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  Facharbeit aus deutsch

                     FACHARBEIT AUS DEUTSCH                   Zum Thema „Strafvollzug und Resozialisierung“ Anhand des Werkes „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin               Facharbeit von 4. Mai 2001 INHALTSVERZEICHNIS    1 DAS WERK Seite 3 1.1 BIOGRAFIE DES AUTORS Seite 3 1.2 INHALTSANGABE Seite 4 1.3 SONSTIGE INFORMATIONEN ZUM WERK Seite 4 2 EINLEITUNG Seite 5 3 STRAFVOLLZUG Seite 5 3.1 ALLGEMEINES Seite 5 3.

2 SINN UND ZWECK DES STRAFENS Seite 6 3.2.1 STRAFBEDÜRFNISSE Seite 6 4 GEFÄNGNISALLTAG Seite 7 4.1 TYPISCHER TAGESABLAUF IM GEFÄNGNIS Seite 9 5 SCHÄDLICHE FOLGEN DES STRAFVOLLZUGES Seite 9 5.1 DAS GEFÄNGNIS ALS TOTALITÄRE INSTITUTION Seite 9 5.2 PROBLEME IM GEFÄNGNIS Seite 10 5.

3 PROBLEME BEI DER RESOZIALISIERUNG Seite 12 5.4 HILFESTELLUNG BEI DER RESOZIALISIERUNG Seite 12 6. RESUMÈE Seite 14 7 QUELLENVERZEICHNIS Seite 15 8 VERZEICHNIS DER FUSSNOTEN Seite 15 1. Das Werk     1.1 BIOGRAFIE DES AUTORS     Alfred Döblin wurde am 10.08.

1878 in Stettin an der Oder geboren. Er stammt aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Sein prägendstes Kindheitserlebnis, so wird gesagt, war die Flucht des Vaters nach Nordamerika. 1888 zog er mit seiner Mutter nach Berlin um. Ab 1902 studierte er Neurologie und Psychiatrie in Berlin und Freiburg. 1905 promovierte er zum Dr.

med. Während der folgenden Tätigkeiten in Krankenhäusern, Laboratorien und in der Irrenanstalt zu Regensburg, publizierte er in fachwissenschaftlichen Zeitschriften (1909-1913). Nebenbei verfasste er erzählerische und essayistische Arbeiten. 1911 ließ er sich in Berlin als Neurologe und Psychiater nieder. Er betrieb bis 1931 eine Kassenpraxis in Lichtenberg, daraufhin folgte eine Privatpraxis bis 1933 im Westen. Von 1914 bis 1918 nahm er als Militärarzt am Ersten Weltkrieg teil.

Seinen ersten großen literarischen Erfolg erlebte Döblin mit dem Erscheinen des Werks „Die drei Sprünge des Wang-Iun“ (1915), der ihm den Kleist- und den Fontane-Preis einbrachte. 1918 bekannte er sich zur Revolution, trat der USPD bei und übte unter der Pseudonym Linke Poot scharfe Kritik an den reaktionären Mächten der Weimarer Republik. Von 1921 bis 1930 war er Mitglied der SPD. 1928 wurde Döblin in die Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin gewählt. Mit seinem Roman „Berlin Alexanderplatz“ hatte Döblin 1929 internationalen Erfolg. Anfang 1933 trat Döblin, ebenso wie H.

Mann, R. Huch und K. Kollwitz aus der Akademie der Künste aus, da sie als Juden und Linksintellektuelle bedroht wurden. Einen Tag nach dem Reichstagbrand verließ Döblin Berlin und floh nach Zürich. Am 10.05.

1933 verbrannten und verboten die Nationalsozialisten Döblins Werke. Seit August 1933 lebt Döblin in Paris. 1936 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. 1940 floh Döblin vor den deutschen Truppen über Portugal in die USA, wo er in New York, Los Angeles und Hollywood lebte. Seine Enttäuschung über das Versagen der Intellektuellen und eine schwere persönliche Krise versuchte er 1941 durch den förmlichen Übertritt zum Katholizismus zu lösen. Bereits im November 1945 kehrte Döblin als kulturpolitischer Mitarbeiter der französischen Militärregierung nach Deutschland zurück.

