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        --- Am Heinrich-von-Zügel Gymnasium   --- Zum Überbegriff Nachhaltigkeit   --- Fachrichtung Gemeinschaftskunde   --- von Mathias Schick & Philipp Strnad    Die Rote Armee Fraktion  Ist eine nachhaltige Durchsetzung ihrer Ziele möglich?            Inhaltsverzeichnis   1. Vorwort …...…………………………………….…………………………………………2   2.

Die RAF – Ein Überblick. Entstehung und Geschichte ……………………………...… 3 2.1.

Die Vorboten der RAF …………………………………………………………….… 3 2.2. Die Anfänge und ersten politischen Aktionen der RAF ………………………….. 6 2.

3. Haft der RAF-Gründer, die Freipressungsversuche und der Prozess …………… 8 2.4. Die Jahre nach 1977 und das Ende der RAF ………………..…………………….

10   3. Der RAF vergleichbare Organisationen ………………………………………………. 13 3.1. Peru: Die MRTA (Movimiento Revolucionario Túpac Amaru) ………………… 13 3.2.

Mexiko: Die EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional) ………………. 14 3.3. Die kubanische Revolutionsbewegung ……………………………………………. 14 3.4.

Italien: Die Brigate Rosse (BR) ……………………………………………………. 15   4. Die Ideologie der RAF, die Mittel zur Durchsetzung, Gründe des Scheiterns ……... 16   4.

1. Die Ideologie der Roten Armee Fraktion …………………………………………. 16 4.1.1. Der Kampf gegen den Faschismus ………………………………………….

16 4.1.2. Der Kampf gegen den Kapitalismus ……………………………………….. 17 4.

1.3. Der Kampf gegen den Imperialismus ……………………………………… 18 4.1.4. Die RAF als Mitbegründer einer internationalen Revolution …………….

19 4.1.5. Kampf für die inhaftierten RAF-Mitglieder ………………………………. 19   4.2.

Die Mittel, mit denen die RAF ihre Ziele erreichen wollte ……………………… 20 4.2.1. Das Mittel der Gewalt ………………………………………………………. 21 4.2.

2. Das Mittel der externen und der internen Kommunikation ……………… 21 4.2.3. Das Mittel des internationalen revolutionären Bündnisses ………………. 22 4.

2.4. Das Mittel der Stadtguerilla ………………………………………………… 23   4.3. Der eigenverschuldete Niedergang der Roten Armee Fraktion ………………… 24   5. Überprüfung auf die Nachhaltigkeit ………………………………………………….




.. 26   5.1. Probleme bei der Durchsetzung der Ziele der Roten-Armee Fraktion ………… 26 5.1.

1. Das Ende der Sowjetunion …………………………………………………. 26 5.1.2. Die Globalisierung und der wirtschaftlich-politische Imperialismus …….

26 5.1.3. Das Potential des heutigen Proletariers ……………………………………. 27 5.1.

4. Die Macht der Medien und ihrer Lenker …………………………………. 28 5.1.5. Die Mittel des Staates ……………………………………………………….

30 5.2. Chancen zur Umsetzung der Ziele der Roten-Armee Fraktion....

......

......

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32   6. Eigene Meinung/Ausblick ……………………………………………………………… 36   7. Quellenangaben …………………………………………………………………………. 38    1. Vorwort   Spätestens seit den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 durch islamische Fundamentalisten ist der Terrorismus erneut in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt.

In Zeiten der Globalisierung, dem wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Zusammenrücken der wohlhabenden Industriestaaten vergrößert sich zunehmend die Kluft zwischen den armen und den reichen Ländern. Diese globalen Missstände zu bekämpfen ist das Ziel vieler revolutionärer Organisationen. Da die RAF unter größter Überzeugung, Klaus Jünschke hatte diese Überzeugung sinnbildlich durch ein Überkleben seines Bildes im Personalausweis durch ein Abbild Mao Tse-tungs dargelegt, diesen Kampf für den Sozialismus, gegen die global sich verschärfenden Ungerechtigkeiten im letzten Jahrhundert unter zum Teil ähnlichen Umständen wie heute im Bundesgebiet geführt hat, erschien es uns als sehr interessant, ihren Werdegang, ihre Vorgehensweise, die Organisationsstruktur, sowie ihre politischen Ziele und deren Durchsetzungsmittel näher zu betrachten, und diese auf Nachhaltigkeit hin auszuleuchten. Wir bemerkten, dass die Ziele und die Struktur der RAF keinesfalls ein Auslaufmodell ist, sondern auch in der heutigen Zeit noch denkbar wäre. Oft behandelten wir die Frage im gemeinsamen Gespräch, ob die Ziele der RAF vertretbar sind, was die Gründe für das Scheitern dieser Organisation waren, ob und inwiefern es in anderen Ländern Bewegungen gelungen ist, einen Umsturz des Systems nach ihren Vorstellungen durchzuführen. Dass Missstände in der heutigen Welt in einem hohem Maße auftreten, auf die auch schon die RAF hingewiesen hat, wurde bald klar.

Die gesamte Menschheit, nicht nur die Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland, läuft einer Entwicklung entgegen, die bei näherer Betrachtung potentiell einem „Albtraum“ gleichkommt. Bei verschiedenen Recherchen erreichten uns Meldungen und Einschätzungen von Experten, die uns verkündeten, dass die Kluft zwischen arm und reich immer größer wird, was beinahe einer immer größeren Kluft zwischen Erste-Welt- und Dritte-Welt Ländern gleichkommt, dass hunderttausende wöchentlich an Unterernährung und mangelnder medizinischer Versorgung sterben, ja, das der Kontinent Afrika sogar bald menschenleer sein könnte. Doch erschreckenderweise werden solche Meldungen größtenteils mit einer beängstigenden Gleichgültigkeit aufgenommen. Uns war auch ein besonderes Anliegen, die Gründe hierfür herauszuarbeiten. Durch den stets fortschreitenden Prozess der wirtschaftlichen und politischen Globalisierung werden Länder, die konkurrenzfähig bleiben wollen, gezwungen, ebendiese Entwicklung mitzutragen. So wird die Kluft noch zusätzlich vertieft, denn nur wenige Länder, ausgenommen derer, die zur EU hinzukommen könnten, die derzeit wirtschaftlich noch nicht sehr entwickelt sind, hätten noch das Potential, in die Riege der großen Wirtschaftsmächte aufzusteigen.

