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  Das lichtenfels als beispiel einer höheren schule in der zeit des dritten reiches in graz

Das Lichtenfelsgymnasium als Beispiel einer höheren Schule in der Zeit des Dritten Reiches    Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium 8010 Graz, LichtenfelsgasseUnterrichtsfach: Geschichte und Sozialkunde Klasse: 8.a Zuständige Professorin: Prof. Dr. Helga Jorde Schüler: Carl Rauch Erscheinungsjahr der Fachbereichsarbeit: 1999/2000             Herzlichen Dank an alle, die sich viel Zeit genommen haben, an alle Zeitzeugen in vielen Gesprächen und an Frau Professor Dr. Helga Jorde in den vergangenen acht Jahren    Vorwort   Die Schüler, die vor 60 Jahren im Lichtenfelsgymnasium ein und aus gingen, sahen ihre Schulzeit als ganz normal an. So viele Dinge, die ihnen damals selbstverständlich vorkamen, sind für uns heute unvorstellbar.

Im Folgenden habe ich versucht, das Leben der damaligen Schüler zu rekonstruieren. Dazu habe ich zuerst viel Fachliteratur gelesen und später mit 12 Zeitzeugen geredet oder Briefe ausgetauscht. Sie haben alle das Gleiche erlebt, doch sieht die Zeit ganz anders aus, wenn man sie aus den Augen des Einen oder des Anderen betrachtet. Nur wenn man möglichst viele verschiedene Standpunkte kennt, kann man sich ein richtiges Bild der Lage machen. So habe ich nicht nur mit den „normalen“ Schülern geredet, sondern auch mit einem Lehrer, einem ehemaligen Schüler jüdischer Abstammung, der das Lichtenfelsgymnasium wegen zu starken Antisemetismus‘ verlassen musste, mit Kindern von Sozialdemokraten, die in bescheidenem Maß Widerstand leisteten, aber auch mit Schülern, die sich damals offen zum Nationalsozialismus bekannt haben. Aber um den Alltag richtig zu beleuchten, sollte man mehr Bereiche als nur die Schule bearbeiten.

So gehörten alle Schüler der Hitlerjugend an, sie wurden alle von Bombenangriffen bedroht, sie sammelten alle in Hilfswerken für die Soldaten und schließlich mussten fast alle der deutschen Wehrmacht helfen. Doch bis heute gibt es nur sehr wenig Forschung dazu, obwohl man diese Zeit nicht mehr lange so genau hinter fragen kann, weil unsere Großvätergeneration langsam aber sicher stirbt und viel Wissen mit ins Grab nimmt. Darum habe ich bei meiner Fachbereichsarbeit den Schwerpunkt auf die Aussagen der Zeitzeugen gelegt und das Wissen aus den Büchern weniger stark beachtet, weil es in späterer Zeit immer noch möglich sein wird, es zu rekonstruieren, während es zu einem Gespräch mit den Zeitzeugen schon zu spät sein kann. Obwohl ich mir mehrere Dutzend Bücher ausgeborgt habe, die sich auf dieses Thema irgendwie beziehen, habe ich nur eine vergleichbare Arbeit in Kassel in Deutschland gefunden. Dort hat sich eine ganze Klasse ein Jahr lang mit der Zeit des Hitlerregimes in ihrer Schule auseinandergesetzt und ein Buch darüber herausgegeben. An meinem Thema hat mich nicht nur interessiert, dass in mehreren Büchern auf das Fehlen von solcher Forschung hingewiesen wird, sondern auch, daß ich meine Arbeit nicht auf Bibliotheken und Computer reduzieren wollte.

So habe ich Zeitzeugen in der ganzen Steiermark besucht, die meisten in Graz, doch auch in Eisbach/Rein und in Neumarkt am Sattel.       Inhaltsverzeichnis  1. Einleitung 7 2. Vorbereitungen für die Machtübernahme 8 3. Der Anschluss 10 3.1 Aus der Sicht von Zeitzeugen 10 3.

2 Reaktion in den Jahresberichten 13 3.3 Veränderungen im Schulsystem 16 4. Zwei jüdische Schicksale 19 4.1 Heinz Jehuda Wechsler 19 4.2 David Herzog 21 5. Die Schule im Nationalsozialismus 22 5.

1 Lehrer am Lichtenfels 22 5.2 Vor dem Krieg 23 5.3 Krieg 24 5.4 Neue Lehrinhalte 27 5.5 Die Schulbibliothek 30 6. Freizeit 32 6.

1 Sport 32 6.2 Die Hitlerjugend 33 7. Bombenangriffe auf Graz 36 8. Schüler als Luftwaffenhelfer 38 9. Das Ende des 1000jährigen Reiches 40 9.1 Stellungsbau 41 9.

2 Frühjahr 1945 43 10. Der Unterricht geht weiter 44 11. Zusammenfassung 46 Erfolgreiche Schüler des Lichtenfelsgymnasiums 47 Zeitzeugen 48 Literaturliste 48 Bücher, Zeitschriften und andere Veröffentlichungen 48 Jahresberichte 50 Schulbücher 52 Quellen der Bilder 53  1. Einleitung Seit 1933 wurde Österreich ähnlich wie Deutschland von einer Regierung, die das Parlament ausgeschaltet hatte, regiert. Der Austrofaschismus, erst unter Dollfuß und dann unter Schuschnigg, verfolgten eine Politik, die der in Deutschland in mehreren Punkten ähnlich war. Das bemerkte man natürlich auch in den Schulen.

Das Vaterlandsbewusstsein wurde mit Veranstaltungen wie gemeinsames Singen von Volksliedern am Schloßberg, mit dem Gruß in der Schule, bei dem man aufstehen und „Österreich“ sagen musste, oder mit einem Schülerabzeichen gefördert. Alle Schüler mussten dieses Vaterlandsabzeichen, die sogenannte „Gwissn-Rolle“, tragen: „Rot weiß rot, in der Mitte war ein Eichenlaub, so zwei Eichenblattln in grün und links und rechts stand in weißer Schrift: Seid einig!“ „Vormilitärische Erziehung“ wurde eingeführt, damit die Jugendlichen möglichst früh mit der militärischen Ausbildung beginnen konnten. Nach der Schule legte man ihnen nahe, sich freiwillig zum Militärdienst zu melden. Das machten im Jahre 1937 20 von 45 Schülern aus dem Lichtenfelsgymnasium, und weitere 19 gaben an, es sich zu überlegen. Nur sechs waren sich sicher, nicht zum Bundesheer gehen zu wollen. Das österreichische Volk für die vaterländische Front zu gewinnen hat aber nur teilweise funktioniert, weil die wirtschaftliche Lage und die außenpolitischen Verhältnisse den Nationalsozialisten starken Zulauf brachten.


Schon 1933 hatte der nationalsozialistische Lehrerbund ungefähr 2.300 Mitglieder. Danach scheinen sie in offiziellen Statistiken nicht mehr auf, weil die Partei ja verboten wurde, aber die Organisation wuchs immer weiter. Der Direktor des Akademischen Gymnasiums schrieb nach dem Anschluss darüber: „Alle Versuche, die Mehrzahl der Lehrer und Schüler für die „vaterländische“ Idee zu gewinnen, scheiterten an der stolzen, ruhigen und zielsicheren Haltung der jungen und alten Nationalsozialisten, die sich durch nichts aus der Fassung bringen ließen.“ Auch Strafen konnten die Schüler nicht von ihren Ideen abbringen. Im Lichtenfelsgymnasium wurde ein Schüler wegen Mitgliedschaft in der Hitlerjugend verwarnt.

Aber das Verfahren stellte man bald ein. Zwei andere mussten eine Zeit lang in den Schulkarzer und man drohte ihnen mit Ausschluss. Heinz Jehuda Wechsler beschrieb die Situation so: „Antisemitismus gab es auch durch die katholische Kirche. Die Regierung Dollfuß und Schuschnigg waren nicht deklariert Juden und Fremden feindlich, die Sozialisten bestimmt nicht. Doch war die wirtschaftliche und politische Lage des kleinen Österreich sehr schlecht; zu viel Armut, zu viele Arbeitslose und zu große soziale Unterschiede. Also ein reifes Feld für Unruhen und vor allem für Hitler, der Arbeit, Stolz und Macht versprach.

“ 2. Vorbereitungen für die Machtübernahme Obwohl die NSDAP und alle ihre Teilorganisationen verboten waren, breitete sie sich weiterhin im Untergrund aus. So gab es vor dem Anschluss schon über 1000 Mitglieder der Hitlerjugend in Graz und Graz-Umgebung, die unter anderem Bilder von Hitler und Hakenkreuzfahnen verbreiteten. Jugendliche, die schon vor dem 12. März Mitglieder in der Hitlerjugend gewesen waren, wurden die „Illegalen“ genannt und in der Schule und der Partei bevorzugt behandelt. Am 19.

