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  Friedrich dürrenmatt - der besuch der alten dame

Friedrich Dürrenmatt, Der Besuch der alten Dame   Friedrich Dürrenmatt - BIOGRAPHIE 05.01.1921 in Kanolfingen im Kanton Bern (Schweiz) geboren Vater Reinhold ev. Pfarrer, Mutter Hulda Dürrenmatt-Zimmermann Hausfrau, Großvater Ulrich Dürrenmatt konservativer Nationalrat, macht durch Satire auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam 2 Schwestern, ältere adoptiert 1935 Umzug nach Bern Freies Gymnasium à ungenügende schulische Leistungen & Probleme mit Lehrern Wechsel an das Berner Humboldianium 1941-1945 studiert ohne ernstahaftes Ziel in Zürich und Bern à Lesungen in Germanistik, Philosophie, Naturwissenschaften und Theologie Verlässt Universität ohne Examen Arbeitet kurzfristig als Grafiker und Jornalist, bis er freier Schriftsteller wird 1946 Heirat mit Schauspielerin Lotti Geißler à 3 Kinder Viele Dramen und Romane, Der Besuch der alten Dame 1956 à Uraufführung 29.Januar 1956 Schauspielhaus Zürich, u.a.

New York, Mailand, London, Paris, Prag, Lissabon, Jerusalem und Tokio à 1959 Theaterpreis der New Yorker Theaterkritiker Stirbt am 14. Dezember 1990 mit 69 Jahren   Ort fiktive Kleinstadt Güllen an der deutsch-schweizerischen Grenze à Bestimmung durch genannte Zugverbindungen möglich à "Börsianer" (Zürich-Hamburg), der "Rasende Roland" (Venedig-Stockholm), die "Gudrun" (Hamburg-Neapel) außerdem Dürrenmatt Schweizer nach eigenen Aussagen liegt Güllen zwischen Kaffiningen und Kalberstadt à ebenfalls keine reale Existenz Güllen genauer beschrieben à Petersche Scheune, Konradsweilerwald, das Gasthaus "Zum Goldenen Apostel" und das Güllener Münster Einst blühende Industrie, jetzt völlig verarmt à Wagnerwerke, Bockmann und die Platz-an-der-Sonne-Hütte Nach eigenen Aussagen liegt die Einwohnerzahl bei 5056   Zeit Zeit ist nicht bestimmt Rückblende à Ereignisse von vor 45 Jahren, Eigentliche Ereignisse à geschehen in nur sehr kurzer Zeit Auf keine bestimmte Zeit bezogen, da schon zu Beginn als Definition "Zeit: Gegenwart" angegeben wird   Inhalt Die in Güllen aufgewachsene Multimilliadärin Clair Zachanassian hat einen Besuch in ihrer Heimatstadt angekündigt. Nun warten alle Güllner auf ihre Ankunft, in der Hoffnung auf eine kleine Finanzspritze, wie sie es schon in einem benachbarten Städtchen getan hat. Diese könnten sie gut gebrauchen, da die Stadt mit ihrer einst blühen Industrie total verarmt ist. Sie versprechen sich viel von dem 65jährigen Kaufmann Alfred Ill, der vor ca. 45 Jahren eine Liebesbeziehung mit Clair Zachanassian, damals noch Kläri Wäscher, hatte.

Die Bürger versammeln sich an dem heruntergekommenden Bahnhof um ihr einen großen Empfang zu bereiten. Sie kommt mit ihren Bediensteten und ihrem siebten Ehemann am Güllener Bahnhof an und der Bürgermeister hält eine Laudatio auf sie, welche ihr sehr schmeichelt. Unter tosendem Beifall verkündet sie eine großzügige Spende von einer Milliarde, diese besteht aus 500 Millionen für die Stadt und 500 Millionen für die Bürger. Doch dann wird schnell klar, dass dies keine selbstlose Tat ist. Sie erwartet eine Gegenleistung, sie möchte sich mit dem Geld die Gerechtigkeit erkaufen. Ihr Butler Boby, der ehemalige Oberrichter der Stadt Güllen erklärt, dass Ill im Jahre 1910 eine Vaterschaftsklage nur dadurch abschlagen konnte, indem er zwei Zeugen mit Schnaps bestach um auszusagen sie hätten ebenfalls ein Verhältnis mit ihr gehabt.

