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  Die vorstellung, günter kunert

  Klasse 11 Hausaufgabe aus dem Deutschen         Günter Kunert: "Vorstellung" (Texterschließung)               Gliederung      1. Einleitung: Vorbemerkungen zum Autor 2. Hauptteil: Günter Kunert "Vorstellung" 2.1 Inhalt 2.2 Thema 2.3 Sprachliche Gestaltung 2.

3.1       Textaufbau 2.3.2       Satzbau 2.3.3       Wortwahl 2.

3.4       Stilmittel          3. Schluss: "Vorstellung" als Warnung vor Demagogen                                       Ausführung     1. Günter Kunert wurde 1929 in Berlin geboren. Immer wieder wurde er direkt konfrontiert mit Aufstieg und Niedergang von Regierungssystemen. Davon geprägt und für Vorgänge in der Gesellschaft sensibilisiert, wurde er zum Kritiker jeglicher Systeme, Ideologien und sozialen Verhältnisse.

In einer anderen Zeit und an einem anderen Ort geboren, wäre die Zeit des Nationalsozialismus und die Geschichte Deutschlands nicht so prägend für Kunert geworden. Ihn berührten die Ereignisse dieser Zeit nicht sofort als Autor, sondern primär als Mensch. Erst seine Art, die Ereignisse um ihn herum zu verarbeiten, machte ihn zu einem glänzenden Autor. Er nimmt seine Umwelt intensiv wahr und gibt sie in seinen Worten, die sehr oft bildhaften Charakter aufweisen, so überspitzt negativ beschrieben wieder, dass die Kritik offensichtlich und vor allem völlig berechtigt erscheint. Seine Texte lassen deutlichen Sarkasmus und seine Wut über Regierungssysteme und jegliche Ideologien, die den einzelnen individuellen Menschen einschränken, erkennen. Auch in seiner Parabel "Vorstellung", die er 1972 verfasste, tritt seine Kritik an festen Systemen hervor.

    2. 2.1 Die Parabel "Vorstellung" von Günter Kunert beschreibt den Auftritt eines angeblich großartigen Zauberers, der sich der Verantwortung entzieht, als seine Vorstellung nach einigen missglückten Kunststücken für seine Zuschauer tödlich endet. Ein berühmter Zauberer besucht eine Stadt, deren Bevölkerung zahlreich zur vielversprechenden Vorstellung erscheint. In dem übervollen Saal erhöht sich die Spannung, bis schließlich der Vorhang aufgeht, um den Zuschauern Utensilien, Assistenten und schließlich den Zauberer selbst zu präsentieren. Ein selbstbewusster Mann erscheint, dem jedoch bereits der erste Trick mit einer zerstückelten Schnur, die sich wieder zusammenfügen sollte, missglückt.

Als auch eine von ihm zerstörte Taschenuhr nach seinem Zauberspruch nicht wieder heil ist, greift der Magier zu seinem letzten Kunststück. Er legt ein Tuch über eine Petroleumlampe, doch auch diesmal erreicht die Bewegung seines Zauberstabs nichts. Es tritt allein die naheliegende physische Wirkung ein: Die Lampe fällt um, woraufhin der gesamte Bühnenraum Feuer fängt. In Panik wollen die Zuschauer schnellstmöglich den Saal verlassen, dessen Türen sich jedoch nicht öffnen lassen. Erst als es zu spät ist verrät ihnen ein Gedankenblitz dass diese Katastrophe die versprochene Sensation sein könnte. Der Zauberer entkommt durch einen Hinterausgang und macht sich ungestraft auf den Weg in die Stadt, in der er als nächstes gastieren wird.

  2.2 Bei eingehenderer Betrachtung des Textes wird deutlich, dass dies nur die Basis für Kunerts eigentliche Aussage bildet, zu deren Verständnis zuerst die Person des Zauberers näher betrachtet werden muss. Dieser verspricht, jedem, "der ihn darum bitte[t], die Erfüllung eines Wunsches [zu] erhexen" (Z. 8 f.) und kündigt dem Volk außerdem auch noch "nie dagewesene" (Z. 7) Kunststücke an, worauf die Menschen in Strömen zu seiner Vorstellung eilen.

