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  Gedichtinterpretation von "städter" von alfred wolfenstein



 11.10.04                       Das Gedicht „Städter“ von Alfred Wolfenstein im Jahr 1914 veröffentlicht, beschreibt die persönliche Fremde zwischen nah zusammenlebenden Menschen einer Stadt. Meinem ersten Leseverständnis entsprechend versucht dieses Gedicht die Distanz zwischen den Bürgern trotz engstem Raum zu kritisieren.   Das mir vorliegende Gedicht besteht aus vier Strophen, die in eine Sonettform gesetzt wurde. Die ersten beiden Strophen bilden Quartette, die durch einen umarmenden Reim geprägt sind.

Die dritte und vierte Strophe, welche ein Terzett bilden haben da hingegen kein regelmäßiges Reimschema. Zudem hat man durchgängig einen fünfhebigen Trochäus der nur in Vers 13 vierhebig ist.   In den Quartetten wird inhaltlich das Thema Stadt und die Geschehnisse vor Ort behandelt, wohingegen in den Terzetten erstmals das Thema Mensch in der Wohnung m0it einbezogen wird. Die Überschrift „Städter“ sagt dem Leser schon das Thema des Gedichtes: Die Stadt und deren Bewohner. Die erste Strophe handelt von dem Aussehen der Stadt und dem durchgängig kritisierten Thema „Nähe“. In dem Vergleich „Löcher eines Siebes“ (vgl.

V.1) der Fenster wird verdeutlicht, dass man die Informationen einzelner Menschen einfach erfahren kann, da die Fenster hier nicht isolierend fungieren, sondern alles aus der privaten Wohnung, aus der Privatsphäre, heraus kommt. Die Nähe der Fenster ist auf die Nähe der einzelnen Häuser „drängend fassen Häuser sich so dicht an“, welche zudem in dem 3. Vers personifiziert werden, zurückzuführen. Selbst die Straßen der Stadt würden laut dem Vergleich „Grau geschwollen wie Gewürgte“(vgl. V.

4) sehr eng aneinander drängen. Alles in der Stadt scheint auf engstem Raum gebaut geworden und man würde davon ausgehen, dass entsprechend dieser Nähe auch die Menschen eine gewisse Nähe zueinander entwickeln würden., wie es uns bei engen kleinen Dorfgemeinschaften bekannt ist. Um die Wirkung noch zu verstärken, verwendet Wolfenstein eine Alliteration („Grau geschwollen wie Gewürgte“, V. 4), die das Beengende der großen, grauen Häuser auf geradezu beängstigende Weise deutlich heraushebt. Außerdem benutzt Wolfenstein, um die Unpersönlichkeit dieser Stadt die vorangestellten Vergleiche, welche einem zeigen, dass alle Häuser sowie Fenster nicht voneinander zu unterscheiden sind.

Zudem ist in der ersten Strophe eine Steigerung der Negativen Beschreibung der  Enge der Stadt bis hin zum Tod zu erkennen. Wolfenstein benutz in dieser Strophe den Charakter der Personifikation, denn nur Menschen  können sich üblicherweise anfassen, nicht Hauser, wie im Gedicht von Wolfenstein zu lesen ist. So wird also schon in der ersten Strophe auf eine Enge und dem zusammen gezwängt sein zwischen den Menschen, welche aus der Enge der Häuser folgt, hingewiesen. Die zweite Strophe des Quartettes beginnt wieder mit dem vorangegangen Thema der Enge und Nähe. Nur dieses Mal befindet man sich nicht mehr in der Stadt bzw. sieht die Stadt nicht mehr von außen, sondern befindet sich mitten im Geschehen.

Auch wird hier erstmals der Mensch mit eingebracht. Jedoch sind die Menschen, die in engstem Raum in einer Straßenbahn sitzen („Ineinander dicht eingehakt sitzen in den Trams die zwei Fassaden /Leute“ vgl. V.5-7). Die Zeilen 6 und 7 sind durch ein Enjambement miteinander verbunden(zwei Fassaden/Leute), welcher dem Leser den Widerspruch zwischen räumliche Nähe und persönlicher Ferne verdeutlicht. Obwohl die Menschen auf engstem Raum in einer Straßenbahn sitzen sind sie sich so fremd, wie es Fassaden sind.

Das Bild der Fassade steht in diesem Vers für die Unpersönlichkeit  bzw. die unpersönliche Beziehung zwischen den Menschen dieser Stadt. Und das Enjambement verweist auf einen stilistischen und auch syntaktischen Zusammenhalt der beiden Verse. Sind die Verse von der Syntax her zusammengehörend so sind sie einzig durch das Enjambement getrennt. Jeder Mensch in der Straßenbahn scheint also seriell vom anderen zu sein und somit sind die Menschen anonym und untereinander gefühlskalt, welches sehr passend zu der Personifikation der Fassaden im 7. Vers passt.

