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Inhalt     §        Umgang mit Krankheit   1.    Binge Eating Disorder   1.     Definition 2.     Diagnosekriterien 3.     Häufigkeit 4.     Auslöser 5.

     Behandlung   2. Anorexia nervosa   1.     Definition 2.     Diagnosekriterien 3.     Bestimmung des Typus 4.     Häufigkeit 5.

     Verlauf der Krankheit 6.     Verhalten gegenüber Angehörigen 7.     Persönlichkeit 8.     Funktion der Magersucht   3.    Bulimia nervosa   1. Definition 2.

Diagnosekriterien 3. Bestimmung des Typus 4. Häufigkeit 5. Verlauf der Krankheit 6. Verhalten gegenüber Angehörigen 7. Persönlichkeit   §        Ursachen von Essstörungen   §        Behandlung von Magersucht und Bulimie   §        Heilungsaussichten   §        Quellenangaben   §       Umgang mit Krankheit     Der Umgang mit Krankheit ist in unserer Gesellschaft ein relativ heikles Kapitel.

Sie wird so gut es geht aus dem normalen Leben ausgeklammert; sie wird als Angelegenheit der Ärzte gesehen, von welchen dieser kleine Schaden so schnell wie möglich wieder behoben werden soll. Bei psychosomatischen Erkrankungen treten jedoch schon bei der Diagnose häufig Schwierigkeiten auf. Viele Ärzte sind nämlich von einem dualistischen Denken geprägt, wobei Körper und Seele streng voneinander getrennt sind. Psychische Ursachen somatischer Beschwerden bleiben so oft sehr lange unentdeckt.   Noch schwieriger wird es, wenn die betroffene Person sich nicht einmal krank fühlt, wie es bei Essstörungen meist der Fall ist. Auch wenn aufgrund irgendwelcher Beschwerden der Arzt aufgesucht wird, wird deren Zusammenhang mit dem herrschenden Mangelzustand geleugnet.

Die Angehörigen werden ebenfalls oft getäuscht, es werden geschickt Ausreden eingesetzt, die ein Erkennen der Essstörung verhindern oder zumindest zeitlich verzögern.  Die Angehörigen kommen meist auch gar nicht auf die Idee, dass jemand aus ihrer Familie an einer Essstörung leiden könnte. Zudem gibt es Mechanismen des Nicht-genau-Hinschauens, Beschönigens und Leugnens, die anfangs entlastend auf alle Betroffenen wirken, da sie sich nicht mit dem Problem auseinandersetzen müssen.   Wenn die Essstörung dann jedoch schon offensichtlich ist, wollen die meisten Angehörigen das Problem so schnell wie möglich wieder in den Griff bekommen. Sie versuchen dies sowohl durch Gutzureden, als auch durch Strenge, müssen aber bald feststellen, dass sie damit nichts bewirken können. Sie leiden nicht nur an dem ungewöhnlichen Essverhalten oder dem Untergewicht der/des Betroffenen, sondern auch an ihrem veränderten Verhalten, das von Verschlossenheit und aggressiver Abgrenzung gekennzeichnet ist.

Auf die Tatsache, dass ihre bisherigen Erziehungsmaßnahmen wirkungslos geworden sind, reagieren die Eltern mit Hilflosigkeit und verdeckter Wut. Um sich von diesen Gefühlen abzulenken, beginnen einige, sich ständig über Essstörungen zu informieren, lesen jedes Buch zum Thema und sind fixiert auf den Gedanken, etwas tun zu müssen. Sie suchen fachlichen Rat und informieren sich über die verschiedenen Formen der Therapie, doch sie wissen nicht, wie sie ihr Kind dazu motivieren können.   Nur die wenigsten Betroffenen begeben sich von sich aus in Behandlung; sehr häufig werden sie von ihren besorgten Eltern dazu gedrängt oder auch gezwungen. Manche Eltern lehnen jedoch die Psychotherapie ab, weil sie darin einen Ausdruck von Versagen und Schwäche sehen. Die meisten Eltern haben psychotherapeutischen Behandlungen gegenüber eine ambivalente Einstellung; auf der einen Seite wollen sie das Beste für ihr Kind, auf der anderen Seite fürchten sie jedoch die Preisgabe von Familiengeheimnissen.

Außerdem fällt es ihnen zu Beginn meist schwer, zu akzeptieren, dass in ihrer Familie eine psychosomatische Krankheit aufgetreten ist. Durch das Aufsuchen fremder Hilfe fürchten sie, zuzugeben selbst versagt zu haben, vielleicht sogar schuld an der Entwicklung der Essstörung zu sein. Die Suche nach Schuldigen ist überhaupt eine weit verbreitete Reaktion auf ein bestehendes Problem, auch wenn sie nicht weiterhilft. Wenn ihr Kind nun an einer Essstörung leidet, reagieren die Eltern häufig mit gegenseitigen Schuldzuweisungen oder auch mit Selbstvorwürfen. Dies führt jedoch zu nichts, da man nicht eine einzelne Person für das Entstehen einer Essstörung verantwortlich machen kann.   Unter dem Begriff Essstörungen versteht man im Wesentlichen vier Krankheitsbilder: o       Anorexia nervosa (Magersucht) o       Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) o       BED (Binge Eating Disorder) o       Adipositas (Fettsucht), wobei bezüglich der letzten beiden Punkte kontroverse Meinungen herrschen.


Es gibt nämlich Leute, die BED als Unterkategorie von Fettsucht ansehen, während auch bei diesem Begriff umstritten ist, ob es sich überhaupt um eine Krankheit handelt. Aus diesem Grund möchte ich nur kurz auf  die Binge Eating-Störung eingehen und mich im Folgenden auf Anorexie und Bulimie beschränken.   1. Binge Eating Disorder     1.1. Definition   "to binge" kommt aus dem Amerikanischen und heißt übersetzt soviel wie "ein Fressgelage abhalten" oder "einen Fressanfall erleben".

Für die Bezeichnung "Binge Eating Disorder" (BED) gibt es noch keinen offiziellen deutschen Ausdruck, am besten lässt sie sich wohl mit "Essattacken - Störung" übersetzen. Allerdings ist auch im deutschen Sprachraum die Verwendung des angloamerikanischen Begriffs üblich. Das wesentliche Kennzeichen der Binge Eating Störung ist das wiederholte Auftreten von Heißhungerattacken bzw. "Fressanfällen" ohne regelmäßig angewandte Maßnahmen, die einer Gewichtszunahme entgegenwirken (im Gegensatz zur Bulimie). Daher leiden die Betroffenen meist an Übergewicht (BMI 25-30) oder Adipositas (BMI >30).   Es handelt sich hierbei um einen relativ neuen Krankheitsbegriff; er wurde zwar schon 1959 geprägt, als eigenständige Diagnose existiert er in den USA jedoch erst seit 1994.

  1.2. Diagnosekriterien der Binge Eating Disorder (DSM-IV-Kriterien):   Regelmäßige Essanfälle mit folgenden Merkmalen In einem abgrenzbaren Zeitraum wird eine Nahrungsmenge gegessen, die deutlich größer ist als die Menge, die andere Menschen unter den gleichen Umständen essen würden. Während des Essanfalls wird der Verlust der Kontrolle über das Essen empfunden. Die Essanfälle sind mit mind. 3 der folgenden Merkmale verbunden 1.

     Es wird wesentlich schneller gegessen als normal. 2.     Es wird gegessen, bis man sich unangenehm voll fühlt. 3.      Es werden große Mengen gegessen, obwohl man sich nicht körperlich hungrig fühlt. 4.

