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  Die anfänge der griech

   Sokrates: „Stelle dir Menschen vor in einer unterirdischen Wohnstätte mit lang nach aufwärts gestrecktem Eingang, entsprechend der Ausdehnung der Höhle; von Kind auf sind sie in dieser Höhle festgebannt mit Fesseln an Schenkeln und Hals; sie bleiben also immer an der nämlichen Stelle und sehen nur geradeaus vor sich hin, durch die Fesseln gehindert, ihren Kopf herumzubewegen; von oben her aber aus der Ferne von rückwärts leuchtet ihnen ein Feuerschein; zwischen dem Feuer und den Gefesselten läuft oben ein Weg hin, längs dessen eine niedrige Mauer errichtet ist, ähnlich der Schranke, die die Gauklerkünstler vor den Zuschauern errichten, um über sie weg ihre Künststücke zu zeigen. Längs dieser Mauer tragen Menschen allerlei Gerätschaft vorbei, die über die Mauer hinausragen, und Bildsäulen und andere steinerne und hölzerne Bilder und Menschenwerk verschiedenster Art, wobei, wie begreiflich, die Vorübertragenden teils reden, teils schweigen. Wenn einer von ihnen entfesselt und genötigt würde, plötzlich aufzustehen, den Hals umzuwenden, sich in Bewegung zu setzen und nach dem Lichte emporzublicken, und geblendet von dem Ganzen nicht imstande wäre, jene Dinge zu erkennen, deren Schatten er vorher sah, was glaubst du wohl, würde der sagen, wenn man ihm versichert, er hätte damals lauter Nichtigkeiten gesehen, jetzt aber dem Seiendem nahegerückt und auf Dinge hingewandt, denen ein stärkeres Sein zukäme, sehe er richtiger. Und wenn man zudem noch ihn auf jedes der vorübergetragenen Menschenwerke hinwiese und ihn nötigte, auf die vorgelegte Frage zu antworten, was es sei, meinst du da nicht, er werde weder aus noch ein wissen und glauben, das vordem Geschaute sei wirklicher als das, was man ihm jetzt zeige? Wenn man ihn nun aber von da gewaltsam durch den holprigen und steilen Aufgang aufwärts schleppte und nicht eher ruhte, als bis man ihn an das Licht der Sonne gebracht hätte, würde er diese Gewaltsamkeit nicht schmerzlich empfinden und sich dagegen sträuben, und und wenn er an das Licht käme, würde er dann nicht, völlig geblendet von dem Glanze, von alledem, was ihm jetzt als das Wahre angegeben wird, nichts, aber auch gar nichts zu erkennen vermögen? ...

Er würde sich also erst daran gewöhnen müssen, wenn es ihm gelingen soll, die Dinge da oben zu schauen, und zuerst würde er wohl am leichtesten die Schatten erkennen, darauf die Abbilder der Menschen und der übrigen Dinge im Wasser, später dann die wirklichen Gegenstände selbst; in der Folge würde er dann zunächst bei nächtlicher Weile die Erscheinungen am Himmel selbst betrachten, das Licht der Sterne und des Mondes schauend, wsa ihm leichter werden würde, als bei Tage die Sonne und das Sonnenlicht zu schauen. Zuletzt dann, denke ich, würde er die Sonne, nicht etwa bloß Abspiegelungen derselben im Wasser oder an einer Stelle, die nicht ihr eigener Standort ist, sondern sie selbst in voller Wirklichkeit an ihrer eigenen Stelle zu schauen und ihre Beschaffenheit zu betrachten imstande sein. Und dann würde er sich durch richtige Folgerungen klarmachen, daß sie es ist, der wir die Jahreszeiten und die Jahresumläufe zu verdanken und die über allem waltet, was in dem sichtbaren Raum sich befindet, und in gewissem Sinne auch die Urheberin jener Erscheinungen ist, die sie vordem in der Höhle schauten. Wenn ein solcher wieder hinabstiege in die Höhle und dort wieder seinen alten Platz einnähme, würden dann seine Augen nicht förmlich eingetaucht werden in Finsternis, wenn er plötzlich aus der Sonne dort anlangte? Wenn er nun wieder bei noch anhaltender Trübung des Blicks mit jenen ewig Gefesselten wetteifern müßte in der Deutung der Schattenbilder, ehe noch seine Augen sich der jetzigen Lage wieder völlig angepaßt haben – und die Gewöhnung daran dürfte eine ziemlich erhebliche Zeit fordern -, würde er sich da nicht lächerlich machen, und würde es nicht von ihm heißen, sein Aufstieg nach oben sei schuld daran, daß er mit verdorbenen Augen wiedergekehrt sei, und schon der bloße Versuch, nach oben zu gelangen, sei verwerflich? Und wenn sie den, der es etwa versuchte, sie zu entfesseln und hinaufzuführen, irgendwie in ihre Hand bekommen und umbringen könnten, so würden sie ihn doch auch umbringen?“      Von Thales bis Protagoras Die Griechische PhilosophieVolker Schloßhauer, 11 G4 99    Inhalt Inhalt 2 Vorwort 2 Die Anfänge der griech. Philosophie 3 a. Mythologie und Philosophie 3 b.

Naturphilosophie oder Metaphysik? 3 Die Melesier 4 a. Thales von Milet (624 – 546 v. Chr.) 4 b. Anaximander (6110 – 545 v. Chr.


) 4 c. Anaximenes (585 – 528 v. Chr.) 5 d. Pythagoras (ca. 570 – 496 v.

Chr.) 5 Das Werden und das Sein 5 a. Heraklit (544 – 488 v. Chr.) 5 b. Xenophanes (570 – 475 v.

Chr.) 6 c. Parmenides (540 – 470 v. Chr.) 6 d. Zenon (ca.

495 – 445 v. Chr.) 7 Die Mechanisten 7 a. Empedokles (ca. 492 – 432 v. Chr.

) 7 b. Demokrit (ca. 460 – 370 v. Chr.) 8 c. Anaxagoras (ca.

496 – 428 v. Chr.) 8 Die Sophisten 9 a. Protagoras (ca. 481 – 411 v. Chr.