Bei G-8 Gipfeltreffen, in denen die acht führenden Industrienationen zusammenkommen, auch um die Globalisierung weiter voranzutreiben, oftmals unter dem Deckmantel der scheinbaren Bessere-Welt Politik, wird explosive Stimmung, die bei den durch die Globalisierung benachteiligten Menschen herrscht, schnell deutlich. Nach wie vor gehen Menschen gegen diese Zusammenkünfte auf die Straße, das Konfliktpotential steigt rapide an, forderte inzwischen sogar schon Todesopfer. Diese national- und weltpolitischen Schwierigkeiten sind alles Entwicklungen, die die RAF in der Tendenz bereits voraussah, Entwicklungen, die sie bereits seit den 70ern bekämpfen und verhindern wollte, was sie unserer Meinung nach prädestiniert, einer näheren Betrachtung unterzogen zu werden.     2. Die RAF – Ein Überblick. Entstehung und Geschichte   Die Vorboten der RAF   „Jeder kann anfangen.

Er braucht auf niemanden zu warten. Einige Dutzend Kämpfer, die wirklich beginnen und nicht nur endlos diskutieren, können die politische Szene grundlegend verändern, eine Lawine auslösen.“   Die Geschichte der RAF beginnt nicht mit den Ereignissen des Schah-Besuchs am 2. Juni 1967, der Erschießung Benno Ohnesorgs und der sich in der Folgezeit rasant entwickelnden Radikalisierung der Studentenbewegung. Die Befreiung Andreas Baaders im Mai 1970 ist eher der formale Beginn einer Ära als ihr Ausgangspunkt. Dass in der Bundesrepublik Deutschland in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts eine Opposition entstand, die bewaffnete Aktionen gegen die bestehende Staatsordnung verübte, liegt unter anderem im deutschen Faschismus und dessen mangelnder Reflexion nach Ende des zweiten Weltkrieges begründet.

Denn die Hoffnungen der Linken auf einen sozialistischen, antifaschistischen Neuanfang wurden enttäuscht – anstelle einer Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen und des Antikommunismus fand eine breite Verdrängung statt. Durch eine erneute Verfolgung von KPD Mitgliedern Anfang der 50er Jahre und dem 1956 verordneten Verbot der KPD, durch das Wirtschaftswunder in Deutschland, sowie durch das Image als „Frontstaat“ wurden die Sozialisten in ihrer Meinung gestärkt, dass in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) weiterhin faschistische Strukturen vorherrschen würden. Am 28. Mai 1972 wurde der sog. Radikalenerlass beschlossen, wonach Mitglieder der DKP (Deutschen kommunistischen Partei) keine Beamten mehr sein konnten. Als Antwort auf die von der Adenauer-Regierung geplante und durchgesetzte Remilitarisierung Deutschlands sammelte die antimilitaristische Bewegung neun Millionen Unterschriften gegen die Wiederbewaffnung.

Die Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen hatte auch in den sechziger Jahren noch nicht begonnen. Der Auschwitz-Prozess in Frankfurt/Main stellte hier eher eine Ausnahme dar. Tausende von NS-Mördern wie z.B. hochrangige Wehrmachtsverbrecher, Nazi-Juristen, Euthanasieärzte, Unternehmer – konnten ungesühnt in der Bundesrepublik leben und hatten teilweise sogar gesellschaftliche Führungspositionen inne. Die RAF machte nicht zuletzt in ihrer Auflösungserklärung vom 20.

April 1998 auf diesen gesellschaftlichen Missstand aufmerksam. Als ein Ziel ihrer politischen Motivation wurde der „Kampf gegen einen Staat […]“, der nach der Befreiung vom Nazi-Faschismus mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit nicht gebrochen hatte“, genannt.         Abb.: Rudi Dutschke Als weiteres Indiz für die durchaus noch wesentlich vorhandene Nationalgesinnung in der BRD zogen zwischen 1966 und 1968 rechtsextreme Parteien, darunter die NPD, in sieben Länderparlamente ein.   In den 60er Jahren entwickelte sich eine außerparlamentarische revolutionäre Opposition (APO), aus der später die RAF hervorgehen sollte. Die APO bekam ihren Namen Anfang 1967 durch den Anführer des deutschen Studentenbundes (SDS) in Berlin, Rudi Dutschke.

Diese Opposition hatte ihr politisches Ziel in der Umsetzung der Theorien des Marxismus, des Leninismus, sowie - vor allem später in der RAF - der Theorien Mao Tse Tungs. In zunehmendem Maße fanden gewalttätige Aktionen und Demonstrationen statt. 1964 provozierte die Subversive Aktion in München mit diversen Auftritten. Als Reaktion auf die Einmischung und das harte Vorgehen der USA im Vietnamkrieg demonstrierten im Februar 1966 2500 Studentinnen und Studenten in Berlin gegen die USA und den Vietnamkrieg. Es sollten zahlreiche weitere Demonstrationen und Aktionen gegen die USA und stellvertretende Einrichtungen folgen. Um die Jahreswende 1966/67 radikalisierte sich das Vorgehen der antiautoritären Gruppen.

Durch den Tod Benno Ohnesorgs im Juni 1967 bekamen die radikalen Bewegungen weiteren Zulauf und erlangten innerhalb des linken Flügels eine zunehmend größere Legitimation des gewalttätigen Vorgehens.  1968 wird der Überbegriff für die Ereignisse und verschiedenen revolutionären, antiautoritären und antimilitaristischen Organisationen der 68er Bewegung geprägt. Es kommt weltweit zu Studenten- und Jugendunruhen sowie zu Arbeiteraufständen.        Abb.: Andreas Baader Im April 1968 machen die beiden späteren Gründer der RAF, Andreas Baader und Gudrun Ensslin, mit der ersten Aktion auf sich aufmerksam. Als Antwort auf das gewalttätige Vorgehen der US-Armee in südvietnamesischen Dörfern werden Brandsätze in zwei Frankfurter Kaufhäusern gelegt.

Die Aktion wird von Baader und Ensslin als Protest gegen „die Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber den Morden in Vietnam“ durchgeführt. Ein paar Tage nach dem Anschlag werden Gudrun Ensslin und Andreas Baader aufgespürt und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie kommen das erste Mal in Kontakt mit der Journalistin und dem späteren RAF-Führungsmitglied Ulrike Meinhof, die ein Artikel in der linken Zeitschrift „Konkret“ über die Kaufhausbrandstiftung schreiben möchte. Auch später in der RAF erstellt hauptsächlich sie die öffentlichen Erklärungen und Schriften der RAFAbb.: Ulrike Meinhof       Abb.: Ulrike Meinhof Ebenfalls im April 1968 wird der Studentenführer Rudi Dutschke durch Schüsse des rechtsradikalen Joseph Bachmann lebensgefährlich verletzt.