     Es wird allein gegessen, weil es einem peinlich ist, wie viel man isst. 5.     Man fühlt sich von sich selbst angeekelt, depressiv oder sehr schuldig nach            dem Überessen. Seelisches Befinden: Es besteht hinsichtlich der Essanfälle merkliche Verzweiflung. Häufigkeit der Essanfälle: Die Essanfälle treten im Durchschnitt über 6 Monate hindurch mind. zweimal pro Woche auf.

Kein Kompensationsverhalten: Die Essanfälle sind nicht mit der regelmäßigen Anwendung von unangemessenen Kompensationsverhalten (z.B. abführenden Maßnahmen, Fasten oder exzessivem Sport) verbunden und treten nicht im Verlauf einer Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa auf.   Wie bei der Bulimia nervosa sind beim Binge Eating die wiederkehrenden Heißhungeranfälle das Hauptmerkmal. Da jedoch entsprechende Kompensationsmaßnahmen fehlen, entwickeln die meisten Betroffenen bald Übergewicht. In ihrem Essverhalten unterscheiden sie sich vom "typischen" Übergewichtigen dadurch, dass sie "nur" mehr oder weniger häufig Fressanfälle haben, während sich Adipöse ständig überessen.

  1.3. Häufigkeit   Eine in den USA erhobene Studie zeigte, dass etwa 2% der Bevölkerung von BED betroffen sind, in der Schweiz sollen es sogar 3-5% sein. Damit ist es die am häufigsten auftretende Essstörung. Bei Frauen ist das Auftreten dieser Störung etwa um 1,5-mal wahrscheinlicher als bei Männern.   1.

4. Auslöser Auslöser können Schlankheitskuren oder allgemein gezügeltes Essverhalten sein. Wer sich zum Beispiel immer verbietet, Schokolade zu essen, läuft Gefahr, dass sich sein Appetit auf die «verbotene» Süßigkeit steigert und er schließlich der Versuchung nicht mehr widerstehen kann. Ein weiterer Auslöser können zwischenmenschliche Probleme oder Stimmungsschwankungen sein, bei denen das Essen einem schnellen Spannungsabbau dient. Durch das Essen, das allgemein mit positiven Gefühlen assoziiert wird, sollen die negativen Gefühle kompensiert werden. Oft können Menschen mit emotionalen Schwierigkeiten Hunger nicht von anderen Empfindungen unterscheiden.

1.5. Behandlung Die Behandlung der Binge Eating Störung hat recht gute Erfolgsaussichten. Sie erfolgt nach einem so genannten kognitiv-verhaltenstherapeutischen Programm, wobei sowohl eine Normalisierung des Essverhaltens als auch die Behandlung der zugrunde liegenden seelischen Konflikte angestrebt wird. Dabei lernen die Patienten, mit kritischen Situationen, die eine Essattacke auslösen könnten, umzugehen. Außerdem soll durch Bewegungstherapie ein positiveres Körperbild erarbeitet werden, da die Patienten häufig ein gestörtes Körpererleben haben.

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Dabei ist die Wahrnehmung von Figur, Gewicht und Aussehen häufig gestört und es besteht die Angst vor einer Gewichtszunahme. Die Gefahren, die sich aus dieser Situation ergeben, werden verleugnet. Hinzu kommt häufig eine soziale Isolation in Verbindung mit Depressionen.   Wörtlich übersetzt bedeutet Anorexia "Appetitlosigkeit", was eigentlich so nicht die richtige Bezeichnung für dieses Krankheitsbild ist, da nicht unbedingt der Appetit, sondern das Essverhalten gestört ist. Appetitlosigkeit ist entweder überhaupt nicht oder lange Zeit kein Symptom der Krankheit. Oft haben die Betroffenen ständig Appetit und auch Hunger, verleugnen dies aber und zwingen sich weiter zum Fasten.

Der Zusatz "nervosa" weist auf die psychischen Ursachen der Essstörung hin. Die deutsche Bezeichnung Magersucht beschreibt das Krankheitsbild wohl besser, da die Betroffenen immer weiter abmagern und sämtliche Kriterien einer Suchterkrankung erfüllen.   2.2. Diagnosekriterien der Anorexia nervosa (DSM-IV-Kriterien):   Weigerung, das Minimum des für Alter und Körpergröße normalen Körpergewichts zu halten (z.B.

der Gewichtsverlust führt dauerhaft zu einem Körpergewicht von weniger als 85% des zu erwartenden Gewichts; oder das Ausbleiben einer während der Wachstumsperiode zu erwartenden Gewichtszunahme führt zu einem Körpergewicht von weniger als 85% des zu erwartenden Gewichts). Ausgeprägte Ängste vor einer Gewichtszunahme oder davor, dick zu werden, trotz bestehenden Untergewichts. Störungen in der Wahrnehmung der eigenen Figur und des Körpergewichts, übertriebener Einfluss des Körpergewichts oder der Figur auf die Selbstbewertung, oder Leugnen des Schweregrades des gegenwärtigen geringen Körpergewichts. Bei postmenarchalen Frauen das vorliegen einer Amenorrhöe, d.h. das Ausbleiben von mindestens drei aufeinander folgenden Menstruationszyklen (Amenorrhöe wird auch dann angenommen, wenn bei einer Frau die Periode nur nach Verabreichung von Hormonen, z.

B. Östrogen, eintritt).     2.3. Bestimmung des Typus:   Restriktiver Typus (asketischer Magersuchttyp): Während der aktuellen Episode der Anorexia nervosa hat die Person keine regelmäßigen "Fressanfälle" gehabt oder hat kein "Purging"-Verhalten (d.h.

selbstinduziertes Erbrechen oder Missbrauch von Laxantien, Diuretika oder Klistieren) gezeigt.   "Binge-Eating/Purging"-Typus (bulimischer Magersuchttyp): Während der aktuellen Episode der Anorexia nervosa hat die Person regelmäßig Fressanfälle gehabt und hat "Purging"-Verhalten (d.h. selbstinduziertes Erbrechen oder Missbrauch von Laxantien, Diuretika oder Klistieren) gezeigt.     2.4.

Häufigkeit   Ca.1% der Frauen bzw. Mädchen im Alter von 15 bis 25 Jahren soll betroffen sein. Anorexia nervosa tritt zu rund 95% bei Mädchen und Frauen auf; der Prozentsatz der jungen Männer wird jedoch steigen. Meist liegt der Beginn der Krankheit zwischen dem 13. und dem 20.

Lebensjahr. Die Letalität wird mit 5-18% angegeben.   2.5. Verlauf der Krankheit   Zu Beginn der Krankheit steht häufig eine Diät oder zumindest der Vorsatz, etwas abzunehmen; daran ist jedoch nichts Außergewöhnliches festzustellen. In der Pubertät beginnen viele Mädchen mit Diäten zu experimentieren, die meisten hören wieder auf zu fasten, wenn sie ihr gewünschtes Ziel erreicht haben.

Manche jedoch hungern weiter und stecken sich ein immer tieferes Gewichtsziel. Die Grenze zur Magersucht ist überschritten.  Es verändern sich sowohl die Verhaltensweisen bei der Gewichtsabnahme, als auch die Motive. Die Waage wird zur beherrschenden Instanz, sie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg, über Freude oder Enttäuschung. Es geht längst nicht mehr darum, das Idealgewicht zu erreichen (das ist schon unterschritten), sondern Abnehmen wird mit persönlicher Leistung gleichgesetzt. Dabei gibt es die verschiedensten Praktiken: Manche bevorzugen Diätvorschriften aus Zeitschriften (die meist noch reduziert werden), manche stellen sich ihren persönlichen Plan auf.

