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  Abteilung für berufs- und wirtschaftspädagogik an der universität linz proseminar aus wirtschaftspädagogik mag

    POSITIVER REZIPROKE AFFEKTE IM UNTERRICHT   Einleitung   Die Aufgabe des Lehrers besteht darin, den Schülern allgemeines Wissen zu vermitteln und als Sozialerzieher ihre Fähigkeiten zu entwickeln, miteinander umzugehen. (Redlich 1978, S. 32) Eines der ihm dabei zur Verfügung stehenden Instrumente ist das aussenden von positiven reziproken Affekte im Unterricht. Mich persönlich spricht dieses Thema besonders an, weil es zum einen im Unterricht eine wirklich wertvolle Hilfe sein kann, und weil sie zum anderen auch im Alltag ein nützliches Instrument sein können um Mitmenschen zu beeinflussen. Schließlich ist ja der Mitmensch häufig die wichtigste Umweltbedingung für eine andere Person. (vgl.

Tausch/Tausch 1977, S. 119)   Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit der Frage ‚Was sind positive reziproke Affekte?‘. Dieser Teil ist sicher ein sehr interessanter, da die Mehrheit der Leser den Begriff ‚reziprok‘ wohl nur vom Bruchrechnen kennt.   Im zweiten und dritten Teil geht es um die Rolle des Lehrers in der Klasse als ‚Leittier‘ und seine ihm daraus erwachsenden Möglichkeiten und um Vorschläge wie man die positiven reziproken Affekte am besten einsetzt.   Die Teile vier und fünf widmen geben Auskunft darüber, warum es besonders wichtig ist, zum Unterrichtsbeginn positive reziproke Affekte zu senden und welche Fehler man machen kann. Schließlich ist der Schüler ja für gewöhnlich nicht dumm und durchschaut einen Schwindel meist sofort.

  Im sechsten und damit letzten Teil wird das von Grell und Grell entworfene Rezept letztendlich sehr kritisch unter die Lupe genommen. Hier wird hauptsächlich auf die Ansichten anderer Autoren eingegangen, die – indirekt – die Grells kritisieren bzw. die angepriesene Methode aus moralischen Gründen nicht für vertretbar halten. Meine Meinung ist ja, dass das System der positiven reziproken Affekte sich einfach zu gut anhört um zu funktionieren.   1 Begriffsdefinition   Die Tauschs erklären das Konzept der reziproken Affekte sehr allgemein und gehen auch auf die Aspekte negativer reziproker Affekte ein. Hier ihr Verständnis von der Thematik: Gefühle, gefühlsmäßige Reaktionen und Haltungen einer Person lösen über die Wahrnehmung bei der anderen Person häufig ähnliche (reziproke, gegenseitige, entsprechende) Vorgänge, Gefühle, gefühlsmäßige Reaktionen und Empfindungen aus.

Dies wird gleichsam als Gesetz der Gegenseitigkeit gefühlsmäßiger Stimmungen zwischen Personen bezeichnet. Achtung, Wärme und freundliches Entgegenkommen einer Person lösen beim anderen häufig Tendenzen zu freundlichen, warmen Empfindungen und Reaktionen aus. Hierdurch z.B. wird Angst vermindert, die psychologische Funktionsfähigkeit erhöht, besonders bei seelisch beeinträchtigten Personen. Dagegen fördern Feindseligkeit, Aggression, Geringschätzung, Rücksichtslosigkeit und Kälte von Lehrern, Professoren, Eltern oder Kindergärtnerinnen die Tendenzen zu Feindseligkeit, Aggression, Kälte und Rücksichtslosigkeit bei Kindern, Jugendlichen, Studierenden oder anderen.