Bereits diese Angaben charakterisieren den Zauberer als einen politischen Führer, der das Publikum, womit das Volk gemeint ist, mitziehen, begeistern und verleiten will, sei es auch durch falsche Versprechungen. Auch versteht er es, durch den äußeren Schein zu täuschen: "Weil die Plakate so bunt" (Z. 1). Die Beschreibung des Zauberers als derartigem Volksverführer legt den Schluss nahe, dass Kunert hier die Demagogie allgemein anprangert. Nach der Erkenntnis dieser Tatsache erschließen sich dem Leser schnell die von Kunert raffiniert in die Handlung eingeflochtenen Parallelen zur Vorgehensweise eines Demagogen. Einen Schwerpunkt von Kunerts Kritik bildet auch die Anfälligkeit der Menschen für einen Demagogen.

Dieser Ansicht verleiht er besonderen Ausdruck durch die Worte: "Ein lächelnder Mann, selbstsicher und strahlend." (Z. 20). Diese Feststellung gibt eigentlich die Empfindung des Volkes wieder. Es ist in Kunerts Augen oft viel zu leichtgläubig und auch zu naiv gegenüber einem Menschen, der ihm Versprechungen macht oder unter geschicktem Einsatz von Gestik, Mimik und großen Worten verspricht, es zu führen. Die Blindheit des Volkes wird weiterhin dadurch kritisiert, dass das Volk trotz etlicher misslungener Versuche des Zauberers, die ihn, also den Demagogen, eindeutig als Scharlatan entlarven, den Saal nicht verlässt.


Sie verharren jedoch trotz besserem Wissen in Untätigkeit, wie auch oft Menschen, die einen politischen Missstand erkennen nichts dagegen unternehmen. Dass alle trotzdem sitzen bleiben erreicht er durch den Enthusiasmus und, im wahrsten Sinne des Wortes, das Feuer, das der Demagoge versprüht und das immer weiter um sich greift und die Menschen in seinen Bann zieht. Dieses blinde Vertrauen wird erst zerrissen, als es zu spät ist. Erst als das Verderben bereits begonnen hat, sehen die Menschen, dass alle Versprechungen eintreten, "wie sie die Plakate verkündeten" (Z. 46). Durch ihre Leichtgläubigkeit konnten und wollten sie unübersehbare Anzeichen des bevorstehenden Unheils nicht wahrhaben.

Erst im Nachhinein fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen, doch da ist das Unheil schon nicht mehr aufzuhalten. Am Ende kommt noch einmal die Kritik an der Demagogie selber zum Ausdruck, die sich jeglicher Verantwortung entzieht: Sie kann sich "beruhigt zur nächsten Stadt begeben" (Z. 50 f.). Kunert stellt auch fest, dass die Anfälligkeit des Volkes, sich blind leiten zu lassen, trotz unübersehbarer Vorwarnungen oder negativer Erlebnisse bezüglich eines selbst erlebten Volksaufhetzers nie aufhören wird. Kunert erlebte den Nationalsozialismus hautnah mit und es ist offensichtlich, dass seine Parabel nicht nur theoretischer Natur ist.

Er stellt im Text immer wieder Verknüpfungen zu Hitler her, dem Paradebeispiel eines Demagogen. So versieht er beispielsweise die Figur des Magiers mit Haar "aus glänzendem Lack" (Z. 21) und lässt ihn "streng einstudierte Bewegungen" vollführen, die sehr stark an die Rhetorik und den Gestus Hitlers erinnern, von dem ja bekannt ist, dass er seine Reden vor dem Spiegel einstudierte. Darüber hinaus erinnert das Bild der "livrierten Diener" (Z. 3 f.), die die Menschenmenge kanalisieren und in den Saal geleiten ungemein an die Schutzstaffel Hitlers, deren Funktion es ja auch war, die Anhänger und "Zuschauer" Hitlers zu kontrollieren, sie aber trotzdem von ihm abzuhalten.

