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  Bildung im nationalsozialismus

Machtübernahme in den Schulen   Mit dem 30.Januar 1933, dem Tag der Machtübernahme, endeten in Deutschland für zwölf Jahre eine reiche Schultradition und ein tiefgreifender Versuch, Reformpädagogik genannt, Veränderungen in allen Einflussbereichen der Pädagogik, mithin auch in der Schule zu erreichen und die besonders von Neuhumanismus und Idealismus übernommenen Bildungsvorstellungen auf ihre weitere Aktualität und Relevanz zu überprüfen.   Auf sechs schulpolitischen Entscheidungsfeldern vollzieht der Nationalsozialismus die Machtübernahme in der Schule, in dem er 1.      das Schulsystem vereinheitlicht, die Typen - und Formvielfalt reduziert und neue spezifisch politische Schulen gründete; 2.      die Lehrerbildung verändert; 3.      neue Lehrpläne und Richtlinien erlässt; 4.

      die Stundenpläne revidiert und den Staatsjugendtag einführt; 5.      die Pluralität der Bildungsmächte einschränkt; 6.      und Rassismus und  Antisemitismus in die Schulen trägt.   Ziele   Es wurde größten wert auf die körperliche Ausbildung gelegt, die Aneignung von Wissen wurde als nebensächlich empfunden. Neben der Leibeserziehung wurde viel wert auf die Charakterbildung gesetzt. Allgemein vorliegende Grundlagen wie freiwillige Unterordnung, Selbstbeherrschung, Ordnung, Mut und Selbstvertrauen, Opferfreudigkeit, Kameradschaft und Vaterlandsliebe sollten den Schülern nahe gebracht werden.

Idealbild war der kämpferische, deutsche Mann, der sich uneigennützig für die Gemeinschaft, die Rasse, aufopfern sollte. Diese Art der Erziehung hatte natürlich immer auch das Ziel, wehrfähige, zukünftige Soldaten zu schaffen. Den Frauen war nur die Rolle als Hausfrau und Mutter vorbehalten.   Lehrer   Die erste Phase der NS-Schulpolitik von 1933 bis 1936 galt vorrangig der Machtkonsolidierung und der "Gleichschaltung" des Lehrkörpers. Am 7.4.

1933 trat das Gesetz zur "Wiederherstellung des Berufbeamtentums" in kraft, das auch dazu diente, sich der Loyalität der Lehrerschaft zu sichern. Alle Lehrerinnen, die nicht bereit waren, sich voll für den nationalsozialistischen Staat einzusetzen, wurden entlassen, ebenso die "nichtarischen" und die kommunistische Lehrerinnen. Auch bei der Lehrerausbildung wurden Änderungen vorgenommen; weltanschauliche Fächer, wie Vererbungslehre oder Rassen- und Volkskunde, wurden mit in die Ausbildung aufgenommen, Juden wurden nicht mehr zugelassen. Die alte Lehrerschaft wurde in Schulungslagern "umgeschult" und der nationalsozialistischen Ideologie näher gebracht.   Schultypen   1938 wurde das höhere Schulwesen im Erlass "Erziehung und Unterricht in der höheren Schule" neu geordnet. Die Vielfalt der Schultypen sollte eingeschränkt werden.

Schulen mit privater Trägerschaft und private Schülerheime wurden aufgelöst. Konfessionelle Bekenntnisschulen wurden, ohne dass einen erlass auf Reichsebene gegeben hätte, in regionalen Aktionen entweder in Gemeinschaftsschulen umgewandelt oder ganz geschlossen. Die höheren Schulen sollten auf zwei Grundformen reduziert werden: Die Oberschule und das Gymnasium. Die Geschlechter sollten getrennt ausgebildet werden. In dem Erlass hieß es: "Eine gemeinsame Ausbildung wiederspricht nationalsozialistischem Erziehungsgeiste. Für Jungen und Mädchen sind daher grundsätzlich getrennte Schulen eingerichtet, die neue hauswirtschaftliche Form der Oberschule für Mädchen steht dabei in ganz besonderem Maße im Dienste der Forderungen, die das Leben an die deutsche Frau und Mutter in Familie, beruf und Volksgemeinschaft stellt.

" Für Jungen wurde in den Oberschulen ein naturwissenschaftlich-mathematischer und ein sprachlicher Zweig eingerichtet, für Mädchen gab es den oben erwähnten hauswirtschaftlichen und ebenfalls einen sprachlichen Zweig. Aus "wichtigen bevölkerungs-politischen Gründen" wurde die Schulzeit der höheren Schulen von neun auf acht Jahre gekürzt. Die Gymnasien blieben als Sonderform erhalten, waren aber nur Jungen offen. Jeder unliebsame Schüler konnte mit Hilfe des "Erlasses über die Schülerauslese an höheren Schulen" vom 27.3.1935 von den Schulen ferngehalten werden.