(Tausch/Tausch 1977, S. 160)   Das Ehepaar Jochen und Monika Grell geht spezifisch auf die Affekte im Unterricht ein und erklären auf eine sehr persönliche Weise:   Wir Menschen haben eine große Bereitschaft, uns anstecken zu lassen. Und zwar lassen wir uns gerne von Stimmungen anstecken, die wir bei anderen wahrnehmen. Wenn Monika ärgerlich oder muffig durch die Wohnung schleicht, fühle ich mich auch bald unfroh und aggressiv. Versprüht sie dagegen ihre umwerfende Fröhlichkeit, dann verwandelt sich meine farblos-indifferente Stimmung nach und nach auch in Richtung Fröhlichkeit. Am nächsten Tag ist es vielleicht genau umgekehrt: meine Stimmung ist gerade ziemlich farbig, und die von Monika nimmt nun diese Färbung an.

So bringen wir uns wechselseitig in bestimmte Stimmungen hinein und aus anderen heraus. Weil diese Stimmungsansteckung wechselseitig ist, spricht man von reziproken Affekten, ein Ausdruck, den unseres Wissens die Tauschs in unsere Sprache eingeführt haben. (Grell/Grell 1985, S. 117)   Die Gegenseitigkeit gefühlsmäßiger Stimmungen zwischen Personen wurde auch in Experimenten bewiesen. So lösten Versuchsleiter mit positiven Affekten, Mimik, Gesten, und Sprachinhalten im Gespräch mit Schülern positive Empfindungen und weniger Unruhe bei Schülern aus als Versuchsleiter mit negativen Gefühlen wie Missbilligung, verneinendes Kopfschütteln und unfreundliches Ansehen. (vgl.


Rosenfeld zit. nach Tausch/Tausch 1977, S. 160)   2 Lehrer als Stimmungsmacher In Schulklassen sind Lehrer wichtige und mächtige Personen, auch dann, wenn sie sich persönlich vielleicht ganz machtlos fühlen. Sie sind gewöhnlich in der Rolle eines Stimmungsmachers, ob sie wollen oder nicht. Von ihrer Laune ist die Laune der Schüler, die sie unterrichten, mehr oder weniger abhängig. (Grell/Grell 1985, S.

118) Schließlich redet der Lehrer im Durchschnitt doppelt so viel wie die ganze Klasse zusammen. Dadurch hat er mehr Einfluss auf die Grundstimmung der Schüler.   Oft passiert es, dass man als Lehrer in Versuchung kommt Stimmungen als etwas das von außen über uns kommt zu betrachten. Wir agieren dann nicht sonder reagieren nur auf die von den Schülern gesendeten Stimmungen. Damit verzichten wir darauf uns selber aktiv in eine bestimmte Stimmung zu begeben oder gar andere mit unserer Stimmung zu infizieren. Wir lassen uns einfach sagen welche Stimmung wir gerade annehmen sollen.

Ein Problem für viele Lehrer sind die Laute der Enttäuschung, die man oft am Stundenbeginn von Schülern hört. Man hat sich bemüht eine für den Schüler interessante Unterrichtseinheit zu planen, aber statt begeisterter Schüler hört man nur ein mehrstimmiges, langgezogenes „O“, und Kommentare wie „Das ist langweilig“ oder „Schon wieder!“. Oft fällt es schwer sich nun nicht anstecken zu lassen und damit die Kontrolle den Schülern zu überlassen. Man hat das Gefühl, dass die ganze Klasse den Unterricht missbilligt. Doch, die Erfahrung zeigt, dass sich einige dieser Schüler später doch noch Lust bekommen und dass mit den anderen immer noch Sonderlösungen vereinbart werden können, die auch sie zufrieden stellen. Damit das gelingt, muss man lernen willkürlich positive Stimmungen zu senden, und zwar mit der Absicht, die Schüler damit anzustecken.

(vgl. Grell/Grell 1985, S. 119 ff.) Wie das funktioniert erklärt das nächste Kapitel.   3 Vorschläge zur Realisierung des Rezepts   Es gibt Lehrer die scheinbar eine Begabung haben, ‚Sonnenschein‘ auszustrahlen und um sich herum zu verbreiten. Ob das nun eine Naturbegabung ist oder nicht, jeder kann sich diese Fähigkeit absichtlich angewöhnen.