Auf den Nationalsozialismus der Jahre 1933 bis 1945 bezogen, liegt der Schluss nahe, dass es sich bei dem Saal, in dem die Vorstellung gegeben wird, um nichts anderes als Deutschland handelt. Es wird vernichtet und verbrannt und Hitler selbst entzieht sich durch das Hinterfenster, das seinen Selbstmord versinnbildlichen könnte, der Verantwortung. Doch Kunert stellt auch heraus, dass die Demagogie am Ende nicht wie ein einzelner Demagoge verschwinden kann, sondern immer weiter existieren wird. Die Betonung liegt am Ende darauf, dass selbst durch dieses schreckliche Ereignis die Menschen nicht abgeschreckt wurden solch einem politischen Führer leichtfertig zu glauben, sondern dass sie immer für diese Art von Führung anfällig bleiben werden .   2.3 Die Botschaft des Textes wird durch die sprachliche Gestaltung und durch zahlreiche rhetorische Figuren unterstützt.

2.3.1 Schon im Aufbau des Textes geht der Autor auf die verschiedenen Schritte ein, die ein Volk, das einem Demagogen folgt, ins Verderben führen. So teilt er auch seinen Text in dementsprechende Abschnitte ein. Am Anfang steht die Ankündigung und Vorstellung des Zauberers. Der Text beginnt mit der kausalen Konjunktion "weil".

So wird ein direkter Einstieg gewährleistet und bereits auf die "Masche" des Demagogen eingegangen, mit der er das Volk verführen kann. Der Nebensatz wird vor den Hauptsatz gestellt, so dass alles mit den Gründen beginnt, aus denen sich alles weitere entwickelt. Dies ist ja auch tatsächlich der Fall, denn aus diesen Gründen oder Vorraussetzungen entwickelt sich das folgende Geschehen. Die zweite Stufe stellen dann die seitens der Zuschauer lang erwarteten (zwar misslingenden) Aktionen des Zauberers dar. Durch das temporale Adverb "endlich" eingeleitet, wird die Spannung und die ungeduldige Erwartung herausgestellt. Im letzten Abschnitt wird die Erkenntnis des Publikums beschrieben, dass das Verderben, in dem es sich befindet, schon vorher - wenn auch verklausuliert - angekündigt war.

Markant ist hier, dass am Anfang des Satzes und als dessen Subjekt das Publikum selbst steht. Zum ersten Mal tritt es selbst in Aktion, aber nur um den vergeblichen Versuch zu unternehmen das Unaufhaltsame aufzuhalten. Doch es ist zumindest nicht mehr passives Opfer der Führung des Demagogen.   2.3.2 Auch durch die Syntax wird der Text in verschiedene Abschnitte eingeteilt.

Der Bau der Sätze wird dazu benutzt, die jeweilige Stimmung des Publikums oder Volkes auf den verschiedenen Stufen des Weges zum Verderben zu verstärken. Zu Beginn des Textes, als der Zauberer und das Verhalten des Publikums beschrieben werden, herrschen hypotaktische Sätze vor, die durch ihre Länge und Verwundenheit auch gleichsam das Gedränge der Menschen und die herrschende Unordnung illustrieren. Um im weiteren Verlauf die Spannung zu steigern, werden jedoch die Sätze immer kürzer, was die Aufregung und Erwartung zeigt, an deren Schluss der Autor die Repetitio "er-er-Er-ER!" (Z. 19) setzt. Durch diese Wiederholung und die orthographische Unterscheidung erreicht er einen Höhepunkt der Spannung. Außerdem benutzt Kunert zur Verknüpfung dieser Wiederholungen Bindestriche, die gedankliche Pausen in der Rede darstellen könnten, wodurch die Spannung noch erhöht wird.

Als sich die Spannung schließlich mit dem Auftritt des Zauberers und dem Beginn seiner Vorstellung langsam löst, wird auch der Satzbau an die neue Situation angepasst. Die Sätze erhalten deskriptiven Charakter, die den Eindruck einzelner, vom Publikum genau verfolgter Handlungen verstärken. Bemerkenswert sind hier auch einige elliptische Sätze, Satzkonstruktionen, in denen das Verb fehlt, (z.B.  Z. 20,26).

