Artikel pedia
| Home | Kontakt | Artikel einreichen | Oberseite 50 artikel | Oberseite 50 autors
 
 


  Götz von behlichingen - goethe

Götz von Behrlichingen   Das Werk macht mit der Absage an die Gesetze des klassischen französischen Dramas radikal Ernst. Lessing hatte bereits die Regeln der Einheit von Ort und Zeit außer Kraft gesetzt; Goethe dehnte diese Freiheit auch auf die Handlung aus, die er, in mehr als 50 Szenen gegliedert, in den fränkisch-schwäbischen Raum zwischen Goetz' Stammburg Jaxthausen und dem Bischofssitz Bamberg verlegte. Die Zeitdauer ist völlig unbestimmt, die innere schwer mit der (mutmaßlich viel kürzere) äußeren in Deckung zu bringen. Die Handlung entwickelt sich aus dem Gegensatz von freiem Ritterstand, für den allein das gewachsene Naturrecht Geltung hat, und der neuen, auf die allgemeinen und abstrakten Normen des römischen Rechtsverpflichteten höfischen Gesellschaftsform. Götz, der mit dem Bamberger Bischof in Fehde liegt, rächt sich mit Waffengewalt für die Gefangennahme einer seiner Reiterbuben durch die bambergischen Söldner; die Reichsacht wird über ihn wird über ihn verhängt, ein Exekutionsheer gegen ihn in Marsch gesetzt, seine Burg belagert. Durch Verrat fällt er in die Hand des Feindes, wird aber von Sickingen befreit.

Obwohl er durch den Urfehdeschwur auf Rache verzichtet hat, lässt Götz sich von den aufständischen Bauern zum Führer wählen; sie sagen ihm jedoch den Gehorsam auf, als er ihren wüsten Ausschreitungen ein Ende zu machen versucht. Im Kampf gegen das Reichsheer, das den Aufstand niederwerfen soll, wird Götz gefangengenommen, er stirbt im Gefängnis. Diese zwar stürmisch bewegte, aber im Grunde epische Schilderung der Ereignisse erhält dadurch dramatische Akzente, dass Goetz verbissenster Gegner auf seiten der Bamberger sein ehemaliger Jugendfreund Adelbert von Weislingen ist. Die breitangelegte Exposition, die den ganzen ersten Akt umfasst, zeigt Weislingen als Gefangenen auf Burg Jaxthausen, seine Aussöhnung mit Götz und seine Verlobung mit dessen Schwester Maria. Das eigentliche Drama setzt mit Weislingens Rückkehr an den Bamberger Hof ein, wo er, wie schon sein Diener und Vertrauter Franz, der Faszination der schönen Intrigantin Adelheid von Walldorf erliegt; er kehrt nicht, wie versrohen, zu Götz und Maria zurück. Sein doppelter Treubruch zwingt ihn - ein genialer psychologischer Griff des jungen Goethe -, Götz von nun an mit tödlicher Feinschaft zu verfolgen.

In dem Drama überlagern und durchdringen einander verschiedene Spannungsfelder: die Auseinandersetzung der - in Goethes Sicht - kraftvollen, auf Vertrauen gegründeten Ordnung des Mittelalters, deren letzte Vertreter Götz und seine Getreuen sind, mit der schwächlichen, alles nivellierenden neuen Zeit,in der die "Nichtwürdigen...mit List" regieren; freies Rittertum steht gegen höfisches Schranzenwesen, echte Frömmigkeit (Maria) gegen die religiöse Indifferenz und Verlogenheit des Klerus. Es ist kennzeichnend für Goethes auf das Sinnlich-Konkrete gerichtete Gestaltungsweise, dass das Drama dennoch nicht zum Kampf um Prinzipien und Ideen, um Gut und Böse geröt, sondern zur Konfrontation verschiedener Charaktere. Götz und Weislingen sind nicht allein Repäsentanten du gegensätzlicher Weltanschauungen; vielmehr ist es ihre persönliche Verschiedenartigkeit, die sie zu Antragonisten macht.

Götz ist ganz "Natur", tätige Kraft, ohne Falsch voll unreflektierter Impulsivität und Großmut; der Kern seiner Persönlichkeit ist Treue. Freiheit ist für ihn das natürliche Lebenselement des rechtschaffenen Menschen; Goethe lässt ihn nicht zufällig die ersten Worte das letze - "Freiehit" sprechen unter offenem Himmel sprechen. Ebensowenig ist es Zufall, dass Weislingen die Szene als Gefangener betritt und von Adelheid vergiftet stirbt. Unfreiheit und Zerrissenheit sind die Grundzüge seines Wesens. Seine Beeinflussbarkeit gibt ihn den Verführungen der Frauen, des höfischen Glanzes und der Macht preis, und macht ihn der Treue unfähig. Doch ist er nicht eigentlich Böse, und seine Liebe zu Götz ist im Grunde echt.

