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  Redeübung - homo faber, max frisch

Max Frisch „Homo Faber“  Ich möchte Euch heute einen Einblick in Max Frischs Werk „Homo Faber“ gewähren. Zuerst ein paar kurze Informationen über den Autor: Max Frisch wurde am 15 Mai 1911 in Zürich als Sohn eines Architekten geboren. Nach seinem Abschluß im Züricher Realgymnasium widmete er sich vorerst dem Studium der Germanistik, welches er jedoch abbrach, aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nach dem Tod seines Vaters, um hierauf als freier Journalist tätig zu sein. 1936 begann er schließlich mit dem Studium der Architektur, das er 1941 erfolgreich abschloß und dem er die Eröffnung eines Architektenbüros folgen ließ. Bereits in dieser Zeit konnte er mit Stolz auf den 1. der zahlreichen Preise, nämlich den Conrad-Meyr-Preis, zurückblicken.

Max Frisch liebte komplizierte Erzählsituationen und das reizvolle Spiel mit Erzähltem und Erinnertem. Zusammen mit Friedrich Dürrenmatt galt er als Leitfigur der Nachkriegsliteratur. Mit zunehmendem Alter nahmen schließlich seine Zurückgezogenheit und Illusionlosigkeit zu, bis er am 4. April 1991, kurz vor seinem 80. Geburtstag starb. Doch nun zur Personenzeichnung der Hauptpersonen seines 1967 erschienen Romans „Homo Faber“: Walter Faber: Ist ein Mensch der exakten Wissenschaft der Technik.

Von seiner Geliebten Hanna Landsberg auch „homofaber“ genannt. Junggeselle aus Überzeugung, tätig im Entwicklungshilfsdienst der UNESCO, sein höchstes Ideal ist die Vernunft, Technik, Maschinen und Statistik sind sein Leben und Sentimentalität ist ihm verhaßt. (Seite 24) Hanna Landsberg: Jugendliebe des Homo Fabers, verkörpert die emanzipierte Frau.(Seite 47) Ihr Wunsch war immer ein Kind ohne Vater. Ihr Ziel dem Mann ebenbürtiges zu leisten, verwirklichte sie, wenn auch um den Preis von 3 gescheiterten Partnerbeziehungen. Trotz aller Bindungen lebte Hanna eigentlich nur für ihr Kind: Sie unterrichtet es, versorgt es und lernte ihm zuliebe mit 40 noch Geige.

Trotzdem war all diese Aufopferung, wie ihr später noch hören werdet, umsonst.   (Eli)Sabeth: Hannas Tochter, sieht Joachim als ihren Vater. Kindlich intelligent, schön, sensibel, warmherzig, selbstbewußt und kunstbegeistert.   Herbert Hencke: Bruder Joachims   Joachim Hencke: Bruder Herberts, als Medizinalstudent Jugendfreund Walters.   Ivy: Geliebte Walters, 26 Mannequin, verkörpert für Faber den „American Way of Life“   Bevor ich nun zur Haupthandlung übergehe, möchte ich noch darauf hinweisen, daß dieser Roman in der Form eines 2-teiligen Berichtes gehalten wird, wobei er die jeweiligen Teile als Stationen beschreibt. Berichtende Person ist Walter Faber selbst und zwar aus einer Situation heraus, in der er nicht mehr „er selbst“ ist.

Der Handlungsablauf ist geprägt durch einen chronologischen Erzählungsdrang, der immer wieder durch Rückblicke und Vorausdeutungen unterbrochen wird. Ich werde die Handlung aber in dem richtigen chronologischen Ablauf erzählen.       Der Schweizer Staatsbürger Walter Faber, Assistent an der Erdgenössischen technischen Hochschule in Zürich, lernt in der Vorbereitungszeit seiner Dissertation die Studentin der Kunstgeschichte Hanna Landsberg kennen und lieben. Als die, aus München stammende Halbjüdin schwanger wird, beschließt Walter sie, als seine Ehefrau, mit nach Bagdad, dem Ort seiner zukünftigen Berufsstellung mitzunehmen. Kurz vor der Hochzeit zieht das Mädchen jedoch seine Heiratszusage zurück und nach der fixen Vereinbarung, das Kind abtreiben zu lassen, macht sich faber allein nach Bagdad auf. Fabers Freund, der Düsseldorfer Medizinalstudent, Joachim Hencke sollte Hanna bei der Verwirklichung der Abtreibung hilfreich zur Seite stehen.