Februar 1938 veranstaltete die NSDAP einen Fackelzug zur Feier des Berchtesgadener Abkommens – der Beginn der „Volkserhebung“. Ein Fassadenkletterer fixierte sogar zum ersten Mal eine Hakenkreuzfahne am Grazer Rathaus. Und schon am folgenden Tag fand die nächste Demonstration der Nationalsozialisten wegen einer Hitler–Rede über das Berchtesgadener Abkommen statt, bei dem die Hitlerjugend erstmals offiziell in den Straßen von Graz auftrat. Ab dem 22. Februar wird vom stummen Hitlergruß zwischen nationalsozialistischen Lehrern und Schülern berichtet. Seit 1.

März waren der Gruß und das Tragen von Hakenkreuzabzeichen dann offiziell erlaubt, nachdem Seyß–Inquart Graz besucht hatte. Bis zum 11. März konnte der Unterricht aufrecht erhalten werden, einige Klassen des Lichtenfelsgymnasiums fuhren sogar noch auf Schikurs auf den Zirbitzkogel. Doch ab dem 11. März waren die Schüler nicht mehr zu beruhigen. Viele beteiligten sich mit viel Energie an der Machtübernahme des dritten Reiches.

Am 11. März fand in Graz ein groß angelegter Schülerstreik statt, an dem auch die meisten Schüler des Lichtenfelsgymnasiums teilnahmen. Vor dem Lichtenfelsgymnasium versammelte sich eine große Menge von Schülern anderer Schulen, die mit Sprechchören ermunterten zum Mitmarschieren. Sie schrien „Heraus mit Euch, heraus mit Euch!“ In der damaligen 1.a Klasse erlebte man das so: Als man diese Chöre hörte, hatte die Klasse gerade Latein. Der Lateinprofessor war sich nicht sicher, was er machen sollte, und ging darauf zum Herrn Direktor, um nach Rat zu fragen.

Bald darauf kehrte er mit einem sehr betrübtem Gesichtsausdruck zurück und sagte: „Ich fürchte, ich muß Euch gehen lassen.“ Die meisten Schüler schlossen sich diesem Protestmarsch an, nur „Juden waren keine dabei“. Zusammen zogen sie zum Akademischen Gymnasium weiter, wo sich das Gleiche wiederholte. Die gespannte Stimmung dieser Zeit wurde im Jahresbericht des Akademischen Gymnasiums so festgehalten: „Da brachte die Rede Schuschniggs am 9. März die Lage zur Siedehitze. Der nächste Tag verlief voll Spannung, die Auslösung erfolgte erst am Freitag, den 11.

März 1938, vormittags, als die Schüler zahlreicher Grazer Mittelschulen ihre Schulen verließen, sich in Zügen formatierten und durch die Stadt marschierten. Auch vor dem Anstaltsgebäude auf dem Tummelplatz gab es Kundgebungen, die das sterbende System nicht mehr verhindern konnte.“ Ja, das „sterbende System“ bemühte sich noch, Österreich zu erhalten und seine Macht zu demonstrieren, aber das war wohl nicht mehr möglich. „Auch die in der Stadt mit schußfertigen Maschinengewehren eingesetzten Militärbereitschaften übten auf die Bevölkerung keinen Eindruck mehr aus. Als der 11. März zur Neige ging, trugen die Ätherwellen die Kunde vom Sturz des Schuschnigg–Regimes hinaus in die Welt.

...“ Und so sah es in vielen Schulen aus: „Auch dem neuen Direktor gelang es ebensowenig wie allen anderen in der gleichen Lage, die mit unbändiger Urgewalt heraufziehende politische Entwicklung, die zum Endkampf führen mußte, in der Schule zu hemmen oder auch nur aufzuhalten.“ Wegen dieses Schülerprotestes und wegen der vielen anderen Protestveranstaltungen erhielt Graz nach dem Anschluss zuerst den Beinamen „Stadt der Volkserhebung“; später versuchte man sogar, den Namen „Graz“ ganz zu verdrängen und unsere Heimatstadt nur noch „Stadt der Volkserhebung“ zu nennen. 3.

Der Anschluss Am 12. März übernahm die SA in Graz die Kontrolle und sorgte in dieser Übergangszeit für Ruhe, weil die ersten deutschen Truppen erst am 14. März nach Graz kommen würden. An diesem Tag trafen die Aufklärungsabteilung 7 von Wien aus und bald darauf das Gebirgsjägerregiment 99 von Salzburg aus ein. Schon bevor sie in Graz waren, wurde mit Verhaftungen begonnen, und zwei Tage später wurden alle jüdischen Beamten entlassen. 3.

1 Aus der Sicht von Zeitzeugen Diese Ereignisse liegen ganz am Anfang der Zeit, die ich behandle, und die meisten Zeitzeugen können sich nur sehr schlecht bis gar nicht daran erinnern. Werner Rieckh erzählt, dass insgesamt nicht mehr als drei oder vier Schultage nach dem Anschluss ausgefallen sind und dass man im Unterricht nicht so viel bemerkt hat. Die Schüler haben sich nach der Schülerdemonstration vom 11. März nicht mehr sehr für Hitler eingesetzt und auch den Wahlkampf nicht unterstützt. Er, wie auch mehrere andere Gleichaltrige, hat den Einmarsch der Deutschen Truppen gar nicht mehr in Erinnerung, „sie waren halt da“. In den zwei Tagen zwischen der Abdankung von Schuschnigg und dem Einmarsch der Truppen in Graz blieb in Graz alles ruhig und auch nach dem Einmarsch blieb alles unverändert.

Natürlich verschwanden sofort nach dem Anschluss alle Zeichen für den Ständestaat, und Hakenkreuzfahnen wurden statt dessen aufgestellt. Auch vor dem Lichtenfelsgymnasium hing so eine Fahne, die eine ganz besondere Geschichte hat: Weil keine Hakenkreuzfahne vorhanden war, nahm der Schulwart die alte österreichische rot-weiß-rote Fahne, trennte den weißen Teil heraus, nähte die beiden äußeren Teile zusammen und hängte dann diese neue rote Fahne vor die Schule. Ein anderer Schüler des Lichtenfelsgymnasiums, Heribert Schwarzbauer, erzählte: „In den ersten Tagen nach dem Anschluß war immer was los, so haben wir einmal ein Dollfuß-Denkmal zerstört.“ In der Schule trugen nur sehr wenige Schüler ihre Hitlerjugend-Uniform, aber die meisten zogen kurze Hosen und weiße Stutzen an als Zeichen der Solidarität für die Veränderungen. Von einem ganz anderen Blickpunkt aus sah David Herzog, der jüdische Religionslehrer unserer Schule, den Anschluss an das Deutsche Reich. Als am 12.

März die SA ausrückte und in Graz die Kontrolle übernahm, schrieb er in sein Tagebuch: „Als ich am Samstag gegen halb zehn Uhr vormittags in den Tempel ging, erkannte ich die Stadt nicht mehr. Vor jedem Hause flatterten Hakenkreuzfahnen, ja jedes Fenster war bespickt mit Hakenkreuzfähnchen und ich fragte mich und frage mich noch heute, wie konnte man in so kurzer Zeit so viele Fahnen anfertigen.“ An anderer Stelle beschrieb ein deutscher Rittmeister seine Ankunft mit den Luftlandetruppen des II. Fallschirmregiments, bei der sie von Tausenden Grazern jubelnd empfangen wurden: „Wohl war der Empfang in Niederösterreich jubelnd und begeistert; aber hier in der Steiermark ist es noch etwas anderes: Er wird noch herzlicher, inniger, persönlicher und universeller. Man hat das Gefühl, hier bleibt auch nicht ein Mensch maulend zu Hause, alles drängt an die Straße.“ Nach dem Anschluss folgte bald die Volksabstimmung vom 10.

April 1938, für die stark geworben wurde. So besuchten mehrere wichtige Politiker die „Stadt der Volkserhebung“: „Nach ein oder zweistündigem Warten hörte ich ein Brausen, ein Freudengeschrei, jeder hat gebrüllt und geschrien. Meine einzige Erinnerung ist der Kopf umgeben von einer Art Heiligenschein. Das war so eine Erinnerung, obwohl Hitler nur eine Uniform trug – sie ist durch die geschickte Propaganda entstanden. Die Mutter hat sogar die Kerzen geputzt um sie ins Fenster zu stellen.“ „Am Tag, als Hitler nach Graz kam, wollte meine Familie einen Ausflug nach Mariatrost unternehmen.