) 9 Literaturangaben 10      Vorwort Eine Belegarbeit zum Thema „Griechische Philosophie“ zu schreiben scheint zunächst erstmal eine reichlich unkluge Entscheidung zu sein. Wer setzt sich schon freiwillig mit den unverständlichen und geschachtelten Gedankengängen von längst verstorbenen Menschen auseinander, die sich einst einen Kopf um Probleme machten, die mit den abstrakten Erklärungsmodellen der Philosophie dem normalen Menschenverstand noch unlösbarer erscheinen als sie eh schon sind. Ich tue es. Ganz einfach aus dem Grund, weil mich die Sicht der Menschen auf unsere Welt interessiert, und da führt halt kein Weg an der altbackenen griechischen Philosophie vorbei. Mein Ziel war es dabei, die Kerngedanken der großen griechischen Philosophen herauszuarbeiten, was aber allein schon ganze Bücher füllen könnte. Deshalb sollte diese Arbeit auch vielmehr als kleiner Überblick verstanden werden.

Es ist kein Ersatz für die dicken Philosophieschinken mit wirklich häßlichem Vokabular. Dafür war auch die Zeit viel zu knapp. Ansonsten mußte ich mich auf den Teilbereich der Vorsokratik im Rahmen der Betrachtung der griechischen Philosophie beschränken. Die eigentlich größten griechischen Philosophen Sokrates, Platon und Aristoteles lasse ich mich mit schlechtem Gewissen außen vor, da ihr Schaffen den Umfang und den Rahmen einer einfachen Belegarbeit sprengt. Die Anfänge der griech. Philosophie Die Griechen, die sich selbst auch Hellenen nannten, prägten die Geschichte und das Geschehen Europas auf vielfältige Weise.

Besonders die große Kolonisation um 800 – 500 v. Chr. darf neben der Abwehr der Perser (490-479 v.Chr.) und der Erschließung Asiens durch den Makedonenkönig Alexander den Großen als wichtiges Ereignis in der griechischen Geschichtsschreibung angesehen werden. In der griechischen Kolonisation nahmen maßgeblich alle wichtigen griechischen Stämme teil: die Äoler, Ioner, Archäer und die Dorer.

In Folge von Überbevölkerung und Nahrungsverknappung brachen die griechischen Stämme auf, neues Terrain zu erschließen. Dabei gingen sie jedoch so unsystematisch, spontan und individuell vor, daß man fast schon von einem anderen Lebensgefühl, ja einer anderen Weltanschauung sprechen muß, die sich nach einem System der Ordnung, der Gesetzmäßigkeit, der Schönheit und der Liebe fügt. Genau diese neue Art zu Leben mag wohl der beste Nährboden für die Anfänge der abendländischen Philosophie gewesen sein, die in der Nachzeit den Grundstein für viele andere Naturwissenschaften bildete. Mythologie und Philosophie Die Zeit vor dem großen Philosophen Sokrates wird in der Philosophie auch häufig als Vorsokratik bezeichnet. In dieser Zeit steht vor allem das Beobachten und Analysieren von Naturvorgängen und Naturerscheinungen im Vordergrund. Ein wesentlicher Gegenstand der Philosophie war dabei die griechische Mythologie und der Mythosbegriff.

Die Mythen, das sind im weitesten Sinne gefaßt unreflektiert übernommene Auffassungen der Gemeinschaft zu weltlichen und geistlichen Fragen, die der Handhabung der Welt dienen, prägten das Leben der Griechen nämlich auf besondere Weise, genauso wie sie es heute noch bedingt tun, denn unser ganzes Wissen baut eigentlich nur auf Mythen auf. Wer kann auch schon beweisen, daß eins und eins zwei sind. In der Antike aber brachte man den Mythos fast ausschließlich mit der Götterwelt in Verbindung, so wie sie von den Schriftstellern Homer und Hesiod in ihren großen epischen Werken über den Ursprung der Götter, den Theogonien, und der Entstehung der Welt, den Kosmogonien, dargestellt wurde. Homer sah dabei den Ursprung alles Werdens im Wasser und bei den Meeresgöttern Okeanos und Tethys, während Hesiod das Chaos in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellte. Desweiteren beschäftigten sich Homer und Hesiod auch mit Problemen wie der Vergänglichkeit des Lebens, dem Ursprung alles Bösen und der Frage nach dem Sinn des Lebens. Viele Philosophen der Nachwelt setzten sich später mit Homers Gedankengut auseinander.

So auch Aristoteles, der den Mythos eigentlich als „Freund des Philosophen“ bezeichnet; bietet er dem geübten Philosophen doch genügend Ausgangspunkte für seine Betrachtungen. Dennoch gelangt Aristoteles im weiteren Verlauf seines Lebens zur Erkenntnis, daß Mythos und Philosophie klar voneinander abgegrenzt werden sollten, denn im Gegensatz zur Mythologie, die Gedanken nur aufgreift jedoch nicht ernsthaft hinterfragt, bedeutet Philosophie Wissenschaft, die durch Beweisen und Veranschaulichen von Zusammenhängen Wissen durch gezieltes Fragen überprüft und zu neuen Erkenntnissen gelangt. Naturphilosophie oder Metaphysik? Die Wiege der Philosophie entstand zunächst in Ionien an der kleinasiatischen Küste um 700 v. Chr. Hier schlossen sich findige Naturbeobachter zusammen, die versuchten, verschiedene Erscheinungen in ihrer Umwelt zu ergründen. Aufgrund ihrer Tätigkeit werden Sie heute teilweise noch fälschlicherweise als Naturphilosophen bezeichnet.

Doch das trifft den Kern nicht ganz, denn obwohl sich die Philosophen damals mit den unterschiedlichsten Naturvorgängen beschäftigten, so stand im Hintergrund der Betrachtungen immer die Suche nach dem Ursprung des Seins. Das Sein bildet strenggenommen den Ausgangspunkt für alles was ist, dem sogenannten Seienden, das sind alle greifbaren Dinge und Lebewesen, aber auch Eigenschaften, Zusammenhänge oder Werte. Beide Begriffe, Sein und Seiendes, werden unabhängig in der griechischen Philosophie gebraucht. Zur Verdeutlichung kann man sich das Sein als Lebensgrundlage vorstellen, genauso wie ein Tisch, der die dritte Dimension benötigt, um im menschlichen Gehirn als Tisch zu erscheinen. Im Gegensatz dazu ist das Seiende, das Lebende bzw. das „Untote“, der Tisch selbst.