Satt dessen finden sich Joachim und Hanna bald darauf vor dem Altar wieder zum Bund einer Ehe die nicht lange halten sollte. Bald nach der Geburt Elisabeth kommt es zur Scheidung, da Hanna seinem Wunsch nach Kindern nicht nachgibt. Vorerst versucht Hanna sich und ihre Tochter in Paris durchzubringen, flieht aber schließlich vor den deutschen Truppen nach England, wo sie den deutschen Kommunisten Piper kennenlernt. Auch diese Ehe endet in einer baldigen Scheidung, da Piper als linientreuer Opportunist dem Kommunismus treu bleibt. Hanna begibt sich nun als britische Staatsbürgerin nach Athen, wo sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Institut ihren Lebensunterhalt verdient. Im Alter von 20 Jahren geht ihre Tochter Elisabeth nach Yale, wo sie ein halbes Jahr verweilt.


Walter Faber seit 1946 wohnhaft in Manhattan ist im Auftrag der UNESCO viel auf Reisen. Am 1. April 1957 begibt er sich auf einen Flug nach Caracas, auf dem er einen Düsseldorfer namens Hencke kennenlernt. Infolge eines Getriebeschadens ist die Maschine gezwungen in Wüstengebiet notzulanden. Für Faber eine Möglichkeit seinen Gefährten Hencke näher kennen zu lernen. Es stellt sich schließlich heraus, daß dieser Herbert Hencke der Bruder seines erwähnten Jugendfreundes ist, der nun seiner Tätigkeit in Guatemala nachgeht.

Auch dessen Ehe mit Hanna, der ein Kind entsprungen sein soll, kommt nun ans Licht. Walter, schon immer sehr flexibel, entschließt sich seinem alten Jugendfreund einen Besuch abzustatten. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten und längeren Wartezeiten erreichen sie die Plantage und finden Joachim erhängt vor. Herbert entschließt sich zu Übernahme der Plantage und Walter kehrt allein nach N.Y. zurück, wo ihn seine Geliebte Ivy, zu der er alle Brücken brechen wollte, erwartet.

Um ihr zu entkommen entschließt Faber sich zur Überfahrt nach Europa per Schiff, anstatt eines Fluges. Diese Reise stellt nun auch den Wendepunkt der Erzählung dar. An Bord lernt Faber eine Studentin, Sabeth Piper, kennen, die sich auf dem Weg nach Griechenland befindet und die Absicht hat vor Paris per Anhalter nach Rom zu gelangen. Faber, der sich Sabeth gegenüber sehr alt vorkommt, sieht in ihr in einer Weise eine Heraus-forderung und macht ihr kurz vor Ende der Reise einen Heiratsantrag, der aber unbeantwortet bleibt. Nach 5-tägiger Fahrt erreicht man schließlich Le Havre, wo eine allgemeine Trennung stattfindet. Faber, der Sabeth nicht mehr aus seinem Kopf vertreiben vermag und der ihre Kunstbegeisterung weiß, verbringt Tag und Tag im Louvre.

Seine Geduld wird belohnt, als er das Mädchen trifft, mit ihr die Opéra besucht und sie letztendlich nach seiner Beurlaubung nach Rom begleitet. Bereits in Avignon wird sie zu seiner Geliebten. Auf einem Grabhügel in der Via Appia naht schließlich die Stunde der Wahrheit. Walter muß erkennen, daß Sabeth, die Tochter seiner Geliebten Hanna ist. Den Gedanken sie könnte seine eigene Tochter sein, verwirft er nach kurzer Rechnung sofort wieder. (Seite 121) Als beide schließlich das völlig überlaufene Korinth erreichen, sind sie gezwungen im Freien zu übernachten.

Während sich Faber dann in den frühen Morgenstunden durch Schwimmen im Meer erfrischt, wird Sabeth von einer giftigen Aspisviper gebissen. Ein hinzukommender Sturz läßt sie in tiefe Ohnmacht sinken. Walter gelingt es nur mit großen Mühen sie nach Athen zu schaffen, wo es zu einer Wiederbegegnung mit Hanna kommt. Diese nimmt ihn mit zu sich in die Wohnung, während Sabeth im Krankenhaus zurückbleibt. Im Verlauf einer schlaflosen Nacht erkennt Faber schließlich, daß er seine eigene Tochter besessen hat. Hanna hatte er schon vorher seine Verhältnisse gestanden.