Ich habe mich geweigert. Mein Vater hat mir dann erlaubt zum Empfang von Hitler zu gehen, aber nur wenn ich mich einmal umdrehe und der rasenden Mengen genau in die Augen schaue. Ja, die Uniformen und das selbstbewusste Auftreten haben mich schon beeindruckt. Zuerst kamen die Vorkommandos der SA, die Wehrmacht, berittene Musiker und die SS vorbei. Dann hörte ich ein riesiges Geschrei, eine Schreiwelle, die durch Mark und Pein ging, eine Massenpsychose. In Sprechchören wurde gebrüllt: „Sieg Heil, Sieg Heil, Sieg Heil“ und dann „Ein Volk, ein Reich, ein Führer!“, dann wieder „Sieg Heil, Sieg Heil, Sieg Heil!“ und so weiter.

Dann habe ich mich umgedreht und die Leute auf Befehl meines Vater angeschaut. Kreischende schluchzende Frauen, jeder hat gebrüllt, so laut wie er nur konnte, und vielen ging die Stimme aus, schon bevor der Hitler überhaupt da war. Dann kam der Mercedes mit Hitler vorbei. Er grüßte mit abgebogener Hand, und das war der Höhepunkt der Massenhysterie.“ Diese beiden Punkte werden im folgenden Kapitel mit Hilfe der Jahresberichte von einer anderen Seite noch einmal betrachtet: 3.2 Reaktion in den Jahresberichten Im Jahr 1938 wurde in den meisten Jahresberichten der Anschluß an das Deutsche Reich vermerkt, und je nach dem, wie geneigt man dem neuen Regime war, war der Artikel auch länger oder kürzer.

Hierbei hebt sich besonders das bischöfliche Gymnasium mit einem besonders kurzen Artikel hervor, aus dessen Jahresbericht ich später in diesem Kapitel zitieren werde. In manchen Berichten kommt dieses Datum gar nicht vor oder nur in einem kurzen Satz. Direktor Karl Berndl, der Nachfolger von Dr. Thalhammer, schrieb folgenden Artikel im Jahresbericht unserer Schule: „Sonntag, 13. März 1938: Ein in Wien erlassenes Bundesverfassungsgesetz erklärt in Artikel 1: „Österreich ist ein Land des Deutschen Reiches“. Ein in Berlin verkündetes Deutsches Reichsgesetz enthält in Artikel 1 die Bestimmung: „Das von der österreichischen Bundesregierung beschlossene Bundesverfassungsgesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 13.

März 1938 wird hiermit Deutsches Reichsgesetz. – „Ein Wunder der Weltgeschichte, das sich in zwanzig Minuten vollzog“ – das ist die Meinung der Welt zum Anschluß, der an diesem Sonntag Tatsache geworden ist.“ Akademisches Gymnasium: „....

.Als der 11. März zur Neige ging, trugen die Ätherwellen die Kunde vom Sturz des Schuschnigg-Systems hinaus in die Welt und wurde überall in den deutschen Gauen mit unbeschreiblicher Begeisterung aufgenommen. Ein opfervoller Kampf von fast fünf Jahren war siegreich beendet, der 12. März 1938 brach für die Ostmark als Tag der Freiheit an.“ Einen guten Kontrast findet man im Jahresbericht des fürsterzbischöflichen Knabenseminars, das sich, wie gesagt, äußerst kurz fasst: „Vom 12.

bis zum 16. März wurde anläßlich der großen geschichtlichen Ereignisse des Umbruches über Weisung der Schulbehörden kein Unterricht gehalten.“ Und damit die Schüler ja nicht an den nationalsozialistischen Veranstaltungen teilnehmen konnten, „gab Hochwürden P. Arnold Waldburger., den Zöglingen geistliche Exerzitien.“ Ganz verdrängen konnte man auch im Bischöflichen Gymnasium den Anschluss nicht, trotzdem wurde nicht mehr als unbedingt notwendig gefeiert: „Am 17.

März um 8 Uhr morgens wurde im Festsaal eine Feierstunde anläßlich der Heimkehr Österreichs ins deutsche Vaterland veranstaltet, der der gesamte Lehrkörper und alle Schüler der Anstalt beiwohnten. (....) Um 9 Uhr wurde der regelmäßige Schulbetrieb wieder aufgenommen.

“ Diese Hitler feindliche Haltung trug sicher auch dazu bei, dass die Schule im Herbst 1938 geschlossen werden musste. Besonders kurz fasste man sich auch im Jahresbericht des öffentlichen städtischen Oberlyzeums: „17. März: Gemeinsame Feier des Lehrkörpers und der Schülerinnen am 1. Schultag nach dem Umbruch.“ In diesem Jahresbericht wird zwar nur kurz auf den Umbruch eingegangen, dafür wird davor von dem illegalen Bund Deutscher Mädchen und von der großen Begeisterung für den Nationalsozialismus geschrieben. Auch auf die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Wahlkampf gehen die Jahresberichte ein: „Die Ankunft hervorragender Persönlichkeiten aus dem Altreich, wie des Generalfeldmarschalls Göring und des Reichsleiters Alfred Rosenberg, besonders aber die Vorbereitungen auf die Ankunft des Führers und das aufwühlende Ereignis des Führerbesuchs am 3.

und 4. April, sowie die Volksabstimmung am 10. April wurden für Lehrer und Schüler zu einem herrlichen Erlebnis.“ Oder: „Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler in Graz. Unter Jubelstürmen, wie sie die Landeshauptstadt noch nie gesehen hat, vollzog sich sein Einzug. Es waren für jeden Grazer Tage, die er niemals vergessen wird.

“ Schließlich: „Sonntag, 10. April 1938: Volksabstimmung über die Wiedervereinigung der Ostmark mit dem Reich. Alle deutschen Männer und Frauen Österreichs, welche am Abstimmungstag das 20. Lebensjahr überschritten haben, wurden zu dieser Abstimmung aufgerufen. Von den 4,471.477 abgegebenen Stimmen waren 4,465.

701 gültig. Von den gültigen Stimmen lautete die überwiegende Mehrheit auf Ja. Es wurden nämlich 4,453.771 Stimmen für Ja abgegeben und nur 11.929 für Nein.“ An neuen Feiertagen wurden eingeführt: der Heldengedenktag am 9.

November, die Langemarkfeier am 12. November, der Jahrestag der nationalsozialistischen Erhebung am 30. Jänner, der Geburtstag des Führers am 20. April und ein Nationaler Feiertag am 1. Mai. Der Geburtstag des Führers lief so ab: „Am 20.

April versammelten sich anläßlich des 49. Geburtstages des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler Lehrer und Schüler zu einer Feier, bei der die Rede des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Rust im Rundfunk angehört wurde. Der Tag war schulfrei.“ 3.3 Veränderungen im Schulsystem Am Tag, an dem die ersten deutschen Soldaten Graz besetzten, tauschte die neue Regierung mehrere Direktoren aus. Auch Direktor Hofrat Dr.

Thalhammer wurde mit einem Erlaß vom 14. März 1938 von Studienrat Karl Berndl mit folgender Begründung abgelöst: „Übereifriger und überstrenger Ausleger sämtlicher Erlässe aus der Systemzeit. Verquickte den Zwang mit der Drohung des Entzuges der Schulgeldermäßigung. Ging manchmal in der Verfolgung nationalsozialistischer Schüler weiter als es die damaligen Bestimmungen verlangten. Bei den Eltern, Schülern und Lehrern als Direktor nicht tragbar.“ Auch Eduard Paschke hat ihn so in Erinnerung: „Das Lichtenfels war politisch nie sehr aktiv, nur Thalhammer war sehr stur und hat treu auf die Regierung Österreichs gehört.

“ Zusätzlich war er ein Mitglied der Vaterländischen Front gewesen. Thalhammer arbeitete dann noch bis zum 15. März.. Außer ihm musste auch Prof. Dr.

Robert Rieder gehen, weil er „egoistisch, materialistisch, international eingestellt, rücksicht– und gefühllos war, Schüler hart und unnachgiebig beurteilte, bei politischen Straffällen für die schärfste Verurteilung eintrat...“ Abgelöst wurde auch Dr. Josef Serska, der „nur wegen seines Gesinnungswechsels die Stelle an der Schule erhalten habe. Er habe damit nationale Bewerber, wie einen Professor aus Fürstenfeld geschädigt.