Es fällt leicht sich ein Mäkelgesicht und einen Vorwurfswortschatz anzugewöhnen. Warum sollte man sich nicht ebenso einen freundlichen Gesichtsausdruck und einen akzeptierenden Wortschatz aneignen können? (vgl. Grell/Grell 1985, S. 121 ff.) Wie man es am besten anstellt 'Sonnenschein' zu versprühen verraten uns nun die Grells. Versuchen sie ihre eigenen, persönlichen Stimmungen und Gefühle deutlicher wahrzunehmen und zu akzeptieren.

Besonders die angenehmen Stimmungen sollten sie sich bewusst machen, wie auch den Wunsch, häufiger diese angenehmen Gefühle zu erleben. Teilen Sie sich selbst Ihre angenehmen Empfindungen mit, erst wenn sie das können, sind Sie in der Lage, ihre Empfindungen auch anderen Menschen gegenüber auszudrücken. Tun sie das auch mit Worten. Loben sie sich selbst dafür, wenn andere es nicht tun. Suchen Sie in ihrer Umgebung nach Reizen, die ihnen Freude machen, damit bei ihnen positive Affekte aufkommen können. Es gibt in der miesesten Schulklasse immer wieder Dinge zu beobachten, über die man sich freuen oder die man wenigstens komisch finden kann.

Auch im Verhalten von Schülern entdeckt man, wenn man sich Mühe gibt, immer wieder Einzelheiten, die zu angenehmen Affekten berechtigen. Übernehmen Sie aber auch Verantwortung, wenn sie schlechte Laune haben. Wenn sie sagen: 'Mit euch kann man keinen Unterricht machen, ihr benehmt euch voll daneben', dann behaupten sie im Grunde, dass die Schüler zu 100% schuld sind. Sprechen sie lieber über sich selbst als über die Schüler. Sagen Sie: 'Mir geht es jetzt so, dass ich eigentlich ziemlich ärgerlich, aber auch ganz mutlos bin." Solche 'Ich-Botschaften' sind weniger ansteckend als 'Du-Botschaften'.

(vgl. Grell/Grell 1985, S. 121 ff.) Diese Ich Botschaften erfüllen drei wichtige Kriterien für effektive Konfrontation: 1. Sie fördern höchstwahrscheinlich die Bereitschaft, dich zu ändern; 2. sie enthalten kaum eine negative Bewertung des Schülers; 3.

sie verletzen die Beziehung nicht. Um die größte Wirkung zu erzielen, müssen Ich-Botschaften 3 Komponenten haben. Die Schüler müssen vor allem daraus entnehmen können, was dem Lehrer das Problem verursacht. Wenn der Schüler nicht zu raten braucht, warum ihm der Lehrer entgegentritt, wird die Botschaft zwangsläufig erfolgreicher sein. (..

.) Die zweite Komponente einer dreiteiligen Ich-Botschaft ist für die Lehrer meistens am schwersten zu senden. Sie soll die konkrete Auswirkung des im ersten Teil der Botschaft beschriebenen Verhaltens auf den Lehrer verdeutlichen. Was genau sind diese ‚konkreten Effekte’ Die Erfahrung hat gezeigt, dass Ich-Botschaften im allgemeinen keinen Einfluß´haben, es sei denn, der behauptete Effekt auf den Lehrer erscheint in den Augen des Schülers wirklich stichhaltig. (..

.) Ich-Botschaften müssen als dritte Komponente die Gefühle des Lehrers des Lehrers zum Ausdruck bringen, seine Betroffenheit zeigen. „Wenn du die Füße in den Gang streckst (Beschreibung des Verhaltens), stolpere ich leicht darüber (konkreter Effekt) und fürchte, dass ich fallen und mir wehtun werde (Gefühle)“. (...

) Beim Einhalten der richtigen Reihenfolge (Verhalten-Effekt-Gefühl) wird der Schüler eher verstehen, dass die Furcht des Lehrers nicht in direktem Zusammenhang mit seinem Verhalten steht. (vgl. Gordon 1974, S. 126 ff.) Nicht nur Du-Botschaften, sondern auch Ich-Botschaften sind mit gewissen Risiken verbunden. Das wahrscheinlich größte Risiko ist das Risiko der Selbst-Offenbarung.