Clair Zachanassian führt ihre Bedingung fort: Sie spendet die Milliarde, wenn jemand Alfred Ill tötet. Mit den Worten: "Frau Zachanassian: Noch sind wir in Europa, noch sind wir keine Heiden. Ich lehne im Namen der Stadt Güllen das Angebot ab. Im Namen der Menschlichkeit. Lieber bleiben wir arm, denn blutbefleckt." lehnt der Bürgermeister das Angebot unter tosendem Beifall der anwesenden Bürger ab.

Clair Zachernassin zieht sich mit den Worten "Ich warte." in ihr Zimmer im Goldenen Apostel zurück. In den nächsten Tagen gehen seltsame Veränderungen in Güllen vor. Trotz der Tatsache, daß der Bürgermeister die Milliarde im Namen aller Güllener abgelehnt hat, fangen auf einmal alle Einwohner an auf großem Fuß zu leben und Anschaffungen zu machen, kurzum alle verhalten sich so, als sei in naher Zukunft mit einem Vermögenszuwachs zu rechnen (S.74..

."Simethofers haben sich eine Waschmaschine angeschafft... Stockers einen Fernsehapparat..

."). Ill, der dies als Kaufmann natürlich als erster bemerkt wird es unbehaglich und er merkt, daß sich trotz der Ablehnung etwas gegen ihn zusammenbraut. Er wendet sich nacheinander an die Würdenträger der Gemeinde, den Polizisten, den Bürgermeister und den Pfarrer, da er in ihnen die einzigen Personen sieht, die ihrem Amt entsprechend noch moralisch handeln und somit seine letzte Rettung darstellen. Doch ihm wird anhand ihrer Äußerungen, der Art, wie sie mit ihm umgehen und neuen Anschaffungen klar, dass er selbst von ihnen keine Hilfe erwarten kann (S.69.


.. Im Munde des Polizeiwachtmeisters blitzt ein neuer Goldzahn...).

Von ihnen besitzt nur noch der Pfarrer einen Ansatz von schlechtem Gewissen und fordert Ill zur Flucht aus der Stadt auf, wenn er nicht umkommen will (S75..."Flieh! Wir sind schwach, Christen und Heiden...

"). Auf dem Weg zum Bahnhof schließen sich Ill immer mehr Leute an und scharren sich um ihn. Im Glauben sie würden ihn aufhalten bricht Ill mit den Worten "Ich bin verloren!" zusammen, obwohl man ihm versichert, ihm stände es frei wegzufahren. Daraufhin unternehmen Arzt und Lehrer, die einzigen, in denen noch Menschlichkeit verblieben ist einen letzten verzweifelten Versuch Ill zu retten, indem sie Claire Zachanassian ein Geschäft zur Sanierung der Güllener Industrie vorschalgen, durch die die Ermordung Ills überflüssig würde. Claire Zachanassian stellt allerdings klar, daß die Industrien schon lange ihr gehören und dass sie diese selbst in den Ruin trieb (S.90.

.."Ließ den Plunder aufkaufen durch meine Agenten, die Betriebe stillegen. Eure Hoffnung war ein Wahn, euer Ausharren sinnlos, eure Aufopferung Dummheit, euer ganzes Leben nutzlos vertan...

"). Somit wird der Tod Ills unausweichlich. Die Bevölkerung, die mittlerweile hochverschuldet ist, und selbst Ills Familie haben sich mittlerweile gegen ihn gestellt. Ill jedoch hat seine Schuld an der ganzen Situation eingesehen und stellt sich offen einer Gemeindeversammlung, die über sein Schicksal entscheiden wird, bereit jedes Urteil anzunehmen. Die Gemeindeversammlung verläuft einstimmig mit dem Beschluss Ill zu töten, was auch sofort an Ort und Stelle geschieht und durch die Würdenträger der Stadt gedeckt wird wie zum Beispiel mit der falsche Diagnose zur Todesursache durch den Arzt (S130..

."Herzschlag. Tod aus Freude...").

Schließlich verläßt Claire Zachanassian die Stadt mit der Leiche Ills und Güllen erhält den Scheck über eine Milliarde.   Clair Zachanassian   Claire Zachanassian stammt gebürtig aus Güllen, wurde dort geboren und wuchs dort als Klara Wäscher auf. Ihr Vater war dort ein angeblich großer Architekt, dessen hervorragenstes Bauwerk allerdings die Bahnhofstoilette war, zudem war er Alkoholiker. Ihre Jugend war aufgrund ihres zerrütteten Elternhauses wohl nicht sehr angenehm und lässt "seelische Narben vermuten. Die Abneigung gegenüber Männern zeigte sich in ihrer Jugend vor allem darin, daß sie auf dem Bahnhofsklo saß und auf Leute spuckte. ("Aber nur auf die Männer.