Als Schwerkranker zog er sich in die Heilbäder des Schwarzwaldes zurück und starb am 28.06.1957 in Emmendingen bei Freiburg.                 1.2 INHALTSANGABE „BERLIN ALEXANDERPLATZ“     Franz Biberkopf hat wegen Ermordung seiner Geliebten vier Jahre im Gefängnis Berlin-Tegel gesessen und verlässt es mit dem festen Entschluss, von jetzt an anständig zu bleiben. Anfänglich scheint es ihm zu gelingen, er findet schrittweise Selbstvertrauen wieder, schlägt sich als Straßenverkäufer, Zeitungshändler und Hausierer am Alexanderplatz durch und geht sorgfältig allem aus dem Weg, was ihn aus dem Gleichgewicht bringen könnte.

Aber ein kleines Abenteuer mit einer Witwe, die ihm einer seiner Freunde brutal abjagt, wird ihm zum Verhängnis. Er beginnt wieder zu trinken und trifft auf schlechte Gesellschaft. Er gerät auf die schiefe Bahn. Biberkopf lernt einzelne Mitglieder einer Einbrecherbande kennen. Eines Tages steht er, ohne es recht zu wollen, bei einem Einbruch seiner neuen Freunde Schmiere, wird von Reinhold, dem gefährlichsten Verbrecher, auf der Heimfahrt aus dem Auto geworfen und von einem sie verfolgenden Wagen überfahren. Dabei verliert Biberkopf einen Arm und wird anschließend von seinen alten Bekannten Herbert und Eva aufgenommen.


Diese pflegen ihn gesund und bieten ihm die Chance, ein neues Leben in Berlin anzufangen. Doch er redet sich ein, dass man mit Anstand und ehrlicher Arbeit in dieser Welt nicht vorwärts komme. Um sich zu beweisen, begeht er weitere Verbrechen. Im weiteren Verlauf trifft er auf Mieze. Dieses Straßenmädchen lernt er durch Herbert und Eva kennen, die ihm durch Mieze einen neuen Lichtblick geben wollen und ihn vor dem Untergang bewahren wollen. Dies scheint zu gelingen, da Mieze ihn wirklich liebt, ihn für sich gewinnen will.

Aber seit seinem Unfall hat Biberkopf den Halt verloren, er lässt sich zur seelischen und körperlichen Mißhandlung Miezes hinreißen und setzt es durch, dass die Einbrecher-Bande ihn ein weiteres Mal als aktives Mitglied aufnimmt. Reinhold hält das für die Vorbereitung der Rache und kommt ihm zuvor, er ermordet Mieze und gibt nach seiner Verhaftung Biberkopf als Täter aus. Dieser taucht unter, wird aber aufgrund eines Suizid-Versuches verhaftet. In der Gefängnisabteilung eines Irrenhauses, in die er während eines Hungerstreiks eingeliefert wird, streift er den Tod und beginnt schließlich, als seine Unschuld feststeht, ein neues Leben als Hilfsportier.       1.3 SONSTIGE INFORMATIONEN ZUM WERK     „Berlin Alexanderplatz“ gilt als der bedeutenste Großstadtroman der deutschsprachigen Literatur und zugleich als Döblins Hauptwerk.

Nur John Dos Passos` New Yorker Roman „Manhattan Transfer“ von 1925 lässt sich mit diesem Werk vergleichen.   Döblins Bezug zu diesem Milieu liegt auf der Hand: Im Berliner Osten aufgewachsen und als Nervenarzt eine Praxis in dieser Gegend führend, kannte er das harte Leben der Menschen – Wohnungsnot , kleine und große Kriminalität. So wandte er sich im Alexanderplatz dem zu, was er täglich vor Augen hatte und nahm sich der Aufgabe an, dies literarisch zu bewältigen.         2 EINLEITUNG     Bei der Diskussion über Straftaten in der Öffentlichkeit wird gerne vergessen, dass es sich bei Straftätern um menschliche Schicksale handelt und ein typischer Verbrecher in den meisten Fällen nicht den Klischeevorstellungen eines „Panzerknackers“ entspricht.   Aber auch Profikiller, Berufseinbrecher und Profibankräuber sind in Gefängnissen eher die Ausnahme.   75 % der Insassen einer Haftanstalt sind Gefangene aufgrund des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Abschiebehäftlinge.