Hinter der philosophischen Suche nach dem Ursprung des Seins stand aber eigentlich mehr die Suche nach dem Ziel des Seins. Denn wenn man weiß, wie und durch welche Kraft alles einmal entstanden ist, so ist der Schluß zum Ende der Welt nicht mehr weit. Denn Geburt und Tod sind ja im Prinzip trotz ihrer Gegensätzlichkeit in gewisser Weise ähnlich. Und die Kenntnis über das Ende der Welt offenbart dem Menschen vielleicht die Möglichkeit, Vorsichtsmaßnahmen einzulenken und sich davor zu schützen. Insofern lag die metaphysische Betrachtung der Dinge durch die Naturphilosophen damals nur in der Natur des Menschen. Die Melesier Vorsokratisch zu philosophieren bedeutet also, sich auf die Suche nach den Prinzipien des Seins, dem Wesen des Wesens, dem Urstoff aller Dinge, dem sogenannten Arche zu begeben.

Dieses Leitmotiv ist charakteristisch für die philosophische Epoche der Vorsokratik. Viele Philosophen, so auch schon die Melesier, versuchen sich daran, diesen Urstoff zu fassen und läuten so die Anfänge der Metaphysik ein. Sie sollen im folgenden nähere Betrachtung finden. Thales von Milet (624 – 546 v. Chr.) Thales von Milet war einer von den Sieben Weisen, die sich durch ihre Lebensweisheiten und ihre politische Führungskraft einen Namen machten.

Ganz bekannt wurde zum Beispiel sein Ausspruch „Erkenne dich selbst“, der in griechischer Schrift auf dem Eingangsportal zum Orakel von Delphi steht. Heute zählt man ihn zu den Begründern der Philosophie. Aber auch schon Aristoteles erkannte damals, daß ihm eine Art Vaterrolle für die historische Entwicklung der Philosophie zustehe. In Verbindung mit Thales wird von Platon eine Anekdote überliefert, die gern als Einstieg in den Philosophieunterricht über die Antike verwendet wird: In Gedanken vertieft soll Thales einst von einer Magd beobachtet worden sein, als er in einen Brunnen fiel. „Typisch Philosophen“, meint die Magd darauf, „wollen die Weisheit mit Händen greifen, aber begreifen nicht einmal, was vor ihren Füßen abläuft“. Aber Thales war ein Universalgenie.

Er fiel nämlich nicht in den Brunnen, sondern er stieg hinein, um einen besseren Ausblick auf den Himmelskörper zu haben. Er war gewissermaßen ein leidenschaftlicher Sternenbeobachter, entdeckte sie als Navigationsmittel, und darf zurecht als erster Astronom, Mathematiker und Kosmologe angesehen werden. Der Philosoph Thales aber machte sich viele Gedanken über das Arche – Problem. Er sah den Urstoff, die Gestalt, aus der alle Dinge hervorgehen und in die sie wieder vergehen, im Wasser, genauso wie die Philosophen seiner Zeit sich bei der Suche nach dem Arche immer wieder auf die Materie beriefen und so die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft, als solche entdeckten. Um Thales jedoch richtig zu verstehen, sollte man sich sein Arche nicht als Element, denn die Materie des Wassers muß schließlich auch entstehen, sondern vielmehr als Prinzip vorstellen, das ihm beim Beobachten der Meereswogen ergriffen haben muß- unterliegen sie doch analog zur Ordnung der Materie gleichzeitig einem ständigen Entstehen und Vergehen. Im Zusammenhang mit Thales‘ Prinzip des Wassers muß man auch seine zweite Erkenntnis verstehen, daß alles voll von Göttern sei.

Auch hier darf man seinen Götterbegriff nicht zwangsläufig mit einem Mythos oder dem Gott, so wie wir ihn heute kennen, gleichsetzen. Thales sieht darin lediglich etwas „Unmenschliches“, das das Eigenleben der Materie kontrolliert. Diese Denkweise ist charakteristisch für die Vorsokratiker. Man betrachtet die Dinge nämlich immer aus der Sicht des Menschen und versucht, die Erfahrungen des eigenen Lebens ihnen zu übertragen. Da wird dem Magneten schon mal schnell eine Seele zugesprochen, weil er Eisen anzieht, und Anziehung bisher immer als Eigenschaft des Lebens verstanden wurde. Diese anthropomorphe Denkweise bezeichnet man gemeinhin auch als Hylozoismus.

Anaximander (610 – 545 v. Chr.) Anaximander lebte wie Thales fast zeitgleich in Milet und machte sich ebenfalls Gedanken über das Arche, allerdings mit weniger hylozoistischem Gedankengut und anderen Erkenntnissen. Als Ursprung allen Seins sah er nämlich das Apeiron. Das Apeiron ist eigentlich nur eine logische Fortführung von Thales Theorien und im Grunde nur eine Verallgemeinerung seines Wasserprinzips bis zur Unkenntlichkeit, die im wahrsten Sinne des Wortes das Unbestimmte darstellt. Anaximander erkannte nämlich schon frühzeitig, daß der Urstoff alles Seienden unmöglich ein Prinzip von etwas Seiendem oder gar etwas Seiendes sein kann, da das Sein immer wieder mit Eigenschaften einhergeht und alles, was Eigenschaften hat, muß selbst entstehen müssen.

Insofern kann man das Arche auch nicht weiter konkretisieren als etwas, das nicht mehr ist als das „Unbestimmte“. Mit all seinem Abstraktionsvermögen verliert Anaximander schnell den Bezug zur Realität, mag man meinen. Was soll das sein, das Apeiron? Etwas, das nicht mehr ist als das „Unbestimmte“, das auf der einen Seite nichts Seiendes sein kann, da Seiendes mit Materie, Materie mit Eigenschaften und Eigenschaften mit Ursprung selbst wieder zusammenhängen, und auf der anderen Seite nichts Nicht-Seiendes sein kann, da „Immaterie“ wohl kaum die Materie begründen kann. Eine Komponente zwischen Sein und Nichtsein also. Aber ist das nicht ein Widerspruch in sich? Interessant sind allerdings auch Anaximanders Weltentstehungstheorien. Aus dem Apeiron entwickelten sich nämlich seiner Meinung nach einst gegensätzliche Welten, die sich untereinander in ihrer Gegensätzlichkeit aufhoben und so nebenher existieren konnten.

In ihrer Gesamtheit prägten sie so das Individuum. Anaximander sah dabei die Entstehung des Lebens im Wasser, aus dem sich die Vorfahren aller heutigen uns bekannten Lebewesen bildeten. Gleichermaßen verweist er auch schon deutlich auf unsere heutige Deszendenztheorie, wenn er die Anpassung der Urlebewesen an ihre Umweltbedingungen und die Übersiedlung an Land beschreibt. Anaximenes (585 – 528 v. Chr.) Anaximenes war ein Schüler des Anaximanders.