" (S.27)). Desweiteren waren ihr Betragen und ihre Noten in der Schule schlecht, lediglich in Pflanzen- und Tierkunde war sie mittelmäßig. Auch sonst war sie nicht sehr tugendhaft, was sich darin widerspiegelt, daß sie den Güllener Polizisten mit Steinen beschmiß, um ihren Unmut auszudrücken. Doch mit der Zeit wurde Klara zu einer sehr hübschen jungen Dame, zudem war sie rothaarig und sehr leidenschaftlich, was bei den männlichen Bewohnern Güllens gut ankam, was jedoch nicht bedeutet, daß sie sich mit allen einließ. Für sie gab es zu dieser Zeit nur ihre große Liebe Alfred Ill.

Es scheint als hatte sie in ihm das gefunden, was ihrem Bild von Mann entsprach, was sie zu Hause vielleicht nie erfahren hatte und was sie bis dahin nicht kannte. Als Ill ihre Vaterschaftsklage durch Bestechung von Zeugen abschmettert, zerbricht für sie die heile Welt, die sie sich immer erträumt hatte. Mit 17 Jahren verließ sie ihre Heimatstadt. Ein Jahr später starb das gemeinsame Kind, was den Schmerz, den ihr Ill zufügte noch vergrößerte. Sie schwor Rache und nach der Heirat mit dem Milliardären Zachanassian ergaben sich mit dieser Beziehung neue Möglichkeiten für sie. Im Zeitraum der vergangenen 45 Jahre bis zu ihrer Rückkehr nach Güllen hat sich ihr Charakter und dementsprechend auch ihr äußeres sehr verändert.

Durch mehrere Unfälle hat sie im Laufe der Jahre einen Arm und ein Bein verloren, welche durch Prothesen ersetzt wurden. Mittlerweile ist sie 62 Jahre alt, die Haare sind immer noch rot, wahrscheinlich gefärbt. Sie tritt ihrem Reichtum entsprechend mit Perlenhalsband und riesigen Goldenen Armringen auf, ("aufgedonnert, unmöglich, aber gerade darum wieder eine Dame von Welt, mit einer seltsamen Grazie, trotz allem Grotesken" S.22). Im allgemeinen kann man sagen, daß ihr das Geld, welches sie besitzt nicht sehr viel bedeutet, was sich auch in der Art zeigt, wie sie mit Geld umgeht, als sie z.B.

gegenüber dem Bahnhofsvorsteher 4000,- als eine "Kleinigkeit" (S.24) bezeichnet. Andererseits kann dies natürlich auch bedeuten, daß ihr der Reichtum in gewisser Weise zu Kopf gestiegen ist, auf reiner Güte beruht ihre Spendierfreudigkeit mit Sicherheit nicht. Desweiteren ist das Verhalten der Claire Zachanassian, im Gegensatz zum leidenschaftlichen der Klara Wäscher, durch alle Schicksalsschläge, die sie erlebt hat, kalt und gefühlslos geworden, was sich natürlich in der Haupthandlung zeigt, in der Art und Weise, wie sie sozusagen ohne ein Wimpernzucken die Ermordung Ills fordert, aber auch an der Tatsache, daß sie im letzten Gespräch mit Ill das gemeinsame Kind lediglich als "das Ding" (S.116) bezeichnet. Eine z.

T. erschreckende, berechnende Grausamkeit ergibt sich wiederum in der Tatsache, daß die Ermordung Ills bis ins kleinste Detail, wahrscheinlich über Jahre hinweg geplant war. Sie hat die gesamte Industrie Güllens lahmlegen lassen, was zeigt, daß sie als reichste Frau der Welt in ganz anderen Dimensionen lebt als die Güllener, indem sie nämlich die Armut einer ganzen Stadt mit immerhin 5056 Einwohnern, eiskalt mit in ihren Plan einbezieht Auch der Satz "Ich warte." nachdem der Bürgermeister das Angebot abgelehnt hat, zeugt von dieser genannten grausamen Kalkulation, da sie sich über den Ausgang der ganzen Angelegenheit vollkommen im Klaren ist. Einerseits ist dies wie schon erwähnt sehr grausam, andererseits gehört auch Intelligenz zu einer solchen Planung, wenn diese auch mit den finanziellen Mitteln der Claire Zachanassian wesentlich einfacher gelingen. Ill hatte ihre gesamten Illusionen auf ein normales Leben mit seinem Verrat zerstört.