  Das bedeutet, dass der Großteil der Häftlinge aus Gründen einsitzt, über die man verschiedener Auffassung sein kann, die aber nichts mit klassischen Vorstellungen von Kriminalität zu tun haben.   Der Rest, also ein Drittel der Gefangenen sind Personen, deren Taten man auf keinen Fall billigt. Aber gerade in diesen Fällen handelt es sich um Menschen, die oft selbst Opfer von Umständen wurden, die sie zu Kriminellen im herkömmlichen Sinn haben werden lassen.   Dies wird auch in Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ an der Hauptfigur Franz Biberkopf veranschaulicht: „Er ist von Natur aus gut, was man so nennt, und obendrein ist er ein gebranntes Kind und fürchtet das Feuer. Und wie er in die Welt geht, siehe da, er will anständig sein, er will die Gesetze dieser Welt, wie er sie sich denkt, ehrlich und treu ausführen, – und – es – geht nicht!“1   All dies soll keine Entschuldigung für kriminelle Handlungen sein, doch es soll helfen die Hintergründe des Strafvollzuges und der Resozialisierung nach abgebüßter Haft zu ergründen.       3 STRAFVOLLZUG     3.

1 ALLGEMEINES   Das Erwachsenenstrafrecht kennt nur zwei Strafen: Freiheits- und Geldstrafen.   Daneben gibt es die "Maßregeln der Sicherung und Besserung", darunter die Unterbringung in einer (geschlossenen) Heil- oder Pflegeanstalt (geschlossenes psychiatrisches Krankenhaus - sog. Maßregelvollzug) oder die "Sicherungsverwahrung" im Anschluß an eine Freiheitsstrafe.   Vollzugsarten: Strafhaft, U-Haft; Frauen-, Männer- und Jugendvollzug; Vollstreckung des Jugendarrestes; Offener und Geschlossener Vollzug;     3.2 SINN UND ZWECK DES STRAFENS     Strafen heißt, mit Absicht Übel zufügen. Kriminalstrafe heißt, mit absichtlicher Übelzufügung durch staatliche Organe auf Kriminalität, auf kriminelle Taten reagieren.

Nicht erst die Strafe ist eine Übelzufügung, bereits das Strafverfahren beschneidet Freiheits- und Persönlichkeitsrechte der Beschuldigten. Das Strafverfahren ist ein Zwangsverfahren. Selbst bei einem Freispruch wird mit dem Ermittlungsverfahren, dem Anklagevorwurf, der Hauptverhandlung in das Persönlichkeitsrecht eingegriffen. Über die Bloßstellung in der Öffentlichkeit kann eine Anklage zum wirtschaftlichen Ruin oder zum Verlust von gesellschaftlichen und politischen Ämtern führen. Strafe ist niemals Wohltat, mag sie auch noch so gut gemeint sein.     3.

2.1 Strafbedürfnisse   Strafbedürfnisse sind in vielen gesellschaftlichen Bereichen (etwa im Sport bei Verstößen gegen die Spielregeln) zu finden. „Nach Ansicht des französischen Soziologen Émile Durkheim verlangt das Gemeinschaftsbewusstsein bei Verletzung anerkannter Normen nach Reaktionen. Diese können Strafen sein. Es können aber auch andere Maßnahmen zur Wiederherstellung des Rechtsfriedens sein.“2   Besonders nach schweren Verbrechen wird der Ruf nach härteren Strafen laut.

Die tieferen Wurzeln dafür müssen hier offen bleiben. Strafbedürfnisse entstehen aber oft aus einem natürlichen Empfinden, aus einem anerzogenen Gefühl, zum Selbstschutz der Gemeinschaft oder mangels alternativer Lösungen.   Daneben gibt es auch ein Genugtuungsinteresse der verletzten Person selbst. Weiters gibt es eine Straftheorie, nach der der Sinn der Strafe darin liegt, die Schuldverarbeitung für den Straftäter zu ermöglichen. Einige Häftlinge sehen ihre Strafe als Reinigungsprozess und nötigen Schritt in ein neues Leben.  Auch Franz Biberkopf sieht seine Haftstrafe als Buße und erkennt den Sinn der Strafe.