Erkennbar ist in Vers 8 der Widerspruch „Blick eng ausladen“. Obwohl man in der Straßenbahn, Gezwungenerweise sich unausweichlich auf engstem Raum bewegt werde die Blicke in die Ferne gerichtet, so dass man sich nicht gegenseitig ansehen kann. Somit ist dem Menschen garantiert, dass es nicht zu persönlichen Kontakten zu den anderen Menschen in der Straßenbahn kommen kann. Außerdem scheinen die Menschen die Blicke der anderen Passagiere als „gierige“ Blicke („wo Blicke eng ausladen/ Und Begierde ineinadner ragt) zu sehen, welche die passive Angsthaltung der Menschen in den „Trams“ erklären könnte. Somit fühlen sich die Personen den gierigen Blicken der Menschen ausgeliefert, obwohl sie die ganze Zeit ihre Anonymität bewahren können. Erst in der dritten Strophe tritt das lyrische Ich das erste Mal explizit auf („unsre Wände“ V.




9, „wenn ich weine“ V. 10). Die Wände jedes Hauses in dieser Stadt und somit auch das die des Hauses des lyrischen Ichs (welcher sich durch das „unsre“ als Stadtbewohner identifiziert“) seinen so dünn wie Haut. Damit versucht das lyrische Ich wie eng es in dieser Stadt für ihn ist, und das dem lyrischen Ich selbst für intime Momente, hier wenn er weint, keine Privatsphäre innerhalb des eigenen Hauses hat, denn der Begriff der Haut symbolisiert etwas Dünnes, leicht Verletzbares und fast Durchsichtiges. Diese Assoziation des Begriffes „Haut“ wird durch das Adjektiv „dünn“ (V. 9) unterstützt.

Es wird anschließend durch den Widerspruch im Vergleich von „Flüstern wie Gegröle“ verdeutlicht, das selbst das als eigentlich privat gedachte „weinen“ des lyrischen Ichs in diesen Umständen nicht privat bleiben kann. Trotz all dieser Nähe, Enge und fehlenden Privatsphäre kommt es aber nicht zu zwischenmenschlichen Kontakten, wie man in dem zweiten Terzett deutlich erkennen kann. Obwohl jeder Mensch wie in einem Haus mit „Wände(n) so dünn wie Haut“(V. 9) leben „steht doch jeder (Stadtbewohner)“(V.14) „stumm wie in abgeschlossner Höhle“ (V. 12).

Es zeigt sich, dass die Stadtbewohner doch voneinander isoliert leben, obwohl sie auf engstem Raum leben und der Kontakt der Menschen (hier im Beispiel der Straßenbahn) unausweichlich erscheint. Dass in Vers 13 einzig und allein kein 5 hebiger, sondern 4 hebiger Trochäus vorhanden ist, ist nicht zufällig. Dieser Vers beschreibt die persönliche Haltung der „Städter“, welche versuchen „unberührt und ungeschaut“ ihr Leben zu meistern. Jedoch sieht das Gedicht in dem letzten Vers das Fazit des Bemühens der Einwohner dieser Stadt. Die letzte Strophe kehrt also das Bild des ersten Quartettes um; beginnt das Gedicht mit dem Wort „Nah“, so endet es mit „alleine“. „.

..stumm in abgeschlossner Höhle“ (Z. 1) denkt der Großstadtmensch nur an sich, nicht jedoch an den Nächsten, der doch so nah hinter der papierenen Wand, hinter dem benachbarten Loch des Siebes, lebt. Letztendlich lebt jeder Mensch für sich und ist mit seinen Gefühlen, seinem Leid, seiner Freude und all seinen Erfahrungen alleine ist und kann diese nicht mit anderen Menschen teilen, obwohl diese Möglichkeit, verstärkt durch die Enge der Häuser der Stadt, gegeben wäre.   An dieser Stelle lässt sich auch ein Epochenbezug machen.

Dieses Gedicht hat das Thema „Stadt und ihre Einwohner“. Die Großstadt war eines der zentralen Themen des Expressionismus. Zudem wird deutlich, dass Wolfenstein die Anonymität der Großstadt, in der die Menschen seiner Zeit lebten und in der es kaum möglich war Geheimnisse zu haben, jedoch ohne zwischenmenschliche Kontakte auszukommen, kritisiert. Meiner Meinung nach ist dieses Gedicht ein beeindruckendes Werk seiner Zeit. Dieses Gedicht beinhaltet einige typisch expressionistische Ansichten dieser Zeit. Auch der Zusammenhang der Straßenbahn mit der Stadt, welche in dieser Zeit aufblühte für diese Epoche typisch, da die Menschen zur damaligen Zeit Ängste vor der Überflutung von Techniken hatten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der sich in der konfliktbeladenen Beziehung Mensch - Stadt widerspiegelt, ist die herrschende Anonymität. Obwohl man räumlich gesehen eng beieinander wohnt - man denke nur an die anonymen Wohnsilos oder an das generell gedrängte Leben in der Stadt -, herrscht geistige und emotionale Distanz, ja Kälte zwischen den Menschen.

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