Häufig werden Mahlzeiten ausgelassen oder durch Obst ersetzt. Die Lebensmittel werden meist in zwei Gruppen eingeteilt : "erlaubte" und "verbotene", wobei die Gruppe der erlaubten natürlich nur aus kalorienarmen Lebensmitteln besteht und im Laufe der Zeit immer kleiner wird. Auch die täglich erlaubte Kalorienmenge wird ständig reduziert, es darf nie mehr gegessen werden als am Vortag. Manche Magersüchtige betreiben exzessiv Sport, um zusätzlich Kalorien zu verbrennen. Auch hier gilt: Die Vortagsleistung muss zumindest erreicht, besser noch überschritten werden. Aus dem gleichen Grund werden normalerweise sitzende Tätigkeiten im Stehen ausgeübt und Schlaf wird auf ein Minimum reduziert.

Außerdem trinken die meisten Unmengen Wasser, nicht nur, um verlorene Flüssigkeit wieder zuzuführen, sondern auch, um das Hungergefühl einzudämmen. Auch andere kalorienfreie Getränke, wie z.B. Tee oder Kaffee, natürlich höchstens mit Süßstoff gesüßt, sind beliebt. Manche wollen ihr niedriges Gewicht halten, essen jedoch lieber etwas weniger und nehmen ein bisschen ab, als dass sie etwas mehr essen und es riskieren zuzunehmen. Davor haben sie so große Angst, dass sie sich sozusagen eine "Negativreserve" anlegen wollen, welche so beträchtliche Ausmaße annehmen kann, dass nach unten hin kein Limit mehr erkenntlich ist.

Trotz des bestehenden Untergewichts sehen sich die Betroffenen jedoch nicht als dünn - im Gegenteil: sie fühlen sich weiterhin zu dick.   2.6. Verhalten gegenüber Angehörigen   Zu Beginn sind die meisten Betroffenen noch stolz auf ihren Gewichtsverlust, tragen anliegende Kleidung und bekommen meist auch Komplimente zu ihrer schlanken Figur. Wenn sie dann aber so dünn sind, dass die Angehörigen beginnen, sich Sorgen zu machen, kaschieren sie ihre Figur lieber mit weiteren Kleidungsstücken oder durch mehrere Schichten. Gemeinsame Mahlzeiten werden zum größten Teil gemieden; es wird dann einfach behauptet, auswärts schon gegessen zu haben.

Manche genießen es jedoch, am Tisch der Familie zu sitzen und zuzusehen, wie gierig die anderen das Essen verschlingen, während sie selbst mehr damit spielen. Sie brauchen ewig um ihr Essen zu präparieren, es zu zerkleinern, zu würzen und eventuell vorhandenes Fett zu entfernen. Auf diese Weise "essen" Magersüchtige zwar gleich lang wie der Rest der Familie, nehmen jedoch nur einen Bruchteil der Nahrungsmenge zu sich. Häufig vertreiben magersüchtige Mädchen die Mutter aus der Küche. Sie erledigen die Einkäufe, kochen und bestimmen so den Kaloriengehalt der Speisen, die auf den Tisch kommen. Dabei wird das Essen der Angehörigen nicht selten mit Fett und Kohlenhydraten angereichert, während die eigene kleine Portion ohne ein Gramm Fett zubereitet wird.

Essen ist kein unangenehmes Gesprächsthema für sie, sie können sich ständig darüber unterhalten, solange es nicht um ihre eigene Ernährung geht.   2.7. Persönlichkeit   Vor Ausbruch der Magersucht war die Betroffene meist ein "pflegeleichtes Vorzeigekind" mit anständigem Benehmen und glänzenden Schulnoten. Oft konzentrierten sich die Bedürfnisse und Wünsche der Eltern auf sie, die dem Druck irgendwann nicht mehr gewachsen war. Sie suchte immer nur Lob und Bewunderung, Schwächen und Ängste gab sie vor anderen niemals zu.

  Magersüchtige zeichnen sich meist durch eine außerordentliche Hartnäckigkeit und Ehrgeiz aus. Sie sind sehr leistungsorientiert, fleißig, gewissenhaft, angepasst und nach außen hin sehr bescheiden. Sie sind meist überdurchschnittlich intelligent und erfolgreich in der Schule; für gewöhnlich sind sie aktiv und voller Tatendrang. Sie sind sehr darum bemüht, den ganzen Tag über nur Sinnvolles zu tun und gönnen sich kaum eine Pause. Sie können jedoch hin und wieder in eine depressive Stimmung verfallen.   Es besteht eine gestörte Körperwahrnehmung.

Selbst- und Fremdeinschätzung klaffen dabei sehr weit auseinander; d.h. Magersüchtige sehen sich selbst immer noch dick, wenn sie in Wirklichkeit schon extrem abgemagert sind. Mit der Störung des Körperbildes geht auch die Fehlwahrnehmung von Körpersignalen einher. Hunger wird solange geleugnet, bis er nicht mehr als solcher wahrgenommen wird und es somit zum Verlust der Fähigkeit, Körperreize wahrzunehmen, kommt.   Magersüchtige waren meist schon vor Beginn der Krankheit eher introvertierte Personen, dies wird im Verlauf der Krankheit noch zusätzlich verstärkt.

Da die Gedanken ständig ums Essen und Nichtessen kreisen, ist die Beschäftigung mit etwas bzw. jemand anderem sehr schwierig. Sie verlieren immer mehr das Interesse an sozialen Kontakten und ziehen sich in ihre eigene Welt zurück. In ihrer sozialen Isolation ist Rivalität häufig die einzige Form von Beziehung zu anderen Menschen. Magersüchtige haben nämlich ein sehr stark ausgeprägtes Konkurrenzdenken und vergleichen sich ständig mit anderen.   2.

8. Funktion der Magersucht   Krankheit assoziieren wir für gewöhnlich mit durchwegs Negativem, während anorektische Patienten ihre Essstörung als etwas durchaus Positives bezeichnen. Abgesehen davon, dass sie nicht nur die negativen Seiten, sondern ihr Kranksein an sich leugnen, ist es für ein Verständnis der Essstörung unumgänglich, auch die positiven Aspekte dieser Krankheit zu akzeptieren. Am Anfang steht meist ein Schönheitsideal, das mit Schlanksein gleichgesetzt wird, dies kann jedoch kaum der einzige Grund einer so komplexen Krankheit sein. Viele finden in ihrer Magersucht Selbstbestätigung; das Abnehmen ist eine messbare Leistung, die ihnen die Waage täglich anzeigt. Sie brauchen diesen Leistungsbeweis, um ihr niedriges Selbstwertgefühl zu heben.

Magersucht bedeutet auch absolute Kontrolle, Magersüchtige sind stolz darauf, ihre Triebe unterdrücken zu können. Auch die Sorge der Eltern kann eine wichtige Rolle spielen. Die Tochter will wahrgenommen und akzeptiert werden, die Eltern sollen nicht nur ihre Noten bzw. Intelligenz sehen, sondern auch ihr Inneres. Manche wollen absichtlich das Bild der idealen Tochter zerstören, sie wollen nicht mehr perfekt funktionieren und immer nur den Erwartungen anderer entsprechen. Für andere ist jedoch genau die Meinung anderer ausschlaggebend, sie hungern nach Anerkennung, wobei sie Sorge mit wirklicher Zuwendung verwechseln.