Noch am 8. März habe er als Dienststellenleiter der Vaterländischen Front das große Kruckenkreuzabzeichen getragen“. Weiters schickte man Studienrat Dr. Alfred Breit und Studienrat Johann Kretschmer in den Urlaub. Dafür wurden Dr. Reinhold Hönig, der am Staatsrealgymnasium in Leoben suspendiert worden war, Alois Flügel, bisher in Fürstenfeld tätig, Leopold Gutjahr, der schon als Probelehrer beschäftigt worden war, und Dr.

Adalbert Aigner, der davor arbeitslos war, eingestellt. Die Lehrer, die entlassen wurden, erhielten folgenden Brief:   Steiermärkischer Landesschulrat 2Mn 4/1 – 1938 Graz, am 14. März 1938 Mittelschullehrkräfte, Beurlaubung. An Herrn Professor...

......

......

. in.....

......

.... Da eine weitere gedeihliche Zusammenarbeit zwischen der überwiegenden Mehrheit der Lehrer und Schüler an Ihrer Schule durch Ihr Verhalten im Dienste eine schwere Gefahr für die notwendige Ruhe und Ordnung im Schulbetriebe bedeuten würde, beurlaubt Sie der derzeitige Gauleiter der N.S.

D.A.P. und Landeshauptmann von Steiermark in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Landesschulrates bis auf weiteres. Einen endgültigen Bescheid über Ihre fernere amtliche und dienstrechtliche Stellung erhalten Sie, wenn das Unterrichtsministerium über den vom Landesschulrat in dieser Angelegenheit vorgelegten Bericht eine Entscheidung getroffen hat.   Der Vorsitzende des Landesschulrates Helfrich e.

h.   Andere Professoren beförderte man: Karl Berndl wurde wie schon oben erwähnt zum Leiter der Anstalt bestimmt und Dr. Robert Kämpf in den Landesschulrat berufen. Langsam wurde das gesamte Schulsystem dem deutschen angepasst und gleichgesetzt: 18. März 1938: Erlaß betreffend die Anbringung von Bildern des Führers und Reichskanzlers in den Klassenzimmern und Amtsräumen der öffentlichen und privaten Schulen und Lehranstalten. 25.

März 1938: Erlaß betreffend die Einführung des Deutschen Grußes, der auf die Schulen im Lande Österreich ausgedehnt wird. Der dritte Punkt war die Änderung des Grußes beim Eintreten der Lehrer in die Klasse. Im Ständestaat mussten die Schüler noch aufstehen und im Chor „Österreich“ sagen. Jetzt sollte man den bekannten Deutschen Gruß in der Schule verwenden. „Ich habe mich geweigert und bin nur aufgestanden. Dafür musste ich zum Direktor und meine Mutter musste auch dorthin und sie haben sich ausgesprochen.

Ich habe den Gruß trotzdem nicht verwendet.“ Die Schule wurde gleich nach dem Anschluss von I. Bundesgymnasium in I. Staatsrealgymnasium umbenannt und danach mit Erlaß vom 10. Juni 1938 in Erste staatliche Oberschule für Jungen. Statt des alten österreichischen führte man den neuen deutschen Lehrplan „Erziehung und Unterricht in höheren Schulen, Berlin 1938“ ein, nach dem die ersten Klassen unterrichtet wurden.

Die anderen Klassen blieben weiterhin bei den alten Lehrplänen, doch die glich man immer mehr an die deutsche Vorgabe an. Die Reifeprüfung im Februar 1940 war die letzte, die nach dem alten System durchgeführt wurde. Änderungen gab es im Turnunterricht, wo es jetzt fünf statt davor vier Stunden in der Woche gab, oder im Fach Geschichte, das jetzt „Vaterlandskunde“ hieß. Allgemein wurde versucht, das Schulwesen im ganzen „Dritten Reich“ zu vereinheitlichen und auf ein paar wenige Schultypen zu reduzieren. In den Oberschulen für Jungen lernte man ab der 1. Klasse Englisch und ab der 3.

Klasse Latein. Für die Oberstufe gab es einen naturwissenschaftlich– mathematischen oder einen sprachlichen Zweig. Im Lichtenfelsgymnasium konnte man zwischen beiden Zweigen auswählen. 4. Zwei jüdische Schicksale Um das Schicksal der Juden zu beschreiben, habe ich zwei gute Beispiele gefunden: den Schüler Heinz Jehuda Wechsler und den Lehrer Rabbiner Dr. David Herzog.

Laut den Aussagen mehrerer Zeitzeugen und auch der Jahresberichte besuchten nur wenige Angehörige des semitischen Glaubens das Lichtenfelsgymnasium. Werner Rieckh erzählte mir dazu: „1938 war ich in der dritten Klasse und es gab da auch einen Juden.“ Eduard Paschke: „Wir hatten drei Juden in unserer Klasse, die sind aber dann verschwunden.“ 4.1 Heinz Jehuda Wechsler Heinz Jehuda Wechsler wurde 1920 in Graz geboren und besuchte von 1931 bis 1935 das Lichtenfelsgymnasium. Danach wechselte er, um starkem Antisemitismus zu entgehen zur Wirtschaftsschule.

In diesen vier Jahren war er einer der wenigen Juden an unserer Schule: „Im Lichtenfelsgymnasium waren ca. 800 Schüler davon nur sehr wenige Juden. Kannte keinen jüdischen Lehrer oder Professor. In meiner Klasse waren dort außer uns (das sind er und sein Bruder, Anm. C.R.

) nur ein jüdischer Schüler...“ Im Vergleich mit anderen Grazer Schulen besuchten eher weniger das Lichtenfelsgymnasium. Weil die jüdischen Viertel in Graz auf der anderen Murseite lagen, sind in den Schulen dort, wie zum Beispiel im Oeverseegymnasium viel mehr Schüler jüdischer Abstammung registriert. Viele wurden nun vertrieben.

Die, die nicht rechtzeitig aus Graz flüchten konnten, wurden später vom Hitlerregime umgebracht. Von den 2000 Juden, die vor dem zweiten Weltkrieg in Graz gelebt hatten, kamen nicht mehr als 40 später wieder hierher zurück. Die meisten hatten wohl Angst, in das antisemitische Österreich zurück zu kehren, das sie in Erinnerung hatten. So schrieb mir Heinz Jehuda Wechsler: „In der Klasse selbst spürten wir keinen Antisemitismus. Sehr wohl aber außerhalb. Denn in der allgemein hochgeladenen Euphorie, der Pro Nazi Stimmung, angefeuert mit großen Versprechungen aus den Broschüren, Büchern und Reden von Hitler und Goebbels, waren viele Bürger und vor allem die Jugend wie verhext.

Kein Wunder, dass wir als zwei so ähnliche Zwillingsbrüder auffielen und viele scheinbar wußten, dass wir Juden waren. So wurden wir oft Zielscheiben von diversen Beschimpfungen wie „Saujuden, Horuck nach Palästina etc.““ Da wir nichts einstecken wollten, auch nicht von älteren und größeren Schülern, gab es häufig Schläge und Boxkämpfe in der Pause, vor allem am Dach. Zum Glück entschied sich die Familie Wechsler rechtzeitig auszuwandern: „Im Herbst fuhren Hans und ich nach Wien in den dortigen Stadtkibbuz, weil es dort Chancen gab, eine Einreiseerlaubnis nach England oder Palästina zu bekommen. Die Grenzen aller Länder waren geschlossen. Wir lebten und arbeiteten in diesem Kibbuz, der selbst versorgend war, vor allem als Transporteure und Lastträger, um jüdische Familien aus schönen Wohnungen in primitive zu übersiedeln.

Es war harte Arbeit und auch die Bedingungen im Kibbuz (ca. 100 Menschen) waren eng und sehr kalt. Außerdem wurden wir zweimal von Nazitruppen überfallen und geschlagen.“ „Im Sommer 1939 erhielt mein Vater ein Zertifikat nach Palästina, ebenso Einreise nach USA oder Shanghai. Vor allem wir Brüder entschieden uns, ein eigenes Land aufzubauen, obwohl wir vorher Österreicher und keine Zionisten waren. Nachdem auch das Leben in Wien sehr gefährlich und feindselig war, war das Verlassen von Österreich für uns eine Befreiung aus dem Gefängnis.

“ Jüdische Schüler und Lehrer, die nicht auswandern wollten, schickte man in eigene Schulen, die ab 1942 keine Schüler mehr hatten und daher zugesperrt wurden. Damit ist ein Teil der nationalsozialistischen Ideologie Wirklichkeit geworden. 4.2 David Herzog Während Heinz Jehuda Wechsler noch heute in Ramat–Gan in Israel lebt, ist der andere Zeitzeuge schon lange tot. David Herzog wurde 1869 in der Slowakei geboren und kam 1907 als Rabbiner nach Graz. Er unterrichtete ab 1908 an mehreren Grazer Mittelschulen.

