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  Die judenbuche

1)Einleitung   Ich möchte euch heute was über die Novelle "Die Judenbuche" von Annette von Droste-Hülshoff erzählen. Um zu zeigen, wie wichtig diese Schriftstellerin für Deutschland und wie bedeutend auch dieses Werk ist, möchte ich zuerst einmal den alten 20-Mark-Schein herzeigen, auf dessen Vorderseite Annette von Droste-Hülshoff selbst zu sehen ist und auf seiner Rückseite ist in Bezug auf "Die Judenbuche" hinter der Schreibfeder eine Buche zu sehen.   Die Autorin und ihr berühmtestes Werk haben also bedeutend zur dt. Literatur beigetragen.     2)Die Autorin   Zuerst möchte ich den Lebenslauf, aber auch ein wenig die Persönlichkeit der Autorin vorstellen:   -Annette von Droste-Hülshoff, die eigentlich Anna Elisabeth Freiin von Droste zu Hülshoff, hieß, wurde am 10. Januar 1797, auf Schloss Hülshoff bei Münster geboren.

  -Ihre Familie war konservativ, sehr katholisch und stammte aus einem Altwestfälischen Geschlecht.   -Sie erhielt durch den Hauslehrer eine, für ein Mädchen zur damaligen Zeit ungewöhnlich vielseitige, Bildung in Mathematik, Fremdsprachen und Literatur und machte schon damals erste Versuche, Gedichte zu schreiben.   -Ihre Doppelliebe zu den 2 Studenten Heinrich Straube und August von Arnswaldt, führte dazu, dass sie beide verlor, da sie sich nicht entscheiden konnte, mit welchem von beiden sie sich verloben sollte. Infolgedessen blieb sie ihr ganzes Leben lang unverheiratet.   -Sie zog sich dann immer mehr zurück, da sie ihre eigene eigentümliche Gespaltenheit so erschreckt hatte und auch ihr dichterisches Wirken geriet ins Stocken.   -1826 stirbt ihr Vater und sie zieht zusammen mit Schwester und Mutter in den Witwensitz Rüschhaus   -1840 beginnt ihre halb mütterliche, halb erotische Liebe zu Levin Schücking, der 17 Jahre jünger war als sie, und sie immer wieder zum Weiterschreiben motivierte, z.

B. auch zur Judenbuche.   -Mit ihm zieht sie auch in die Meersburg, ein Fürstenhäuschen mit Rebgut oberhalb von Meersburg am Bodensee, das dem Mann ihrer Schwester gehörte.   -in den beiden Jahren 1841 und 1842 verfasste sie fast jeden Tag ein Gedicht, das Schücking sich anhörte und seinen Kommentar dazu gab. Ihre Gedichte hatten die Natur und Religion als Hauptthemen.   -1843 findet die schmerzliche aber freundschaftliche Trennung von ihm statt, der sich mit einem jungen Mädchen verlobte.

  -1846 entsteht ein voller Bruch mit Schücking als er einen satirischen Roman über den westfälischen Adel veröffentlicht. Dies stürzt die Dichterin wiederum in eine tiefe psychische und Schaffenskrise. -Ihre zeitlebens labile Gesundheit und ihre psychosomatischen Beschwerden verschlimmern sich und sie wird immer kränker. Auch leidet sie sehr unter den politischen Änderungen der Zeit und dem Verfall der konservativen Ordnung.   - Schließlich stirbt sie am 24. Mai 1848 in Meersburg.

  -A.v.D.-H. war zwar eine Schriftstellerin des Biedermeier, war aber als sprachmächtigste deutsche Autorin alles andere als eine gemütvolle Heimatdichterin. Sie wuchs über spießbürgerliche Anschauungen weit hinaus, denn einige Werke, besonders die Judenbuche weisen eine merkwürdige Affinität zu Grausigem und Unterweltlichem auf.

  Diesen Drang zu Grenzüberschreitungen wagte sie sich nicht einzugestehen und er bedingte ihre psychosomatischen Krisen.   Ihr Geliebter Levin Schücking sagte über sie: "Ihr Aeußeres machte einen eigenthümlichen Eindruck. Diese wie ganz durchgeistigt dahinschwebende, bis zur Unkörperlichkeit zarte Gestalt hatte etwas Fremdartiges. Und doch: Sie war fest wie ein Gebilde aus einem Märchen."   3)Werke   Zu ihren wichtigsten Werken zählen unter anderem -         "Das geistliche Jahr", das sich auf den Ablauf des Kirchenjahres bezieht, und in dem sich Aspekte der Schuld und Angst, Gottverlassenheit und Gnade vermischen. Das religiöse Motiv ist typisch für sie.