Dies belegt folgendes Zitat: „Das weiß ich, seufzte er in sich, dass ich hier rin muß und dass ich aus dem Gefängnis entlassen bin. Sie mussten mich ja entlassen, die Strafe war um, hat seine Ordnung, der Bürokrat tut seine Pflicht.“3           4 GEFÄNGNISALLTAG   „Wie es um die Menschenwürde in einer Gesellschaft bestellt ist, lässt sich nirgendwo so deutlich ablesen wie an ihrer Strafpraxis: Sie ist Feuerprobe für eine anständige Gesellschaft.“4   Die Zellen in österreichischen Gefängnissen haben eine Größe zwischen 3 und 8 qm pro Person. So ist das größte sichtbare Manko der Bewegungsmangel. Viele Gefangene reagieren apathisch mit ständigem Hin- und Hergehen, ähnlich wie es bei eingesperrten Tieren im Zoo zu beobachten ist.

  Die meisten Türen können nur von außen aufgemacht werden, sind sehr massiv und trotzdem schließen sie in den meisten Gefängnissen nicht dicht. Daher ist es in den meisten Zellen sehr kalt und laut.   Als Schlafstätte dient ein Bett mit Matratze und Überzug, ein flaches Kopfkissen und als Bettdecke sehr raue und nicht immer warme Filzdecken mit Stoffüberzug. Tisch- und Sitzbretter sind nicht justierbar und führen auch durch die fehlende Lehne zu Rückenproblemen.   Der Tag beginnt um etwa 6:00 Uhr früh mit Wecken. Um etwa 12.

00 kommt das Mittagessen, um 17:00 Uhr wird Abendessen und Frühstück gleichzeitig ausgeteilt, alles in der eigenen Zelle. Disziplin bestimmt den Gefängnisalltag. Alles ist exakt geplant und macht es den Wächtern einfacher die Häftlinge zu kontrollieren und in Schach zu halten. So auch in „Berlin Alexanderplatz“, Franz Biberkopf erlebt die gesamte Härte des Strafvollzugs. Dies soll das folgende Zitat zeigen: „Der Schweiß auf seiner Stirn! Die Angst, wieder! Und plötzlich rutscht ihm der Kopf weg. Bumm, Glockenzeichen, Aufstehn, 5 Uhr 30, 6 Uhr Aufschluß, bumm bumm, rasch noch die Jacke bürsten, wenn der Alte revidiert, heute kommt er nicht.

“5   Das Essen besteht im Normalfall aus einem Stück Weißbrot, ein bisschen Margarine und abwechselnd ein Stück Wurst oder etwas Marmelade dazu. Zu Trinken gibt es meist wässrigen Tee. Das Mittagessen ist Dampfkost, das bedeutet viel Eintopf, Kartoffeln und ab und zu Fleisch dazu. Der Speiseplan wirkt nach einigen Wochen sehr eintönig und wiederholt sich ständig. Gegessen wird aus Blechtellern. Milch, Säfte oder andere Nahrungsmittel, die heute jeder Ernährungswissenschaftler für eine gesunde Ernährung empfiehlt, tauchen im Standardspeiseplan nicht auf.

  Ansonsten verbringen die Häftlinge den Tag in der Arbeitsstätte. Arbeit ist Pflicht. Dies gilt jedoch nicht für Schwangere und Gefangene über 65. Eine Verweigerung der Arbeit kann Disziplinarmaßnahmen nach sich ziehen. Jedem Häftling soll eine wirtschaftlich ergiebige Arbeit zugewiesen werden, die seinen Fähigkeiten und Neigungen entspricht. Gibt es keine wirtschaftlich ergiebigen Arbeiten, können den Gefangenen auch anderen angemessenen Beschäftigungen zugewiesen werden .