Vielen gibt die Magersucht auch das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, das sie von den anderen abhebt. Sie haben Angst, in der breiten Masse unterzugehen, wenn sie die Krankheit aufgeben. Oft ist die Magersucht ein Versuch, auf einem außerschulischen Gebiet etwas zu beweisen; viele wollen die "Beste" im Hungern bzw. die "Dünnste" werden, denn Hungern-Können bedeutet Stärke und einen starken Willen. Außerdem verleiht die Magersucht unheimliche Macht. Viele genießen es, dass sie ihre Eltern in der Hand haben, diese ihnen alle Wünsche erfüllen und ihre Ansprüche zurückschrauben.

Die Magersucht übernimmt auch diverse Alibifunktionen; sie ist eine Entschuldigung für Versagen und wertet zugleich erbrachte Leistungen auf. Gleichzeitig kann sie als Alibi für Unglücklichsein verwendet werden, denn eigentlich sollte die Magersüchtige aufgrund ihrer harmonischen Familiensituation glücklich sein. Manche wollen auch noch länger in dieser Familiensituation verharren, für sie übernimmt die Magersucht die Funktion des Aufschubs des Erwachsenwerdens. Nicht selten ist sie auch eine rebellische Antwort auf die verschiedenen Herausforderungen an die Frauen.  Für viele stellt die Magersucht angesichts der überfürsorglichen Mutter scheinbar die einzige Möglichkeit dar, sich innerhalb der Familie abzugrenzen. Sie ist ein Unabhängigkeitsbeweis, der jedoch noch größere Abhängigkeit verursacht.

Bei manchen wandelt sich das positive Gefühl der Stärke in Selbsthass, und zwar dann, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden konnten. Die logische Folge daraus ist Hungern: Eine bestimmte Leistung wurde nicht erbracht, also besteht auch kein Recht auf Nahrung. Viel häufiger als diese zerstörerische Einstellung ist jedoch eine positive Sichtweise der Magersucht als gesamter Lebensinhalt, denn sie gibt Halt und Sicherheit. Auch wenn die Magersüchtige damit nicht gut lebt, so ist ihr die Magersuchtswelt wenigstens vertraut, während ihr das reale Leben schon längst fremd geworden ist.   - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -   3. Bulimia nervosa   3.

1. Definition Bulimie oder Ess-Brech-Sucht ist eine Essstörung, die durch den Wechsel von Fressanfällen und Versuchen der Gewichtsreduktion gekennzeichnet ist. Charakteristisch für diese Fressattacken ist der Kontrollverlust, der die Betroffenen wahllos Unmengen an Nahrungsmitteln verschlingen lässt. Um diese übermäßige Energiezufuhr auszugleichen, wird das Essen erbrochen oder andere Kompensationsmaßnahmen ergriffen (Abführmittel, Diuretika, Fasten, exzessiver Sport). Die Betroffenen können untergewichtig, normal- oder übergewichtig sein. 3.

2. Diagnosekriterien der Bulimia nervosa (DSM-IV-Kriterien):   Wiederholte Episoden von "Fressattacken". Eine "Fressattacken"-Episode ist gekennzeichnet durch beide der folgenden Merkmale: Verzehr einer Nahrungsmenge in einem bestimmten Zeitraum (z.B. innerhalb eines Zeitraums von 2 Stunden), wobei diese Nahrungsmenge erheblich größer ist als die Menge, die die meisten Menschen in einem vergleichbaren Zeitraum und unter vergleichbaren Bedingungen essen würden. Das Gefühl, während der Episode die Kontrolle über das Essverhalten zu verlieren (z.

B. das Gefühl, weder mit dem Essen aufhören zu können, noch Kontrolle über Art und Menge der Nahrung zu haben). Wiederholte Anwendung von unangemessenen, einer Gewichtszunahme gegensteuernden Maßnahmen, wie z.B. selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Laxantien, Diuretika, Klistieren oder anderen Arzneimitteln, Fasten oder übermäßige körperliche Betätigung. Die "Fressattacken" und das unangemessene Kompensationsverhalten kommen drei Monate lang im Durchschnitt mindestens zweimal pro Woche vor.

Figur und Körpergewicht haben einen übermäßigen Einfluss auf die Selbstbewertung. Die Störung tritt nicht ausschließlich im Verlauf von Episoden einer Anorexia nervosa auf.   3.3. Bestimmung des Typus:   Je nach den zur Gewichtsregulierung angewandten Verhaltensweisen, wird die Bulimia nervosa in zwei Subtypen unterteilt:   "Purging"-Typus: Die Person induziert während der aktuellen Episode der Bulimia nervosa regelmäßig Erbrechen oder missbraucht Laxantien, Diuretika oder Klistiere.   "Nicht-Purging"-Typus: Die Person hat während der aktuellen Episode der Bulimia nervosa andere unangemessene, einer Gewichtszunahme gegensteuernde Maßnahmen gezeigt wie beispielsweise Fasten oder übermäßige körperliche Betätigung, hat aber nicht regelmäßig Erbrechen induziert oder Laxantien, Diuretika oder Klistiere missbraucht.

  3.4. Häufigkeit   Da sich viele Betroffene ihrer Krankheit schämen und diese deshalb verleugnen, ist es schwierig, ihre Anzahl zu erfassen. Schätzungen zufolge leiden etwa 3% der jungen Frauen an Bulimie.   3.5.

Verlauf der Krankheit In der Vorgeschichte von Betroffenen finden sich häufig magersüchtige Phasen. Sie hungern so lange und halten sich zurück, bis sie es schließlich nicht mehr aushalten und es zu einer "Fressattacke" kommt. Danach werden sie von Schuldgefühlen geplagt und wollen alles wieder loswerden. Das kann den Übergang von Magersucht zu Bulimie darstellen. Auch im Verlauf der Bulimie kann es wieder zu Magersucht kommen. Essstörungen können sich immer wieder verlagern.

Besonders Magersucht und Ess-Brech-Sucht haben fließende Grenzen. Die Symptomverlagerung ist eine scheinbare Lösung und begünstigt die Entwicklung zu einer chronischen Essstörung. Die Bulimia nervosa ist aber auch unabhängig von der Anorexie als eigenständige Krankheit bekannt. Die Häufigkeit der Heißhungerattacken nimmt in der Regel im Laufe der Krankheit zu, schließlich finden sie oft mehrmals täglich statt. Manchmal dreht sich der gesamte Tagesablauf nur darum, Essen zu beschaffen, es zu verschlingen und wieder aus dem Körper zu entfernen. Menschen mit Bulimie sind ständig auf der Suche nach etwas Essbarem, werden aber niemals satt.

Auch die Nahrungsmenge, die bei einer Heißhungerattacke verschlungen wird, steigt mit der Zeit an. Es werden im Allgemeinen kohlenhydrat- und fettreiche Nahrungsmittel verschlungen, diese jedoch wahllos durcheinander und vermischt mit literweise Flüssigkeit. Ein solcher Fressanfall kann ganz unterschiedlich ablaufen. Er kann sich aus einer zunächst ganz normalen Mahlzeit entwickeln, wenn ein bestimmtes Limit überschritten wurde. Es wird dann noch mehr Nahrung zugeführt, damit sich das Erbrechen auch lohnt. Fressorgien können aber auch geplant sein, finden entweder immer zur gleichen Tageszeit statt oder wenn der Betroffene gerade ungestört ist.

Bevorzugt sind Abend und Nacht. Manche Betroffene halten sich den ganzen Tag über zurück, um dann am Abend über das Essen herzufallen und solange im Wechsel zu essen und zu erbrechen, bis sie schließlich erschöpft einschlafen. Heißhungerattacken können verschiedene Auslöser haben, so können sie z.B. nach Kränkungen, in Spannungssituationen, aus Langeweile, aus einem Gefühl der Leere oder aber auch aus Gewohnheit und Teil der Tagesstruktur stattfinden. Einige erbrechen eines Tages spontan, da ihnen nach dem vielen Essen übel geworden ist, andere versuchen es nach einer solchen Völlerei erstmals willentlich.