Diese Aktion löst in der BRD und im europäischen Ausland Massenproteste und Straßenschlachten mit der Polizei aus. Innerhalb der APO rückt die Diskussion über Anwendung von Gewalt als unausweichliches Mittel zur Gegenwehr zusehends in den Mittelpunkt. In Paris kam es zur „Mai-Revolte“. Die Pariser Universität wurde aufgrund von Disziplinierungsmaßnahmen besetzt. Millionen Arbeiter/innen verbünden sich mit den Studenten. Es kommt unter anderem zur Bestreikung von Renault-Werken und zahlreichen Großdemonstrationen.

Erst einen Monat später schafft es die französische Regierung unter Charles de Gaulles, über die Aufstände Herr zu werden. Auch in der Türkei kam es zu Aufständen gegen den Kapitalismus und die Ausbeutung durch den Staat und dessen Funktionäre. In der Folge wurden die drei Führer der türkischen 68er Bewegung, Deniz, Yusuf und Hüseyin hingerichtet. Schwere Unruhen gab es auch in Südamerika, unter anderem in Rio de Janeiro und Mexico-City. Dort kam es zwei Monaten nach Beginn der Olympiade zu einem weiteren Eklat. Eine Protestkundgebung der revolutionären Bewegung wurde durch das Militär gewaltsam niedergeschlagen.

Dabei kamen fast 500 Menschen ums Leben. Als Reaktion auf die Intervention der 5 Gruppen des Warschauer Pakts in die Sozialistische Tschechoslowakische Republik formuliert ein Bündnis unter anderem bestehend aus dem Sozialistischen Studentenbund (SDS) am 22. August 1968 in Berlin auf einem Flugblatt das Paradox dieser Handlung:   „Der Einmarsch der Truppen [...] zeigt mit erdrückender Offenheit, wie diese Staaten den proletarischen Internationalismus verstehen.

Weder der Vernichtungskrieg der US-amerikanischen Imperialisten gegen die revolutionäre Bewegung in Südvietnam, noch die Terrorangriffe der US Luftwaffe gegen das sozialistische Nordvietnam haben es vermocht, die Streitkräfte des Warschauer Pakts in Marsch zu setzen oder auch nur eine Interventionsdrohung hervorzurufen.“ Und weiter: „Die militärische Intervention hat den Kräften des proletarischen Internationalismus erneut gezeigt, wie notwendig ihr Kampf gegen jede Front bürokratischer Herrschaft in den verschiedenen Gesellschaftssystemen ist. Es leben die sozialistische Weltrevolution!“   Am 4. November kam es aufgrund des Gerichtsverfahrens gegen Horst Mahler, der unter anderem als Anwalt von Andreas Baader diesen verteidigt hatte und RAF-Mitglied der ersten Stunde war, zu der „Schlacht am Tegeler Weg“. Es setzten sich 1000 militante Studenten, Rocker, proletarische Jugendliche und Jungarbeiter/innen mit der Polizei auseinander, wobei letztendlich die Staatsmacht unterlag. Auch in anderen europäischen Ländern kommt es zu Arbeiter- und Studentenunruhen mit Grossdemonstrationen und Besetzungen.

In nahezu allen osteuropäischen Staaten entstanden kulturrevolutionäre Protestbewegungen, die sich zum Teil auf die Theorien Mao Tse Tungs beriefen.   1969 fanden bundesweit Massendemonstrationen, gemeinsam mit Anschlägen auf US-amerikanische Einrichtungen, Konsulate, Banken, Rathäuser, Justiz- und Polizeieinrichtungen, statt. Im September 1969 ereigneten sich bundesweit „wilde“ Massenstreiks im Bergbau, wie in der Metall- und Elektroindustrie. Die APO radikalisierte ihr Vorgehen zunehmend.   Am 13. Juni 1969 werden Baader und Ensslin aus der Haft entlassen, bis über die Revision des Urteils zu 3 Jahren Zuchthaus entschieden sein wird.



  Parallel zu Aktionen der RAF fanden auch in den folgenden Jahren zahlreiche von anderen Bewegungen initiierte Demonstrationen, gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht und Anschläge statt. Dieses revolutionäre Potential soll in den nachfolgenden Ausführungen speziell zur Geschichte der RAF nicht außer Acht gelassen werden und den Eindruck der gesamtheitlichen Unzufriedenheit in nicht wenigen Teilen der BRD-Bevölkerung angemessen zum Ausdruck bringen.                         Die Anfänge und ersten politischen Aktionen der RAF   „Die Klassenkämpfe entfalten, Das Proletariat organisieren Mit dem bewaffneten Widerstand beginnen Die rote Armee aufbauen!“   Nach ihrer zeitweiligen Freilassung aufgrund des Revisionsantrags betreuen Andreas Baader und Gudrun Ensslin vom Juni bis November 1969 ein „Lehrlingskollektiv“. Dabei wurde von Studenten versucht, aus Heimen geflohene Jugendliche zu politisieren. Baader und Ensslin flüchten im November 1969 nach der Aufforderung, ihre Strafen abzusitzen, ins Ausland. Dabei werden Thorwald Proll und Horst Söhnlein, welche bei der Kaufhausbrandstiftung außerdem mitgewirkt haben, aus der RAF ausgeschlossen, da sie Andreas Baader nicht konsequent genug erschienen.

Sie stellten sich der Polizei. Auch im späteren Verlauf der RAF-Entwicklung wurden immer wieder Mitglieder, die nicht „robust“ genug eingeschätzt wurden, ausgeschlossen. Nach seiner Rückkehr im April 1969 nach Berlin wurde Baader durch den Verrat des V-Manns Urbach verhaftet. Daraufhin beschließen Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof, Andreas Baader zu befreien. Die Befreiungsaktion erfolgt während einer Ausführung Baaders in das Institut für soziale Fragen, in dem eine Sichtung von Materialien durch ihn und Ulrike Meinhof erfolgen sollte. Dieser Schritt besiegelt den endgültigen Weg der erfolgreichen Journalistin und Mitherausgeberin von Konkret, Ulrike Meinhof in die Illegalität und in die aktive systemrevolutionäre Opposition.

