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  Sansibar und der letzte grund

Sansibar oder der letzte Grund      Im Herbst 1937 treffen fünf Menschen in Rerik, einer Kleinstadt an der Ostsee zusammen. Sie wollen vor der Diktatur der Nazis fliehen. In der Kirche der Hafenstadt ist eine Plastik, die die Nazis als „Entartete Kunst“ konfiszieren und vernichten wollen. Der „lesende Klosterschüler“ ist ein Symbol der Freiheit. Jede Person hat einen Verlust: Der Junge verliert seinen Vater, Gregor seine Freundin, Helander seinen Glauben, Judith ihre Mutter; Helander bittet Knudsen und Gregor den „lesenden Klosterschüler“ zum Probst von Skillinge zu bringen. In der Aktion begegnet Gregor einem jüdischen Mädchen namens Judith, das auf der Flucht ist.

Knudsen fühlt sich betrogen als Gregor von ihm verlangt, Judith mitzunehmen. Nach einer Auseinandersetzung zwischen Knudsen und Gregor, erklärt sich Knudsen bereit Judith mitzunehmen. Mit der Beförderung der Plastik und Judith gibt sich Knudsens Schiffsjunge, trotz erträumten „Sansibars“, zufrieden.   Die 5 Hauptpersonen sind in einzelnen Kapiteln dargestellt. Junge   Der Junge hat eine spezielle Rolle. Alle Kapitel des Jungen sind kursiv gedruckt.

Der Autor öffnet und schließt seinen Roman mit dem Kapitel des Jungen. Auffällig ist dass sein Name nicht im Roman genannt wird. Der Junge ist 15 Jahre alt. Er wuchs ohne seinen Vater auf, der in Rerik als Säufer galt und mit seinem Boot kenterte und ertrank. Seine Mutter versteht ihn nicht und nörgelt immer, wenn er von seinem Vater spricht. Er arbeitet als Schiffsjunge bei Knudsen, einen Fischer.

Der Junge verbringt seine Freizeit in einem verlassenen Speicher einer Gerberei, diese dient ihm als ein Versteck. Im Laufe des Romans liest er „Huckleberry Finn“, mit dem er seine eigene Persönlichkeit vergleicht. Er möchte Matrose werden, bekommt allerdings keine Erlaubnis von seiner Mutter, weil sie befürchtet, dass ihm dasselbe Schicksal widerfährt wie seinem Vater. Der Junge möchte aus Rerik fliehen. Seine Gründe sind:   dass in Rerik nichts los ist dass Rerik seinen Vater getötet hat dass es Sansibar gibt   Im Verlauf des Romans wird der Junge erwachsener. Er entwickelt sich vom Kind zum Jugendlichen, der lernt Verantwortung zu übernehmen.

Ein Anzeichen dafür ist, das Nachdenken darüber, ob er Knudsen fragen sollte, Judith mitzunehmen oder nicht. Er erkennt, dass die Gründe, die er für das Verlassen Reriks aufbrachte falsch sind. Er entdeckt bei der Überfahrt, dass doch ein Hauch von „Sansibar“ vorhanden ist (S. 147 Z.10) „Ich bin raus, es hat wunderbar geklappt, ich bin in Schweden, ein paar Tage bleib ich hier und dann geh ich irgendwo hin und melde mich und sag, das ich ein Politischer bin. Und dann geht es immer weiter, dann kommt vielleicht Amerika und der Mississippi oder Sansibar und der Indische Ozean.

“ Schließlich gibt er die Flucht in die schwedischen Wälder auf und kehrt mit Knudsen zurück.           Gregor   Gregor ist Funktionär des ZK der KPD. Er wurde in Moskau in der Lenin – Akademie ausgebildet. Selbst durch die Ausbildung von Kriegstrategie verlor er nie sein eigenständiges Denken. Nach dem ersten Treffen mit Knudsen beginnt er sich von der Partei abzulösen und seine eigenen Aufträge, an die er Glauben kann, auszuführen. Er wollte nur noch den einen letzten Auftrag in Rerik ausführen.

Gregors Leitbild ist der „lesende Klosterschüler“ nach dem er sich richtet, als er dem „Klosterschüler“ in der Georgenkirche begegnet. (S.39 Z.26) „Ich habe einen gesehen, der ohne Auftrag lebt. Einen der lesen kann und dennoch aufstehen und fortgehen.“ Er kommt zur Erkenntnis, dass man auch ohne einen Auftrag leben kann.

In der Nacht der Flucht verzichtet Gregor auf Knudsens Angebot mitzufahren und kehrt zurück, mit einer neuen Lebenseinstellung und Aufgabe: (S.134 Z. 23-26) „Das nüchterne, farblose, Morgenlicht zeigt die Gegenstände ohne Schatten und Farben, es zeigte sie beinahe so, wie sie wirklich waren, rein und zur Prüfung bereit. Alles muss neu geprüft werden…“   Knudsen   Knudsen ist ein Fischer in Rerik. Er lebt dort mit seiner geisteskranken Frau Bertha. In Rerik ist er das letzte Mitglied der KPD.