Auch die Einstellung der Betroffenen zu ihren Heißhungerattacken und den anschließenden Versuchen, alles wieder ungeschehen zu machen, ist unterschiedlich. Die einen empfinden ihr Verhalten als Kontrolle, die anderen als Kontrollverlust. Für manche ist es eine Art Geheimtipp, für andere etwas Minderwertiges und Schuldhaftes. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Nahrungsbeschaffung. Anfangs bedienen sich die meisten zu Hause, wenn sie jedoch aufgrund der immer größer werdenden Mengen Gefahr laufen, sich zu verraten, fangen viele an, selbst Lebensmittel einkaufen zu gehen. Großmärkte und möglichst billige Produkte werden bevorzugt, reicht das Geld nicht aus, wird häufig ein Nebenjob angenommen.

Nicht wenige beginnen eines Tages zu stehlen, entweder Geld zu Hause oder Esswaren in Geschäften. Die Nahrungsbeschaffung kann so zu einer sehr wichtigen - ja sogar zur Hauptbeschäftigung werden, die den Tagesablauf bestimmt. Häufig werden aber nicht nur Geld und Esswaren entwendet, sondern auch Kosmetika, Kleidung oder was immer die Betroffenen besitzen möchten. Wie das Fressen und Erbrechen kann auch das Stehlen eine Funktion im Leben dieser Menschen erfüllen. Sie begehen dieses Delikt, um Mut zu beweisen, aus Rache für erlittene Kränkungen, in heimlicher Genugtuung für erduldetes Unrecht oder als Kontrast zur Wohlanständigkeit der Familie. Das Stehlen kann somit zum Bedürfnis werden, darf aber trotzdem nicht als Symptom der Bulimie gesehen und damit gerechtfertigt werden.

      3.6. Verhalten gegenüber Angehörigen   Diejenigen, die in einer Gemeinschaft leben, legen meist wert auf eine perfekte Spurenbeseitigung. Nach einem Fressanfall duschen sie, putzen sich die Zähne, säubern das Bad, ziehen frische Kleidung an und entsorgen den entstandenen Müll. Während der Großteil versucht, die Krankheit so lange wie möglich geheim zu halten, setzen sie manche dagegen gezielt als Hilferuf ein. Sie wollen auf ihre seelische Not aufmerksam machen oder auch das Bild der perfekten Tochter zerstören, das sie nach außen hin bisher darstellten.

3.7. Persönlichkeit   Gefährdet sind Menschen, die eine Neigung zum übertriebenen Perfektionismus haben. Perfektionismus, verbunden mit einem sehr schwach ausgeprägten Selbstwertgefühl, wird im Verlauf einer Bulimie noch stärker und quält Betroffene nicht nur im Hinblick auf ihre Figur, sondern in allen Lebensbereichen: Schule, Ausbildung, Rolle als Tochter oder/und Freundin, Ehefrau, Mutter etc. Ständig ist das Gefühl da, nicht gut genug zu sein.   Außerdem haben die meisten bulimischen Frauen nicht gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und gegenüber anderen zu vertreten.

Häufig berichten sie über starke Abhängigkeitsgefühle, die mit großen Verlust- und Trennungsängsten einhergehen. Dies trägt zur Unterdrückung eigener Gefühle und Bedürfnisse bei und hat eine starke Orientierung an den Erwartungen anderer Menschen zur Folge. Das mangelnde Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen bewirken depressive Verstimmtheit sowie Gefühle der emotionalen Leere, Hilflosigkeit, Anspannung und Scham über die Unzulänglichkeit des eigenen Körpers.   Das Wahrnehmen, Benennen und Ausdrücken der eigenen Gefühle gelingt den Frauen nur schwer. Die in der eigenen Wahrnehmung bestehenden Unterschiede zwischen dem »Wie ich sein will« und dem »Wie ich bin« führen zu Spannungszuständen, die sich dann im Essverhalten entladen.     §       Ursachen von Essstörungen   Sowie es nicht einen Schuldigen gibt, gibt es auch nicht eine Ursache für eine Essstörung.

Es muss viel geschehen, damit jemand in solch eine Krankheit hinein gerät, wobei sowohl soziokulturelle und familiendynamische, als auch persönlichkeitsspezifische Aspekte eine Rolle spielen. Auch biologische und genetische Faktoren dürfen nicht unbeachtet bleiben, wobei besonders in dieser Richtung noch erheblicher Forschungsbedarf besteht. Dazu können auch noch traumatische Trennungssituationen oder sexueller Missbrauch als Auslöser einer Essstörung kommen.   Magersucht und Bulimie sind - so die Überzeugung der Ärzte - Krankheiten, die ohne Gesellschaft nicht denkbar wären. Niemand kann sich gesellschaftlichen Einflüssen wie z.B.

dem herrschenden Schlankheitsideal entziehen. Schlankheit wird gleichgesetzt mit Schönheit, Attraktivität, Dynamik und Erfolg; dieses weibliche Schönheitsideal der westlichen Gesellschaft ist sicherlich ein wichtiger Grund dafür, dass viele junge Frauen mit ihrem Körper unzufrieden sind. Eine Untersuchung ergab, dass üppige weibliche Formen mit einem Mangel an Intelligenz und mit beruflicher Inkompetenz assoziiert werden. Entsprechend legen Frauen, die einen hohen Bildungsgrad und berufliche Karrieren anstreben, Wert auf einen schlanken Körper.   Ein weiterer wichtiger Aspekt ist unsere Überflussgesellschaft; auch ohne sie wären Essstörungen nicht denkbar. Hungern ist nur dort eine Leistung, wo es freiwillig geschieht; wo es nicht genug zu Essen gibt, spielen Essstörungen kaum eine Rolle.

  Auch die Rolle der Frau in Gesellschaft und Familie ist ein heikles Thema im Zusammenhang mit Essstörungen. Von Magersüchtigen wird oft behauptet, dass sie ihre Rolle als Frau nicht annehmen wollen, was auch in manchen Fällen zutreffen mag. Dann wird das Hungern als Mittel zur Aufrechterhaltung kindlicher Körperformen und zum Aufhalten der Entwicklung zur Frau eingesetzt. In anderen Fällen ist es jedoch nicht die Rolle der Frau allgemein, gegen die sich die Betroffene auflehnt, sondern die Rolle der Frau, wie sie von der Mutter vorgelebt wird. Ihr Leben ist geprägt von Verzicht und Opfern der Familie zuliebe, sie ist häufig verstimmt und wirkt lustlos und missmutig. Diese Unzufriedenheit geht meist auf ein Gefühl des Unausgefülltseins zurück; die Mutter identifiziert sich innerlich nicht mit der Rolle, die sie übernommen hat, leugnet dies aber vor sich und den anderen und spielt ihre Mutterrolle perfekt.

Die essgestörte Tochter, die nicht selten in einer Art Symbiose mit der Mutter lebt, spürt jedoch deren innere Unzufriedenheit und wehrt sich gegen das gleiche Schicksal.   Da familiäre Einflüsse überhaupt eine wichtige Rolle bei der Entstehung einer Essstörung spielen, sollen hier noch einige auffällige Fakten im Bezug auf die Familie genannt werden.   Die Betroffenen kommen meist aus Familien der sozialen Mittel- und Oberschicht. Auf Karriere, Erziehung, Ausbildung und auch Fitness wird allgemein großer Wert gelegt; es gibt kaum finanzielle Probleme. Werte wie Ordnung und Disziplin spielen eine wichtige Rolle, Emotionalität und Austausch von Zärtlichkeit werden dagegen eher abgelehnt. Es existiert häufig die unausgesprochene Regel, über negative Gefühle wie zum Beispiel Wut, Angst oder Überforderung nicht zu reden.