Ich-Botschaften enthüllen innere Gefühle und Bedürfnisse. Das Risiko besteht darin, dass andere sie näher kennen lernen, eher wissen wie sie wirklich sind. Das zweite große Risiko ist: man muss sich unter Umständen selbst verändern. Lehrer, die Ich-Botschaften zu senden beginnen, berichten oft, dass sie Situationen vorsichtiger analysieren mußten als vorher und eigene Schwächen erkannten. (vgl. Gordon 1974, S.

135)  Dies sind einige Ratschläge für Lehrer, die sich angewöhnen möchten, häufiger als bisher positive reziproke Affekte zu senden. (Grell/Grell 1985, S. 124) Wann im Stundenverlauf es am wichtigsten und effektivsten is Affekte zu senden erklärt nun Kapitel vier.   4 Warum es besonders wichtig ist, zum Unterrichtsbeginn positive reziproke Affekte zu senden   Das Prinzip, positive Affekte zu senden, gilt für jede menschliche Interaktion und für jede Phase des Unterrichts. Es ist am Beginn des Unterrichts genauso angebracht wie am Ende, in der Mitte oder in der Pause. Die Grells haben trotzdem eine besondere Phase dafür vorgesehen und sie an den Beginn gesetzt.

Denn der Anfang ist für die weiter Stimmung in einer Unterrichtsstunde von besonderer Bedeutung. (vgl. Grell/Grell 1985, S. 125) Wie der Volksmund sagt: 'Der erste Eindruck ist der Bleibende'.   Sie sollten in bezug auf die Stimmung die Initiative ergreifen. Denken sie sich für den Anfang ihrer Stunde eine kleine Maßnahme aus, die die Wahrscheinlichkeit vergrößert, daß die Schüler am Stundenbeginn etwas Wärme und Freundlichkeit oder irgendein angenehmes Gefühl erleben werden.

(...) Um Unterricht machen und Lernprozesse initiieren zu können, brauchen sie etwas Durchhaltevermögen. Gerade am Unterrichtsbeginn ist es für einen Lehrer oft nicht einfach, das Senden positiver Affekte unbeschwert fortzuführen, wenn Belohnungen zunächst ausbleiben und dafür Bestrafungen (z.B.

die oben erwähnten O-Kommentare). (vgl. Grell/Grell 1985, S. 125)   Lewin unterstützt die Grellschen Druchhalteparolen durch seine Theorie über die 'Phasen der Einstellungs und Verhaltensänderung' in Gruppen. Diese sind nämlich: unfreezing = Auftauen momentaner Einstellungen und Verhaltensweisen change = Änderung refreezing = Wiedereinfrieren der neuen Einstellungen und Verhaltensweisen (vgl. Lewin zit.

nach Lück 1985, S. 130) Lewins Theorie zeigt auf, daß sich das Verhalten nicht sofort ändert, das heißt, daß die Affekte nicht sofort greifen, sondern daß es eine Übergangszeit gibt, die der Änderung (Change), die es zu überwinden gilt.   Was kann man tun um den negativen Affekten die Schüler aussenden zu widerstehen? Oft genügt es schon, wenn Sie auf eine Kritik oder eine unspezifische Motzerei nicht gleich beleidigt reagieren. Es gelingt Ihnen, Ihre positive Stimmung länger durchzuhalten, wenn sie sich daran hindern, auf eine Sendung negativer Affekte postwendend mit den gleichen Affekten zu antworten. Sie können Ihr Nicht-beleidigt-sein dadurch deutlich ausdrücken, daß sie in solchen Situationen aktives Zuhören praktizieren und ihre Verzweiflung so lange aufschieben, bis sie wirklich begründet ist. Aktives Zuhören bedeutet: Sie nehmen die Stimmung oder das Gefühl zur Kenntnis, das von Schülern ausgedrückt wird und senden es in ruhiger, unaggressiver Weise zurück (vgl.

