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  Elegie:

  Die römische Elegie:    Die literarische Gattung:   Dichtung ist, so originell uns schöpferisch sie auch sein mag, stets literarischen Traditionen verpflichtet. Besonders gilt dies für die römische Dichtung, die man insgesamt eine spätzeitliche nennen kann. Denn sie entwickelte sich erst, als die griechische Literatur 55 Jahre mit erstaunlicher Dynamik alle poetischen Gattungen geschaffen und alle Phasen durchlaufen hatte: Am Anfang standen die großen Epen, die „Ilias“ und die „Odyssee“, dann wurden in knapp zwei Jahrhunderten alle jene Gattungen entwickelt, die man heute der Lyrik ( im weiteren Sinne ): der Hymnos ( Lobpreis eines Gottes ), die Elegie, das Epigramm, der Iambos und die Lyrik im engeren Sinn; noch vor 500 entstanden die Tragödie und die Komödie. In de Spätzeit ( Hellenismus ) wurden vor allem die kleinen Gattungen mit Raffinesse variiert und weiter entwickelt.   Verdienst um die römische Dichtung:   Verfeinerung der lateinischen Dichtersprache, Vervollkommnung der metrischen Technik, feine psychologische Behandlung und Durchdringung des jeweils gewählten Stoffes.     Die Geschichte der Elegie:   Die Griechen haben die elegische Dichtung vom 7.

Jahrhundert an bis in die Zeit des Augustus fast ununterbrochen gepflegt. Während die frühgriechischen Elegiker überwiegend politische Gedichte schufen, diente diese Sondergattung der Lyrik in hellenistischer Zeit vornehmlich dazu, Trauer und Klage, insbesondere die Liebesklage zum Ausdruck zu bringen. In Rom hat die Elegie innerhalb von etwa sechs Jahrzehnten ( ca. 50 v. bis 10 n. Chr.

) Aufstieg, Blüte und Niedergang erlebt. Über die Anfänge der römischen Elegie kann man nur wenig Sicheres sagen, weil das Werk des Cornelius Gallus ( 63- 26), des ersten Elegikers in Rom, verlorengegangen ist. Er hat in seinen Elegien seine Geliebte Lycoris besungen, vermutlich in engem Anschluss an ein hellenistisches Vorbild. Von den beiden großen römischen Elegikern wird ihm Properz in viel stärkerem Maße gefolgt sein als Tibull. Die beträchtliche Unterschiede zwischen den einzelne römischen Elegikern verbieten es wohl, eine Ein – Quellen – Theorie aufzustellen. Soweit man sehen kann, leitet sich die augusteische Liebeselegie nicht von einer genau entsprechenden griechischen Gattung her; Wichtig ist der Einfluss des Epigramms, das aber nicht ausschließlich Vorlage ist.

Auch die Bukolik hinterlässt in der Elegie ihre Spuren. In Rom erlebt die Liebeselegie eine nur kurze Blüte – wie oben schon erwähnt. Das soziale Umfeld, aus dem sie entspringt, ist da Unbehagen der jungen Generation, die sich von den politischen Verhältnissen der spätrepublikanischen und frühaugusteischen Zeit abgestoßen fühlt, hinzu kommt die Erfahrung der freien Liebe, zum Teil im Anschluss an die griechischen Hetärenliebe. Bei Ovid gelangt die augusteische Liebeselegie zu einem Endpunkt, von dem aus keine weiteren Entwicklungen mehr möglich scheinen. Der Dichter selbst bahnt der Elegie andere Wege: Insgesamt kann man sagen, dass Ovid von der augusteischen Liebeselegie ausgeht, sie vollendet und dann in verschiedener Weise - teils durch Rückkehr zu hellenistischen oder noch älteren Traditionen, teils durch Rhetorisierung, teils durch Fortführung der römischen Persönlichkeitsdichtung – in neue Bahnen lenkt, z.B.

Entwickelt sich die elegische Erzählung.     Literarische Techniken:   Die römische Liebeselegie kennt typische Figuren und Situationen. Nicht nur der erotische Stoff, sondern auch die Art der literarischen Behandlung bringt es mit sich, dass viele Parallelen zur Komödie auftreten, z.B. der Soldat als reicher Liebhaber, die Lehren der Kupplerin. Noch enger ist die Beziehung zum Epigramm: Manche Elegien des Properz kann man als erweiterte Epigramme verstehen.