Nach außen hin läuft alles perfekt und harmonisch ab, es entsteht der Eindruck einer netten, intakten Familie. Doch besonders in einem sehr harmonischen Klima besteht eine große Gefahr, doppelbödig zu kommunizieren, etwas anderes zu sagen, als man fühlt. So übernimmt z.B. die Mutter Pflichten mit einem freundlichen Lächeln und fühlt dabei Wut und Ärger, dass sie sich wieder einmal hat überreden lassen. Der Vater hört scheinbar geduldig zu, wenn Tochter und Mutter über ihre Probleme reden, in Gedanken ist er jedoch bei seiner Arbeit.

Die Tochter spürt, dass die Worte nicht zu den Gefühlen passen und lernt dadurch, nicht auf ihr Gefühl zu hören. Auch Leistung und Perfektionismus haben einen hohen Stellenwert in den Familien und werden von beiden Elternteilen vorgelebt: Der Vater schont sich nicht bei der Arbeit, macht ständig Überstunden und geht auch noch krank seinen Pflichten nach; er weigert sich, festzustellen, dass es auch ohne ihn geht. Auch die Mutter ist ständig im Einsatz und grundsätzlich nur für andere da; sie äußert keine Kritik oder eigene Meinung. Sie ist immer freundlich, kümmert sich sehr um die Großeltern und achtet nicht auf ihre körperlichen Grenzen. Die Grundstimmung der meisten Mütter ist jedoch gedrückt. Sie äußern sich nicht direkt, sondern mit schweigendem Vorwurf oder leiden unter psychosomatischen Störungen.

  Häufig hat die Mutter zugunsten von Haushaltsführung und Kindererziehung, welchen sie sich verpflichtet fühlt, auf eine eigene berufliche Karriere verzichtet. Der Vater hingegen kommt meist erst spät abends von der Arbeit nach Hause und möchte dann nur die angenehmen Seiten der Familie erleben.   Die Geschwister sind meist nicht so familienorientiert und -abhängig wie die spätere Essgestörte. Diese ist das so genannte "Elternkind", das aus dem Subsystem der Geschwister herausgerissen ist und zwischen diesen und den Eltern steht. Trotzdem konkurriert sie ständig mit den Geschwistern um die Zuwendung der Eltern und fühlt sich stets weniger geliebt. Nicht wenige sehen ihre Aufgabe darin, in der Ehe der Eltern zu vermitteln und fühlen sich für Glück und Harmonie in der Familie verantwortlich.

Viele meinen, erreichen zu müssen, was den Eltern selbst nicht gelungen ist. Sie empfinden ein starkes Gefühl der Dankbarkeit für alles, was diese für sie getan haben und sind sehr darum bemüht, sich durch besondere Leistungen auch dankbar zu erweisen Die meisten sind sehr darauf bedacht, herauszufinden, was andere von ihnen erwarten und hassen es, hinter diesen Erwartungen zurückzubleiben.   Untersuchungsergebnisse lassen nun vermuten, dass auch die genetische Veranlagung an der Entstehung von Essstörungen beteiligt ist. So zeigten einzelne Studien, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der eineiige Zwilling einer anorektischen Patientin ebenfalls an Magersucht erkrankt, bei rund 50% liegt; bei zweieiigen Zwillingen beträgt diese Wahrscheinlichkeit weniger als 10%.    Außer den bereits genannten Ursachen für Essstörungen wird in der Wissenschaft auch die Frage diskutiert, ob Unterernährung ab einem gewissen Zeitpunkt einen so genannten Circulus vitiosus ( lat.: krankhafter Kreis) in Gang setzt : Die für die zentrale Stoffwechselregulation verantwortlichen Nervenzellen werden durch das Hungern so gestört, dass das Krankheitsgeschehen aufrechterhalten wird und weiter fortschreitet.

Die in diesem Zusammenhang vielleicht wichtigste Studie wurde 1950 in Minnesota durchgeführt und sollte die Konsequenzen von Hungern auf die Psyche und die körperliche Verfassung untersuchen. Die Teilnehmer waren 36 junge, psychisch gesunde Männer mit durchschnittlichem Gewicht, deren Essgewohnheiten 3 Monate lang beobachtet wurden. In den darauf folgenden 6 Monaten wurde ihre individuelle tägliche Kalorienmenge halbiert, wobei die Teilnehmer durchschnittlich 25% ihres Gewichts verloren. In dieser Diätphase zeigten sich auch überraschende Veränderungen im Verhalten der Männer: Sie beschäftigten sich in Gedanken immer stärker mit Essen, begannen, Kochbücher zu lesen, Nahrungsmittel zu horten und einige verbrachten schließlich Stunden mit dem Essen einer Mahlzeit, für die sie früher nur wenige Minuten benötigt hätten. Die Teilnehmer erlebten auch große Stimmungsschwankungen, verloren ihre Freunde an sozialen Kontakten, hatten weniger sexuelles Interesse und Konzentrationsschwierigkeiten. Trotz herabgesetzter Leistungsfähigkeit betrieben manche exzessiv Sport um abzunehmen, viele hatten Heißhungerattacken und manche reagierten auf ihre Fressanfälle mit Übelkeit und Erbrechen.

Das normale Gefühl für Hunger, Appetit und Sättigung war den meisten Teilnehmern schließlich vollständig abhanden gekommen und auch nach Beendigung der Diät zeigten manche noch länger ein gestörtes Essverhalten. Diese Untersuchung zeigte, dass auch bei bislang psychisch Gesunden im Rahmen einer Reduktionsdiät alle Symptome einer Anorexia oder Bulimia nervosa auftreten können. Solange also bei psychogenen Essstörungen das Gewicht unter einer bestimmten Grenze liegt, ist das Erreichen eines unauffälligen Essverhaltens und eines normalen Sättigungsempfindens wenig wahrscheinlich.   §       Die Behandlung von Magersucht und Bulimie   Es gibt kein allgemein anerkanntes Therapieschema der Essstörungen, sondern es existieren viele unterschiedliche Ansätze, wobei keiner eine Heilung garantiert. Jede(r) Betroffene muss für sich selbst entscheiden, welche Therapieform für sie/ihn die richtige ist. Dazu muss jedoch erst einmal die Einsicht vorhanden sein, dass das eigene Essverhalten gestört ist und der Wille, die Krankheit aufzugeben.

Die Bereitschaft, nur lästige Seiten der Essstörung zu bekämpfen, wie z.B. ein extremes Untergewicht oder zu häufige Heißhungerattacken, reicht keinesfalls aus.   Die wichtigste Form der Behandlung von Essstörungen ist die Psychotherapie, wobei die verschiedensten Therapieformen zur Verfügung stehen. Am stärksten vertreten sind die Gesprächs- und Verhaltenstherapie, weiters werden Psychoanalyse, Körperwahrnehmungs-, Gestalt- und Tanztherapie angewandt. Die verschiedenen Therapieformen können auch miteinander kombiniert werden; zusätzlich können auch Entspannungsübungen hilfreich sein.