Daß sie dieses ihrem jetzigen Milliadärsleben ggf. vorziehen würde sagt sie deutlich mit den Worten "Du hast Dein Leben gewählt und mich in das meine gezwungen." (S.49). Und auch in den Gesprächen mit Ill im Konradsweiler Wald scheint sie der gemeinsamen Vergangenheit eher Nostalgisch gegenüberzustehen, auf jeden Fall verflucht sie sie nicht, sondern hält die für sie schönen Momente in guter Erinnerung: ("Ich liebte dich. Du hast mich verraten.

Doch den Traum von Leben, Liebe, von Vertrauen, diesen einst wirklichen Traum habe ich nicht vergessen." S.117). Eine weitere Erinnerung ist in diesem Zusammenhang das Lieblingslied Ills, daß sie auf dem Balkon spielen läßt. Im Gegensatz zur Tugendlosigkeit, die sie, wie bereits erwähnt, schon in ihrer Jugend zeigte, ist sie dennoch sehr ehrlich, so beleidigt sie andere, kritisiert sich jedoch auch selbst, was sie zu einer Realistin macht (siehe S. 26).

Ihr Verhältnis zu Männern scheint nach Ills Verrat vollkommen zerstört zu sein. Mit ihren Männern und irhrer Gefolgschaft redet sie so gut wie gar nicht sondern gibt Befehle: "Denk nach, Moby" (S.26). "Einen Mann hält man sich zu Ausstellungszwecken, nicht als Nutzobjekt", sagt sie, was im Grunde ihre eher verachtende und differenzierte Haltung ihnen gegenüber ausdrückt. Ein weiteres gutes Beispiel hierfür ist auch die Namengebung ihrer gesamten Gefolgschaft und ihrer Ehemänner (Toby, Roby, Koby, Loby, Moby, Boby und Zoby). Sie ist sich darüber im Klaren, dass die finanzielle Kraft, die sie besitzt, nicht ihr Verdienst ist, dennoch weiß sie damit umzugehen und aus ihren eigenen Erfahrungen lernte sie, daß alles und jeder käuflich ist.

"[...] mit meiner Finanzkraft leistet man sich eine Weltordnung." - Eine Aussage, die Ihr Verhältnis zum Geld ausdrückt. Desweiteren ist ihre Rache im ganzen Stück gnadenlos, was sich u.

a. an der Umgehensweise mit den bestochenen Zeugen zeigt und natürlich auch darin, daß sie sich durch nichts und niemanden von ihrem Weg abbringen läßt. Ein weiterer Beweis dafür, wie sehr Ill sie damals verletzt haben muß. Der von der Gesellschaft geformte eiskalte, abgestumpfte Charakter ist praktisch Voraussetzung, um ihren grausamen Plan, zu dem sie nicht zu vergessen auch die nötige Intelligenz besitzt, auszuführen. Das Volk hat für sie jenen Reichen gegenüber so gut wie gar keine Rechte und wird ohne jede Gefühlsregung ihrerseits in ihren Plan miteinbezogen. Hierbei ist natürlich auch zu berücksichtigen, daß sie sich auch an den Güllenern rächen will, die damals den Gerechtigkeitsbruch billigten.

  Alfred Ill Alfred Ill ist 65 Jahre alt und besitzt einen kleinen Kaufmannsladen. Er ist mit Mathilde Blumhard verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder, Ottilie und Karl. Als Claire Zachanassian ihn wiedersieht beschreibt sie ihn als fett, grau und versoffen (S.26) erzählt jedoch auch, das er zur Zeit ihrer Beziehung "stark und mutig" (S117) gewesen sei. Er gilt bei ihrer Ankunft als beliebtester Bürger und zukünftiger Nachfolger des Bürgermeisters, was wohl zum Teil auch damit zu tun hat, dass sich alle Bürger Hoffnungen machen, er könne einiges zu der erhofften Finanzspritze hinzufügen. Es mangelte oder mangelt ihm möglicherweise immer noch an Ehre, was man da dran erkennt das er damals Klara Wäscher betrog und sich durch Bestechung sogar strafbar machte.