Sie hinterlässt zwei Kinder.   Im Jahr 1970 löste sich der Sozialistische Studentenbund auf, die bis dahin namenlose Gruppierung um Andreas Baader und Gudrun Ensslin bekam den Namen Rote Armee Fraktion (RAF). Gründungsmitglieder und auch spätere aktive Mitglieder waren zum größten Teil Studenten und Intellektuelle, meist aus bürgerlichen bis gutbürgerlichen Verhältnissen,welche die oft folgenlos diskutierten revolutionären und kommunistischen Theorien in die Praxis umsetzen wollten.   Wie später noch ausführlicher beschrieben wird, war es in den Augen der RAF nicht nur unvermeidlich, gegen die Staatsmacht Gewalt anzuwenden, sondern vielmehr nötig, mit Anschlägen und Entführungen konkrete Forderungen durchzusetzen und eine breite revolutionäre Grundstimmung zu erzeugen. Um dieses Konzept der Stadtguerilla umsetzen zu können, absolvierte die Gründungsgruppe der RAF 1970 eine zweimonatige Guerilla-Ausbildung bei Einheiten der palästinensischen Freiheitsbewegung in Jordanien. Nach der Rückkehr der RAF-Führung in die BRD im August 1970 kommt es in den folgenden Monaten zu mehreren Banküberfällen.

Auch im späteren Verlauf der RAF-Entwicklung werden immer wieder Banken überfallen, um das Leben und die Aktivitäten im und aus dem Untergrund finanzieren zu können. Unter anderem aus diesem Grund beginnt am 1. Februar 1971 eine eigens für die Bekämpfung revolutionärer Vereinigungen in der BRD eingesetzte „Kommission Terrorismus“ ihre Arbeit. Die Gewaltbereitschaft bei Kontrollen und Überfällen nimmt sowohl bei RAF-Mitgliedern als auch bei der Staatsmacht stetig zu. Es werden Großfahndungen eingeleitet. Gleichermaßen auf Seiten der RAF wie auch auf Seiten der Polizei gibt es erste Tote.

Die Presse, darunter vor allem die vom Axel-Springer-Verlag herausgegebene BILD-Zeitung, leitet regelrechte Hetzkampagnen gegen die Rote-Armee-Fraktion („Staatsfeind Nr.1“) und andere revolutionäre Bewegungen ein.   Im Mai 1972 ereignet sich die erste und einzige Serie von Anschlägen durch die RAF der ersten Generation unter der direkten Führung der Gründungsriege um Andreas Baader. Ziel sind verschiedene US-Militäreinrichtungen in der BRD, so unter anderem das europäische Hauptquartier in Heidelberg, mehrere Staatsfunktionäre, und das Axel-Springer Gebäude in Berlin.   Auf der Olympia-Veranstaltung 1972 in München nehmen palästinensische Freiheitskämpfer unter dem Organisationsnamen „Schwarzer September“ elf israelische Sportler als Geiseln, um die Freilassung von 200 arabischen Häftlingen zu erzwingen. Zudem sollte durch die Aktion die teilweise menschenrechtsverachtende Politik Israels als „verlängerter Arm der ersten Welt-Länder“ in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit rücken.

Der Vorsatz scheiterte. Sowohl die israelische als auch die deutsche Regierung spielten auf Zeit. Letztendlich starben alle israelischen Geiseln, fünf Mitglieder des palästinensischen Kommandos sowie ein Polizist.                                                                   2.3. Haft der RAF-Gründer, die Freipressungsversuche und der Prozess   Unmittelbar nach den Anschlägen werden am 1.

Juni 1972 Andreas Baader, Holger Meins und Jan-Carl Raspe verhaftet. Sie gehörten allesamt zur Führung der RAF. Wenig später wurden auch die übrigen Führungsmitglieder Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof aufgespürt und inhaftiert.   Die nun bis zum Tod der RAF-Gründer in der Nacht des 18. Oktober 1977 durchgeführten Anschläge und Entführungen der sog. zweiten Generation der RAF zielten sämtlich auf eine Freilassung der RAF-Führung ab.

Jedoch blieben alle Bemühungen auf Freipressung erfolglos. Vor allem Peter-Jürgen Boock und Brigitte Mohnhaupt nahmen maßgeblichen Einfluss auf diesen Abschnitt in der RAF-Geschichte.Abb.: Peter Lorenz  So wird am 27. Februar 1975 der CDU-Bürgermeisterkandidat für Berlin, Peter Lorenz durch die „Bewegung 2. Juni“, eine weitere revolutionäre Organisation, entführt.

Die Freipressung gelingt, allerdings werden lediglich vier wenig belastete RAF-Mitglieder freigelassen.Abb.: Deutsche Botschaft in Stockholm Das „Kommando Holger Meins“ besetzt am 24. April 1975 die deutsche Botschaft in Stockholm. Am 7. April 1977 wird Generalbundesanwalt Buback durch das „Kommando Ulrike Meinhof“ – sie lies am 9.

Mai 1976 ihr Leben – ermordet. Der Vorstandsvorsitzende der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, fällt einem missglückten Entführungsversuch durch die RAF am 30. Juni 1977 zum Opfer. Am 5. September 1977 wird der Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer durch das sog. „Kommando Siegrid Hausner“ entführt.

Da die Regierung der BRD auch im Fall Schleyer wenig Anstrengungen erkennen lässt, die RAF-Gefangenen auszutauschen und stattdessen erneut auf Zeit spielt und gegen Ultimaten verstößt, wird am 13. Oktober 1977 , 5 Tage vor dem Fund des toten Hanns-Martin Schleyers, die Lufthansa-Maschine „Landshut“ entführt – wiederum ohne Erfolg. Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin werden daraufhin tot in ihren Zellen aufgefunden. Der deutsche Herbst 1977, unter dem die Geschehnisse des Spätsommers und der darauffolgenden Zeit bis Anfang 1978 zusammengefasst werden, hinterlässt tiefe Spuren bei der revolutionären Linken. Sie distanzierte sich nun eindeutig von den angeblich affektiv handelnden Aktivisten der RAF.   Vom 21.

Mai 1975 bis zum 28. April 1977 lief das Gerichtsverfahren gegen Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. Holger Meins war infolge eines Hungerstreiks bereits am 9. November 1974 verstorben. Das Gerichtsverfahren wurde trotz des zeitweise offensichtlichen verhandlungsunfähigen Zustandes der RAF-Gefangenen aufgrund der Hungerstreik-Aktionen nicht ausgesetzt – lediglich ein Haftanstaltsarzt durfte Diagnosen stellen. Ein unabhängiger Arzt wurde nicht zugelassen.

So hatte der Staat und seine Institutionen in der RAF-Ära sehr oft mit juristischen Lücken und unrechtmäßigem Verhalten seiner Bediensteten zu kämpfen – so fern sich Stimmen erhoben hatten. Beispielsweise wurden sog. „Zwangsverteidiger“ eingesetzt, die mit ihren Mandanten nie ein einziges Wort gewechselt hatten und diese trotzdem verteidigen sollten. Die von den Angeklagten bevorzugten Anwälte wurden durch zahlreiche Auflagen schikaniert. Gespräche zwischen Verteidiger und Mandant wurden abgehört, was immer wieder von den Gefangenen und den Anwälten beklagt, jedoch vom Gericht nie anerkannt wurde, obwohl dieser Sachverhalt offensichtlich war. Im späteren Verhandlungsverlauf durften die betreuenden Anwälte der RAF-Angeklagten keine weiteren Mandanten verteidigen.

