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  Gespenster (norw

GESPENSTER (norw. Gengangere) Henrik Ibsen  Autor: Henrik Ibsen wurde am 20. März 1828 in Skien in Norwegen geboren. Sein Vater war ein reicher, gut angesehener Kaufmann. Doch als Henrik acht Jahre alt ist geht das Geschäft des Vaters in Konkurs. Unter der darauf folgenden Behandlung als Deklassierter leidet er sehr.

Eigentlich wollte Ibsen Maler werden, doch wegen der schlechten finanziellen Verhältnissen der Familie beginnt er eine Apothekerlehre, zum „Broterwerb“ wie er selbst sagt. 1850 geht er nach Oslo, das damals noch Kristiania hieß, um zu studieren. Doch er schafft das Aufnahmeexamen nicht beim ersten Versuch und probiert es deshalb kein zweites Mal. Trotzdem wird ihm 1877 ein Ehrendoktor verliehen. 1851 wird er Theaterlehrmeister im norwegischem Nationaltheater in Bergen. 1857 geht er zurück nach Oslo um am Osloer Theater künstlerischer Direktor zu werden.

Voller Zuversicht auf ein glückliches gemeinsames Leben heiratet Ibsen 1858 Susanne Thoreson. Doch den beiden geht es finanziell sehr schlecht und so wird Ibsen immer kritischer, unsachlicher und gemein seiner Frau gegenüber und hat ständig schlechte Laune. Die Beziehung trägt tiefe Risse davon. Kurz darauf löst sich das norw. Theater auf und Ibsen bekommt eine noch schlechter bezahlte Stelle als Sekretär im Kristiania-Theater. Ibsen sieht für sich in Norwegen keine Zukunft, weder finanziell noch beruflich, seine bis dahin erschienen Werke kommen schlecht bis gar nicht an.

Und so verlässt er seine Heimat und reist nach Italien Anfangs geht es ihm auch dort schlecht, doch als 1866 sein Werk „Brand“ erscheint hat er zum ersten Mal Erfolg. Brand kommt so gut an dass er von nun an eine jährliche staatliche Dichtergage und Stipendien für seine Reisen bekommt. So zieht er in ganz Europa umher, bleibt nur selten länger als ein paar Monate am selben Fleck. 1881 schreibt er in Italien „Gespenster“ Im Alter kehrt er nach Norwegen zurück, wo sich zu seinem eigenen Erstauen seine Werke mittlerweile größter Beliebtheit erfreuen. Nach zwei Schlaganfällen 1900 und 1901 und nach langer Krankheit stirbt er am 23.Mai 1906 in Oslo.

    Inhalt: Im Hause Alving herrscht Hochbetrieb. Die Einweihung eines Asyls zum Gedenken an den vor 10 Jahren gestorbenen Kammerherrn Alving steht bevor. Helene, die Witwe des Kammerherrn, empfängt Pastor Manders um mit ihm geschäftliche Details und den Ablauf der Einweihungszeremonie zu besprechen. In diesen Gespräch holt der in den Moralvorstellungen von Gesellschaft und Kirche gefange Pastor zum Moralischen Rundumschlag gegen Helene aus. Sie habe nach kurzer Ehe ihren Mann verlassen, bei Manders Zuflucht gesucht und sogar versucht ihn zu verführen. Unabhängig davon habe sie sich an ihrer heiligen Pflicht als Ehefrau versündigt und nur an ihr eigenes Glück gedacht.

Sie sei sogar eine schlechte Mutter gewesen, da sie ihren Sohn Osvald früh in Ausland gegeben habe. Im Verlauf des Gesprächs steigert sich der Pastor immer mehr in die Rolle des Anklägers und des Richters hinein. Helene hört dem Ganzen nur mit einem sarkastischem Lächeln zu um dann zu fatalen Gegenschlag auszuholen. Ihr Mann sei nicht der noble Kammerherr gewesen für den ihn alle gehalten hatten. Er war ein versoffener Schürzenjäger der auch im eigenen Haus dem weiblichen Dienstpersonal nachstellte. Regine, die nun als Dienstmädchen bei Frau Alving lebte, war in Wirklichkeit das Kind eines früheren Dienstmädchens und des Kammerherrn.

Als damals heraus kam dass das Dienstmädchen schwanger war zahlte man ihr eine große Summe Geld aus und sie musste das Anwesen verlassen. In der Stadt heiratete sie dann den armen Tischler Engstrand, der der einzige war der sie heiraten wollte obwohl sie das Kind eines anderen austrug, und auch das nur wegen des Geldes. Helene hatte bis zum Tod ihres Mannes die Fassade des perfekten Menschen ihrem Sohn zuliebe aufrechterhalten. Sie wollte nicht dass er verunsichert oder gar angezogen vom Treiben des Vaters wurde. Deswegen hatte sie in auf fortgegeben. Osvald ist mittlerweile aus Paris zurückgekehrt, wo er als Maler gelebt hatte.

Er bräuchte eine künstlerische Pause erklärt er seiner Mutter. Ohne das Wissen seiner Mutter umgarnt er Regine. Doch Helene bekommt es doch mit, ist entsetzt und kann es einfach nicht glauben. Osvald erzählt ihr dass er an einer unheilbaren leidet, Syphilis. Ein Arzt in Paris hat ihm erklärt dass das die Krankheit ist die vom lockeren Lebenswandel der Väter auf die Söhne zurückkommt. Doch Osvald kann sich das nicht erklären, schließlich war sein Vater so ein perfekter Mensch gewesen, und so denkt er dass er selbst schuld daran sei.