  Psychotherapie wird sowohl von Ärzten als auch von Psychologen durchgeführt, die eine Zusatzausbildung in Psychotherapie haben. Da die Zusammenarbeit mit dem Therapeuten für einen erfolgreichen Therapieverlauf von großer Bedeutung ist, ist es wichtig, dass dieser dem Patienten sympathisch ist. Daher empfiehlt es sich, mehrere Psychotherapeuten aufzusuchen und sich erst nach einem Kennenlern-Gespräch zu entscheiden.   Die Psychoanalyse gehört zwar zu den klassischen Behandlungsmethoden, ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von Essstörungen gilt aber als recht umstritten. Ziel der Psychoanalyse ist es, ungelöste Konflikte aus der Vergangenheit, die nach Freud, dem Begründer dieser Behandlungsmethode, zu Neurosen führen, wieder ins Bewusstsein zu rufen, um diese bearbeiten und lösen zu können. Wichtig ist, dass der Patient dabei mit Hilfe der freien Assoziation selbst Einsichten gewinnt, der Analytiker sollte sich mit Fragen und Ratschlägen möglichst zurückhalten.

Die klassische Psychoanalyse ist sowohl zeitlich als auch finanziell ein relativ aufwändiges Verfahren und hat nur eine niedrige Heilungsquote.   Bei der Gesprächstherapie geht man davon aus, dass das gestörte Verhalten auf falsche Lernprozesse zurückzuführen ist. Die lebensgeschichtliche Entwicklung des Patienten und die Frage nach den Ursachen und Auslösern der Essstörung stehen im Vordergrund. Im Laufe der Therapie sollen die Bedingungen, die die Krankheit verursacht haben, ergründet werden; es wird nach einem konkreten Auslöser gesucht und auch versucht zu analysieren, welche Faktoren zur Aufrechterhaltung der Essstörung beitragen. Aufgrund dieser Anhaltspunkte werden Veränderungen angestrebt, die sowohl die äußeren Lebensbedingungen, als auch verzerrte Einstellungen und Annahmen betreffen.   In der Verhaltenstherapie stehen hingegen die aktuelle Problematik und die momentane Lebenssituation des Patienten im Vordergrund.

Es werden dem Patienten neue Wege zur Problemlösung gezeigt und es wird versucht, wieder ein Gleichgewicht zwischen Körper und Geist herzustellen. Dies soll zum Beispiel mit Hilfe von Körper-Bewegungstechniken, Entspannungsverfahren und Meditation erreicht werden und dem Patienten ermöglichen, seinen Alltag besser zu bewältigen.   Da essgestörte Patientinnen sich meist schon relativ lange fehl- bzw. mangelernährt haben, ist es sehr schwer für sie, von selbst wieder richtig mit Nahrung umzugehen. Deshalb kann auch eine Ernährungstherapie sehr hilfreich bei der Behandlung einer Essstörung sein. Dabei hat eine dem Wissensstand der Patientin angepasste Ernährungsberatung einen hohen Stellenwert.

Diese kann jedoch nicht lediglich aus Informationsvermittlung bestehen, sondern muss auf die Patientin und ihre persönlichen Wünsche, Abneigungen, Erwartungen und Ängste hinsichtlich Ernährung eingehen. Außerdem wird in Gruppen gemeinsames Kochen und Essen gelernt. Dabei bereitet in den Kochgruppen meist das Teilen von Verantwortung Schwierigkeiten und das gemeinsame Einnehmen der Mahlzeiten ist zumindest zu Beginn großteils mit Konkurrenzgefühlen verbunden.   In der Gestalt- oder Kunsttherapie geht es nicht darum, perfekte Kunstwerke herzustellen, was die meisten Magersüchtigen und bulimisch Kranken zuerst im Sinn haben. Sondern es geht darum, Gefühle auszudrücken, womit sie meist Schwierigkeiten haben. Die PatientInnen stellen nämlich meist sehr hohe Ansprüche an sich selbst und wollen stets ausgezeichnete Leistungen erbringen, sind jedoch nur selten in der Lage, Gefühle zuzulassen oder gar auszudrücken.

Die Therapie hat das Ziel, den Betroffenen zu helfen, einen Zugang zum unmittelbaren Selbstausdruck zu finden und sie von dem Druck zu befreien, perfekte Kunstwerke erstellen zu müssen. Ein wichtiges Symptom der Anorexia nervosa ist auch eine Störung in der Wahrnehmung des eigenen Körpers und auch bei der Bulimia nervosa spielt diese eine wichtige Rolle. Viele PatientInnen fühlen sich diesbezüglich extrem unsicher, worauf in der Körperwahrnehmungstherapie eingegangen wird. Dazu werden nicht nur Übungen zur Selbstwahrnehmung durchgeführt, sondern auch zur Wahrnehmung von Nähe und Distanz zu anderen Menschen, wobei die PatientInnen lernen sollen, Grenzen zu erkennen und zu behaupten. Diese Art der Therapie soll ihnen helfen, zu einem neuen Körperbewusstsein zu gelangen und den eigenen Körper als einen Teil von sich zu akzeptieren.   Fast alle psychotherapeutischen Verfahren sind sowohl in der Einzel- als auch in der Gruppentherapie anwendbar.

Welche man bevorzugt, hängt von der Persönlichkeit der PatientInnen ab und muss dem entsprechend in jedem Fall individuell entschieden werden. Seit einigen Jahren wird die Gruppentherapie als die durchwegs erfolgreichere angesehen, da sie den einzelnen PatientInnen den Kontakt und Austausch mit Gleichaltrigen ermöglicht, die in etwa die gleichen Probleme haben wie sie selbst. Trotz gelegentlicher Rivalitätskämpfe verbindet sie meist ein starkes Solidaritätsgefühl und es entwickelt sich in der Gruppe eine Atmosphäre des Vertrauens. Dadurch lernen die PatientInnen, Kritik zu üben und auch anzunehmen und es wird ihnen ermöglicht, sich untereinander mit gemeinsamen Problemen auseinanderzusetzen. Zentrale Themen der Gruppengespräche sind Selbstunsicherheit, Egozentrik, Ängste, Perfektionismus, sowie das Verhältnis zu den Eltern, eigenes und fremdes Rollenverhalten, Beziehungen zu Gleichaltrigen und der Umgang mit der Sexualität.   Da Magersucht und Bulimie nicht allein als Störung eines Individuums, sondern auch als ein Familienproblem verstanden werden, ist es sinnvoll, die Angehörigen - in erster Linie der Eltern bzw.

Partner - mit in die Therapie einzubeziehen. Auch hierbei gibt es sowohl die systematische Therapie der Einzelfamilie als auch die Familiengruppentherapie. Die Einbeziehung der Angehörigen kann sich jedoch aus unterschiedlichen Gründen als schwierig erweisen. Sei es aufgrund großer räumlicher Entfernungen, sei es, dass die Angehörigen eine innere Abwehr entwickeln oder auch die Patientin Widerstand leistet.   Die Behandlung einer Essstörung kann im Allgemeinen ambulant oder stationär durchgeführt werden, es gibt jedoch einige Kriterien, bei deren Erfüllung zu einer stationären Behandlung geraten wird: -          ein schlechter psychischer oder körperlicher Zustand -          eine Dauer der Erkrankung über mehrere Jahre -          eine gescheiterte ambulante Behandlung -          unerträgliche Spannungen in der Familie -          der Wunsch, ohne Familie zurechtzukommen -          die Überzeugung, in einer stationären Behandlung besser aufgehoben zu sein als in einer ambulanten, aus welchen Gründen auch immer   Als Beispiel einer stationären Behandlung möchte ich hier kurz das Konzept der Grazer Kinderklinik vorstellen, das ein sehr hohes Ansehen genießt.   Nach Stellung der Diagnose werden den PatientInnen und deren Eltern die unbedingte Notwendigkeit einer Behandlung und die Behandlungsgrundsätze erläutert.