Auch er kam aus Milet, und auch er setzte die Suche nach dem Arche fort. Nach Anaximander schraubt er den Grad der Abstraktion aber wieder zurück und gelangt zur Erkenntnis, daß der Urstoff aller Dinge in der Luft zu finden ist. Die Luft ist gewissermaßen das Urelement, aus dem durch Verdünnung Feuer und durch Verdichtung Wind, Wolken, Wasser, Erde und Stein entstehen, die wiederum die Grundlage allen Lebens bilden. Richtungsweisend war dabei für Anaximenes die Beobachtung, daß der Mensch nur durch das Atmen, durch die Luft existieren kann. Folgerichtig mißt er der Luft durch seinen anmutenden Hylozoismus eine große Bedeutung sowohl für den Mikro- als auch für den Makrokosmos zu und begründet damit eine pragmatischere Beobachtungsweise, die der Wissenschaft maßgeblich den Weg ebnete. Pythagoras (ca.

570 – 496 v. Chr.) Pythagoras wurde etwa um 570 in Samos, Westgriechenland geboren und zählt genaugenommen nicht zu den Melesiern. Aber auch er machte sich viele Gedanken über das Arche und wird deshalb noch gerne in die Spalte der ionischen Naturphilosophie geschrieben. Pythagoras selbst hat keine Schriften hinterlassen, sondern nur eine Anhängerschaft, eine Art Geheimorden, der Pythagoras‘ Wissen verehrte, in den Folgejahren aber schwerlich verbreitete oder schriftlich fixierte. Die Erkenntnisse Pythagoras sind deshalb nur schlecht überliefert.

Aber schon damals stand er im Zentrum der Kritik. Von Heraklit wurde er gleichzeitig als Mensch „der von allen am meisten gewußt habe“ und als „der Schwindeleien Ahnherr“ beschrieben. Die historische Person des Pythagoras bleibt also noch im Dunkeln. In der Metaphysik zeichneten sich die Pythagoreer dadurch aus, daß sie das Arche in der Zahl sahen. Damit wichen Sie eigentlich von dem Arche-Verständnis der Melesier ab, die sich ja auf die Suche nach dem Arche auf den Urstoff, auf die Qualität beschränkten. Bei den Pythagoreern tritt nun wieder die Form in den Vordergrund, die den unbestimmten Stoff zu etwas Bestimmten macht.

Denn: Ohne Quantität - keine Qualität. Kein Stoff ist ohne Zahl. Maßgebend für Pythagoras‘ Prinzip der Zahl waren dabei wohl Beobachtungen in verschiedenen Lebensbereichen. Pythagoras und die Pythagoreer verstanden es nämlich, sich in der Musik, in der Astronomie und in der Mathematik zu betätigen. Dabei fiel Ihnen immer wieder die Bedeutung der Zahl auf: Sei es in der Beziehung von harmonischen Tönen (Intervallen) zueinander oder in der klar bestimmten Flächengeometrie, immer war die Zahl Mittelpunkt der Betrachtungen. Der Schritt zur Verallgemeinerung war da nur logisch.

Eine andere bedeutende Erkenntnis der Pythagoreer beschränkt sich auf den Kreislauf der Dinge im Zusammenhang mit der pythagoreischen Lehre vom großen Weltenjahr. Die Pythagoreer erkannten nämlich schon frühzeitig beim Beobachten des Firmaments, daß die Gestirne sich einem ewigen Kreislauf unterziehen und periodisch immer wieder an einen Ort zurückfinden. Auf dieser Grundlage konstruierten die Pythagoreer schließlich ein Weltbild, in dessen Zentrum erstemal nichts die Erde sondern etwas „Gottgleiches“ stand. Ausgehend vom Makrokosmos übertrugen sie auch bald ihre Erkenntnisse auf andere Bereiche des Lebens. Die Welt ist, so wie wir sie sehen, ein Kosmos im „Kleinen“ mit ähnlicher Ordnung und gleichem Kreislauf. Alles ist in Bewegung und befindet sich dadurch in endloser Harmonie.

Und damit knüpfen die Pythagoreer an die Philosophie des Heraklits an. Das Werden und das Sein Thales, Anaximander, Anaximenes und Pythagoras haben bisher bei Ihren philosophischen Betrachtungen sich immer auf den Urstoff des Seienden und das Seiende selbst konzentriert. In Hinblick auf das Resultat der Dinge wurde versucht, auf den Ursprung zu schließen. Aber was war eigentlich zwischen Entstehung und Sein? Dazwischen war das Werden und dieses Werden ist Ansatzpunkt für die philosophischen Betrachtungen des Heraklits und der Eleaten. Heraklit (544 – 488 v. Chr.

) Heraklit wurde in Ephesos an der Küste Kleinasiens geboren und leitete dort eine Blütezeit der Philosophie ein. Von seinen Zeitgenossen und den Philosophen, auf die er nachhaltig wirkte, wird er jedoch eher als „dunkle“ Person beschrieben, die vermutlich aus Arroganz heraus – er selbst war Aristokrat - Abstand von vielen seiner Mitmenschen hielt. Jedoch brachte er mit seinen Betrachtungen über die Welt, das Leben und das Schicksal die vorsokratische Philosophie entscheidend voran. Sein Leitmotiv war dabei die Erkenntnis, daß alles fließe. Die Welt, so wie wir sie sehen, befindet sich in einem ewigen Fluß. Alles Seiende ist in ständiger Bewegung, und genau das ist, was es auch ausmacht.

Das Sein ist im Werden zu finden. Für Heraklit war das Arche also übertragen auf die Weltanschauung der ionischen Naturphilosophen die Veränderung, das Werden. In diesem Zusammenhang ist auch folgender Ausspruch von ihm zu verstehen: „Man kann nicht zweimal in denselben Fluß steigen.“ Denn als Verkörperung seiner Theorie unterliegt der Fluß wie alles andere Seiende auch ständiger Veränderung, und deshalb ist es uns unmöglich, ihn zweimal im selben Zustand vorzufinden, zumal wir und unsere Wahrnehmung ja zwangsläufig auch im Werdenprozeß integriert sind und selbst keinen (offensichtlichen) Unterschied als Wandel aufgrund unseres Wandels interpretieren würden. Aber wieso muß sich alles Seiende einem ewigen Wandel unterwerfen? Alles Seiende, was sich uns als Einheit präsentiert, ist nach Heraklit nichts anderes als eine Fülle von gegensätzlichen Eigenschaften, die sich in ihrer Gesamtheit gesehen in einem Gleichgewicht befinden. Dieses Gleichgewicht ist jedoch nicht statisch, sondern kann durch das störende Element des Feuers sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht beeinflußt werden.