Ein Rechtsanspruch auf eine wirtschaftlich ergiebige Tätigkeit besteht somit also nicht. Gefangene, die zu einer wirtschaftlich ergiebigen Arbeit nicht fähig sind, sollen an arbeitstherapeutischen Maßnahmen teilnehmen. Geeignete Gefangene können auch an beruflichen Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen. Daneben kann man auch zu anstaltsinternen Hilfstätigkeiten herangezogen werden.   Auch Biberkopf arbeitete im Gefängnis und erinnert sich an seine Mithäftlinge im folgenden Zitat: „ Drin saßen die andern, tischlerten, lackierten, sortierten, klebten, hatten noch zwei Jahre, fünf Jahre.“6   Zu überhöhten Preisen können bei einem Monopolhändler aus eigenen finanziellen Mitteln alle 14 Tage für einen gewissen Betrag Lebensmittel, Körperpflegemittel und anderes bestellt werden, etwa Haarshampoo, Deo, Schreibpapier oder H-Milch sowie Zigaretten.

Die Anstalt selber stellt nur ein Stück Seife, Zahncreme und eine Zahnbürste für die Körperpflege zur Verfügung.   Weiters ist das endlose, monatelange Warten unerträglich, die psychologische Anspannung kaum zu beschreiben.   Um der Langeweile zu entfliehen, können sich Bücher ausgeliehen werden. Diese stammen meist aus aufgelösten Beständen von Firmenwerksbibliotheken der vergangenen Jahrzehnte und stellen das einzigste intellektuelle Angebot da.   2mal die Woche gibt es frische Wäsche, das bedeutet je eine Unterhose, Unterhemd, Hemd und Hose. Der Zustand der Wäsche ist durchwegs schlecht, oft fehlen Knöpfe, Nähte sind aufgeplatzt etc.

  Kommunikation nach außen ist nur per Post möglich. Diese wird über einen Richter zensiert und dauert auf diese Art etwa 3-6 Wochen, bis sie ankommt. Es vergehen also mind. 1-2 Monate, bis eine Antwort kommt. Für viele Gefangene ein unerträglicher Zeitraum. Das Porto muss aus eigenen Mitteln bezahlt werden.

Besuche sind nur alle 14 Tage für je 30 Minuten möglich, in einem winzigen Raum mit anderen Gefangenen und überwacht von Beamten. Dabei ist es so laut, dass man sich kaum versteht.   Ohne Rechtsanwalt ist man praktisch aufgeschmissen, wobei die Einschaltung eines solchen mit einigen tausend Euro zu Buche schlägt. Dies führt oft zu erheblichen finanziellen Problemen. Gefangene ohne finanzielle Mittel müssen drei Monate warten, bevor sie einen oft fragwürdigen Pflichtverteidiger bekommen.   Durch das fast ständige Verschließen der Zellentüren besteht vor allem für Gefangene in Einzelzellen kaum die Möglichkeit notwendiger sozialer Kontakte.

Auch beim täglichen Hofgang haben die Häftlinge nur selten die Möglichkeit eine Gesprächsbasis aufzubauen. Nur am Wochenende besteht für wenige Stunden die Möglichkeit, sich zu anderen Gefangenen "umschließen" zu lassen.             4.1 TYPISCHER TAGESABLAUF IM GEFÄNGNIS       6:00 Wecken, anschließend Frühstück auf der Zelle 7:00-12:00 Arbeit in den Arbeitsbetrieben 12:00-13:00 Mittagessen auf der Zelle 13:00-16:00 Arbeit in den Arbeitsbetrieben 16:00-17:00 Hofgang 17:00 Abendessen auf der Zelle bis 21:00 Aufschluss, eventuell Freizeit-/Gesprächsgruppen ab 22:00 Nachtruhe       5 SCHÄDLICHE FOLGEN DES STRAFVOLLZUGES     5.1 DAS GEFÄNGNIS ALS TOTALITÄRE INSTITUTION     Unter totalitären Institutionen versteht man solche, die das gesamte Leben der darin lebenden Menschen beherrschen. Außer Gefängnissen zählen dazu in mehr oder weniger starkem Ausmaß auch psychiatrische Krankenhäuser, Erziehungsheime, Kasernen, Internate und Klöster.

