgermeister Dienstboten: Claire Zachanassian Alfred Ill  ¥ ¥    Mathilde Ill Pfarrer Lehrer Arzt Polizist Butler Toby Roby Koby Loby Gatten VII-IX    Tochter: Ottilie Sohn: Karl  blind        6) 2) Aufbau der tragischen Komödie    Das Stück ist klar in drei Akte gegliedert. Es ist so aufgebaut, dass auf den Leser immer wieder Überraschungen zukommen.

Zum Beispiel: das unerwartete Angebot von Claire Koby und Loby waren damals die Zeugen in dem Prozess und sind dann von Claire geblendet und kastriert worden Alfreds plötzliche Abfindung mit seinem nahenden Tod etc. Claire Zachanassian ist sowohl am Anfang als auch am Ende des Stückes die Heldin und Retterin der Stadt Güllen. Obwohl sie selbst ihren früheren Heimatort in den Ruin getrieben hat, nur um später, wenn sie genug Geld von ihren Ex-Männer bekommen hat, Rache an Alfred Ill auszuüben. Sie windet sich in jeder Situation geschickt aus der Affäre und geht immer als die gute, arme (hier nicht auf ihr Geld bezogen) Claire hervor, die jedesmal noch mehr Ansehen der Be- völkerung genießt. Der Autor versucht auf die sanfte Methode, dem Leser die Thematik und Problematik der heutigen Gesellschaft übersichtlich, klar und doch auf eine sarkastische Weise näherzubringen.     7) Eigene Beurteilung   7) 1) Wert des Werkes für Leser    Das Buch ist hochwertig, anspruchsvoll und eine Bereicherung für jeden Leser.

Der Autor ist ein ausgezeichneter Schreiber, der versteckte Botschaften gekonnt im Text eingliedern kann. Man wird während des Lesens in eine Welt gezogen, wo man für Geld alles bekommen kann, was man sich nur wünscht. Sowohl materielle als auch immaterielle Dinge. Das Gewissen der Einwohner einer ganzen Stadt und zu guter Letzt: ein Menschenleben. Der Leser wird darauf aufmerksam gemacht, was heut zu Tage wirklich auf der Welt geschieht. Wobei man anmerken muss, dass es in dem Buch weit aus tragischer dargestellt wird, als es wirklich ist.

Auf den 134 Seiten wird das Wesen der Menschen offen dargelegt. Liebend, intrigierend, gewissenlos, verschwenderisch, käuflich. Es wird sicher mehr als nur eine Handvoll Menschen geben, denen „Der Besuch der alten Dame“ nicht zusagen wird. Trotzdem kann ich nur das Eine empfehlen: einfach einmal durchblättern und mit dem Lesen beginnen! Es lohnt sich!    7) 2) Subjektive Eindrücke    Am Anfang wollte ich eigentlich überhaupt nicht mit dem Lesen beginnen, weil ich mir dachte, dass ein deutschsprachiger Autor sicher nicht gut schreiben würde. Ich wurde in der Hinsicht nämlich schon des Öfteren enttäuscht. Als ich jedoch erst einmal damit begonnen hatte, las ich es innerhalb von nur 2 Stunden aus.

Ich muss sagen, ich bin von Friedrich Dürrenmatt wirklich beeindruckt. Er kann die Problematik der heutigen Zeit mit viel Witz und Humor in ein Theaterstück umlegen. Teilweise ist das Buch zwar etwas Anstrengend zu lesen, weil sehr oft keine richten Sätze vorhanden sind, aber das ist nicht weiter störend. Zum Beispiel: Nicht so schnell. Ich will die Gegend sehen, das Städtchen, wo ich lebte, fast siebzig Jahre. Sauber die alten Gassen, vieles schon renoviert.

Ein grauer Rauch über den Kaminen, und Geranien vor den Fenstern, Sonnenblumen, Rosen in den Gärten beim Goethetor, Kinderlachen, Liebespaare überall. Modern dieser Neubau am Brahmsplatz.1) Mir gefällt, dass man beim Lesen auch mitdenken muss. Dass ist ja leider nur zu oft nicht der Fall. Als ich mit dem Stück durch war, saß ich sicher noch 10 Minuten vor dem zugeschlagen Buch und grübelte über das Ende nach. Ich hatte nämlich die ganze Zeit erwartet, dass sich doch noch alles zu Ills Gunsten entwickeln würde.

Falsch gedacht. Mein Eindrücke von „Der Besuch der alten Dame“ spiegeln nur Gutes wider. Es ist wirklich eine hervorragende tragische Komödie. Ein großes Lob an den Autor!                           1) Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. Zürich: Diogenes Verlag AG, 1980, S 110 8) Quellenangabe    Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame. Zürich: Diogenes Verlag AG, Neufassung 1980   Erläuterungen und Dokumente, Friedrich Dürrenmatt – Der Besuch der alten Dame.

Stuttgart: Reclam, 1978   Kindlers neues Literatur-Lexikon, Studienausgabe. Nördlingen: C.H. Beck’sche Verlagsdruckerei, 1992, Band 4,   Arnold Armin: Friedrich Dürrenmatt. Berlin: Colloquium Verlag GmbH, 51986, Köpfe des 20. Jahrhunderts, Band 57,    

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