Hier werden schlaglichtartige Empfindungen des Zuschauers dargestellt, die durch Verwendung eines Verbs schon nicht mehr so eindrucksvoll wären. Durch sie wird einmal staunende Bewunderung ausgedrückt und das andre Mal die Spannung illustriert. Als sich der Saal schließlich in ein flammendes Inferno verwandelt, wird plötzlich auch der Satzbau unübersichtlich. Über sieben Zeilen erstreckt sich ein einziger hypotaktischer Satz, der die Vorgänge im Saal beschreibt. Es wird jeweils ein Ereignis und anschließend dessen Folge genannt, wodurch ein inhaltlicher Parallelismus entsteht, der durch den syntaktischen Parallelismus unterstützt und betont wird: " fließt [..

.] zu den Vorhängen, die auflodern, fließt [...] in den Orchesterraum, in dem eine andere Musik anhebt." (Z.

38 ff.) Durch diese Verknüpfung von Haupt- und Nebensätzen wird das Geschehen endgültig unüberschaubar. Der vorletzte Abschnitt, in dem das Volk erkennt, in welcher ausweglosen Situation es sich befindet, ist hypotaktisch gehalten, um die Panik zu betonen. Zur Verstärkung dieses Moments der Erkenntnis benutzt der Autor an dieser Stelle Anaphern, wie zum Beispiel "Jetzt erst beginne [...

]. Jetzt erst kommen [...]; jetzt gibt es sie" (Z. 44 ff.

). Dadurch wird der Effekt verstärkt, dass den Menschen in diesem Augenblick ihre Blindheit wie Schuppen von den Augen fällt.   2.3.3 Hinsichtlich der Worte, die vom Autor gewählt werden, um das Geschehen zu beschreiben, kann der geschickte und wirkungsvolle Gebrauch bestimmter Wortfiguren festgestellt werden. So lässt er beispielsweise "Menschen, Personen und Leute" (Z.

2) als Besucher zur Vorstellung eilen. Diese Akkumulation, also eine Aufzählung, um einen Oberbegriff zu ersetzen, suggeriert dem Leser dass wirklich "jeder" dorthin geht. Denn sucht man den Oberbegriff, stellt man fest, dass dieser nur mit "alle" oder "jeder" angenähert werden kann. Auch im weiteren Verlauf des Textes ist der Einsatz dieser "totalitären", absoluten Ausdrücke auffällig. So lässt Kunert beispielsweise den Zauberer versprechen, "jedem" (Z. 8) einen Wunsch  zu erfüllen oder stellt fest, dass sich "aller Erwartung" (Z.

14) spannt. Dadurch hebt er hervor, dass sich ausnahmslos jeder Mensch durch den Demagogen verleiten lässt. Im weiteren werden die Assistenten des Zauberers als "verstaubte ältliche Angestellte" (Z. 15 f.) und seine Utensilien als " Kistchen, Kästchen, Röhrchen, Stäbchen, [..

.]Tischchen" (Z. 16 f.) beschrieben. Mit diesen Ausdrücken wird betont, wie der Demagoge versucht, seinen Methoden einen harmlosen Anschein zu geben. Bei "verstaubten ältlichen Angestellten" stellt sich beim Leser eher Mitleid ein als ahnungsvolle Befürchtungen und mit den diminutiven Formen assoziiert man eher niedliches, harmloses Kinderspielzeug.

Der Demagoge versucht, sich mit Gegenständen und Personen zu umgeben, denen jegliche martialische Komponente oder brutale Potenz fehlt, um seine "Vorstellung", also seine Methoden und wohl auch seine Ziele vor den Menschen zu verbergen, ihnen Harmlosigkeit zu suggerieren. Wirkungsvoll werden auch Begriffe aus dem Bereich der Zauberei eingesetzt. Wenn der Zauberer verspricht, die Erfüllung eines Wunsches zu "erhexen" (Z. 9), wird die Unerfüllbarkeit dieser Versprechungen hervorgehoben. Im Gegensatz zu "zaubern" hat das Wort "hexen" außerdem einen nicht unerheblichen negativen Unterton. Auch der "Zauberspruch" (Z.

31) des Magiers erscheint als hohle (jedoch effektvolle!) Phrase einer Ideologie und erinnert zum Beispiel an die leeren Parolen der Propaganda im Dritten Reich, die bezüglich Untermenschen und Ariern verbreitet wurden. Aber nicht nur der Nationalsozialismus bediente sich solcher Phrasen. Sie sind ein Merkmal aller autoritären Systeme, an deren Spitze Demagogen stehen.   2.3.4 Interessant ist es, nun auch zu verfolgen mit welchen stilistischen Mitteln der Autor arbeitet, um seine Aussage wirkungsvoll darzustellen.