  -         Weiterhin hat sie viele Gedichte verfasst, die bekanntesten sind in der Sammlung "Heidebilder" zu finden.     -         Und natürlich ihr berühmtestes Werk "Die Judenbuche", das als einer der wichtigsten literarischen Vorläufer des Realismus gilt.   4)Inhalt   Davon möchte ich jetzt zuerst einmal den Inhalt erläutern.   Der Protagonist Friedrich Mergel wird 1738 im westfälischen Dorf B. geboren. Es ist abgelegen von der Welt und in dieser Isolation haben die Bewohner ein "zweites Recht" der öffentlichen Meinung, der Gewohnheit und der Verjährung entwickelt.

  Holz- und Waldfrevel waren an der Tagesordnung und die Bewohner galten im Fürstentum als hochmütig, wodurch es oft Schlägereien mit den Förstern gab.   Friedrich war der einzige Sohn des armen Grundbesitzers Hermann Mergel. Dessen erste Frau war ihm bereits nach der Hochzeitsnacht davongelaufen, da er sie verprügelt hatte.   Darauf heiratete er Friedrichs Mutter, die fromme und attraktive Margreth Semmler, die glaubt, durch ihren Verstand den chronischen Säufer und Raufbold bekehren zu können.   Dies gelingt ihr jedoch nicht und als Friedrich 9 Jahre alt ist, wird sein Vater in einer rauen, stürmischen Winternacht tot im Brederholz unter einer Buche gefunden. Friedrich wächst nun in verwahrlosten Zuständen auf, muss viel üble Nachrede wegen des Vaters aushalten, von dessen Seele man sagt, dass sie im Wald herumspuke.


  Er wird scheu, eigenbrötlerisch und verbringt die Tage mit einsamem Kühe hüten, bis ihn als 12-jähriger sein Onkel Simon Semmler als eine Art Adoptivsohn annimmt. Unter dem Einfluss dieses unheimlichen Gesellen entwickelt sich Friedrich nun zu einem Dorfelegant, der sich durch Kraft und Brutalität an die Spitze der Dorfjugend bringt. Sein Schützling und ständiger Begleiter wird Johannes Niemand, Schweinehirt seines Onkels, der ihm bis auf die Magerkeit völlig gleicht und sozusagen sein früheres scheues Ich verkörpert.   Als Friedrich 18 Jahre alt ist, treibt eine besonders listige Holzfrevlerbande, die "Blaukittel" trotz aller Wachsamkeit des Oberförsters Brandis ihr Unwesen. Als Brandis sie eines Tages doch aufspürt, wird er mit einer Axt im Brederholz erschlagen und Friedrich trotz Beweismangel als mitschuldig erklärt.   Als 4 Jahre später im Dorf eine große Hochzeit gefeiert wird, prahlt Friedrich mit seiner neuen silbernen Taschenuhr.

Doch plötzlich kommt der Jude Aaron dazu und fordert in aller Öffentlichkeit von ihm die 10 Taler, die er ihm für die Taschenuhr noch schuldete.   So öffentlich bloßgestellt haut Friedrich ab und der Jude verfolgt ihn. Drei Tage später wird Aaron nach einem heftigen Sturm tot unter der Buche im Brederholz gefunden. Noch in derselben Nacht will man Friedrich verhaften, der aber mit Johannes Niemand verschwunden ist.   Die Juden der Umgebung kaufen nun dem Gutsherren die Buche ab und bringen eine hebräische Inschrift an. Nach 28 Jahren kommt ein alter verkrüppelter Mann in das Dorf und gibt sich als Johannes Niemand zu erkennen.

Er sei in türkische Sklaverei geraten und habe Friedrich aus den Augen verloren. Mit leichten Botengängen verdient er sich sein Gnadenbrot, kommt jedoch eines Abends nicht mehr nach Hause und wird erhängt an der Judenbuche gefunden.   Als man ihn abnimmt, erkennt der Gutsherr an einer Narbe, dass es Friedrich Mergel war, der das Bredeholz meidend und doch unwiderstehlich von ihm angezogen, sich schließlich an der Buche erhängte. In seinem Selbstmord erfüllt sich die an den Judenmord mahnende Inschrift der Buche. Sie lautete: "Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast!"   5)Epochentypisches: Nun möchte ich darauf eingehen inwiefern in dieser Novelle epochentypische Kriterien erfüllt sind:   -In der Biedermeierzeit wurde der Natur wie in der Romantik immer noch eine sehr starke symbolische Bedeutung zugeschrieben, wofür die Buche in dieser Novelle ja ein Paradebeispiel darstellt.   -Auch der Rückzug ins Private, der sich in der Literatur u.