Und da das Feuer allgegenwärtig ist, findet im Seienden wie im Universum jedoch im Kleinen ein Kampf der Prinzipien statt, die uns jedoch in unserer eingeschränkten Wahrnehmung in ihrer Größe verschlossen bleibt und nur in einer geringfügigen Strukturänderung des Seienden im Laufe der Zeit offenbart wird. Dieses von Gegensätzen geformte Innenleben des Seienden, das ja zuvor schon von Thales in ähnlicher Weise angesprochen wurde, regelt also das Werden und die Wiederkunft der Dinge und offenbart uns so eine für das Seiende charakteristische Einheit, die uns unsere Welt so sehen läßt, wie wir sie sehen. Dieses Prinzip tituliert Heraklit mit dem Begriff des Logos. Logos ist also die Einheit in der Verschiedenheit, die voller Leben steckt und so das Werden voran bringt. Für Heraklit ging mit dieser Erkenntnis nur konsequenterweise eine Absage an den Mythos einher. Logos bedeutet Gott, denn das Feuer kontrolliert das Sein durch das Werden.

Heraklit selbst soll auch mal gesagt haben: „Es ist immer ein und dasselbe, Lebendiges und Totes, das Wache und das Schlafende, Jung und Alt. Wenn es umschlägt, ist es jenes, und jenes wieder, wenn es umschlägt, dieses.“ Jede Eigenschaft und ihr Gegenteil sind nach Heraklit also miteinander identisch und nur der Inbegriff von Harmonie. Mit seinen Theorien stieß Heraklit aber auch auf viel Kritik. So soll Aristoteles einmal behauptet haben, daß es nach Heraklit keine Wahrheit und somit auch kein Wissen, keine Wissenschaft, ja keine Philosophie geben könne, denn jeder Versuch, bleibende, wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, ist im Fluß der Realität zum Scheitern verurteilt und schon in der nächsten Sekunde ad absurdum geführt. Daß Heraklit selbst aber trotzdem kein Nominalist war, erkennt man schon daran, daß er hinter allem immer eine harmonische Ordnung sah.

Diese übergeordnete Einheit, den Logos, läßt, so wie wir das Seiende wahrnehmen, das Anlegen von Schemen und wissenschaftliche Betrachtungen schon zu.   Aber was läßt uns eigentlich das Seiende in so vollendeter Harmonie erscheinen? Damit beschäftigen sich die Eleaten Xenophanes, Parmenides und Zenon, die mitunter eine derart extreme Gegenposition zu Heraklit einnehmen, wie sie unterschiedlicher schon nicht mehr sein kann. Xenophanes (570 – 475 v. Chr.) Xenophanes wurde in Kolonien, Ionien, geboren. Er reiste viel durch Griechenland und gelangte einst nach Elea.

Während seinen Reisen machte er sich viele Gedanken über philosophische Probleme und verstand es schon frühzeitig, sich vom griechischen Mythos zu lösen. Denn die griechische Mythologie umfaßte seiner Meinung nach eine Unmenge von anthropomorphen Götterbildern. Für Xenophanes genügte ein Gott, und dieser mu0te auch nicht die Gestalt eines Menschen annehmen. Er beschrieb ihn als Gesamtheit aller Wahrnehmungen, ganz Auge, ganz Geist und ganz Ohr, an einem Ort verharrend und sich nicht bewegend. Xenophanes Götterwelt bestand also nur aus einem einzigen „ruhenden“ Gott und insofern mag er den Grundstein für unsere heutige Vorstellung vom Monotheismus gelegt haben. Parmenides (540 – 470 v.

Chr.) Parmenides war Schüler von Xenophanes und wurde unmittelbar in Elea geboren. Er ist eigentlich der bedeutendste Repräsentant der eleatischen Philosophie und nimmt gleichermaßen eine derart markante Gegenposition zu Heraklits Thesen ein, wie sie gegensätzlicher fast schon nicht mehr sein kann. Ob Parmenides und Heraklit sich letztlich aber gekannt haben, ist umstritten. Parmenides philosophische Theorien werden am besten in seinem noch bruchstückhaft überlieferten Werk „Peri Physeos“ (Über die Natur) deutlich. Dieses Werk besteht aus zwei Teilen und handelt vom Lebensweg des Philosophen, dem sogenannten Weg der Wahrheit, und im Gegensatz dazu vom Lebensweg eines gewöhnlichen Sterblichen, dem Weg der Meinung, auf der Suche nach der Wahrheit.

Beide Wege unterscheiden sich voneinander. Am Ende des philosophischen Weges steht die Wahrheit, am Ende des gewöhnlichen Weges der Schein. Grundgedanke des Weges der Wahrheit ist die Erkenntnis, daß es nach Parmenides in Wirklichkeit kein Werden sondern nur ein Sein geben kann. Es gibt keine Unterschiede genauso wenig wie ein Werden. Denn Unterschiede oder Veränderungen schließen immer mit ein, daß das Seiende nicht mehr so ist, wie es einmal war. Das Seiende war aber nie.

Das Seiende ist jetzt und deshalb befindet es sich in einem Zustand der ewigen Ruhe. Im Gegensatz dazu ist das Werden für Parmenides genau das Gegenteil vom Sein, das „Nicht-Sein“ also, weil das Werden sich ja im Gegensatz zum Sein in ewiger Bewegung wiederfindet. Äußerst interessant ist auch Parmenides Argumentation zur Undenkbarkeit des Nicht-Seins, des Werdens: „Denken muß in Analogie zur optischen Wahrnehmung aufgefaßt werden. Wenn ich sehe, dann sehe ich etwas Seiendes (zum Beispiel einen Stuhl, einen Tisch, einen Menschen). Entsprechend muß gelten: Wenn ich denke, dann denke ich an etwas, was da ist. Ich denke an etwas Seiendes.

Das bedeutet umgekehrt: Wenn ich an etwas Nicht-Seiendes denke, dann denke ich an etwas, was nicht da ist, ich denke an nichts und denke also gar nicht! Das Nicht-Seiende ist undenkbar, so daß nur das Seiende ist. Werden kann es daher nicht geben, denn es setzt voraus, daß etwas, das noch nicht ist, sein kann.“ Wenn wir also an etwas Denken, so denken wir an eine Kopie von etwas Seiendem. Denken bedeutet Sein. Aber was ist das Sein für Parmenides? Das Sein bildet für ihn eine Einheit und ist in der Allgemeinheit der Sache zu gleichen Anteilen wiederzufinden. Das Sein ist nie entstanden und wird nie vergehen.