Die Haftbedingungen erlebten die RAF-Mitglieder sehr verschärft. Sie befanden sich lange Zeit in Isolationshaft. Man sprach aufgrund des Mangels an Geräuschen und Kontakten zu anderen Gefangen – eine weitere, in der Untersuchungshaft unübliche Schikane - vom „toten Trakt“ oder der „Isolationsfolter“. Einige Punkte aus dem Haftstatut von Holger Meins belegen oben beschriebenes, die Härte und mangelnde Konformität mit der geltenden Verfassung auf deutliche Weise:   „Für die Dauer des Aufenthalts des Untersuchungsgefangenen Holger Meins in den hiesigen Anstalten ordne ich folgendes an:   […] 4.a) Besucher des U-Gefangenen Meins - auch Rechtsanwälte - werden nur nach ausdrücklicher Weisung des Inspektors für Sicherheit und Ordnung […] zum Besuch zugelassen […] d) Besuche bei dem U-Gefangenen Meins werden nur in Gegenwart von zwei Beamten durchgeführt […] 7. Der Untersuchungsgefangene Meins wird auf Abteilung 2, Zelle 51 in strenger Einzelhaft gehalten.

8. Die unmittelbar rechts und links und die unter und über der Zelle des U-Gefangenen Meins liegenden Zellen dürfen nicht mit Gefangenen belegt werden […] 16. Der U-Gefangene ist bei der Bewegung im Freien ab Austritt aus der Zelle bis zu seiner Rückführung zu fesseln. 17. Ausschluß von allen Gemeinschaftsveranstaltungen einschließlich Kirchgang. […]“   Trotz aller Auflagen und Sicherheitsvorkehrungen, die dem Gefängnis von Stammheim, in dem die RAF-Führung inhaftiert war, die Bezeichnung des „Hochsicherheitstrakts“ einbrachte, wurden Waffen in die Zellen der Gefangenen geschmuggelt und dort über Jahre hinweg erfolgreich versteckt.

Jan-Carl Rapse und Andreas Baader hatten sich mit diesen Waffen ermordet.   Letztendlich wurden alle vier RAF-Mitglieder kollektiv, ohne Einzelnachweis der Taten, zu einer lebenslänglichen Haftstraße verurteilt. Insgesamt protestierten die Inhaftieren in vier Hungerstreiks gegen die schlechten und zum Teil gesetzeswidrigen Haftbedingungen.   Der Prozess selbst war trotz der unübersehbar politischen Dimension der RAF nie ein politischer Prozess. Das Gericht hatte diesen Antrag abgelehnt. Die Anklage des Prozesses lautete stattdessen auf viele Einzelvergehen wie Banküberfälle und Mord.

    2.4. Die Jahre nach 1977 und das Ende der RAF   Ein paar Monate nach dem Tod der Führungsriege aus der ersten RAF-Generation werden unter anderem Peter-Jürgen Boock und Brigitte Mohnhaupt festgenommen. Sie dürfen jedoch bereits im November aufgrund mangelhafter Beweislage in ein Land ihrer Wahl ausreisen. Zwar machen einige inhaftierte politische Gefangene, unter anderem RAF-Sympathisanten, mit Hungerstreiks weiterhin auf die harten Haftbedingungen aufmerksam, jedoch bleiben ihre Bemühungen trotz der Vermittlung von Amnesty International und anderen internationalen humanitären Organisationen erfolglos. International und innerhalb der RAF war beim harten Vorgehen in der Verwahrung politischer Gefangener vom „Modell Deutschland“ die Rede.

In der darauffolgenden Phase wird es ruhig um die RAF, obwohl sich im Frühjahr 1980 Teile der Bewegung 2. Juni der Fraktion angliedern. Die internen Strukturen wurden reorganisiert, und Strategien für weitere Anschläge und politische Aktionen geplant. Es wurden zunehmend andere revolutionäre Bewegungen aktiv. So kam es 1980 und 1981 zu heftigen Jugendrevolten, u.a.

in Holland, der Schweiz und in der BRD. Es wurden ganze Häuserblocks besetzt. Aktivisten waren neben Autonomen auch Punks, die sich militant gegen die Staatsmacht zur Wehr setzten. Wegen des NATO-Nachrüstungsbeschlusses und der dadurch weiter vorangetriebenen Wettrüstung der Westmächte mit der Sowjetunion findet am 10. Oktober 1981 die größte Demonstration der Bundesrepublik statt. In Bonn versammeln sich 250.

000 Rüstungsgegner. 350.000 Menschen demonstrieren sowohl im westlichen als auch im östlichen Teil Deutschlands anlässlich des Besuches des amerikanischen Präsidenten Reagan am 10. Juni 1982 in Berlin. Revolutionäre Zellen protestieren u.a.

gegen die Flüchtlingspolitik in der BRD.   1982 erscheint das erste Positionspapier, das sog. „Mai-Papier“, der RAF seit 10 Jahren. Ihm waren zwei Anschläge auf Generäle der NATO und ein Anschlag auf das Headquarter der US-Armee in Rammstein vorausgegangen. Hier wird die Ideologie der RAF wieder aufgegriffen und erneut der antiimperialistische, politische Kampf proklamiert. Die RAF verbündet sich mit anderen revolutionären Gruppierungen zur „Antiimperialistischen Front“.

Am 7. Mai 1984 erhält Peter-Jürgen Boock 3 mal lebenslänglich und 15 Jahre Haft. Eine Teilrevision reduziert die Haft später auf einmal lebenslänglich. In den 80er Jahren setzte der weltweite Prozess der Globalisierung ein, Großkonzerne verlagerten ihre Produktionsstandorte in Billiglohnländer aus. Dort müssen Millionen Menschen für Hungerlöhne und unter z.T.



unmenschlichen Bedingungen z.T. 14 Stunden pro Tag arbeiten. Vor allem die Großdemonstrationen gegen die globalisierungsfördernde Politik des internationalen Währungsfonds (IWF) Ende der 80er Jahre bringen den Protest breiter Bevölkerungsmassen gegen diese wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen zum Ausdruck.   In den Jahren 1985 bis 1989 wird die RAF durch eine Serie von Anschlägen erneut politisch aktiv. Neben weiteren Anschlägen auf US-Militärstützpunkte, unter anderem auf die US-Airbase in Frankfurt, fallen weitere Vertreter aus Wirtschaft und Staat Attentaten zum Opfer.