Ihnen allen sind einige Merkmale gemeinsam:   Autoritäres System Streng geregelter Tagesablauf Viele Schicksalsgenossen Institution darf nicht verlassen werden   Menschen, die in solchen Institutionen leben (müssen), sind zum Teil einem hohen psychischen Leidensdruck ausgesetzt. Das Gefängnis als Inbegriff einer solchen totalen Institution kann zahlreiche schädlichen Auswirkungen auf die Inhaftierten haben.                       5.2 PROBLEME IM GEFÄNGNIS     IDENTITÄTSVERLUST   Mit dem Tag der Inhaftierung verliert der Gefangene auf einen Schlag all seine gewohnten Lebensbezüge. Mit einem Mal ist er völlig hilflos einer übermächtigen Institution ausgeliefert. Schon durch die Einkleidung in die uniforme Anstaltskleidung wird dem Gefangenen verdeutlicht, dass für ihn nun ein völlig anderes Leben beginnt und dass er sich in nichts von all den anderen "Verbrechern" unterscheidet, wohl aber vom Großteil der Bevölkerung außerhalb der Anstalt.

Neben seiner Freiheit verliert der Gefangene eine ganze Reihe weiterer Güter, die für Menschen außerhalb der Gefängnismauern zur Selbstverständlichkeit gehören und zu einem menschenwürdigen Leben nötig sind.     VERLUST DER PRIVATSPHÄRE   Von Privatsphäre kann nicht die Rede sein, wo man auf engem Raum mit unzähligen Menschen zusammenleben muss, deren Gemeinschaft man nicht gesucht hat. Es gibt kaum eine Möglichkeit, sich vor den anderen zurückzuziehen und selbst, wenn man allein in der Zelle sitzt, kann man nie sicher sein, ob nicht im nächsten Augenblick ein Beamter die Tür öffnet.     SEXUELLER ENTZUG   Im Roman „Berlin Alexanderplatz“ erlebt Franz Biberkopf diese Problematik auf folgende Weise: „Man steht am Zellenfenster und sieht durchs Gitter auf den Hof. Manchmal gehen Frauen vorbei, Besuch oder Kinder oder Hausreinigung beim Alten. Wie sie überall an den Fenstern stehn, die Sträflinge, und kucken, alle Fenster besetzt, verschlingen jedes Weib.

“7   Wo nur Männer zusammenleben, werden auch solche zur Homosexualität gedrängt, die von ihrer Veranlagung her heterosexuell sind. Häufig kommt es zu sexueller Gewalt.     TRENNUNG VON DEN ANGEHÖRIGEN   Strafgefangenen steht pro Monat mindestens eine Stunde Besuch durch Verwandte zu. Die Personalknappheit in vielen Gefängnissen lässt dieses Minimum oft zur Regel werden.         MANGEL AN EINER NATÜRLICHEN UMGEBUNG   Bei nur einer Stunde Hofgang pro Tag sind die Gefangenen die meiste Zeit einer eintönigen, künstlichen und krank machenden Umgebung ausgesetzt.     VERLUST DER HABE   Außer den wenigen Gegenständen, die der Gefangene in seiner Zelle besitzen darf, wird ihm aller Besitz weggenommen.

    VERLUST VON SELBSTÄNDIGKEIT UND KREATIVITÄT   Im Strafvollzug ist jeder Augenblick des Alltags streng geregelt. Für freie, eigenverantwortliche Entscheidungen bleibt kein Raum.     VERLUST DER PERSÖNLICHEN SICHERHEIT   Gefangene sind Übergriffen durch Mitgefangene und Vollzugspersonal fast ungeschützt ausgesetzt.     VERLUST DES REALITÄTSSINNS   Viele Gefangenen verlieren in der Haft den Sinn für jede Realität. Oft träumen sie von einer wunderschönen Zukunft nach der Inhaftierung, ohne an ihre negativen Erfahrungen in der Vergangenheit und praktische Probleme zu denken.     HAFTKOLLER   Die psychischen Belastungen während der Haft können bei langen Haftstrafen zu seelischen Spannungen führen, die sich irgendwann gewaltsam gegenüber Mitgefangenen oder dem Anstaltspersonal entladen.