Grell/Grell 1985, S. 125 f.)   Damit aktives Zuhören erfolgreich ist, müssen Lehrer über bestimmte Verhaltensregeln verfügen: Der Lehrer muß dem Schüler zutrauen, seine Probleme letzten Endes selbst lösen zu können. Der Lehrer muß in der Lage sein, die von Schülern ausgedrückten Probleme ehrlich anzunehmen, wie sehr sie sich auch von den Gefühlen unterscheiden mögen, die Schüler nach Ansichten des Lehrers haben 'sollten'. Der Lehrer muß verstehen, daß Gefühle oft schnell wechseln. Der Lehrer muß den Schülern bei ihren Problemen helfen wollen und sich Zeit dafür nehmen.

Lehrer müssen verstehen, daß Schüler selten dazu fähig sind, ander sofort am wirklichen Problem teilhaben zu lassen. Lehrer müssen das, was Schüler über sich selbst und ihr Leben anvertrauen, vertraulich behandelt wird.   Aktives Zuhören ist kein Trick, den der Lehrer in seinem Repertoire hat, um Schüler aufzurichten, wenn sie Probleme haben. Es ist eine spezifische Methode, um eine bessere Lehrer-Schüler-Beziehung herzustellen. (vgl. Gordon 1974, S.

77 f.)   5 Was man vermeiden muß   Es ist sehr wichtig die Schüler nicht anzulügen. Sie sollten nicht auf Krampf etwas schön finden, was Ihnen in Wirklichkeit gleichgültig oder zuwider ist. Loben sie die Klasse nicht für die ausgehängten Bilder, wenn sie sie in Wirklichkeit häßlich, langweilig oder unordentlich finden. Verbergen sie nicht krampfhaft ihre Stimmung sondern teilen sie sie in der Form von Ich-Botschaften mit.   Versuchen Sie lieber gar nicht erst, reziproke Affekte auszulösen, wenn Sie nicht davon überzeugt sind, daß ihre Affekte echt sind.

Sie sollten sich nicht als Schauspieler betätigen und den Schülern etwas vorspielen, was gar nicht da ist. Der Unterricht muß nicht unbedingt so geistreich und launig zu sein wie das Werbefernsehen. Aber auch nicht so würdig und ernst wie die Ziehung der Lottozahlen. Sie müssen das Rezept also nicht um jeden Preis immer und ununterbrochen anwenden. Machen Sie es einfach dann, wenn sie Lust dazu haben.   Verboten sind auch Scherze, über die die ganze Klasse lachen kann, nur ein einzelner Schüler nicht.

Dieses aggressive Lachen ist zwar sehr gut geeignet, eine Gruppe zu einigen. Aber da man hier auf Kosten eines Schülers lacht, womöglich regelmäßig desselben, sollte man auf dieses Rezept nach Möglichkeit verzichten.   Vielleicht geht es für sie nur darum, daß Sie eine Angewohnheit aufgeben, die für manche Lehrer typisch ist: Die Gewohnheit, das Angenehme im Unterricht planmäßig zu übersehen und kommentarlos zu übergehen; es als selbstverständlich hinzunehmen, wenn Schüler in guter Stimmung sind und immer erst dann aktiv zu werden wenn sich ihre Stimmung verfinstert. (vgl. Grell/Grell 1985, S. 130 f.

)   Kritik am Rezept   Redlich und Schley greifen einen Kritikpunkt auf dem auch ich zustimmte. Ihnen erscheint der theoretische Ansatz selbst veränderungswürdig: Sie meinen, daß Verhaltensmodifikationen (das Senden von Affekten gehört meiner Meinung nach dazu) auf Fremdsteuerungsmethoden beruht. Richtiger wäre, von der pädagogischen Zielsetzung her, der Aufbau einer Selbststeuerungsfähigkeit bei Schülern. Sie sollen sich selbst in ihrem Sozialverhalten steuern lernen, indem sie sich Ziele setzen und ihr Verhalten daran messen. Äußeren Verstärkern kommt dann nur zweitrangige Bedeutung zu. Denn wenn die Schüler bestimmte Ziele für ihr Verhalten selbst setzen, ist die Erreichung dieser Ziele an sich verstärkend.