So wird am 1. Februar 1984 der Chef des Rüstungskonzerns MTU, Dr. Ernst Zimmermann, erschossen. Durch einen Bombenanschlag lässt am 9. Juli 1986 das Siemens-Vorstandsmitglied Karl Heinz Beckurts, der auch ein bedeutender Entwickler und Befürworter der Atomenergie war, sein Leben. Der Deutsche Bank Vorstandssprecher Alfred Herrhausen wird am 30.

November 1989 ermordet. Zahlreiche Demonstrationen und Hungerstreiks von Inhaftierten aufgrund der Haftbedingungen, die mithilfe der Erfahrungen aus den ersten Jahren der Isolationshaft von den RAF-Gründern um Andreas Baader verschärft wurden, begleiteten die politischen Aktionen sowohl der RAF als auch anderer Teile der linken Bewegung.   Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Ende des Ostblocks als politische Opposition zu den großen Westmächten Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wird es aufgrund der fehlenden wirtschaftlichen und politischen Rückendeckung, vor allem durch die Sowjetunion, für revolutionäre Organisationen wie auch für sozialistische Länder gleichermaßen zunehmend schwerer, zu existieren und zu agieren. Ursprünglich in der DDR geduldete Mitglieder der RAF werden einige Tage vor der Wende an die BRD verraten und inhaftiert. Die USA und die UN-Staatengemeinschaft intervenieren 1991 im zweiten Golfkrieg gegen den Irak.   Allmählich flachen die Aktionen der politischen Linken ab.

Unter anderem durch die Wiedervereinigung, der „Wir sind ein Volk“-Devise und verschiedenen rassistischen Strafdelikten im Anschluss gewinnen die rechtsgerichteten Tendenzen an Gewicht. Selbst politische Linke kämpfen in Reden verbal gegen die antimilitaristischen Bewegungen an. Zahlreiche autonome Bewegungen geben ihren Fortbestand im Zeitraum von 1990 bis 1995 auf. Im April und im August 1992 erscheinen zwei Schriften der RAF, die sich kritisch mit ihrem Vorgehen seit 1982 auseinandersetzen. So wird unter anderem bereits hier angedeutet, dass die RAF es versäumt hat, durch eine gesellschaftliche und offizielle Parallelorganisation einer breiten Masse von Menschen zugänglich zu werden. Auch werden die Perspektiven revolutionärer Politik unter dem Lichte der Globalisierung und den weltpolitischen Veränderungen seit der Anfangsphase der RAF in den 60ern und 70ern, neu betrachtet.

Eine offizielle Neuausrichtung der RAF ist aus den Erklärungen eindeutig zu erkennen. Zudem appelliert sie an die Vertreter des Staates und der Wirtschaft:  „Wir haben uns entschieden, daß wir von uns aus die Eskalation zurücknehmen. Das heißt, wir werden Angriffe auf führende Repräsentanten aus Wirtschaft und Staat für den jetzt notwendigen Prozeß einstellen.“   Konform dieser Zusage verübt die RAF unter dem „Kommando Katharina Hammerschmidt“ am 30. März 1993 einen Anschlag auf den neugebauten, vor der Einweihung stehenden Gefängniskomplexes Weiterscheidt. Es entsteht ein Sachschaden von 100 Millionen DM.

Dieser Anschlag war zugleich die letzte offiziell bekannte Aktion der RAF. Organisationsintern nahmen die Probleme und Differenzen über die Zukunft der Roten Armee Fraktion deutlich zu. Neben zahlreichen Brüchen und Aufspaltungen in der linken Bewegung kommt es im Oktober 1993 auch zur Aufspaltung zwischen dem Gefangenenkollektiv und nicht inhaftierter RAF-Mitglieder. Grund ist die Mutmaßung der Gefangenen, dass die aktiven RAF-Verantwortlichen mit der Staatsmacht zusammenarbeiten würden.   Es verstreichen fünf Jahre, bis im April 1998 die Rote Armee Fraktion ihre offizielle Selbstauflösung bekannt gibt. In dem Papier, das unter dem Überbegriff „Warum wir aufhören“ erscheint, wird die Geschichte der RAF und die Fehler, die begangen wurden, kritisch rekapituliert.

Demnach standen die Mitglieder nach wie vor zu ihrer Entscheidung, bis zuletzt unter der Konzeption der Roten Armee Fraktion für die Revolution gekämpft zu haben. Jedoch wird eingelenkt, dass es ein „strategischer Fehler [gewesen sei], neben der illegalen, bewaffneten keine politisch-soziale Organisation aufzubauen“. Weiter wird angeführt, dass gegen Ende des RAF-Daseins kein organisationsinterner solidarischer Zusammenhalt mehr existierte hätte, unter anderem sehr deutlich zu sehen an dem bereits an voriger Stelle erwähnten Bruch zwischen Inhaftierten und sich nicht in Haft befindenden RAF-Mitgliedern 1993. Zudem ist zu entnehmen, dass der Grund für die Auflösung nicht der Mangel an Perspektiven revolutionärer Bewegungen war – vielmehr lagen die Ursachen in den tiefgreifenden Veränderungen in der weltpolitischen Lage mit der Niederlage der Sowjetunion und damit einer großen Enttäuschung von national- und gar weltrevolutionären Visionen, zusammen mit der aufkommenden Globalisierung und der erstärkenden Wirtschaft. Die Ungerechtigkeiten wurden und werden dadurch zusätzlich aufsummiert, die Verteilung des Wohlstands ungerechter, und die Not in den Entwicklungsländern, nicht zuletzt wegen der Unterstützung der Wirtschaftsmächte von diktatorischen Regimes, auf die Spitze getrieben. Revolutionäres Potenzial war also noch reichlich vorhanden und ist es ganz sicher heute nicht in geringerem Maße.

Jedoch wurde von der RAF sachgerecht erkannt, dass der organisatorischen, wirtschaftlichen und quantitativen Krafterfordernis und Notwendigkeit „des Umbruchs nur ein neues und internationalistisches Befreiungsprojekt gerecht werden kann, dem die neue Realität aus Ost und West zugrunde liegt“. Die Rote Armee Fraktion sei demnach „ebenso wie die gesamte bisherige Linke – […] nichts als ein Durchgangsstadium auf dem Weg zur Befreiung“. Mit dieser nicht deutlicher gefassten Aussage wird zweifelsfrei auf die Perspektive der weltweiten Befreiung angespielt. Aufgrund der sich stets verschlechternden Situation und der zunehmenden Ungerechtigkeiten der Machthabenden wird statuiert, dass die „Realität der Welt heute [zeigt], daß es besser gewesen wäre, der weltweite Aufbruch, aus dem auch die RAF kam, wäre durchgekommen". Die Schrift endet mit einem Satz   „Die Revolution sagt: ich war ich bin ich werde sein“                   3. Der RAF vergleichbare Organisationen   Vor allem in Südamerika nahmen systemrevolutionäre Bewegungen völlig andere Dimensionen an als es in der BRD der Fall war.