Denn Parmenides: „Wie könnte Seiendes zugrunde gehen, wie entstehen? Denn entstand es, so ist es nicht, und ebensowenig, wenn es erst in Zukunft sein sollte. So ist Entstehen verlöscht und verschollen Vergehen.“ Eine klare Abfuhr an Heraklit. Das Sein ist ewig, das Werden undenkbar. Dennoch offenbart Parmenides mit seinen Theorien einige Ansatzpunkte für Kritik. Zu sehr verrennt er sich wie einst Anaximander mit seiner Abstraktion mit dem Begriff des Seins in Unstimmigkeiten.

Er verwechselt Logos mit Realität und macht sich damit selbst unglaubwürdig. Der zweite Teil seines Werkes „Über die Natur“ beschreibt den Weg der Meinung, den der gewöhnliche Sterbliche betritt. Dieser Teil ist nur teilweise überliefert und gibt der Wissenschaft noch einige Rätsel auf. Was aber ersichtlich ist, ist, daß sich nach Parmenides der gewöhnliche Mensch mehr auf seine Sinneswahrnehmungen verläßt, als er eigentlich sollte. Er lebt mehr in einer Welt der Täuschungen und genügt sich mit Meinung und Schein, der ihm glaubhaft das ewige Werden und die Vielfalt vortäuscht. Zenon (ca.

495 – 445 v. Chr.) Auch Zenon verbrachte ein Großteil seines Lebens in Elea. Er war Schüler von Parmenides und knüpfte gleichermaßen an die Erkenntnisse des Parmenides an. Sein Ziel war es dabei, konkret die Ideen seines Lehrers zu begründen und die Bewegung und das Werden an sich innerhalb vier Beweisschritten gänzlich zu widerlegen. Er wendete dabei erstmals die Form der indirekten Beweisführung an, gelangte dabei aber nicht über Paradoxien hinaus.

Das Bekannteste davon mag wohl das Achilles-Schildkröte-Paradoxum sein, nach dem Achilles nie eine Schildkröte einholen wird, weil Achilles, um den Rückstand zur Schildkröte einzuholen, eine gewisse Zeitspanne braucht, in der die Schildkröte ihrerseits aber wieder ein Vorsprung aufbauen kann usw. usw. Nicht zu unrecht wird Zenon von Aristoteles als Begründer der Dialektik angesehen. Die Mechanisten Nach den oppositionellen Philosophien des Heraklits und der Eleaten wird mit den Mechanisten eine Zeit eingeläutet, in der es darum geht, die aufgeworfenen Wogen zu glätten und die vielen Unterschiede in den vielen, vorsokratischen, philosophischen Weltbildern einigermaßen auszugleichen. Wichtigste Vertreter dieser Zeit waren dabei Empedokles, Demokrit und Anaxagoras, die im folgenden kurz vorgestellt werden sollen. Empedokles (ca.

492 – 432 v. Chr.) Empedokles wurde auf Sizilien in Akragas (heute Agrigento) geboren. Er betätigte sich auf vielfältige Weise am gesellschaftlichen Leben, war bedeutender Politiker, der sich maßgeblich für die griechische Demokratie einsetzte, sowie gleichermaßen angesehener Mediziner, Priester, Mystiker, Schriftsteller und Philosoph. In seinen Werken „Peri Physeos“ (Von der Natur) und „Katharmoi“ nimmt er nahezu eine Zwischenstellung zu den metaphysischen Weltansichten des Heraklits, der Eleaten und der ionischen Naturphilosophen ein. So findet er wieder auf der Suche nach dem Arche-Problem die Wurzeln allen Seins erstmals in den Elementen, wenn auch gleich in allen vieren, und mißt ihnen die Eigenschaften der makrokosmischen Gegenwerte zu, und andererseits bestätigt er Heraklits ewiges Werden, wenn er behauptet, daß nichts aus dem Nichts entstehen oder ins Nichts vergehen könne, und den Eleaten ihre Priorität des Seiendem vor dem Werden, wenn er hinter allem den Fluß der Zeit auf der Grundlage des Seins sieht.

Auch ein Anaximander läßt sich in einem Empedokles wiederfinden; sieht er doch hinter jeder Harmonie eine Fügung von Gegensätzlichkeiten. Jede Schöpfung, jedes Werden und Vergehen befindet sich durch das Mischen und Trennen von entgegengesetzten Urkräften in Harmonie. In ihrer Brisanz stehen Liebe und Haß, Freundschaft und Streit, Anziehung und Abstoßung maßgeblich für das Sein ein. Nach diesem Prinzip der Urkräfte ist nach Empedokles auch die Weltentstehung zu erklären und in Perioden einzuteilen, in deren erste Phase die Elementarteilchen durch Verwirbelung zu Weltkörpern zusammengefügt wurden. In der zweite Phase findet schließlich eine weitere Verwirbelung dieser Körper statt, weshalb so zunächst Himmel, Luft und Firmament, später Erde und Wasser und dann Lebewesen und alles Seiende entstehen konnte. Folglich bestand alles Seiende auf mikrokosmischer Ebene also nach dem Prinzip des Chaos aus kleinsten Bestandteilen aller Urkörper; und deshalb gelingt uns Menschen auch die Sinneswahrnehmung, da wir uns selbst in allem Seienden wiederfinden und es so erkennen und systematisieren können.

Auf diese Weise setzt sich der Weltbildungsprozeß fort und genauso wie das Seiende durch Verwirbelung entstanden ist, wird es auch wieder durch Verwirbelung vergehen. Dieses Denken in „Kreisbahnen“ brachte den Mechanisten schließlich ihren Namen ein. Demokrit (ca. 460 – 370 v. Chr.) Demokrit wurde in Abders, Thrakien geboren und war Schüler des Leukippos.