Folgende Schülergruppen sollten ausgeschlossen werden:  körperlich Behinderte, aber auch nur unsportliche Schüler, Schüler, die sich der "Kameradschaftlichkeit" und dem "Gemeinsinn" wiedersetzten, solche, die gegen "Zucht, Ordnung und Ehrlichkeit" verstießen oder nicht die "geistige Gesamtreife" besaßen, ebenso die "nichtarischen" Schüler und Schülerinnen. Dieser Abbau der Bildungsvielfalt und die Verkürzung der Ausbildungsdauer bedeuteten schon als solche eine mehrfache Amputation der Bildung der Jugend und eine erhebliche Einbuße an Niveau. Aber sie blieb nicht die einzige. Schwerer zu erkennen war der mit Rückstufung der Schulen zugleich vorgenommene innere Substanzabbau der Bildung: allen Schulen wurden neue Lehrpläne für den Unterricht auferlegt, die nicht nur den Umfang an wissen, sondern auch das Repertoire des Könnens und das Maß der Leistungsforderungen deutlich herunterschraubten.   Besondere Schulen   Trotz aller Maßnahmen des NS-Staates blieb die Schule in ihren Grundzügen eine weitgehend traditionelle Bildungsinstitution, die dem revolutionären Anspruch des NS-Regimes kaum gerecht wurde. Deshalb setzten die Nationalsozialisten den herkömmlichen Schulen "Eliteschulen" wie die Adolf-Hitler-Schulen, die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napola) und die sogenannten Ordensburgen gegenüber.


1933 wurden die ersten Napolas gegründet. Ihre Zahl stieg im laufe der zeit auf über 30 Stück. Die Napolas waren direkt dem Reichserziehungsministerium unterstellt. Sie bildeten eine Sonderform der Oberschule, deren Lehrpläne auch für die Napolas galten. Auf körperliche Ausbildung wurde großen wert gelegt, Boxen, Rudern, Segelfliegen, Motorsport, reiten und Schießen wurden praktiziert. Es gab zusätzlichen nationalpolitischen Unterricht, Für 8-10 Wochen im Jahr war Arbeit im Bergwerk und der Landwirtschaft vorgesehen.

Außerdem wurden regelmäßige Deutschland- und Auslandsfahrten veranstaltet. Die Internatsform dieser Schulen erlaubte es den Erziehern die Schüler ohne elterlichen Einfluss zu drillen, Jugendliche und Erzieher lebten in ständiger Gemeinschaft, der Fachlehrer war auch politischer Führer. Ab 1ß37 entstand eine zweite Form der "Eliteschule", die AHS. Diese waren Einrichtungen der Hitler-Jugend, unterstanden nur der Partei und sollten den Führungsnachwuchs hervorbringen. Für die AHS konnte man sich nicht anmelden, sondern man wurde in der Regel mit Vollendung des 12.Lebensjahres "berufen", d.

h. mittels der Hitlerjugend ausgewählt. Die AHS umfasst 6 Klassen. Auch dort spielt Leibeserziehung und Wehrertüchtigung eine große Rolle. Die Schulfächer wurden in 3 Arbeitsgebiete eingeteilt: Volkskunde, Naturkunde und Fremdsprachen. In dem Arbeitsgebiet Volkskunde wurden folgende Fächer zusammengefasst: Geschichte, Deutsch, Erdkunde, Politik, Religion und Rassenkunde, die Naturkunde umfasste die Naturwissenschaften und die Mathematik.

Zusätzlich wurden Fahrten und Lager abgehalten, Arbeitseinsätze auf dem Feld, in der Fabrik und unter tage waren vorgesehen. Nach erfolgter Reifeprüfung steht dem Schüler einer AHS jede Laufbahn in Staat und Partei offen. Die AHS sollten die Kinder zu künftigen politischen Funktionären und Parteiunterführern sowie linientreuen Staatsbeamten formen. Aufgrund der geringen Lebensdauer des Nationalsozialismus und ihrer geringen Anzahl, spielten diese "Eliteschulen" aber insgesamt keine große Rolle, sie ermöglichten aus heutiger Sicht eigentlich nur, einen Blick auf Zukunftspläne der Nationalsozialisten zu werfen. Lehrplan   Aufsatzthemen lauteten z.B.

: Ø      Die entscheidungsvollen Tage im August 1939 und wie ich sie miterlebt habe Ø      Herr lass mich hungern dann und wann, satt sein macht stumpf und träger; schick mir Feinde, Mann für Mann, Kampf für  Kampf Geschichtsthemen lauteten z.B.: Ø      Französische Rheinpolitik seit dem 30-jährigen Krieg Ø      Bismarck im Kampf mit den überstaatlichen Mächten Ø      Adolf Hitler, der Baumeister Großdeutschlands: Ziel und innerer Aufbau   Lehrpläne sind Spiegelbilder der jeweiligen Zeitumstände, des Erziehungswollens und Erziehungsdenkens ihrer Kulturepoche. Erheblich unterscheiden sich die einzelnen Lehrpläne nach Aufbau, Umfang, Gehalt und Intension. Der gesamte Lehr- und Stoppplan knüpft ein insgesamt dichtes Netz, in dessen ideologischen Fäden und politischen Maschen sich der Schüler leicht fangen lässt. Es gewährleistete, dass jeder wohl oder übel mit den einzelnen Elementen der Ideologie fortwährend neu konfrontiert wurde, Vergangenheit und Gegenwart, Theorie und Praxis, Kultur und Technik, Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft nur noch so sehen kann, wie es Staat und Schulen wollten.

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