Betont muss hier werden, dass jeder einzelne Dichter hinsichtlich der Gestaltung jeweils ihre Vorlieben haben. Wichtige Folgen für die literarische Technik hat die Verwendung der ersten Person. Das elegische Ich ist der Intention nach subjektiv, de facto gibt es so viele typische Situationen, aber auch Unwahrscheinlichkeiten und Widersprüche, dass sich eine biographische Ausdeutung der Elegien verbietet.     Sprache und Stil:   Die römische Liebeselegie bedient sich der hochkultivierten Sprache der augusteischen Dichtung. Hier gibt es jedoch erhebliche Unterschiede: Properz ist zweifellos auch sprachlich der farbigste und schwierigste der drei großen Elegiker. Er ist in seiner Formulierungen wagemutig; eine gewisse Sprödigkeit – nicht etwa nur ein Folge schlechter Überlieferung – gibt seinen Elegien den Reiz des Geheimnisvollen, Persönlichen.


Tibull ist schon in der Wortwahl ein Purist, auch die Behandlung der Metrik – z.B. bevorzugte er entschieden den zweisilbigen Pentameterschluss – verleiht seiner Dichtung den Charakter des Edlen, Reinen, zutiefst Musikalischen. Ovid schließt sich in der - Metrik an Tibull an. Beide Vorgänger sucht er sprachlich – stilistisch in dem Streben nach Präzision und Klarheit zu überbieten;       Der Wandel in der gesellschaftlichen Anschauung:   Die Neoteriker hatten erreicht, dass römische Dichter sich selbst in ihrer Dichtung wichtig nehmen konnten. Die Elegiker knüpften hieran nicht nur an, sondern sie gingen noch weiter, indem sie ihre Liebe zum zentralen Motiv der Dichtung erhoben.

Properz erhoffte sogar durch seine Liebesgedichte, unsterblichen Ruhm zu erlangen. Schon Catull gab, ganz im hellenistischem Stil, seiner Geliebten in seinen Gedichten ein Pseudonym. Hinter seiner Lesbia verbarg sich eine hochgestellte Frau der Gesellschaft, hinter den Pseudonymen der Dichter jeweils eine Libertine. Die Liebesverhältnisse der Elegiker mit       Mädchen oder Frauen, die Freigelassene waren, verstießen, nach römischer Ansicht nach nicht gegen Sitte und Recht; denn eine Ehe zwischen einem römischen Bürger und einer Libertine war unmöglich. Hier wird sichtbar, dass man in der Antike über die sinnliche Liebe noch nicht so achte, wie es bei uns vorwiegend seit der Ausbreitung es Christentums der Fall ist. Nicht erlaubt war dagegen nach altrömische Auffassung ein Verhältnis, wie es zwischen Catull und Lesbia bestand, weil sich dies über eine gültige Ehe hinwegsetzte.

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, ist also die Liebesdichtung Catulls durchaus ein Zeichen für den Verfall altrömischer Sitten in der damaligen Gesellschaft. Erst dieser Wandel und die Ausbreitung der hellenistischen Dichtung in Rom brachten es mit sich, dass sich nunmehr auch die künstlerisch gebildete Frau von stand in mancher Hinsicht emanzipiert fühlen konnte, wenngleich sich auch viele Römer gegen diese Entwicklung sträubten. Selbst bei ihrem wenig guten Ruf behauptete sich die Lesbia in der Gesellschaft, in der nun auch die Frau als Dichterin auftreten konnte, wie man am Beispiel der Sulpicia sehen kann, und nur so war es auch möglich, dass auch die Elegiker ihren Geliebten in ihrer Dichtung einen Platz einräumen konnten, den in der griechischen Gesellschaft die gebildeten Hetären schon seit Jahrhunderten innehatten. Die moralische Wertung trat gegenüber der künstlerischen offensichtlich zurück. Wahrscheinlich hat Augustus in seinen späteren Jahren, als er wohl schon einsah, dass seinen Erneuerungsbestrebungen der erfolg versagt blieb, die Liebesdichtung Ovids strenger beurteilt als die des Properz und Tibull.   Die Dichtkunst des Properz und Tibull:   Die wichtigsten Motive ihrer Dichtung haben beide, über Gallus hinaus, sicher von ihren hellenistischen Vorgängern übernommen.