Heutzutage werden beide in der vorsokratischen Philosophie unter den Begründern des Atomismus zusammengefaßt, auch wenn streng genommen Demokrit seinen Lehrer bei weitem übertraf, und heutzutage von Leukippos bis auf seinen Namen kaum noch etwas überliefert wurde. Demokrit selbst war nämlich ein Universalgenie ähnlichen Formats wie Aristoteles. Er verfaßte viele Schriften unter anderem über den Menschen und die Natur, unser Planetensystem, Physik, Mathematik, Kunst, Literatur, Musik, Ethik, Leben und Tod und über seine Atome, die zum Leitmotiv der Atomisten avancieren sollten. Die Idee, die dahinter stand, mag wohl erneut die Suche nach der Vielschichtigkeit des Seins gewesen sein, die Demokrit nach seinem Harmonieverständnis auf eine unveränderliche Gestalt zu reduzieren versuchte, und sie unverhofft im Atom fand. Demokrits Atom ist nach seiner Ansicht etwas Unteilbares, Ewiges, Unveränderliches und für das menschliche Auge Unsichtbares, das Bestandteil vom allem Seienden und somit Inbegriff eines Seins ist, das in viele kleine Teile geteilt selbst wiederum das Sein eines Parmenides beschreibt, das nicht im Wandel ist, sondern nur durch die Bewegung, Verbindung und Trennung von verschiedenartigen Atomen ein scheinbares Werden formt. Dementsprechend versteht Demokrit auch die Sinneswahrnehmung, die für ihn dadurch zustandekommt, daß einzelne Atome, die vom Körper ausgehen, mit Atomen, die vom menschliche Auge ausgehen, zusammenstoßen.

Da die vom Körper ausgestrahlten Atome aber nicht den ganzen Körper in all seiner Komplexität darstellen können, bleibt letztlich die Wahrnehmung immer noch zum Teil eine Frage der menschlichen Vorstellungskraft und ist deshalb subjektiv. In diese Erkenntnis des Demokrit könnte man also zweifelsohne eine Toleranz in die menschliche Vernunft reininterpretieren. Neben den Atomen stellte sich Demokrit aber auch noch den leeren Raum als maßgeblichen Bestandteil seiner Weltanschauung vor. Der leere Raum ist für ihn ein atomloser Raum, in dem das Sein in keinster Weise gebündelt wird und so eigentlich das „Nichtsein“ darstellt. Der leere Raum ist quasi ein Äquivalent zum „gefüllten“ Raum des Atoms. Beide Räume zusammen ermöglichen erst die ewige Bewegung der Atome und Parmenides und Demokrits scheinbares Werden.

Übertragen auf die ionische Naturphilosophie sah Demokrit den Ursprung von allem Seienden also im Atom. Er war so sehr von seiner Theorie überzeugt, daß er alles darauf zurückzuführen versuchte und seine Atomtheorie selbst auf die Seele, das Denken und die Sinneswahrnehmung übertrug, was schließlich den Mythos und Gott aus seinem Weltbild verdrängte. Nichts geschehe seiner Meinung nach zufällig, alles sei erklärbar. Damit stieß er vielerorts aber auch auf Kritik, so auch bei Aristoteles, der seine Theorie gemeinhin huldigte, aber zurecht die ewige Bewegung der Atome hinterfragte und die Allgemeingültigkeit der mechanischen Grundsätze anzweifelte. Anaxagoras (ca. 496 – 428 v.

Chr.) Anaxagoras kam aus der griechischen Kolonie Klazomenai in Ionien, verbrachte aber ein Großteil seines Lebens in Athen. Seine philosophische Arbeit, die man eigentlich nach den Mechanisten ansiedeln müßte, war trotz ihrer Größe äußerst umstritten und führte letztlich dazu, daß Anaxagoras der Asebieprozeß wegen Gotteslästerung gemacht wurde, weil er geäußert haben soll, daß die Sonne kein Gott sondern lediglich ein glühender Steinhaufen sei. Um seinem eigenen Tod zu entgehen, floh er nach Lampsakos, wo er auch starb. Bei seiner Suche nach dem Prinzip des Seins beschritt Anaxagoras jedoch andere Wege als die Atomisten. Im Mittelpunkt seiner Betrachtungen stand dabei erneut die Frage nach dem Werden und dem Sein und ein Erklärungsansatz für die Vielfalt der Dinge.

Maßgebend für ihn war dabei die Erkenntnis des Empedokles, daß nichts aus dem Nichts entstehen und ins Nichts vergehen könne. Man sollte vielmehr von einem „Mischen“ und „Trennen“ sprechen, die Werden und Vergehen formen. Aber was ist dieses Mischelement? Für Anaxagoras konnten dies jedenfalls keine Atome sein, denn sooft man eine Sache auch teilt, die Bruchteile weisen immer wieder dieselben Eigenschaften des Ganzen auf. Das Seiende kann also nicht aus verschiedenen Bauelementen bestehen, die gesamt gesehen die Gestalt und Eigenschaften des Ganzen formen, sondern muß schon im Kleinen einen Teil von allem enthalten. Diesen Grundstoff bezeichnet Anaxagoras mit dem Begriff der Homoiomerien, die ähnlich wie Keimanlagen von der Substanz her mit ihrem Endprodukt identisch sind. Diese Homoiomerien sind ähnlich wie Demokrits Atome unendlich, unzerstörbar und unveränderlich allerdings mit dem Unterschied, daß alle Homoiomerien von etwas Seiendem identisch sind.

Alles Seiende ist nach Anaxagoras Vorstellung also schon durch seine kleinsten Bestandteile vom Charakter her vorbestimmt. Eine zweite wichtige Lehre des Anaxagoras ist die Lehre vom Geist, wonach er allem Seienden neben der Materie auch einen Geist zuschreibt, der maßgeblich für die Ordnung aller Dinge, der Natur und des Weltalls verantwortlich ist. Diese Erkenntnis ergänzt die Philosophie der Mechanisten maßgeblich. Schließlich erkannte Anaxagoras erstmals, daß Entwicklung auch lediglich durch die Notwendigkeit eines Zieles stattfinden kann. Dafür steht sein Prinzip des Geistes, dem sogenannten Nous, ein, das für ihn entscheidend für die Weltbildung beitrug. Die Sophisten Mit den Sophisten beginnt eine eher unfruchtbarere Zeit der Philosophie, deren oberstes Gebot, die Suche nach Wissen, erstmals einem Bedürfnis der Regierung wich, nämlich politische Führungskräfte zu formen, die neue Eroberungen planen und durchsetzen können.