Während die RAF Anschläge, Entführungen und sonstigen Einzelaktionen durchführte, da sich keine größere Volksgruppe an ihrem Kampf gegen das kapitalistische System beteiligte, kam es in einigen südamerikanischen Ländern, wie z.B. in Kuba oder Nicaragua, zu Konflikten mit der jeweiligen herrschenden Macht, die auf einer ganz anderen Ebene abliefen und weitaus größere Resonanz aus breiten Teilen der Bevölkerung erhielten. So schlossen sich der revolutionären Bewegung MRTA in Peru viele Menschen an, die bereit waren selbst ihr Leben einzusetzen, um einen marxistisch-leninistischen Staat aufzubauen, der frei von dem Einfluss des Imperialismus und hier vor allem frei von der USA war, für einen Staat, der nicht dem Kapitalismus zum Opfer fallen würde. Aufgrund der damaligen Umstände, die vor allem Armut und Hilflosigkeit gegenüber den kapitalistischen Großmächten charakterisierten, genossen die revolutionären Bewegungen im Gegensatz zu der RAF in der BRD großes Ansehen unter der zumeist armen und unzufriedenen Bevölkerung und konnten auf deren Unterstützung zählen. Im Folgenden werden in jeweiligen Kurzportraits verschiedene Gruppierungen in anderen Ländern vorgestellt, die eine mit der der RAF vergleichbare Ideologie vertraten.

    3.1. Peru: Die MRTA (Movimiento Revolucionario Túpac Amaru)   Die MRTA (Movimiento Revolucionario Túpac Amaru) wurde 1984 von Victor Polay Campos in Peru gegründet und ging aus den revolutionären Linken (MIR) und der revolutionären sozialistischen Partei PSR/ML hervor. Ihren Namen erhielt die Organisation nach dem Indioführer Tupac Amaru II., der 1780 einen Aufstand gegen die spanische Kolonialmacht organisierte, in Folge dessen er ein Jahr später hingerichtet wurde. Der Anführer Polay Campos war seit seiner Jugend ein großer Verehrer Che Guevaras, und dessen Idee, gesamt Lateinamerika zu revolutionieren, versuchte er schon bald durchzusetzen.

Polay erreichte in seinem Verband zwar nie eine höhere Mitgliederzahl als 600 Personen, jedoch erlangte er durch spektakuläre Aktionen wie einen Überfall auf eine US-Botschaft im Jahr 1984, die Entführung einflussreicher Persönlichkeiten und Besetzung von Radiosendestationen und Nachrichtenagenturen - außerdem versuchte die MRTA zusammen mit chilenischen, ecuadorianischen, kolumbianischen und bolivianischen Gleichgesinnten ein revolutionäres Bataillon Amerika aufzubauen - einen hohen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung. Verwunderlicherweise wurde die MRTA von vielen als die „Gute Terrorgruppe“ bezeichnet. Erst 1990 gelangte der Gründer Campos zu seiner heutigen Popularität, nämlich als er zusammen mit 42 Mitgefangenen aus einem scheinbar ausbruchsicheren Gefängnis flüchtete. 1992 wurde er jedoch wiederum verhaftet. Seitdem verbüßt er eine lebenslange Haftstrafe.   Nach der Inhaftierung ihres Führers zog sich die MRTA - gleich der RAF nach dem Tode von Andreas Baader und seinen Genossen 1977 - zunächst zurück, sie trat in der Öffentlichkeit zunehmend in den Hintergrund, nachdem auch weitere Führungspersönlichkeiten verhaftet worden waren.

Doch die MRTA organisierte sich neu, und demonstrierte durch die Besetzung der Residenz des japanischen Botschafters im Dezember 1996 ein Wiederaufleben. Die Aktion sollte eine Generalamnestie und eine Legalisierung der MRTA erzwingen. Die Forderungen wurden nicht erfüllt, die Besetzung vom Militär blutig niedergeschlagen. Ihre Mitglieder rekrutiert die MRTA aus der armen, arbeitslosen oder ruinierten Bevölkerung Perus, hierunter vor allem auch Ureinwohner, die Indios. Sie vertritt die Interessen der Arbeiter, Bauern, Studenten, Armen, Werktätigen, des klassischen Proletariats also, sowie die Interessen aller anderen revolutionär denkenden Bürger, sowie die Ideologie des Marxismus-Leninismus, da diese aus ihrer Sicht klare Ansichten von den Menschen und der Gesellschaft liefert, und somit die Ideologie der Ausgebeuteten ist. Ihr Ziel ist es somit, das Land Peru zu revolutionieren und eine Herrschaft des Proletariats durchzusetzen.

Die MRTA hat sich bis heute noch nicht offiziell aufgelöst. In Peru ist weiterhin enormes revolutionäres Potential vorhanden, nicht zuletzt durch ein Erdbeben im Juni 2001, das weitere 10000nde Menschen obdachlos machte.     3.2. Mexiko: Die EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional)   Die EZLN ist eine mexikanische Revolutionsbewegung, die am 1. Januar 1994 zum ersten Mal ins Licht der Öffentlichkeit trat, als zur gleichen Zeit indianische Aufständige mehrere Städte im Süden von Mexiko besetzten.

Sie strebt nicht die militärische Machtübernahme des Staates an, sondern die Zerstörung jeglicher staatlicher Machtzentren. Die EZLN versucht, eine breite zivile Oppositionsbewegung gegen die Eine-Partei-Regierung aufzubauen, um so dieses Ziel zu erreichen. Sie setzt nicht auf den bewaffneten Aufstand zum Sturz des herrschenden Systems. Die Bewegung versteht sich als Teil der Zivilgesellschaft, die für Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie eintritt. Um diese Werte deutlich zu machen, lud die EZLN im August 1994 mexikanische Politiker zum Nationalen Demokratischen Konvent in den Urwald ein.   Das „Hauptübel“, welches in den Augen der EZLN von der Regierung angerichtet wird, ist ein Modernisierungsprogramm, das, nach Einschätzung der Revolutionäre, zu einer weiteren Benachteiligung der armen Bevölkerung Mexikos führt, die bei 103 Millionen Einwohner ca.