Auch im Ersten Bundesrealgymnasium in der Lichtenfelsgasse wurde er bis zum Jahr 1938 als Lehrer geführt. Er unterrichtete aber nie an dieser Schule, sondern nur Schüler von hier am zweiten Staatsgymnasium am Tummelplatz. 1929 erhielt er die Bürgerschaft der Stadt Graz und 1934 das goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, während er gleichzeitig auf der Straße mit „Saujude“ beschimpft wurde und ihm Kartoffeln und Tomaten nachgeworfen wurden. Seiner Meinung nach waren Universitäten und Mittelschulen die Brutstätten des Nationalsozialismus. Dort wurden Herzog zufolge jüdische Schüler und Lehrer diskriminiert . In diesem Zusammenhang nennt er besonders das Lichtenfelsgymnasium: „Was sich da Lehrer und Lehrerinnen - sie nannten sich Professoren – leisteten und zu welchen Schandtaten sie ihre Schüler anstifteten, spottet jeder Beschreibung.

“ „...dann das Realgymnasium in der Lichtenfels. Hier erging es mir einmal so, daß, als ich als Mitglied der Prüfungskommission in den Prüfungssaal in den Prüfungssaal eintreten wollte, diese Lausbuben mir den Weg versperrten, so daß ich nur schwer hinein konnte. Auf meinen energischen Protest an den Direktor geschah nichts, so daß ich mich entschlossen habe, nie mehr in diese Anstalt zu einer Prüfung zu gehen und auch tatsächlich nie mehr gegangen bin.

“ Nach dem Anschluss 1938 wurde die Wohnung des Rabbiners mehrfach geplündert, seine Synagoge ausgeraubt und angezündet und David Herzog selbst wurde eine Zeit lang im Gefängnis am Paulustor inhaftiert. Er wurde sehr stark unter Druck gesetzt, die Stadt zu verlassen, und floh schließlich am 20. Dezember 1938 über Wien, die Niederlande und Dover nach London. Später übersiedelt er mit seiner Frau nach Oxford, wo er am 6. März 1946 starb. 1988 wurde an der Karl-Franzens-Universität Graz ein David Herzog-Fond eingerichtet, mit dessen Hilfe interkulturelles Verstehen gefördert und gewürdigt werden soll.

5. Die Schule im Nationalsozialismus5.1 Lehrer am LichtenfelsUm die Atmosphäre in der Schule zu zeigen, werden im Folgenden einige charakteristische Professoren herausgehoben: Der Direktor des Gymnasiums in der Lichtenfelsgasse war seit dem 14. März 1938 Studienrat und später Oberstudiendirektor Karl Berndl. Obwohl er von den Nationalsozialisten eingesetzt wurde, wird er von vielen Schülern als sehr tolerant und nicht besonders streng beurteilt: „Berndl war sehr korrekt und politisch nicht allzu engagiert.“„Berndl wusste, dass meine Familie Anhänger des Ständestaates war und es in unserer Familie keine Mitglieder der NSDAP gab.

Er hat sich trotzdem gut mit meiner Mutter verstanden.“ „Direktor Berndl war die Güte in Person. Sein Lieblingssatz war: „Das ist ein tieftrauriger Fall.““ Er hatte aber auch Gegner: „Studienrat Berndl war ein Burschenschafter mit bescheidenen Führungsqualitäten. Er war mit Hitler in einer Schule und dort haben sie sich manchmal in der Pause getroffen. Er pflegte zu sagen: „Hitler ist größer als Bismarck.

“ „Berndl war ein Nazi.“Heinz Mitter erinnert sich noch gut an Franz Höfler, der besonders viel Werbung für Hitler und das Dritte Reich gemacht haben soll: „In allen Einschubstunden hat er Nazi-Propaganda betrieben.“ Die Schüler dürften ihn nicht ernst genommen haben und haben ihm den Spitznamen „Reservechristus“ gegeben. Der Deutschlehrer Hainschegg blieb beinahe allen Zeitzeugen in Erinnerung: „Kurz nach dem Anschluß stellte er das Thema: Über die Ereignisse des 12. März. Ab der Rückgabe fehlten dann die zwei anderen Juden.

Der Kandel nannte seinen Aufsatz: Die braune Horde.“ Sein Lieblingssatz soll gewesen sein: „Nur drei Männer im Deutschen Reich beherrschen die Deutsche Sprache wirklich: der Führer, Goebbels und ich.“ „Der einzige wirkliche Nationalsozialist war der Hainschegg. Er organisierte immer die Luftschutzübungen. Sie sollten uns bis „zum Oxidieren heraushängen“. Und wenn es nicht funktionierte, drohte er: „Im Ernstfall werdet ihr erschossen.

““ „Ich habe einmal bei so einer Übung getrödelt und dann hat mich der Hainschegg aus der Schule ausgeschlossen. Der Direktor hat mich am nächsten Tag wieder aufgenommen.“ Als Lehrer wird auch Dr. Hans Kloepfer im Jahresbericht angeführt. Er unterrichtete Turnen und wurde zu Beginn des Schuljahres 1938/39 an die Landesoberschule für Jungen in Graz und dann an die Nationalpolitische Erziehungsanstalt Theresianum in Wien versetzt. Später wurde er wegen seiner volkstümliche Mundartdichtung bekannt.

Während er im Lichtenfelsgymnasium unterrichtete, schrieb er 1937 das Werk „Steirische Geschichten“. Er starb 1944 in Köflach, wo man später einen Platz nach ihm benannt hat. 5.2 Vor dem Krieg Erst nach dem Besuch Hitlers in Graz konnte in den Schulen wieder ein geordneter Unterricht stattfinden. Nachdem gleich nach dem Anschluss sehr schnell mehrere Lehrer entlassen worden waren, vollzogen sich weitere Änderungen ruhiger und weniger öffentlich. Der Landesschulrat überprüfte alle Professoren, ob sie politisch zuverlässig waren, und stellte andere, die im Ständestaat wegen zu starken Einsatzes für den Nationalsozialismus beurlaubt worden waren, wieder ein.

In der Schule gab es nach Berichten der ehemaligen Schüler mit denen ich geredet habe, nur ein oder zwei Professoren, die sich offen zum Nationalsozialismus bekannten und für ihn warben. Sonst kümmerten sich die 582 Schüler wenig um Politik: „Wir haben wenig politisiert. Es gab diesen einen Führer und herum gab es nichts.“ „Wir haben in der Schule wenig über Politik geredet. Nur mir haben meine Eltern, die Sozialisten waren, gesagt: In der Klasse darfst du mit niemandem, außer mit dem Julius Fanta über Politik reden.“ Die Lehrer aber standen schon manchmal unter dem Druck des Regimes.

Zum Beispiel besuchte der Sohn eines Generals die erste Oberschule für Jungen. Obwohl er nicht besonders begabt war, wurde den Lehrern von ihren Vorgesetzten gesagt, dass sie diesen Schüler durchlassen müssten. Weil die Schüler durch den Anschluss sehr von der Schule abgelenkt worden waren und sich nicht so ausführlich mit dem Unterricht befaßt haben, wurde die Matura vereinfacht. Wer die schriftliche Prüfung positiv bestand, konnte auf die mündliche verzichte. Schüler, die schon vor dem März 1938 Mitglied der NSDAP gewesen waren, mussten nur bei drei der vier verpflichtenden schriftlichen Prüfungen antreten. Nach dem Anschluss verlor die Schule immer mehr an Wichtigkeit, weil die Hitlerjugend in den Vordergrund rückte, was sich auf das Niveau und die Aufmerksamkeit im Unterricht auswirkte.

5.3 Krieg 5.3.1Direkte Beteiligung am Krieg In den folgenden Jahren hielt man die Matura immer früher ab, 1939 im Frühjahr und 1940 sogar schon im Februar. Damit es noch schneller ging, erhielten Schüler, die gleich nach der Mittelschule zur Wehrmacht gingen, ihr Reifezeugnis ohne Prüfung. Das waren zum Beispiel 29 von 45 im Jahr 1940 oder 39 von 80 Schülern im Jahr 1941.