Im dramaturgischen Gefüge des Stücks stellt er allein kein adäquates Gegengewicht zu Götz dar, erst seine Verbindung mit Adelheid, die sich zu ihm hingezogen fühlt, ihn aber vor allem als Mittel für ihre ehrgeizigen Pläne braucht, macht ihn zum aktiven Gegner seines alten Freundes. Adelheid - auch sie, wie eine "große Natur", doch dämonischer Art; sie macht jeden unfrei, der in ihren Bannkreis gerät. Machtwille ist das Energiezentrum ihrer Persönlichkeit. Ihre Verführungskünste sind von diabolischer Intelligenz; sobald sie auftritt, entsteht erotsiche Spannung. Ihr Tod ist in magisch-unheimliches Dunkel getaucht. Goethes Anteilnahme an dieser Gestalt war so stark, dass sie zunächst fast den ganzen zweiten Teil des Dramas beherrschte: "Ich hatte mich, indem ich Adelheid liebenswürdig zu schildern trachtete, selbst in sie verliebt.

." Er musste sich entschließe, einige ihrer Auftriite zu streichen. Auch die Nebenfiguren haben so viel Eigenlben, dass die Grundstruktur des Dramas - die Konfrontation von kraftvoller Persönlichkeit und schwächlich-charakterloser  Zeit - sich verwischt: Elisabeth, Götz' lebenskluge, besonnene Frau, seine Getreuen Lerse, Selbitz, Sickingen und der kampflustige Teiterbub Georg auf der einen Seite, auf der anderender Bischof, der Rechtsgelehrte Olearius, der trinkfreudige Abt und Liebetraut, der spitzzüngig für ironisches Gelächter sorgt. In Maria, der Verlobten Weilingens, später Sickingens Frau, und in Kaiser Maximilian, der mit Götz symphatisiert, ihn aber auch Gründen der Staatsräson bestrafen muss, überdecken sich die beiden um die drei Hauptgifuren sich ordenden Kreise. - Die Mannigfaltigkeit der rasch wechselnden Szenen, deren jede als ein sich selbst genügendes Stück Wirklichkeit, manchmal ohne Bezug auf dich nächste, dasteht, fördert den Eindruck, dass es sich eher um ein gestalenreiches Epos als um ein Drama handelt. Goethe selbst gab später Eckermann gegenüber zu, dass das Schauspiel "als Theaterstück nicht recht gehen" wolle.


Es fehlte dem Stück an einem echten tragischen Konflikt; Götz Bündnis mit den Aufrührern, wodurch er die geschworene Urgehde bricht, ist nicht eindeutig als tragische Verfehlung motiviert. Tragisch jedoch ist die Situation des Helden als Sache: Er kämpft von vornherein auf verlorenem Posten: als letzter Vertreter einer untergehenden großen Epoche ist er selbst notwenig zum Untergang bestimmt. Weislingens Verrat beschleunigt nur diesen Prozess. Das Ende des Helden ist (wie auch in späteren Dramenschlüssen Goethes, etwa in Egmont oder Faust) vom Licht heiter-feierlicher Verklärtheit geglänzt; aber die Klage um den Toten ist, zugleich Anklage - und damit letze Rechtfertigung : "Wehe dem Jahrhundert, das dich von sich stieß!" Das Werkt wurde zum "Panier" des Sturm und Drang. Hier fand die Jugend, was dichterisch darzustellen ihr selbst noch nicht geglückt war: "Helden - deutsche, nicht aus der Luft gegriffene Helden". Seit Shakespeare hatte niemand mehr Gestalten von so unbezweifelbarer Echtheit auf die Bühne gestellt.

Nicht mehr eine edel stilisierte Vergangenheit wurde beschworen, sondern das Bild zu einer konkreten, vielschichtigen, vom Kaiser bis zu den Bauern und Zigeunern alle Stände umfassenden sozialen Wirklichkeit. Das Medium, in dem solchermaßen Historie greifbare Gegenwart wurde, war eine unerhört neue Sprache, die die herrschenden Konventionen des klassischen französischen Dramas vollends sprengte. Es ist eine im ganzen auf unstillisierten Sprechton gestimmte, im einzelnen auf den jeweiligen Stand und Charakter der Personen zugeschnittene Prosa.

Suchen artikel im kategorien
Schlüsselwort
  
Kategorien
  
  
   Zusammenfassung Der Vorleser

   sachtextanalyse

   interpretation zwist

   Fabel interpretation

   literarische charakteristik

   interpretation bender heimkehr

   felix lateinbuch

   interpretation der taucher von schiller

   textbeschreibung

   charakterisierung eduard selicke
Anmerkungen:

* Name:

* Email:

URL:


* Diskussion: (NO HTML)




| impressum | datenschutz

© Copyright Artikelpedia.com