a. in der Form zeigte, dass Detailbeschreibungen oftmals sehr umfangreich ausfielen, ist hier feststellbar. Die Umgebung und Natur des Dorfes werden sehr konkret beschrieben, so dass ein genau rekonstruiertes Bild vor dem Auge des Lesers entsteht.   -Im Unterschied zur Klassik weisen im Biedermeier die Symbole nicht über sich selbst hinaus, sondern sind realistisch konkrete Einzelbilder oder Sujets, wie das Symbol der Judenbuche. Die Interpretation wird also im Biedermeier direkt formuliert und nachgereicht, hier als Spruch, der am Ende steht: "Wenn du dich diesem Orte nahest..

."   -Weiterhin ist im Biedermeier das Bild einer Landschaft, einer Ortschaft, o.ä. nicht idealisiert und als Urbild überlagert, sondern konkretisiert und nicht übertragbar. Auch hier sind Parallelen zu finden: Das Dorf ist genau festgelegt auf eine bestimmte Region, es könnte nicht wie in der Klassik überall gewesen sein. -Auch die Bürgerlichkeit, Zurückgezogenheit und das Festhalten an den konservativen Werten ist in dieser Novelle festzustellen, denn schon der Titel ist mit "ein Sittengemälde aus dem gebirgigten Westfalen" unterschrieben.

Ein Sittengemälde ist eine in der Zeit des Biedermeier beliebte Schilderung der Lebensformen eines Volkes und seiner landschaftlichen Umgebung.   6) Gattungstypisches:   Im Folgenden will ich nun die novellentypische Merkmale des Werkes darlegen:   -         Zuerst einmal entspricht die Erzählung aufgrund ihrer Länge der Novellentheorie. Sie umfasst nur 55 Seiten, was bei einer so komplexen Handlung wirklich kurz ist.   -         Es gibt auch eine unerhörte Begebenheit: Diese stellt der Mord am Juden Aaron dar. Er ist insofern zentraler Vorfall, als dass sich im folgenden alles, was passiert, darauf bezieht.   -         Als Wendepunkt ist der Zeitpunkt zu bezeichnen, an dem Mergel aus der Sklaverei zurückkommt, da sich von da an alles anders entwickelt, als man gedacht hätte.

    -         Auch die Personenzahl ist gattungstypisch überschaubar: Neben Friedrich Mergel greifen nur seine Mutter, sein Vater, Johannes Niemand und sein Onkel Simon Semmler entscheidend in die Handlung ein.   -         Auch das novellistische Dingsymbol ist hier vertreten. Die Judenbuche besitzt sinnbildhafte Bedeutung und wird leitmotivisch wiederholt. Sie ist hier das Symbol für das Fortschreiten bzw. Geschehen eines Unheils, denn alle furchtbaren Ereignisse (Tod des Vaters, Mord an Aaron, Selbstmord Mergels) geschehen an der Judenbuche während einer stürmischen oder monderhellten Nacht. Die Natur erscheint also hier als Richter und Zeuge.

    Die Buche hat aber noch eine weitere Aufgabe: Zuerst steht sie im Wald unter vielen andren Bäumen. Nach der Abholzung steht sie jedoch als Außenseiter da. Ebenso könnte man Friedrich mit dieser Buche identifizieren: Er ist ein unscheinbarer Teil des Ganzen, der sich durch seine Charakteränderung zum Bösen hin entwickelt und zum Außenseiter wird. So wie Friedrich mit dem Bösen in Verbindung gebracht werden kann, ebenso steht die Buche durch die Inschrift der Rache für Unheil. Ein weiteres Symbol ist die Narbe, an der Friedrich erkannt wird. Sie ist kein Zeichen früherer Verletzung, sondern eine Narbe als Zeichen ungesühnter Schuld und soll an das biblische Kainsmal erinnern, das einen Mörder unauslöschlich zeichnet.