Auffällig oft werden Synästhesien verwendet, die mehrere Sinneseindrücke verschmelzen. So lässt Kunert beispielsweise "Gewisper aufsprühen" (Z. 19), man erlebt "aufquellendes Kichern" (Z. 32) oder "Raunen schwebt [...

] umher" (Z. 28). Hier wird jeweils eine hörbare Erscheinung (Gewisper, Kichern, Raunen) näher bestimmt durch ein Adjektiv, das eigentlich einen visuellwahrnehmbaren Vorgang beschreibt: aufquellen, schweben, aufsprühen. So wird aufgezeigt, wie sehr sich die Menschen von geschickt eingesetzten Sinneseindrücken täuschen lassen und wie wirkungsvoll Propaganda, die alle Sinne anspricht, verwendet werden kann. In diesem Zusammenhang müssen auch die bunten Plakate genannt werden, bei denen schon alleine die Aufmachung, nicht die Aufschrift überzeugen soll. Außerdem "bricht Schweigen aus" (Z.

11),was den Leser erst einmal stutzig macht, denn bei dem Verb "ausbrechen" denkt man eher an "in Gelächter ausbrechen", assoziiert jedenfalls eine lautstarke emotionale Äußerung mit diesem Verb. Durch dieses Oxymoron soll das Schweigen als außerordentlich spannungsgeladene Stille dargestellt werden und man meint schon fast die "stummen Schreie" des Publikums zu vernehmen. Die Spannung, der die Besucher im Saal ausgesetzt sind, erfährt eine nachdrückliche Betonung. Ebenfalls lebendig und dramatisch wird die Darstellung in dem Textabschnitt, in dem das Flammeninferno beschrieben wird: " [Es] fließt feurig [...

] zu den Vorhängen [...], fließt das Flackernde [...

], da die Flammen [...] einhüllen (Z. 38 ff.).

Allein durch diese geschickt platzierte Alliteration wird Dramatik erzeugt und die Panik, die Hitze und die Verzweiflung empfindet man durch dieses stilistische Mittel bei dieser Passage fast ein wenig mit. Auch kann die "Uhr", die zerstampft wird, als Bild für die Zeit, die noch bleibt, gesehen werden.     3. In dieser Parabel zeigt Günter Kunert die Gefahren der Demagogie auf und möchte die Menschen für die Methoden solcher Volksaufhetzer sensibilisieren, damit die Betroffenen bei eventueller Wiederholung solcher Ereignisse die Vorzeichen erkennen und eine Katastrophe verhindern können. Jedoch stellt er am Ende auch fest, dass die Neigung der Menschen, sich von Äußerlichkeiten und vom Schein verführen zu lassen, immer latent vorhanden ist. Seiner Meinung nach bedarf es nur einer starken Führungspersönlichkeit, die sich ihrer Wirkung und ihres Einflusses bewusst ist und die auf gekonnte Art diese schwache Stelle angreift, um ein ganzes Volk aufzuwiegeln.

Kunert spricht seine Warnung deshalb so direkt aus, da er selbst Massenverführung durch einen "Muster-Demagogen", Hitler, erlebt hat. Er weist auch darauf hin, dass es immer wieder zu dieser Volksaufhetzung kommen kann und wird. Wie richtig er mit dieser Meinung lag, kann in letzter Zeit in allen Medien verfolgt werden. Schwerer Verbrechen bezichtigt wird zur Zeit der jugoslawische Ex-Präsident Slobodan Milosevic. Er hat sein ganzes Volk durch das wahnsinnige - doch leider leere - Versprechen eines serbischen Großreiches zu verheerenden Kriegen angestachelt. Doch dieser Demagoge kann sich nicht wie in der Parabel der Verantwortung entziehen, sondern soll bestraft werden.

Und so sieht man, was Kunerts Blick durch persönliche Verwicklung in die Katastrophe des Nationalsozialismus verborgen war: Manchmal gewinnt auch die Gerechtigkeit und irgendwann wird jeder äußere Zauber aufgedeckt, obwohl es, worin man Kunert zustimmen muss, oft schon zu spät ist.

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