Helene will und kann das nicht hören. Ihr ganzes Leben hat sie ihrem Sohn gewidmet, hat für ihn sogar den schrecklichen Mann ausgehalten. Zu Osvalds besten verbirgt sie die Wahrheit und gesteht Osvald sogar die Liebe mit Regine zu. Doch als Osvald immer mehr an seinen Schuldgefühlen leidet gesteht sie den Beiden doch die Wahrheit. Regine verlässt darauf das Haus um doch noch etwas aus ihrem Leben zu machen. Manders hat derweil aus Verzweiflung das Asyl angezündet.

Tischler Engstrand hat ihn dabei beobachtet. Doch er verspricht ihm Stillschweigen zu bewahren und erteilt ihm so die Absolution. Manders nimmt mit hündischer Dankbarkeit an. Osvald rechnet daweil mit seinem Leben und seiner Mutter ab. Er erklärt ihr dass es ihm zu Hause immer an Lebensfreude gefehlt hatte und Helene erkennt so dass ich Mann nicht selbst an seinem verhalten schuld war. Er war an der gewinnorientierten Gesellschaft und an der freudlosen Wirklichkeit erkrankt, und sie sieht dass auch sie selbst schuld an seinem Lebenswandel war.

Ein letzes Mal versucht sie ihren Sohn aufzuheitern, doch dieser hat längst mit dem leben abgerechnet. Er bittet seinen Mutter bei seinem nächsten epileptischen Anfall Morphintropfen zu geben damit sein Leiden ein Ende hat. Eigentlich hatte er Regine darum bittet wollen aber nun war eben nurmehr seine Mutter da....

  Ende:   OSVALD: Wenn dieses Fürchterliche über mich gekommen wäre und Regine mich da hätte liegen sehen, hilflos wie ein Wickelkind – rettungslos verloren – FRAU ALVING: Nie im Leben hätte Regine das getan! OSVALD: Regine hätte es getan. Regine hat ein herrlich leichtes Gemüt. Und sie wäre es bald leid geworden, einen Kranken wie mich zu pflegen. FRAU ALVING: Dann Preis und Dank, dass Regine nicht mehr hier ist! OSVALD. Ja, nun musst also du mir diesen Dienst erweisen, Mutter. FRAU ALVING.

Ich! OSVALD. Wer steht mir in diesem Punkt näher als du? FRAU ALVING. Ich! Deine Mutter! OSVALD. Gerade deshalb. FRAU ALVING. Ich, die ich dir das Leben gegeben habe! OSVALD.

Ich habe dich nicht um das Leben gebeten. Und was für ein Leben hast du mir gegeben? Ich will es nicht haben. Du sollst es mir wieder abnehmen! FRAU ALVING. Osvald! Osvald – mein Kind! OSVALD. Und du willst das Herz einer Mutter haben – und kannst mit ansehen, wie ich diese namenlose Angst leide! FRAU ALVING. Hier hast du meine Hand darauf.

OSVALD. Du willst - ? FRAU ALVING. Wenn es nötig wird, ja. Aber es wird nicht nötig werden. Nein, nein, das ist ganz unmöglich! OSVALD. Ja, lass uns darauf hoffen.

Und lass uns zusammen leben, so lange wir können. Danke, Mutter. FRAU ALVING. Fühlst du dich ruhig OSVALD. Ja. FRAU ALVING.

Das Ganze war eine entsetzliche Einbildung von dir, Osvald. Alles nur eine Einbildung. Du hast die viele Aufregung nicht vertragen. Aber nun kannst du dich ruhig ausruhen. Zu Hause die deiner Mutter, du mein geliebter Junge. Alles, worauf du zeigst, sollst du bekommen, wie damals, als du ein kleines Kind warst.

– So. Nun ist der Anfall vorüber. Siehst du wie leicht das ging! Oh, ich wußte es wohl. – Und siehst du, Osvald, was für einen schönen Tag wir haben werden? Leuchtendes Sonnenwetter. Nun kannst du dein Zuhause mal sehen (Sonnenaufgang. Die Gletscher und Berggipfel liegen im hellen Morgenlicht.

) OSVALD. Mutter, gib mir die Sonne. FRAU ALVING. Was sagst du? OSVALD. Die Sonne. Die Sonne.

FRAU ALVING. Osvald, was ist mit dir? Was bedeutet das? Osvald! Was hast du! Osvald! Osvald! Sieh mich an! Erkennst du mich nicht? OSVALD. Die Sonne. – Die Sonne. FRAU ALVING. Das halte ich nicht aus! das halte ich nicht aus.

Nie! Wo hat er sie hingetan? Hier! Nein; nein; nein! – Doch! Nein; nein! OSVALD. Die Sonne. – Die Sonne.       Ibsen baut zu Ende das gleiche Konfliktbild auf wie Lessing in „Emillia Galotti“, den Konflikt zwischen Eltern, Kindern und der Euthanasie. Der Sohn bittet die Mutter um den Gnadentod. Der einzige Unterschied: Emilia bittet ihren Vater um den Verlust der Tugend zu verhindern.

Osvald vertritt keine so hohen Werte, er fürchtet einfach nur das lange Siechen und die Verblödung. Ibsen lässt den Vorhang fallen bevor klar ist wie Helene sich entscheiden wird. Das Stück wirft für den Zuseher eine Frage auf: Wie kann Osvald Syphilis bekommen, die Krankheit von der der Arzt sagte dass es jene sei die vom lockeren Lebenswandel der Väter auf die Söhne zurückkommt, Osvald seinen Vater aber seit er sieben war nichtmehr gesehen hat, und Helene offensichtlich kerngesund ist. Hat Osvald ein genauso promiskuitives Leben in Paris geführt wie sein Vater? Vielleicht. Ibsen will aber zeigen dass das Syphilis, genauso wie Osvalds Ärger, ein Schatten, ein Gespenst der abnormalen Familie und Kindheit im Hause Alving ist.

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