Im Jahr 1941 stehen auch schon die ersten gefallenen Schüler im Jahresbericht. Doch auch die anderen, die sich prüfen ließen, mussten nach der Schule zum RAD, zum Reichsarbeitsdienst, und danach großteils zur Wehrmacht einrücken. Werner Rieckh kam so zur Artillerie, Heinz Mitter zur Abwehr, Eduard Paschke zu den Funkern oder Walter Moser zur Versorgung. Aber auch die Schüler, die noch in die Schule gingen, spürten den Krieg sehr bald. Ab dem Schuljahr 1939/40 konnten keine Schikurse mehr stattfinden, weil die Eisenbahn zu sehr vom Militär verwendet wurde. In den nächsten Jahren wurden 27 Professoren zur Wehrmacht einberufen.

Von diesen 27 Professoren kehrten nur drei, nämlich Dr. Friedrich Friedrich, Dr. Eduard Keller und Dr. Walter Zimmermann nach dem Krieg an das Lichtenfelsgymnasium zurück. Mittlerweile fehlten an den Schulen immer mehr Lehrer. Als erster verließ der jüdische Rabbiner Dr.

David Herzog die Schule. Gleichzeitig wurden mehrere Professoren, die den Ständestaat zu sehr unterstützt hatten, beurlaubt. Schon im nächsten Jahr folgte die erste Einberufungswelle, und 1940 und 1941 weitere. Zusätzlich wurden viele steirische Lehrer in die neu eroberten Gebiete in der Untersteiermark versetzt, um dort Deutsch zu unterrichten. Aufgrund dieses starken Lehrermangels musste der Unterricht zuerst in den Fächern Deutsch, Latein und Englisch und später auch noch in Erdkunde, Mathematik und Chemie gekürzt werden. 5.

3.2Hilfswerke In allen Grazer Mittelschulen fanden Hilfsaktionen statt. So baute man im Gymnasium in der Lichtenfelsgasse am Dachboden große Holzgestelle auf, auf denen man verschiedene Heilpflanzen trocknete. Die Schüler übernahmen viele Aufgaben, die durch den Krieg notwendig geworden waren. So trugen sie Kräuter, Metalle, Knochen und Altpapier für den Krieg zusammen. Sie versorgten die Gefallenengräber, sammelten in der Stadt für das Winterhilfswerk, indem sie Briefmarken verkauften, arbeiteten statt der Soldaten auf den Feldern im Ernteeinsatz, schaufelten im Winter Schnee, ersetzten die Erwachsenen sogar bei den Fliegerabwehrkanonen und schlußendlich gruben sie noch Panzergräben.

Im Jahr 1939/40 nahmen die Schüler der 4. Klasse der ersten Oberschule für Jungen am Ernteeinsatz teil und die Schüler der 4. bis zur 8. Klasse mußten Schnee räumen Im nächsten Jahr arbeiteten dann 193 Schüler der 5.–8. Klassen im Erntedienst.

Dazwischen wurde die Schule manchmal geschlossen, weil sie vom Militär gebraucht wurde. So war die Schule ab dem 3. April 1940 wegen militärischer Einquartierungen geschlossen und die Schüler sollten erst ab dem 28. April in der Keplerstraße weiter in die Schule gehen. In die Lichtenfelsgasse konnten sie erst wieder am 12. Mai zurückkehren.

Doch schon vom 25. November 1940 bis zu den Weihnachtsferien mußten die 7. und 8. Klassen Platz machen und das I. Staatsgymnasium besuchen, weil ihre Räume für Einwanderer aus Buchenwald gebraucht wurden. 5.

4 Neue LehrinhalteUm die nationalsozialistischen Leitgedanken zu verwirklichen, erhöhte man die Zahl der Turnstunden von 3 auf 5. In „Knabenturnen“ verstärkte man in den ersten Jahren die vormilitärische Ausbildung: „Im Rahmen der vormilitärischen Ausbildung wurde heuer erstmalig für die 7. und 8. Klasse das Exerzieren mit Militärgewehr und die Grundschule der Schießausbildung( Kapfelschießen) durchgeführt.“ Doch weil die Hitlerjugend bald mehr Einfluss auf die Jugendlichen gewann als die Schule, übernahm sie die vormilitärische Erziehung und auch das Organisieren von größeren Ausflügen. Die Schulbücher waren weiterhin mehr oder weniger objektiv, aber es mag im folgenden so aussehen, als wären sie nur mit nationalsozialistischen Thesen gefüllt.

Das liegt daran, dass ich versucht habe, diesen Teil besonders hervor zu heben, da er wohl am meisten einem modernen, objektiven Lehrziel widerspricht. In allen Fächern sollten das „Deutschtum“, die Einzigartigkeit der Deutschen und die unumstrittene Vormachtstellung der „Arier“ in der Welt unterrichtet werden. Alle großen kulturellen Leistungen in ganz Europa werden in den Schulbüchern Deutschen zugeschrieben: „Seine geistige Entwicklung verdankte das ehemalige Polen ebenfalls (davor behauptet der Autor, dass Deutsche alle größeren Städte in Polen gegründet hätten) den Deutschen. Die Kirchen bergen unvergängliche Schätze deutscher Meister, die schönsten Bauwerke gehen auf deutsches Schaffen zurück.“ Diesen oder einen ähnlichen Inhalt findet man in der Beschreibung von beinahe jedem Land. Aus einer Beschreibung von Frankreich: „Das alte deutsche Elsaß zeigt freundliche Haufendörfer mit schmucken Fachwerkhäusern.

In Straßburg ist das Münster ein unvergängliches Denkmal deutscher Baukunst.“ In einer Zusammenfassung: „Wohin der Deutsche auch seinen Fuß setzte, überall hat er sich bewährt.“ In Geschichte wurde verstärkt die Urgeschichte des Deutschen Volkes unterrichtet, die Bedeutung der Rasse, die Unterschiede der Weltanschauungen von Juden und „Ariern“, die Verbindung zum Boden, der Kampf um die Erhaltung des Volkes und die Betonung der Deutschen Einheit seit der Urzeit bis zur Gegenwart. So steht in einem Geschichtebuch über die Auseinandersetzung bei Königgrätz: „So war Habsburgs Interesse dem des deutschen Volkes entgegengesetzt. Preußens Interesse war zugleich Deutschlands Glück.“ Solche Zitate lassen sich noch über mehrere Seiten hin fortführen, sie waren den damaligen Schülern aber schon so geläufig, dass sie gar nicht besonders aufgefallen sind.

Mit ihrer Hilfe erzog man die Schüler, ohne dass sie es wirklich realisierten, und brachte ihnen rassistische und einseitige Lehren bei. Am deutlichsten sieht man diese Manipulation wohl im Biologieunterricht. Im dritten Reich führte man ein paar zusätzliche Wissensgebiete ein: die Rassenkunde, die Rassenhygiene, die Bevölkerungspolitik und die Familienkunde. Im Altreich führte man sogar ein eigenes Unterrichtsfach „Rassenkunde“ ein. Von den Zeitzeugen konnte sich aber niemand an so etwas in Österreich erinnern und auch in den Jahresberichten kommt es nicht vor. In diesem Fach wurden die einzelnen Völker bestimmten Rassen zugeordnet, danach charakterisiert und gewertet: „Geniale kulturschöpferliche Leistungen hat ein Neger nie hervorgebracht.

Die mongoliden Indianer Amerikas sind an Kulturbegabung den Ostasiaten nicht gewachsen.“ Und so werden die Österreicher beschrieben: „Der ostischen (alpinen) Rasse schreibt man geringere geistige Gaben als der nordischen zu, rühmt aber ihre Fähigkeit zu zäher, energischer Arbeit und ihr gut entwickeltes Gemeinschaftsgefühl.“ Die nationalsozialistische Regierung bemühte sich, den Einfluß der Kirchen zu verkleinern. Der Religionsunterricht wurde auf eine freiwillige Basis gestellt, und die Beteiligung ging bald zurück. Während im Juli 1938 im Lichtenfelsgymnasium insgesamt 45 Schüler, davon 37 katholische und 8 evangelische, abgemeldet waren, besuchten im nächsten Schuljahr 52,5% oder 306 Schüler, davon 234 katholische, 71 evangelische und 1 altkatholischer, nicht mehr den Religionsunterricht. 17 Schüler traten sogar ganz aus der Kirche aus.