Die Sophisten übernahmen dabei die Rolle der Ausbilder, und so waren sie die ersten Philosophen, die sich für ihre Arbeit bezahlen ließen. Wichtige Anhänger der Sophistik waren unter anderem Protagoras, Gorgias, Prodkus, Thrasymachos, Antiphon oder Kallikles. Sie alle wirkten in Athen in der Nähe des politischen Nabels der Welt, und sie alle verstanden es, bedeutende Politiker hervorzubringen, die die Menge begeisterten und so nie um ihren politischen Einfluß bangen mußten. Das Mittel eines guten Politikers war dafür die Rede, die mit viel Hintergrundwissen und Überzeugungskraft aufwarten mußte, damit die eigenen politischen Ambitionen nicht vom Volk behindert wurden. Denn letztlich ging es dem ausgebildeten griechischen Politiker doch hauptsächlich darum, die subjektiven Interessen durchzusetzen, und da war die Rede nur ein Mittel der politischen Willkür. Ebenso verstand sich der Sophist auch vielmehr als Lehrer der Rhetorik und der Politik denn als Lehrer der Philosophie.

Daß der Sophistik trotzdem ein Extraabschnitt in den Philosophiebüchern der Gegenwart gewidmet wird, liegt daran, daß die Sophisten sich nebenher auch noch mit philosophischen Problemen beschäftigten. Dabei schlugen sie jedoch eine ganz andere Richtung ein als beispielsweise die ionischen oder eleatischen Philosophen. Ihnen lag nämlich von Natur aus mehr daran, sich auf die Suche nach Propaganda denn nach Weisheit zu begeben. Gleichermaßen waren ihre philosophischen Erkenntnisse weniger ergiebig, auch wenn sie zur Blütezeiten der Sophistik hochgehalten und in der Nachwelt noch teilweise schöngeredet wurden. Heute haftet der Sophistik im Gegensatz zur damaligen Zeit jedenfalls eher ein übler Ruf an- verstanden es die Sophisten doch vorzüglich, den Demos um sein politisches Bewußtsein zu bringen. Die Philosophie der Sophisten läßt sich aber in zwei großen Lehre einteilen: dem Relativismus (der bei Protagoras näher erläutert wird) und ihr Verständnis vom Naturrecht.

Dahinter verbirgt sich eine hierarchische Machtidee, die eingeleitet durch Antiphon die Sophisten in der Natur begründet sahen. Denn von Natur aus wird der Stärkere bevorzugt, da er mehr hat als der Schwächere- nämlich mehr Kraft. Dieses Naturgesetz übertrugen die Sophisten nun auf den Menschen und behaupteten, daß nur der Schwächere Gesetze erfindet, um sich vor dem Stärkeren zu schützen. Dies widerstrebt aber dem Naturrecht des Stärkeren. Der Stärkere soll der herrschen, der Schwächere sich unterwerfen. Nach unserer heutigen Auffassung würden wir dieses Naturrecht aber wohl kaum mehr als Naturrecht bezeichnen, da es schlichtweg ungerecht ist, und das Leben in der Gesellschaft in keiner Weise voranbringt.

So bleibt vom Naturrecht eigentlich nur noch Natur übrig, und der Mensch müßte sich gleichermaßen als Tier bezeichnen, wenn er sich auf seine Instinkte beschränkt und vergißt, daß er nebenher noch ein Bewußtsein hat. Protagoras (ca. 481 – 411 v. Chr.) Protagoras war vermutlich der berühmteste und bedeutendste Vertreter der Sophistik. Er wurde in Abdera in Thrakien geboren, und sein Leben lang zog es ihn von Stadt zu Stadt.

Wie für alle Sophisten üblich lehrte er in Politik, Rhetorik und Philosophie nur gegen entsprechendes Entgelt. Darüber hinaus verband ihn eine ganz besondere Freundschaft zu dem Staatsmann Perikles, der Protagoras Wissen verehrte und ihm viel Verantwortung übertrug, als er ihm um 444 v. Chr. die Verfassung für die griechische Kolonie Thurior ausarbeiten ließ. Auf diese Weise konnte Protagoras also direkt ins politische und öffentliche Leben eingreifen. Der Philosoph Protagoras verfaßt zu Lebzeiten viele Schriften, die aber zum größten Teil verloren gegangen sind.

Erhalten sind lediglich einige Fragmente und die Kenntnis anderer Philosophen und Zeitgenossen über den großen Sophisten. Als Leitmotiv für die Sophistik ging dabei Protagoras Homo-Mensura-Satz in die Geschichte ein: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge.“ Dieser Satz steht maßgeblich für den anmutenden Relativismus dieser Zeit, der zum ersten Mal in der Philosophie Zweifel an der objektiven Wahrheitsfindung des menschlichen Bewußtseins ausspricht. Denn nach Protagoras ist die Wahrheitsfindung nicht unmittelbar eine Frage der Sinneswahrnehmung sondern vielmehr eine Frage der menschlichen Vernunft, und die wird immer noch durch die Erlebnisse und Erfahrungen eines jeden Individuums individuell geprägt. Gleichermaßen gibt es keine objektive Wahrheit genauso wenig wie es ein einziges menschliches Bewußtsein gibt, und deshalb ist Wahrheit immer relativ, weil gleichermaßen die Basis für unsere Lebensfähigkeit unserem Bewußtsein obliegt. Unwahrheit existiert somit nicht.

Was zunächst als Toleranz in die menschliche Vernunft erscheint, war tatsächlich der perfekte Nährboden für die damalige Politik. Du läßt mir meine Wahrheit, und ich laß dir deine. Dieses Motto wurde auch auf moralische und philosophische Fragen angewendet, hinterließ aber keinen Ansatzpunkt für Kritik und ein gewisses „Anzweifeln“, was unter diesen Voraussetzungen das Erkenntnisstreben der Philosophie zunehmend hemmte. Wie soll man auch nach universellem Wissen streben, wenn es plötzlich keine allgemeine Wahrheit mehr gibt? Gorgias treibt diese Anschauung mit seinen drei Sätzen auf die Spitze: „1. Nichts ist. 2.

Wenn aber etwas wäre, dann wäre es für den Menschen nicht erkennbar. 3. Und wäre es erkennbar, dann wäre es jedenfalls nicht mitteilbar.“ Platon erwiderte darauf nur zynisch: „Sind diese Sätze überhaupt wahr? Wenn nein, warum spricht Gorgias überhaupt?“                                                                       Literaturangaben Johann Hirschberger, Geschichte der Philosophie, Herder, ISBN 3-451-22408-9 Ernst R. Sandvoss, Geschichte der Philosophie, dtv, ISBN 3-423-04440-3 Anton Hügli/Poul Lübcke, Philosophie-Lexikon, Rowohl, ISBN 3-499-55453-4 Kurt Wuchterl, Lehrbuch der Philosophie, utb, ISBN 3-258-04461-9 www2.cybernex.

net/~mhodges/biography/contents.htm https://www2.cybernex.net/~mhodges/reference/greece2.htm

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