Er wendet sich von der Partei ab, weil sie gar nicht gegen die Nazis unternehmen. Er wird von Helander, einen Pfarrer, gebeten eine Holzfigur, den „lesenden Klosterschüler“ nach Skillinge zu bringen. Knudsen lenkt die Bitte des Pfarrers ab. Als er Gregor in der Kirche begegnet und sich mit ihm auseinandersetzt, fängt Knudsen an Gregor zu hassen, weil er bemerkt, dass Gregor desertieren will. Knudsen Hass wachst als Gregor ihn dazu bringen will den „Klosterschüler“ mitzunehmen. Knudsen nimmt den „Klosterschüler“ mit, weil er vor Hass auf Gregor, seine Stärke zeigen möchte, dass er alle – bis auf Gregor – retten oder helfen kann.


Als Gregor von Knudsen verlangt Judith auch noch mitzunehmen, fühlt sich Knudsen betrogen. Er weigert sich und es kommt zu einer Auseinandersetzung mit Gregor. Am Ende des Kampfes erklärt Knudsen sich bereit Judith die Flucht zu ermöglichen. Knudsen bietet Gregor an mitzufahren, aber Gregor lehnt das Angebot ab, um keine Schwäche zu zeigen.   Helander   Helander ist ein Pfarrer der Georgenkirche in Rerik. Im Ersten Weltkrieg wurde ihm, ein Bein amputiert.

Seine Beinschmerzen werden immer größer und er fürchtet dass er nicht mehr lange Zeit lebt. Er fühlt sich von Gott verlassen. Seine Amtsbrüder sind längst auf der Seite der „Anderen“. Er betet und wartet auf ein Zeichen Gottes, dass das Handeln der „Anderen“ falsch ist, aber er bekommt kein Zeichen. Helander sieht den „lesenden Klosterschüler“, als größtes Heiligtum der Kirche. Für ihn ist der „Klosterschüler“ ein Symbol der geistigen Freiheit.

Als einer der „Anderen“ den „Klosterschüler“ abholen will, verteidigt Helander den „Klosterschüler“ und muss damit rechnen, selbst abgeholt zu werden. Er sucht bei Knudsen und Gregor Hilfe auf; die helfen ihm auch; Als die Polizei (Gestapo) den „Klosterschüler“ abholen will, verstößt er das Gesetz der Kirche ( Du darfst nicht Töten ) und tötet einen Zivilisten der „Anderen“. Bevor Helander getötet wird bekommt er ein Zeichen Gottes: (S.145) „Herrgott, erinnerte er sich plötzlich, die Schrift! Jetzt muß sie doch erscheinen, die Schrift auf der Wand meiner Kirche. Die Schrift auf die ich schon mein ganzes Leben lang gewartet habe. Er wandte sich um und blickte auf die Wand, und während er die Schrift las, spürte er kaum, wie das Feuer in ihn eindrang, er dachte nur, ich bin lebendig, als die kleinen heißen Feuer in ihm brannten.

Sie trafen ihn überall.“ Zum Augenblick seines Todes wird Helander das Leben sinnvoll, er erlebt die Erfüllung seines Glaubens an der Schrift, die an der Ziegelwand erscheint.   Judith   Judith kommt aus einer reichen jüdischen Familie. Sie und ihre Mutter sind als Juden der faschistischen Politik der Nazis ausgeliefert. Judiths Mutter begeht Selbstmord, damit sie Judith nicht bei der Flucht behindert. Judith befolgt den Rat ihrer Mutter, als letzten Wunsch den sie vollstrecken muss, in Rerik die Flucht zu versuchen.

Sie muss der Realität ins Auge sehen. Sie merkt, dass sie nicht erfahren genug ist, ihr Schicksal in die Hände zu nehmen. Die Menschen die ihr in Rerik begegnen sind ihr fremd, mit Ausnahme von der gebildeten Umgangsform Helanders. Sie ist in der Lage Menschen einzuschätzen. Ihr Fluchtversuch mit einem schwedischen Frachtschiff scheitert. Sie bemerkt erst spät, dass der Steuermann ihr nicht helfen kann.

Als sie Gregor begegnet, bekommt sie zusammen mit dem „Klosterschüler“ doch die Möglichkeit zu fliehen. In dieser Begegnung wird sie erwachsener, sie legt ihre kindlichen Fantasien, von der Vorstellung einer heilen, geborgenen Welt, ab.   Der Junge steht für Menschen die auf der Suche nach Freiheit und Leben sind. Gregor steht für alle die nur Aufträge ausführen und den Sinn dessen nicht verstehen und sich dann fragen, was für ein Sinn dieser Auftrag habe. Der lesende Klosterschüler ist ein Symbol der Unabhängigkeit und der Freiheit. Für die Nazis ist er „entarteten Kunst“.

Knudsen steht für alle, die sich nicht mehr für Politik engagieren. Helander steht für Menschen, die einer Glaubenskrise ausgesetzt sind und auf der Suche nach ihrem Gott sind. Judith steht für die Opfer der Rassentheorie Hitlers.   Der Autor möchte mit diesen Roman sich mit dem Nationalsozialismus in einer kritischen Form auseinander setzen. Die Erzählperspektive ist sie der fünf Hauptpersonen. Der Leser erfährt Wahrnehmungen, Handlungen und Gedanken.

Die Kapitel sind außerdem jeweils einem Abschnitt im Leben der Person zugeordnet.   Kritik:   kein überschaubarer auktorialer Erzähler (Mosaiksteinchen) keine Einführung (Folge: Leser muss sich selbst zurecht finden.) Der Roman beschränkt sich auf das, was sich im Inneren der Person abspielt.

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