Um den Religionsunterricht noch mehr zurück zu drängen, erhielten in der Steiermark 99 Priester Schul- und Redeverbot. Der Staat übernahm die Oberhoheit über den Unterricht und durfte weltliche Religionslehrer einsetzen. Der Religionsunterricht sollte zu ungünstigen Stunden angesetzt und nicht mehr benotet werden. Besonders anschaulich lassen sich die Änderungen der Lehrinhalte anhand der Maturathemen dieser Jahre am Lichtenfelsgymnasium zeigen. In den folgenden Themen sind die neuen Lehrziele gut erkennbar: Zum Beispiel in Deutsch: „Wege zur Volksgemeinschaft“, „Österreich – verfälscht und wie es wirklich ist“ , „Die nationalsozialistische Jugend und die Schule“ , und nachdem der Krieg ausgebrochen war: „Der gefährlichste Giftkampfstoff ist die feindliche Propaganda“, „Mensch sein heißt Kämpfer sein (Goethe)“, „Wesen und Wert der inneren Front“, „Ein Appell an die Furcht findet im deutschen Herzen niemals ein Echo (Bismarck)“, „Denn nur Eisen kann uns retten, und erlösen kann nur Blut“. In Deutsch war es nicht sehr schwer, Verbindungen mit dem Dritten Reich in den Unterricht ein zu bauen, aber es ging zum Beispiel auch in Mathematik: „Mit welchem Winkel muß eine mit der Anfangsgeschwindigkeit c=15 msec-1 geschleuderte Handgranate abgeworfen werden, um ein in 12 m Entfernung befindliches vertikales Ziel so hoch als möglich zu treffen?“ Oder: „Ein Ziel A (+3 km, 0) wird aus einem, in B(-3 km, 0) befindlichen Geschütz beschossen.

Unter der Annahme, dass die Geschoßbahn zwischen A und B eine Gerade sei und die Geschoßgeschwindigkeit dreimal so groß als die Schallgeschwindigkeit c wäre, soll der Ort aller Punkte ermittelt werden, in denen der Abschuß in B und der Einschlag in A gleichzeitig gehört wird.“ Auch in den Fremdsprachen könnte man solche Themen zitieren. Generell hing es immer sehr vom Lehrer ab, wie sehr er diese neuen Lehrziele in seinen Unterricht einbaute. Bei den oben zitierten Maturprüfungen gab es ein oder zwei Professoren, die immer wieder „systemfreundliche“ Aufgaben stellten, die anderen änderten ihre Themen nach dem Anschluss nicht. 5.5 Die Schulbibliothek Nach dem Anschluss versuchten die nationalsozialistischen Machthaber alles Gedankengut, das sich gegen ihre Ideologie richtete, zu vernichten.

Darum beschlagnahmten sie ganze Büchereien wie die der Urania, der Volkslesehalle oder des katholischen Bibliotheksvereins und zerstörten riesige Mengen an Büchern. So stampfte man 90% der Bücher, die im Bundesverlag gelagert waren, ein. Die Regierung gab Listen heraus, in denen stand, welche Bücher aus den Bibliotheken entfernt werden mussten. Bis sie neu sortiert waren, sollten die Lehrer falsche Inhalte aus alten Lehrbüchern korrigieren. Im Laufe der Zeit mussten dann folgende Bücher ausgeschieden werden: Werke von Juden und deren Gefolgschaft, zum Beispiel von Heinrich Heine, Erich Kästner, Heinrich und Thomas Mann oder Stefan Zweig Bücher marxistischer und kommunistischer Richtung Schriften mit pazifistischen und paneuropäischen Gedanken Schriften aus der Sphäre des Völkerbundes Schriften im Geiste des österreichischen Menschen Schriften, die für eine areligiöse, gottesleugnerische Weltauffassung werben Veraltete Jugendbücher Schriften, die den Führer und den Nationalsozialismus negativ beurteilen Schriften, die Deutschland herabsetzen und Frankreich und England über dieses setzen. Um die Lücken aufzufüllen wurde „Das Buch ein Schwert des Geistes.

Erste Liste für den Deutschen Leihbuchhandel“ herausgegeben, in dem 5.000 Titel von Büchern angegeben waren, die man neu kaufen sollte. Es sind entweder volkstümliche und bodenverbundene Bücher, wie die von Peter Rosegger und Maria Ebner–Eschenbach, oder welche mit nationalsozialistischem Inhalt. Auch der Ständestaat hatte die Heimatdichter unterstützt. Deshalb kaufte unsere Schulbibliothek in dieser Richtung keine neuen Werke, dafür aber mehrere nationalsozialistische und militärische Fragen erläuternde Bücher. Im Jahr 1938 kaufte man unter anderem: „Mein Kampf“, „Deutsche Gedenkhalle“, „Deutschland zur Luft“, „Das Volksbuch von Hitler“, „Die Jahre I – IV des nationalsozialistischen Staates“, „Adolf Hitler“, „Das Programm der NSDAP“, „Daten der Geschichte der NSDAP“, „Behelf zur Schießausbildung“.

Im nächsten Jahr kamen noch folgende Bücher dazu: „Körperbau und Charakter“, „Aufbau der Wirtschaftsordnung des nationalsozialistischen Staates“, „5000 Jahre Deutschland“, „Die Gewaltherrschaft in Österreich“, „Das dritte Reich“, „Das Bauerntum als Lebensquell der nordischen Rasse“, „Jahrbuch der deutschen Seeinteressen“. In den folgenden Jahren konnte die Schule immer weniger Bücher kaufen, weil Papier zu knapp wurde. 6. Freizeit 6.1 Sport Adolf Hitler legte den hohen Stellenwert des Sports in der Erziehung schon in seinem Buch „Mein Kampf“ fest: “Der völkische Staat hat in dieser Erkenntnis seine gesamte Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einpumpen bloßen Wissens einzustellen, sondern auf das Heranzüchten kerngesunder Körper. Erst in zweiter Linie kommt dann die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten.

“ Und 1938 sagt er noch dazu: „Es dürfe kein Tag vergehen, an dem der junge Mensch nicht mindestens vormittags und abends je eine Stunde lang körperlich geschult wird, und zwar in jeder Art von Sport und Turnen.“ Um diesen Anspruch zu ermöglichen, erhöhte er die Zahl der Turnstunden von 3 auf 5 pro Woche und verpflichtete jeden Jugendlichen, sich bei der Hitlerjugend anzuschließen, wo viel Sport betrieben wurde. Zusätzlich musste jeder jugendliche Einwohner des Reiches einmal im Jahr an einem Sportwettkampf in Leichtathletik teilnehmen. „Beim Reichssportwettkampf wurden wir jedes Jahr zu irgend einem der größeren Sportplätze in der Umgebung eingeteilt. Dort konnte man dann goldene, silberne und bronzene Silbernadeln zu gewinnen.“ Die besten Sportler fuhren dann zu den Deutschen Jugendmeisterschaften.

Weil die Erste Oberschule für Jungen in der Lichtenfelsgasse ab 1943 über keinen eigenen Sportplatz mehr verfügte, fand der Turnunterricht in der Landesturnhalle statt. Gegen Ende des Krieges gab es kaum noch sportliche Höchstleistungen, und auch Turniere wurden eingestellt, weil keine vollständigen Mannschaften mehr gebildet werden konnten, dadurch dass so viele Jugendliche an der Front waren und weil die Infrastruktur schon zu sehr zerstört war. Doch schon Anfang Juni 1945 spielte man das erste Fußballturnier in der befreiten Steiermark. 6.2 Die Hitlerjugend Nachdem sich die NSDAP nach Österreich ausbreitetet hatte, gründete sie auch hier bald die Hitlerjugend. Bis 1933 hatte sie schon mehr als 1400 Mitglieder in der Steiermark und, obwohl die Partei und die dazugehörenden Organisationen am 19.

Juni 1933 verboten wurden, traten immer mehr Jugendliche der Hitlerjugend bei. Sie tarnte sich als Teil des Alpenvereins. Ein Freund von Werner Rieckh überredete ihn, dass er mit zum Alpenverein komme. Sie haben sich in der Neutorgasse getroffen und dort die Deutsche Militärordnung geübt. Also „Stillgestanden“ statt „Habt acht“ und „Ruht“ statt „Rührt Euch“. Eine andere ehemalige Grazer Schülerin erinnert sich, dass in der Schule die Lehrerin gefragt hat, wer denn aller beim Alpenverein sei.

Sie war Mitglied und hat regelmäßig bei Wanderungen teilgenommen, also hat sie aufgezeigt. Aber die anderen Mädchen in ihrer Klasse haben behauptet, dass sie nicht dabei sei und es wäre fast zu einem Streit gekommen, weil sich beide Seiten so sicher waren. Später erst erfuhr sie, dass der Alpenverein in zwei Gruppen aufgespaltet war, in den, der sich um die Berge kümmerte, und in den, der der Hitlerjugend als Versteck diente. Vor dem Anschluss hatte diese Jugendgruppe schon 2500 Mitglieder in der Steiermark. Diese Schüler nahmen an Aufmärschen und Kundgebungen teil und besuchten auch in den folgenden Wochen nicht regelmäßig den Unterricht. Schüler, die schon in einer der nationalsozialistischen Jugendorganisationen Mitglied waren, durften zum Beispiel Straßen absperren oder die Deutschen Truppen begrüßen.