Anschließend wird mit beiden ein schriftlicher Behandlungsvertrag geschlossen, in dem sie sich zur persönlichen Mitarbeit bzw. zur Zusammenarbeit sowie zur Einhaltung der Stationsregeln verpflichten. Der Vertrag definiert die Krankheit über das Gewicht anstatt als Essproblem. Allen Beteiligten wird die Regel mitgeteilt, dass es verboten ist, übers Essen zu sprechen. Entscheidend ist, dass ein vereinbartes Zielgewicht erreicht wird, das im Normalbereich liegt. Gemeinsam mit der Patientin wird auf Millimeterpapier eine "Gewichtskurve" angefertigt: Ausgehend vom Aufnahmegewicht wird eine Linie gezeichnet, wobei für jeden Tag eine (minimale) Zunahme von 100g festgelegt ist (Solllinie).

1 kg unter dieser Linie wird eine parallele Linie gezeichnet. Die PatientInnen werden täglich vor dem Frühstück gewogen und der Gewichtswert wird in die Kurve eingezeichnet. Liegt das aktuelle Gewicht auf oder über der Solllinie, ist die Patientin in Freiheit und darf an allen Stationsaktivitäten teilnehmen. Liegt das Gewicht zwischen den beiden Linien, hat die Patientin Bettruhe und darf das Bett nur zu den Psychotherapiestunden verlassen. Bei einem Gewicht von 1 kg oder mehr unter der Solllinie, wird die Ernährung über eine Nasenmagensonde verabreicht. Ein wichtiges organisatorisches Grundprinzip ist die Trennung der unterschiedlichen Aufgaben in der Betreuung anorektischer und bulimischer PatientInnen durch unterschiedliche Personen: Für das Gewichtsmanagement sind im Allgemeinen die Krankenschwestern zuständig; Einzel- und Familientherapie werden von unterschiedlichen Psychotherapeuten durchgeführt.

Die bei der somatischen Behandlung erforderliche Konsequenz und Strenge würde nämlich den verständnisvollen, psychotherapeutischen Zugang behindern, während das, was in Einzeltherapiestunden besprochen wird, nicht den Eltern mitgeteilt werden darf, um das Vertrauen der PatientInnen nicht zu brechen. Ist das Zielgewicht erreicht, wird die Patientin aus dem Krankenhaus entlassen, die Behandlung ist damit aber noch nicht beendet. Gewichtskontrolle und Psychotherapie werden ambulant weitergeführt, zuerst wöchentlich, später in steigenden Zeitabständen. Es wird jedoch ein Wiederaufnahmegewicht festgelegt, das meist 1-2 kg unter dem Zielgewicht liegt. Wird dieses unterschritten, kommt es erneut zu einer sofortigen stationären Aufnahme und die Behandlung wird entsprechend dem Schema bis zum neuerlichen Erreichen des Zielgewichts weitergeführt.   Heilungsaussichten   Wie wahrscheinlich eine Heilung erreicht wird, ist schwer zu sagen, da es keine einheitliche Definition dafür gibt.

Das hat zur Folge, dass Forscher unterschiedliche Kriterien heranziehen, um "Heilung" bzw. "Besserung" zu beschreiben. Dem entsprechend vielfältig und unterschiedlich fallen auch die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen aus. Während ältere Studien sich meist nur auf die Besserung der körperlichen Symptome beziehen, berücksichtigen neuere Untersuchungen auch psychische und soziale Faktoren. Die Vielzahl der existierenden Studien lässt zwar nicht wirklich exakte Aussagen zu, es lassen sich aber gewisse Trends bezüglich der Besserungs- und Heilungsraten aufzeigen. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass aufgrund vermehrten Wissens und effektiverer Interventionsmethoden die Sterblichkeitsrate erheblich sank, ca.

30% der Erkrankten gelten jedoch als unheilbar, da sie trotz erfolgter Therapie(n) an ihrer Sucht festhalten. Durchschnittlich gelingt es ca.67% der Betroffenen, sich von dem auffälligsten Symptom, dem Untergewicht, zu entfernen und bei rund 60% pendelt sich auch der Menstruationszyklus wieder ein. Das Essverhalten normalisiert sich jedoch nur bei etwa 47%, bei den Übrigen bleibt meist die selektive Nahrungsaufnahme bzw. gelegentliches Erbrechen erhalten. Durchschnittlich 65% gelingt es, ihre Isolation zu überwinden und sich wieder in ihr soziales Umfeld zu integrieren.

Jedoch fühlt sich fast die Hälfte der ehemals Magersüchtigen noch Jahre danach in irgendeiner Form psychisch beeinträchtigt; sie weisen insgesamt stärkere Tendenz zu Misstrauen, depressiven Verstimmungen, Angstzuständen oder negativem Selbsterleben auf. Deutlich wurde, dass PatientInnen mit einem Erkrankungsbeginn vor einem Alter von 17 Jahren durchschnittlich eine größere Heilungschance aufwiesen, als solche, die erst später an einer Essstörung erkrankten. Die Chance wird umso geringer, je länger die Krankheit dauert, da es den Betroffenen immer schwerer fällt, gewohnte Muster abzulegen. Auch die Persönlichkeit der Erkrankten spielt eine nicht ganz unwesentliche Rolle. So haben eher neugierige, interessierte, lebensfrohe und zielstrebige Magersüchtige zum Beispiel bessere Aussichten auf eine Heilung als eher introvertierte und depressiv wirkende. Bei Magersüchtigen ist auch der Typus der Erkrankung relevant; "purging"-AnorektikerInnen zeigen im Großen und Ganzen einen schlechteren Genesungsverlauf als "restriktive".

      §       Quellenangaben:     v    Bücher   §         Wege aus der Essstörung (Dr.med. Monika Gerlighoff, Dr.med. Herbert Backmund) §         Magersucht und Bulimie - Verstehen und bewältigen (Dr.med.

Monika Gerlighoff, Dr.med. Herbert Backmund, Dr.phil. Norbert Mai) §         Magersucht und Bulimie - Innenansichten (Monika Gerlinghoff)   v    Fortbildungsunterlagen/ Medical Education   §         Pädiatrie und Pädologie: Pubertätsmagersucht (Anorexia nervosa) §         Materialien für Therapeuten und Patientinnen: Die Set-Point-Theorie über die Regulation des Körpergewichtes   v    CD-ROM   §         Bibliographisches Institut & F. A.

Brockhaus AG, 2001     v    Internet   §         DEBInet -Deutsches Ernährungsberatungs- und -informationsnetz (www.ernaehrung.de/tipps/essstoerungen/) §         Homepage von Dr.med.Thomas Walser (www.dr-walser.

ch/anorexia.htm) §         Informationen zu Magersucht von Bärbel Wardetzki (www.magersuch-online.purespace.de/wardetz.htm) §         Dr.

Christa Wührer: Anorexia nervosa oder "Pubertätsmagersucht" (www.magersucht-online.purespace.de/wührer.htm) §         Meine Gesundheit - Ratgeber - Magersucht (www.magersucht-online.

purespace.de/stiver.htm) §         Anorexia nervosa (Magersucht): www.medicine-worldwide.de/krankheiten/psychische_krankheiten/anorexia.html §         www.

medizinfo.com/ernaehrung/anorexie.htm §         Diplomarbeit von Annette Wamhof: "Magersucht - Eine (un-)heilbare Sucht-Erkrankung?" (www.magersucht.de/experten/diplomarbeit.php)        

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