Properz rühmt sich, ein römischer Kallimachos zu sein. Auf die zahlreichen mythologischen Anspielungen in seinen Gedichten – er stellt seine Gelehrsamkeit gern heraus – ist er stolz. Gleichwohl bricht sein Gefühl ungewöhnlich stark durch. Das gibt seiner Dichtung ein besonderes Gepräge. Tibulls Empfinden war ausgewogener und nicht so kompliziert. Properz war auch wandlungsfähiger; öffnete er sich doch, im Gegensatz zu Tibull, in den letzten Jahren seines Lebens, der Liebe entsagend, mehr und mehr der Forderung seiner Zeit.

Wenn er auch dem Drängen des Maecenas, ein Epos als Gegenstück zur Aeneis Vergils zuschaffen, nicht nachgegeben hat, so ließ er sich nunmehr doch von römischer Geschichte, Größe und Eigenart ansprechen. Es ist bewundernswert, wie er innerhalb der Grenzen der von ihm gewählten Gattung, die man als das genus molle bezeichnen kann, altrömische Tugenden zu preisen weiß. Die schönste Elegie, die man mit Rechte die regina elegiarum nennt, ist eine letzte. Hier entsteht, von der Reife, die der Dichter inzwischen gewonnen hat, geprägt, ein Bild römischer Frauentugend, das in seiner zeitlosen Gültigkeit immer wieder unmittelbar ansprechen wird.   Tibull hat seiner Dichtung ein anderes Gepräge gegeben. Mythologische Anspielungen fehlen bei hm fast völlig; mit Gelehrsamkeit prunkt er nicht.

Die Liebe, das Landleben und der Krieg, den er ablehnt, werden in seiner Dichtung am meisten behandelt. Gerade in der Aufnahme und Gestaltung des Landlebenmotivs hat er sein Bestes und Eigenstes geleistet. Hierdurch hat er die elegische Dichtung eine einmalige, zugleich echt römische und der augusteischer Zeit gemäße Prägung gegeben. Er konnte ebenso wie Properz Motive, die er der hellenistischen Dichtung entnommen hatte, dank der Tiefe seines Erleben in Sprache und Bild ganz neu gestalten.       Nachwirkung dieser beiden Dichter:   Tibull und Properz haben in der Antike ihre Nachahmer gefunden, weil sie beide sehr geschätzt wurden, Tibulll wohl noch mehr als Properz. Dieser wirkte seit der Renaissance in stärkerem Maße.

In der Klassik ist es vor allem Goethe, der Properz ergriffen liest und sich von ihm zu seinen Römischen Elegien anregen lässt.     Ovid:   P. Ovidius Naso, aus Sulmo, römischer Ritter, nach Vergil und Horaz der dritte große Dichter unter Augustus, der ihn 8 n. Chr. aus ungeklärten Gründen nach Tomi verbannte. Er war ein virtuoser Sprachmeister und Wohlschöpfer.

Bei Anwendung verschiedener Dichtungsgattungen behandelte er im wesentlichen nur en Thema: die Liebe. Seine Verse sind reich an anmutigen Einfällen und fließen leicht und graziös dahin wie nie zuvor in der lateinischen Dichtung. Aber an Tiefe und Echtheit des Gefühls mangelt es. Die Metamorphosen, sein episches Hauptwerk, haben die neupythagoreische Lehre zur Voraussetzung, dass steter Wandel das Wesen der Welt ausmache. Daher werden Welt und Menschenleben im Bilde einer ununterbrochenen Kette mythischer Verwandlungen wiedergespiegelt. Der in den Metamorphosen angehäufte Mythenstoff übte bis in die Barockzeit eine ununterbrochene Wirkung auf die Dichtung und bildende Kunst aus.

    Die Neoteriker:   „Neoteroi“ nannte man um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. einen Kreis von Dichtern, die man damit als Vertreter einer neuen Richtung, als junge Dichtergeneration charakterisierte. Diese Dichter vollzogen ein völlige Abkehr von der älteren römischen Poesie; dem Zug der Zeit folgend suchten sie ihre Vorbilder im Hellenismus . Nach dem Muster auf alte Sagen und Mythen, an denen sie ihre Gelehrsamkeit entfalteten.

Das große Epos lehnten die Neoteriker ab, statt dessen pflegten sie eifrig das Liebesgedicht, das Epigramm und die Elegie. Zu den Neoetikern zählen C. Valerius Catullus und t. Lucretius Carus.    

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