    SELBSTMORD   Gerade in den ersten Tagen der Haft kann der durch die Inhaftierung ausgelöste Schock zum Selbstmord führen. Gefangene, die zum ersten Mal ins Gefängnis kommen, sind davon besonders häufig betroffen.   ERLERNEN VON KRIMINALITÄT   Im Gefängnis kann der Gefangene viel dazulernen: Ein Drogentäter kann beispielsweise lernen, wie man ein Auto knackt; ein Autodieb erfährt, wie sich mit Heroin schnelles Geld machen lässt usw.     5.3 PROBLEME BEI DER RESOZIALISIERUNG     „Er war frei. [.

..] Der schreckliche Augenblick war gekommen, die vier Jahre waren um. [...

] Die Strafe beginnt.“8     VERLUST DER ARBEIT   Nach der Inhaftierung ist es für Gefangene sehr schwierig eine neue Arbeit zu finden. Plötzlich stehen den laufenden Ausgaben keine ausreichenden Einnahmen mehr gegenüber, und der Schuldenberg beginnt unaufhaltsam zu wachsen. In einer solchen Situation verlieren Ex-Häftlinge oft den Überblick über ihre finanzielle Lage.     VERLUST DER WOHNUNG   Während der Haft können sich nur wenige Gefangene eine Wohnung oder Haus leisten. Kommen sie dann aus dem Gefängnis, steht er zunächst einmal auf der Straße.

    VERLUST AN BEZIEHUNGEN   So mancher will mit einem "Ex-Knacki" nichts mehr zu tun haben. Überhaupt ist es schwierig Beziehungen nach draußen aufrechtzuerhalten, wenn man sich monate- oder jahrelang niemals sieht. Auch viele Ehen zerbrechen während der Inhaftierung.       5.4 HILFESTELLUNG BEI DER RESOZIALISIERUNG     „Es gab ein schönes Haus an der Stadtbahn, Grunerstraße 1, am Alex, Gefangenenfürsorge. Die sehen sich Franzen an, fragen ihn hin und her, unterschreiben: Herr Franz Biberkopf hat sich unserer Schutzaufsicht unterstellt, werden nachforschen, ob Sie arbeiten, und Sie haben sich jeden Monat vorzustellen.

Gemacht, Punkt, alles, alles in Butter.“9   Haftentlassung ist entgegen der landläufigen Meinung eine akute Krisensituation. Die Hilfe muss also in erster Linie konkret und vor allem an der materiellen Grundsicherung orientiert sein. Neben dieser Krisenintervention wird auch versucht, Angebote zur Strukturierung des Alltags zu machen. Viele Sträflinge haben in der Haftzeit verlernt, selbstständig zu handeln.     „Die Wiedergewinnung einer Sozialkompetenz in der Bewältigung der Anforderungen und Konflikte des Alltags stellt die Grundlage für ein rückfallfreies Leben dar.

“10     BEWÄHRUNGSHILFE   Die Entscheidung, ob ein Bewährungshelfer bestellt wird, trifft das Gericht. Die Aufsicht in der Bewährungszeit obliegt dem Richter.   Bewährungshelfer arbeiten mit der Grundeinstellung, dass Straffälligkeit in vielen Fällen eine der möglichen Reaktionen auf soziale oder persönliche Problemlagen ist. Ziel muss es daher sein, die Stärken des Ex-Häftlings zu fördern und gemeinsam mit ihm auf die Beseitigung oder aber auf einen anderen Umgang mit den Problembereichen hinzuarbeiten.   Die Motivation des Freigelassenen zur aktiven Mitarbeit zu beleben, ist daher ein wichtiger Anfang.   Der Ex-Häftling wird dabei grundsätzlich als eigenständig handelnde und Verantwortung tragende Person verstanden - trotz aller Defizite.

Die Stärkung von Eigeninitiative und Selbständigkeit steht im Vordergrund.   Sozialarbeit in der Haftentlassenenhilfe stellt sich nicht nur einzelnen Problemlagen des Klienten, sondern versucht die Gesamtheit der Probleme aber auch der Ressourcen in die Betreuung einzubeziehen.   Bewährungshelfer können nur in seltenen Fällen unmittelbar Arbeit, Geld oder eine Wohnung beschaffen. Sie können aber den Kontakt zu Einrichtungen vermitteln, die die Reintegration in den Arbeits- bzw. Wohnungsmarkt zum Ziel haben und sich auch um die Finanzierung solcher Maßnahmen kümmern. Außerdem geben Sie Hilfestellung bei der Wohnungssuche und bei Bewerbungen.