Außerdem hat er kein gutes Verhältnis zu seiner Familie. Der Schuld, die er mit dem Gerichtsbetrug vor 45 Jahren auf sich lud, ist er sich nicht bewusst. Er meint die ganze Geschichte sei längst "verjährt" und ist gar nicht im Stande die wahren ausmaße seines Verrates zu erkennen. Er argumentiert teilweise sogar noch damit, daß er Klara damals aus Liebe habe gehen lassen, was allerdings dann auch hieße, daß er sie aus Liebe verriet. Claire Zachanassian hat jedoch schon längst durchschaut, dass er sie verließ um Mathilda Blumhard zuheiraten und ihr Geld und ihren Krämerladen zuerben. Aus seinem Versuch Claire Zachanassian umzustimmen spricht wiederum eine gewisse Portion Naivität, da er seine Situation noch immer nicht erkannt hat und alles noch für einen bösen Scherz hält.

Nach seinem Versuch aus Güllen zu fliehen fängt er jedoch langsam an sich seine Schuld einzugestehen. Er nutzt nichtmal eine passende Gelegenheit um der Presse von den Mordplänen zu berichten und lehnt auch einen Selbstmord ab, da nun die Güllner über ihn richten sollen. Zweifellos fällt die Bestrafung zu hoch aus, doch so schafft er es wenigstens einen Teil seiner Ehre wieder herzustellen. Alles in allem, kann man sagen, daß die schlechten Charakterschaften von Ill durch die Vorgeschichte und auch durch das Verhalten gegenüber Claire Zachanassian (schmeicheln) zu überwiegen scheinen, obwohl er natürlich stets der nette Kaufmann von nebenan ist. Allerdings sieht er seine Schuld ein, so kann er seine Seele retten, während die Moral der Güllner immer weiter sinkt.   Untersuchung der Sprache In dem Drama gibt es keine dichterischen oder lyrischen Umschreibungen, was das Lesen auch ohne Vorkenntnisse einfach macht.

Was jedoch auffällt, sind die rhetorischen Mittel, die Dürrenmatt verwendet und die Art, wie er Verhaltensweisen und Charakter von Personen heraushebt, indem er ihre Sprache verändert. Sehr auffällig an der Haupfigur des Stücks, Claire Zachanassian, ist die Art und Weise, wie sie mit anderen Personen umgeht. An dem Verhalten gegenüber ihren Gatten und ihrem Gefolge wird dies besonders deutlich, da sie mit ihnen fast ausschließlich im Imperativ redet. So sind Aussagen wie "Denk nach, Moby" (S26) oder "geh forschen" keine Ausnahmen. Als sie dem Arzt verschlägt demnächst als Todesursache "Herzschlag" festzustellen (S.30) wundern man sich zwar, kann jedoch nicht wissen, dass dies eine Anspielung auf den baldigen Tod von Alfred Ill ist.

Dies ist nicht das einzige Beispiel für Claire Zachanssians Doppeldeutigkeit. So auch in einer Szene in einem Gespräch mit Ill: Ill: Schön, daß du gekommen bist. Claire Zachanassian: Das habe ich mir immer vorgenommen (S.25). Ill: Nun wird sich alles ändern. Claire Zachanassian: Gewiß.

(S.38) Auch hier ist deutlich, daß Claire Zachanassian das "gewiß" anders wertet als Ill. Sie sieht als Veränderung den Tod Ills und er den rein finanziellen Aspekt. Auch gemeinsamen Erinnerungen, sozusagen die Rückblenden, von Ill und Claire im Konradsweiler Wald heben sich vom Rest des Textes ab. Die Erinnerungen sind im allgemeinen "schöner" fomuliert, geprägt von Liebe eben. Beispiel: Ill: Wäre doch die Zeit aufgehoben, mein Zauberhexchen.

Hätte uns doch das Leben nicht getrennt. (S.39) Auch Claire Zachanassians Kälte und Gefühllosigkeit wird mehr als einmal durch ihre Sprache deutlich. So redet sie z.B. relativ "locker" über ihre Unfälle und ihre Prothesen, als würden sie ihr nicht sehr viel ausmachen.