Die religiöse Dimension von Schuld und Sühne erhält in der Erzählung nämlich mehr Gewicht als die exakte Darstellung eines Kriminalfalles.   -         Die Novelle weist auch Realitätsbezug auf, und das sogar dreifach: Erstens lassen bestimmte örtliche Gegebenheiten aus der Umgebung des Dorfes B. auf Bellersen, ein Dorf in der Nähe von Paderborn als Vorbild schließen.   Zweitens werden genaue Jahresangaben der Handlung gemacht, und zwar: zwischen 1756 und 1789       Und schließlich ist dokumentiert, dass die Droste die Novelle aufgrund einer wahren Begebenheit geschrieben hat. Der historische Kern der Novelle ist das Ereignis, dass im Gutsbezirk ihres Großvaters, Werner Adolf von Haxthausen der Knecht Hermann Winkelhagen aus Bellersen 1783 den Juden Soestmann-Behrens erschlagen hat. Durch seine Flucht geriet er in algerische Sklaverei und kehrte nach der Befreiung an den Ort des Geschehens zurück, wo er sich umbrachte.

  Die Droste kannte diesen Vorfall aus mündlichen Berichten und einer schriftlichen Fassung, die ihr Onkel als Geschichte eines Algerier Sklaven in der Göttinger Zeitschrift "Die Wünschelrute" veröffentlichte.   -         Auch eine einsträngige Handlungsführung ist auszumachen, denn es passiert nichts was nicht unmittelbar auf den zentralen Vorfall hinarbeitet. Dies soll auch durch die Skizze veranschaulicht werden.   -         Und schließlich ist eine belehrende Wirkungsabsicht auszumachen, auf die ich aber jetzt noch genauer eingehen möchte:   7)Interpretation:   A.v.D.

-H. selbst hat sich vor dem Abschluss ihrer Arbeit so geäußert:   "Den, wer nach seiner Überzeugung handelt, und sei sie noch so mangelhaft, kann nicht zugrunde gehen, wogegen nichts seelentötender wirkt, als gegen das innere Recht das äußere Recht in Anspruch zu nehmen."   Sie will uns also sagen: Das, was du tust, wird auf dich zurückfallen, wenn du es nicht aus innerer Überzeugung getan hast. Eine so begangene Tat wird der Betreffende nie vergessen können und wird nie davon loskommen. Es wird vielmehr eines Tages auf ihn selbst zurückfallen. In ihrer tiefen Religiosität will die Autorin dem Leser auch vermitteln, dass einem Christen eine solche Tat vergeben werden kann, aber durch die fehlende Bußbereitschaft kann Friedrich Mergel keine religiöse Reintegration mehr geboten werden, also keine ehrbare Beerdigung.

Die Aussage dass alles auf einen zurückfällt, soll auch durch das der Novelle vorangestellte Gedicht bekräftigt werden, das ich kurz vorlesen möchte......

......

  Als etwas moderneren Interpretationsansatz könnte man auch eine psychologische Studie über einen Mörder nehmen. Schließlich ist Mergel nur durch die äußeren Einflüsse seiner Heimat und auch durch seinen Onkel zum Mörder geworden.   Die Schriftstellerin erfindet ja nur eine Vorgeschichte zu einer wahren Begebenheit. So gelingt es ihr, den Mord als Folge einer Störung der menschlichen Gemeinschaft darzustellen.   Simon Semmler könnte als Helfer des Bösen angesehen werden: Er macht erst aus dem schüchternen Jungen einen gewaltbereiten, eitlen Hochmut, der, was man ihm früher nie zugetraut hätte, sogar einen Mord beging. Nachdem er eine starke Persönlichkeit wird, lebt in ihm der "Niemand", der er vorher war, in der Gestalt des Johannes Niemand weiter.

Beide scheinen ein und dieselbe Person zu sein, da sie sich so sehr gleichen und auch nur eine Seele zu haben scheinen. In der türkischen Sklaverei wurde Friedrich Mergel schließlich wieder zu einem "Niemand" und wurde nach seiner Rückkehr auch als solcher erkannt.     8)Schluss: Insgesamt finde ich die Erzählung sehr fesselnd, weil die Autorin es schafft, durch zauberartige, unheimliche und mystische Erzählweise den Leser in den Bann zu ziehen und die grausige Wendung am Schluss hinauszuzögern.   Anfangs habe ich ja schon erwähnt, dass AvDH sich ihren Hang zur Grenzüberschreitung nie eingestehen wollte. Auch ihre seelischen Nachtseiten, ihre existentiellen Grenzerfahrungen, ihre Glaubenszweifel, ihre Endzeitvisionen, ihre Elegien an die vom Menschen gemordete Natur, das Gefühl der Bedrohung in einer Zeit des Wertezerfalls, das alles sind auch Themen, die heute wieder moderne Autoren aufgreifen. So ist es nicht verwunderlich, dass zeitgenössische Schriftstellerinnen wie Sarah Kirsch und Karin Struck in ihr eine Gefährtin aus gleichem Geist entdeckt haben und sie so weiterleben wird.

 

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