Am nächsten Morgen geht es Sabeth schlechter. Atemnot, wechselnder Puls... Als Walter und Hanna von einer Fahrt zur Unglücksstelle zurückkommen, müssen sie erfahren, daß Sabeth nicht infolge des Giftes, sondern aufgrund eines nicht erkannten Schädelbasisbruches durch den Sturz gestorben ist. Am Bett der toten Tochter verliert Hanna zum ersten und letzten Mal die Beherrschung und schlägt Walter ins Gesicht.

  Im 2. Teil seines Berichtes an Hanna schildert Walter seine Rückkehr nach N.Y.. Nach seiner Kündigung bei der UNESCO wird er schließlich in Athen von Hanna empfangen. Nach einer ersten Untersuchungen in der Athener Klinik, wird Walter gleich dort behalten.

Seine eigene Vermutung lautet Magenkrebs. (Seite 198) Während dieser Wartezeit beschreibt er jetzt diese 2. Station seines Lebens. Der 1. Bericht entstand während eines 2-wöchigen Krankenhausaufenthaltes in Caracas. Die letzte Eintragung am Morgen der Operation: 08.

05 Uhr Sie kommen. Diese 2 Station steht im krassen Gegensatz zur ersten. Zeigt diese doch neben dem Geschehen, das sich in ungewohnter Weise bis zur Katastrophe entwickelt, realistisch einen lebensfrohen von sich selbst überzeugten Mann. Der 2. Teil behandelt schließlich besonders die Selbstfindung Fabers, den Kampf gegen seine Schuld. Er weiß, er hat nur noch kurze Zeit zu leben und der Bericht dieses Schuldigen ist ein Versuch sich zu rechtfertigen.

Die Zerstörung dreier Existenzen lastet auf seinem Gewissen. Die Gefühle, mit denen er nie etwas anzufangen wußte rächen sich. Sie überwältigen ihn. Anfangs wollte er die Gefahr nicht erkennen, obwohl die Vorzeichen eindeutig waren und flüchtet in die Statistik, seiner Lebensphilosophie. Überraschungen werden der Kategorie der statistischen Ausnahme zugeordnet. Verherrlichung der Maschine, Abwertung des Menschen.

(Seite 75) Seine Definiton von Gefühl.(S 92) Erst als ihm in der Gestalt Sabeth Hanna wiederbegegnet gelingt es ihm einen Heiratsantrag zu machen. Bisher war Hanna die Einzige Frau gewesen, die er bereit gewesen wäre zu heiraten. Ganz allmählich verändert sich sein Bewußtsein. Aus dem streng rationaldenkenden Techniker wird ein Mann in dessen Bewußtsein sich Gedanken an Alter, an Sterben breitmachen.   Als er letztendlich dann erkennt, daß er, die so oft mißachtete Ausnahme in seiner vergöttlichten Statistik bildet und er somit den Kampf um die Beherrschbarkeit des menschlichen Scheusals verloren hat, ist es zu spät.

Er kann keinen Nutzen, keine Konsequenzen mehr ziehen.   Der Grund weshalb ich dieses Buch ausgewählt habe ist das Thema, nämlich der Konflikt zwischen Gefühl und Verstand, der behandelt wird. Walters Einsicht kommt zu spät. Er kann nichts mehr retten. Max Frisch erreicht durch oft groteske Pointen eine dramatische Zuspitzung des Geschehens. -Heiratsantrag eines dem Tode geweihten Mannes an seine eigene Tochter.

Nach und nach setzen sie die Bausteine zusammen und ergeben schließlich ein wenn auch schauerliches Gesamtbild. Übrig bleibt nur das zerstörte Leben dreier Menschen, Opfer von Egoismus, Rationalismus und Uneinsicht. Statistiken und Wahrscheinlichkeitsrechnungen haben versagt. Trotz der geringen Mortalität bei Schlangenbissen ist Sabeth Tod. Das Schicksal hat unabwendbar seinen Lauf genommen.

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