Es fällt auf das die Güllner oft als "sprachliches Kollektiv" auftreten und niemand einen Satz zu ende spricht, sondern erst die Aussage aller (meißtens vier) Güllner einen ganzen Satz bzw eine vernünftige Aussage ergeben. Dabei wird ein Satz zerteilt und als Bruchstücke auf die verschiedenen Güllner verteilt. der Maler: Der D-Zug! der Erste: Hält! der Zweite: In Güllen! der Dritte: Im verarmtesten- der Vierte: lausigsten - der Erste: erbärmlichsten Nest der Strecke Venedig-Stockholm! (S.21) Dies weist darauf hin, dass was gemeinsam spricht auch gleich handeln wird. Was auch zu festem Bestandteil von Claire Zachanassians Plan gehört, gäbe es Unstimmigkeiten oder generell unterschiedliche Meinungen wäre der Verlauf des Dramas unmöglich geworden. Die beiden ehemaligen Zeugen, Koby und Loby, die nun zu den Bediensteten Zachanassians gehören, treten auch immer zusammen auf und sprechen auch nie einzeln: der Polizist: Was seid ihr denn sonst, zum Teufel? die beiden: Werden's schon merken, werden's schon merken! (S.

32) Unter anderem setzen sich ähnliche, aber eher echoartige Wiederholungen auch in Ills Laden fort. Beispiel: der Zweite: Wirst im Frühling zum Bürgermeister gewählt. der Erste: Todsicher. die Frauen: Todsicher, Herr Ill, todsicher. In diesem Fall dient die Wiederholung , um auf das "todsicher" aufmerksam zu machen, dessen Doppeldeutigkeit wohl nicht zu bestreiten ist. Die Namen der Charaktere haben alle eine symbolische Bedeutung.

So bedeutet Klara die Berühmte, Helle und Reine und Wäscher betont die kleinbürgerliche Herkunft der Milliardärin. Ihr jetziger Vorname Clair bedeutet rein waschen, reinigen oder säubern, also Unrecht korrigieren und Gerechtigkeit wiederherstellen. Der jetzige Familienname Zachanassian setzt sich nach Dürrenmatt aus de Namen verschiedenen Wirschaftsführer zusammen. Diese sind Zacharoff, Onassis und Gulbenkian, ein Rüstungsfabrikant, ein Großreeder und ein Ölmilliadär. Ill bedeutet krank auf englisch, was für das krankhafte Unrecht steht. Ill ist der einzige Güllner mit individuellem Namen, die anderen bleiben anonym oder werden nach ihrer sozialen Funktion benannt.

Der Name des Städtchens Güllen deutet Gülle oder Jauche an. Nach der Hochkonjunktur soll es jedoch in Gülden, also Golden geändert werden. Dürrenmatt nennt sein Stück eine tragische Komödie und tatsächlich gibt es viele komische Momente. So wie das synchrone und wiederholte Sprechen der blinden Männer oder die Tatsache, das Clair ständig neue Ehen schließt, sie jedoch sehr schnell wieder aufhebt. Sie führt sich charmant auf, ist jedoch grausam und berechnend. Obwohl sie körperlich und geistig so unnatürlich und erledigt ist, wird sie komischerweise doch wie eine Göttin angesehen.

Andererseits sagen die Güllener Ill zwar deutlich, dass sie bei seiner Flucht von ihm Abschied nehmen, sie gehen ihm jedoch nicht aus dem Weg, und Ill versucht komischerweise auch nicht, durch diese Menge zu durchdringen, sondern bricht zusammen. Am Ende des dritten Aktes nimmt er sein Schicksal an, lehnt jedoch entschieden den Selbstmordvorschlag des Bürgermeisters ab. Indem Claire mittels ihrer Milliarde den Terror über Ill durchsetzt, beruft sie sich doch auf lächerliche, absurde und komische Weise auf die Gerechtigkeit. Die tragischen Einfälle sind komisch, weil sie offensichtlich als unwahrscheinlich erscheinen. Das Groteske ist auch ganz wichtig an diesem Stück. Viele Dinge, die im Alltag unwahrscheinlich oder nur im extremen Fall möglich sind, tauchen in diesem Stück auf.

Dürrenmatts Einfälle sind vom Grotesken bestimmt. Die Ankunft der Milliardärin durch Notbremse ist grotesk, d.h. zugleich überraschend und einmalig. Dass sie einen schwarzen Panther und einen Sarg mit sich bringt, ist mehr als schockierend. kein Wunder, dass der Lehrer sein Gefühl so ausdrückt: ".

..doch was Gruseln heißt...weiß ich erst seit einer Stunde.

Schauerlich...." (S.34) Dass sie zusätzlich fast wie aus Prothesen montiert ist, ist kaum vorstellbar.

Das Groteske gipfelt schließlich in die Milliardenspende als die Waffe eines angestifteten Mordes.

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