(vgl. Redlich/Schley 1985, S. 19 f.)   Das heißt, daß der Schüler lernen muß, sein Verhalten selbst zu steuern, ohne von außen affektiert zu werden. Denn, der Schüler lernt ja nicht für die Schule, sonder für das Leben. Und dort wird sich bestimmt niemand darum kümmern, ob der Schüler – der dann ja schon berufstätig ist – in geeigneter Stimmung ist.

  Darüber hinaus gehen Grell und Grell davon aus, daß der Schüler in die Schule kommt um zu lernen. Meine eigene Erfahrung zeigt mir aber, daß das bei mindestens 60 Prozent der Schüler nicht so ist. Der Lehrer hat oft gar keine Chance vernünftigen Unterricht zu machen. Zu meiner Hauptschulzeit ist es tatsächlich öfters vorgekommen daß ein Lehrer weinend die Klasse verlassen hat (Religionslehrer waren prädestiniert dafür). Unter solchen Bedingungen gehen auch die positivsten gesendeten Affekte in dem Haß und dem Unmut den die Schüler der Schule entgegenbringen unter.   Die Grells selbst unterstreichen meine Kritik: Motivationstheorien mögen wissenschaftlich noch so interessant und brauchbar sein: als Interpretations- und Handlungsrezepte für Lehrer sind sie entweder unbrauchbar oder schädlich oder beides.

(...) Schlimm am Motivationskomplex sind nicht die Theorien als solche, sondern die Tatsache, daß sie praktisch nicht helfen, sondern schaden und daß sie trotzdem in der Form von Moralforderungen ("Du sollst den Schüler motivieren") quicklebendig bleiben und Lehrern die ihren Beruf ernstnehmen, das Herz schwermachen. (Grell/Grell 1985, S. 134)   Meiner Meinung paßt das Rezept der positiven reziproken Affekte genau in das oben kritisierte Modell der Motivationstheorien.

Der Zusatz "Machen sie es einfach dann, wenn Sie Lust dazu haben" (Grell/Grell 1985, S. 130) hilft auch nicht wirklich über das Gefühl des 'zum-motivieren-verpflichtet-seins' hinweg.   Grell/Grell üben sich auch selbstkritisch in dem sie zu geben, daß das Rezept zu unmoralischem Gefühlsmanagement verführen kann und jeder der das Rezept anwendet zu einem Monster werden kann, das seine Gefühle berechnend einsetzt. Weiter sagen sie ganz richtig, daß dadurch die Gefühle erkalten könnten, wenn sie sie besser wahrnehmen und in gewisser Weise selbst steuern. (vgl. Grell/Grell 1985, S.

124)    Trotz all der genannten Kritikpunkte bin ich der Meinung, daß das Rezept der positiver reziproken Affekte ein Gutes ist, mit dem man – vorausgesetzt die Klasse ist ein klein wenig kooperativ – der Unterricht für beide Seiten angenehmer und interessanter gestaltet werden kann.   Zusammenfassung   Das Rezept 'Positive reziproke Affekte senden' ist auch ohne ein ausführliches Training ziemlich einfach in Handlungen umgesetzten kann. Es ist nur nötig daß man ein paar konkrete Ideen hat, was man tun oder sagen könnte. Vielleicht helfen auch ein paar Notizen, was einem in der vorherigen Stunde an Schülern gefallen hat und vielleicht ein Knoten im Taschentuch um nicht zu vergessen, es den Schülern zu sagen. Sie können sich auch eine Liste von Ideen machen und ab und zu daraufschauen. (vgl.

Grell/Grell 1985, S. 131)   + das Thema ist sehr anschaulich und ausführlich beschrieben worden, regt an, über die Art des Unterrichts nachzudenken, die man selber erlebt   -stellenweise zu komplex beschrieben, enthält einige Fremdwörter aus der Psychologie, die nicht gleich klar sind

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