  Außerdem dürfen sie Außenstehenden (z.B. Behörden, Arbeitgebern, Gläubigern) keine Informationen aus dem persönlichen Lebensbereich Ihrer Klienten ohne deren Zustimmung preisgeben.   Tagesstrukturierende Angebote wie z.B. Werkstätten und Freizeitaktivitäten sollen soziales Lernen ermöglichen.

Entscheidend dafür ist eine ausgeprägte Teamarbeit und eine intensive Kommunikation der Sozialarbeiter einschließlich der freien Mitarbeiter.                   6 RESUMÈE   Straffällig gewordene Menschen können ein delikt- und straffreies Leben führen. Dazu braucht es Hilfe. Grundvoraussetzung für die Vermeidung neuer Straffälligkeit ist die Absicherung des Lebensunterhalts und Unterkunft.   Franz Biberkopf konnte seinem Schwur, anständig zu bleiben, nicht treu bleiben. Es fehlte ihm kompetente Hilfe um ein neues Leben zu beginnen.

Für ihn beginnt ja auch erst die eigentliche Strafe als er aus der Haft entlassen wird.   Heutzutage sollen Bewährungshelfer Menschen wie Franz Biberkopf helfen einen Neubeginn zu wagen um dem Teufelskreis der Kriminalität zu entkommen.   Auch der herkömmliche Strafvollzug läuft nicht problemlos ab. Die psychische Belastung der Häftlinge ist enorm und die schädlichen Folgen quälen sie ihr ganzes Leben.   „So wird man ruiniert, weil man nicht immer so gewesen ist, wie man sein sollte. Ich gloobe nicht, dass die andern viel besser sind.

Nee, det gloob ick nicht. Verrückt wollen sie eenen machen. [...] Dann heißt es: bist entlassen und wieder rin, mang in den Dreck, und das ist noch derselbe Dreck wie vorher.

Da gibt’s nichts zu lachen.“ 11 7 QUELLENVERZEICHNIS     Primärliteratur   Alfred Döblin – „Berlin Alexanderplatz“, 38. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München     Sekundärliteratur   H. Müller-Dietz – „Strafvollzug in den 90er Jahren“, 1995, Centaurus Verlag, Herbolzheim Avishai Margalit – „Politik der Würde – Über Achtung und Verachtung“, 1997, A. Fest Verlag, Berlin H.

Cornel, B. Maelicke & B.-R. Sonnen – “Handbuch zur Resozialisierung”, 1995, Nomos-Verlag, Baden-Baden https://www.agbewaehrungshilfe.de/publikat.

htm     8 VERZEICHNIS DER FUSSNOTEN (1) Zitat vgl. Alfred Döblin – „Berlin Alexanderplatz“, 38. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, Seite 413 (2) Zitat vgl. H. Müller Dietz – „Strafvollzug in den 90er Jahren“, 1995, Centaurus Verlag, Herbolzheim, Seite 67 (3) Zitat vgl.

Alfred Döblin – „Berlin Alexanderplatz“, 38. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, Seite 9 (4) Zitat vgl. Avishai Margalit – „Politik der Würde – Über Achtung und Verachtung“, 1997, A. Fest Verlag, Berlin, Seite 211 (5) Zitat vgl. Alfred Döblin – „Berlin Alexanderplatz“, 38.

Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, Seite 28 (6) Zitat vgl. Alfred Döblin – „Berlin Alexanderplatz“, 38. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, Seite 8 (7) Zitat vgl. Alfred Döblin – „Berlin Alexanderplatz“, 38.

Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, Seite 25 (8) Zitat vgl. Alfred Döblin – „Berlin Alexanderplatz“, 38. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, Seite 8 (9) Zitat vgl. Alfred Döblin – „Berlin Alexanderplatz“, 38.

Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, Seite 35 (10) Zitat vgl. Alfred Döblin – „Berlin Alexanderplatz“, 38. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, Seite 35 (11) Zitat vgl. Alfred Döblin – „Berlin Alexanderplatz“, 38.

Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, Seite 22

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