Nach dem Anschluss wurden die „Illegalen“ in der Schule und in der Hitlerjugend bevorzugt behandelt. So durften „Illegale“ bei der Matura in einem Fach weniger antreten und Schüler, die sich so sehr eingesetzt hatten und dadurch ein Schuljahr wiederholen mußten, konnten sich zu einem einjährigen Maturasonderkurs an der III. Oberschule für Jungen, dem heutigen Keplergymnasium, anmelden. Bald nach dem Anschluss löste die neue Regierung alle anderen Jugendgruppen, wie die katholische und evangelische Jungschar oder die Pfadfinder, auf und alle Jugendlichen im richtigen Alter mussten der Hitlerjugend beitreten. „Ich war bei Fähnlein 12 und schaffte es bis zum Jungzugführer. Als solcher organisierte ich Heimabende, die ich aber historisch und nicht politisch anlegte.

Da sprach ich über unpolitische Themen wie Prinz Eugen, Radetzky oder den ersten Weltkrieg.“ Die Hitlerjugend sollte die Burschen Stärke, Gewandtheit, Treue, Kühnheit und Härte lehren und natürlich für ihren späteren Dienst als Soldaten ausbildet. So gehörte Exerzieren zur Tagesordnung, wo schon die Befehle der deutschen Wehrmacht verwendet wurden. Und man betrieb einen starken Personenkult um Hitler. Im Dienstplan der HJ stand jeden Tag Sport, der in zwei Kategorien eingeteilt war: Grundschule, in der die Grundlagen wie Leichtathletik, Turnen, Schwimmen, Boxen oder einfache Spiele geübt wurden, und Leistungsport, der auf die jeweilige Umgebung abgestimmt war Auch die vormilitärische Übung wurde in der Hitlerjugend weitergeführt. Hier gab es wieder eine Grundschule, die aus Geländesport, Schießdienst und dem Kartenlesen bestand, und Sonderformationen, in denen man zwischen Motor–HJ, Flieger-HJ, Marine–HJ, Nachrichten–HJ, Reiter–HJ und der Bergsteiger-HJ wählen konnte.

In Graz lief es ungefähr so ab: „Dann war ich als einer der ersten bei der Motor Hitlerjugend in Graz. Wir mussten mit Puch 250 D3 Motorrädern herumfahren, so viel wir wollten, und nach einer bestimmten Zahl von Kilometern wurden die abgegeben, um die Abnutzung fest zu stellen. Wir unternahmen solche Testfahrten auf den Schöckel und auf die Veitsch.“ Es wurden große Geländespiele veranstaltet, die in Graz oft bei der Ruine Gösting stattfanden. Das spielte sich dann so ab: „Ich kann mich erinnern, wir haben die Burgruine Gösting gestürmt mit 400 Mann. Die Burgruine wurde von ungefähr 4 Fähnlein verteidigt.

Wir anderen waren die Dummen. Wir mußten den steilen Berghügel hinaufklettern und haben dann fürchterliche Watschen gekriegt. Die Verteidiger waren oben – gerade, dass sie nicht Steine herunter geschmissen haben. So sind wir trainiert worden. Das konnte ich natürlich meinem Vater nie sagen. Mein Vater hätte einen Tobsuchtsanfall bekommen.

“ Zusätzlich fuhr die Hitlerjugend im Sommer auf Zeltlager und im Winter auf Schilager. Julius Fanta besuchte den Hallstättersee und die Planneralm: „Wir waren auf einem Zeltlager am Hallstättersee, auf einem Schilager am Gaberl und auf der Planneralm. Da sind wir in Stainach ausgestiegen und am ersten Tag nach Donnersbach gewandert. Dort haben wir in den Klassenzimmern auf Heu geschlafen. Am nächsten Tag marschierten wir zu Fuß, die Schi am Rücken, hinauf auf die Planneralm.“ Jedes Jahr fand ein Sportwettkampf statt, bei dem ein jeder Pimpf die Pimpfenprobe, das waren eine Reihe von sportlichen Leistungen, bestehen musste.

Dafür erhielt er dann das Recht, ein Hitlerjugendabzeichen, ein Fahrtenmesser oder einen Schulterstreifen zu tragen. Wenn man eine Zeit lang bei der Hitlerjugend war, wurde man auch befördert und durfte andere Mitglieder führen. Julius Fanta wurde, wie schon weiter oben berichtet, Jungzugführer und hatte die Verantwortung für 40 Pimpfe. Werner Rieckh wurde sogar ins Ennstal versetzt, um dort eine Deutsche Jugendorganisation aufzubauen. In manchen anderen Gymnasien kam es zu Streitigkeiten zwischen Schule und Hitlerjugend. Nach Aussagen der ehemaligen Schüler verlief das aber in der Ersten staatlichen Oberschule für Jungen in der Lichtenfelsgasse sehr ruhig, weil sich die meisten Schüler dieser Anstalt nicht so sehr in der Hitlerjugend engagierten.

Es kam auch im Mai 1939 zu einem Abkommen, in dem die Priorität auf die Schule gesetzt wurde. Darin erlaubte man das Tragen von Uniformen nur an Feiertagen und alle Schüler, die schlecht in der Schule waren, konnten auch in der Hitlerjugend nicht weiter aufsteigen. Trotzdem galt Dienst im Deutschen Jungvolk in der Klasse von Walter Moser als ausreichende Entschuldigung für nicht gebrachte Hausübungen oder schlechte Prüfungen. Im Laufe des Krieges musste die Hitlerjugend immer mehr Aufgaben übernehmen: So bestellte man Mitglieder zu Luftschutzbeauftragten und zog sie später zur Wehrmacht, zu den Luftwaffenhelfern oder zum Schanzen ein. 7. Bombenangriffe auf Graz Im Sommer 1943 eroberten die Alliierten Afrika zurück und bauten dort mehrere Flugplätze, von denen sie bis nach Wien fliegen konnten.

Ab dem August wurde Graz von alliierten Bomberverbänden überflogen oder angegriffen. Von da an mussten die Schüler regelmäßig das Verhalten bei einem Bombenangriff oder bei Feuer in der Schule proben. Prof. Adolf Hainschegg, der Deutschlehrer, organisierte und überwachte diese Übungen, bei denen er sehr streng auf die Disziplin der Schüler achtete und Werner Volckmar sogar einmal aus der Schule ausschloss. Aber schon am nächsten Tag wurde er von Herrn Direktor Berndl wieder aufgenommen. In allen Stockwerken stellte man Wassereimer und Sandsäcke auf, und jede Nacht mussten drei oder vier Schüler in der Schule übernachten, um nach einem Angriff durch das ganze Haus zu laufen und nach einem möglichen Feuer zu suchen.

Sie hatten dabei auch recht viel Spaß. Heinz Mitter und seine Klassenkameraden spritzten zum Beispiel Leute auf der Straße vom Keller aus an oder erschreckten sie mit leuchtenden Neonbildern. Gerade wenn die Stadt ganz verdunkelt war, wirkten diese Leuchtfarbenbilder viel besser. Als Belohnung für die Nachtwache hatten diese Schüler am nächsten Tag schulfrei. Wenn es während des Unterrichts Bombenangriffe gab, mussten alle Klassen in den Keller hinunter gehen. Gegen Splitter und gegen den Luftdruck waren dort vierzig Zentimeter dicke Außentüren eingesetzt worden.

Einen direkten Treffer hätte man wahrscheinlich nicht überlebt, aber man war vor Bombensplittern, Brandbomben und dem starken Luftdruck sicher. Schulen, die dem Zentrum näher lagen, wie die 2. Oberschule für Mädchen am Schloßbergkai, konnten direkt in den Schloßberg flüchten. Dort gab es nicht nur Platz für 50 000 Menschen, sondern auch eine Krankenstation und eine eigene Küche. Obwohl es in Graz mehrere solcher bombensicherer Bunker wie den Schloßberg gab, nämlich in Mariatrost, im Kalvarienberg, im Buchkogel, im Plabutsch oder unter dem Schloß St. Martin, und trotz vieler sehr tiefer Keller, wie zum Beispiel neben dem Kaffeehaus Promenade, starben in Graz insgesamt 1770 Menschen, darunter 131 Kinder.

Auch manche von denen, die mir etwas über ihre Schulzeit erzählten, überlebten den Krieg nur mit Glück. So stand Julius Fanta normalerweise bei Bombenangriffen in einem Splittergraben vor seinem Haus in der Leechgasse. Nicht lange nachdem er na

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