40.Mio. Menschen umfasst.   2001 wurden von der EZLN eingebrachte Gesetzesvorhaben, die eine Verbesserung der Lebensverhältnisse der Indios beinhalteten, von der Regierung verabschiedet.     3.3.

Die kubanische Revolutionsbewegung   Die kubanische Revolutionsbewegung, hier am Beispiel ihrer eigentlichen Führerfigur Che Guevara vorgestellt, war zweifellos eine der bisher erfolgreichsten Revolutionsarmeen weltweit. Diese Tatsache beruht vor allem aber auch auf die Umstände, die zu Zeiten der Revolution Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in Kuba herrschten. Auslöser der Kubanischen Revolution waren die wirtschaftliche und politische Abhängigkeit Kubas von den USA sowie die korrupte Diktatur Batistas. 1953 hatte sich eine starke Opposition gegen diese Missstände in Gewerkschaften und Universitäten gebildet. Die schon seit langer Zeit von den Großgrundbesitzern unterdrückten armen Bauern unterstützten die Revolutionsarmee. Ihr gelang es, den kubanischen Staat zu revolutionieren und das System des Kommunismus einzuführen.

Diese Bewegung, bzw. Che Guevara wollte ein sozialistisches Amerika nach Beendigung der Revolution umsetzen, einen völligen Umsturz auch der menschlichen Lebensweise, da er der Überzeugung war, dass ein sozialistischer Staat nur dann möglich sei, wenn es gelang, einen „neuen Menschen“ zu schaffen, der bereit war sein eigenes Wohl unter das Wohl der Gemeinschaft zu stellen, der nicht durch aggressives egoistisches Verhalten danach trachtete, seine eigene Position zu verbessern, sondern dazu bereit war, für seine Mitmenschen einzustehen. Che Guevara selbst lieferte seinen Mitstreitern hierfür ein nahezu perfektes Beispiel, er zeichnet sich aus durch Selbstlosigkeit und eiserne asketische Lebensweise, für seine Dienste bezog er den Minimallohn. Jedoch verlief nach dem Umsturz und der Einführung des Sozialismus in Kuba wenig nach den Vorstellungen Che Guevaras. Fidel Castro, der nominelle Führer der Revolution, bemerkte nämlich rasch, was für eine mitreisende Wirkung Che Guevara auf die Bevölkerung des Landes hatte, und bekleidete ihn daraufhin umgehend mit dem Amt des Polizeichefs, in welchem er faktisch politisch entmündigt war. Von nun an ereigneten sich die politischen Ausrichtungen Kubas gegen die Ansichten Che Guevaras.



Es war zu beobachteten, wie die Führungen des nun sozialistischen Kubas und auch anderer sozialistischer Länder wie Russland für sich selbst großen Reichtum sicherten, während weiterhin große Teile der Bevölkerung in Armut lebten. Diesen Dissens mit seiner eigenen Überzeugung trug er auch sehr direkt nach außen, was auf Drängen der Sowjetunion dann wohl auch dazu führte, dass er dazu gezwungen wurde, alle Ämter niederzulegen. Entschlossen, weiterhin politisch aktiv tätig zu sein, unterstützte er Revolutionsbewegungen in Kongo und Bolivien, welche allerdings fehlschlugen. Er kehrte daraufhin desillusioniert nach Kuba zurück. Che Guevara war Fidel Castro, obwohl dieser Guevaras Hoffnungen auf ein wahres kommunistisches, freies Kuba zerstört hatte, aufgrund seiner strengen Selbstdisziplin immer noch ergeben. Guevara nahm einen Auftrag Castros an, mit einer versprochenen Armee aufzubrechen, um den lateinamerikanischen Kontinent zu einem sozialistischen Reich zu vereinen.

Die versprochene Armee blieb jedoch aus, und so geriet Che Guevara mit einer Gruppe von ca. 40 Revolutionären in einen Hinterhalt, der von 200 CIA-Agenten gestellt wurde, und fand so seinen Tod. Diese Niederlage der Menschlichkeit, obsiegt vom Macht- und Einflusstrieb des Menschen, lässt die Frage aufkommen, ob die bisher vielversprechendste Revolution in Kuba, wo der Sozialismus unter Castro auch heute noch praktiziert wird, letztendlich nicht doch gescheitert ist.   3.4. Italien: Die Brigate Rosse (BR)   Die Brigate Rosse in Italien, welche auch Aktionen zusammen mit der RAF durchführten, diese jedoch vor allem mit militärischem Gerät ausrüsteten, und miteinander in engerem Kontakt, vor allem im Zuge der angestrebten westeuropäischen Front in den 80ern, standen, setzte sich im Gegensatz zur RAF größtenteils aus Arbeitern zusammen, da sie aus den italienischen Gewerkschaften hervorging Bis 1972 war die Brigate Rosse eine eher unbedeutende Organisation, die mehrere kleine Aktionen im Raum Mailand durchführte, welche meist in Anschlägen auf Autos leitender Angestellter bestanden.

Zu dieser Zeit wurde jedoch noch nach keinem Mitglied der Brigate Rosse polizeilich gefahndet, da diese sich nicht zu denn Anschlägen bekannte. Dies änderte sich jedoch nach der Entführung eines leitenden Siemens-Ingenieurs. Nach dieser nur wenige Stunden umfassenden Aktion wurden schon die meisten der am Anfang stehenden Stadtguerillas gefasst. Von 1974 bis 1978 wurden zahlreiche Aktionen durchgeführt, die den Tod von Personen mit sich brachten, um die politische Ziele der BR durchzusetzen. Ab 1980 erlitt die Brigate Rosse dann jedoch nur noch Rückschläge, Todesopfer durch Angriffe von außen und auch innerhalb der Organisation führten dazu, dass die BR im Jahr 1981 zusammen mit der Festnahme des Führungskopfes Mario Moretti ihr Ende fand.     4.

Die Ideologie der RAF, ihre Mittel zur Durchsetzung, und die Gründe des Scheiterns   Zwar hat die RAF ihre Ursprünge in verschiedenen antimilitaristischen, antiautoritären, antiimperialistischen und sozialrevolutionären Bewegungen, die sich bereits seit den 50er Jahren zu entwickeln begannen. Jedoch hebt sich ihre Zielrichtung und Ideologie in einigen Punkten grundlegend von denjenigen anderer Organisationen ab. Auch die Mittel und Wege zur Durchsetzung ihrer Visionen sind zum großen Teil nicht mit denen anderer linker Initiativen gleichzusetzen.   4.1. Die Ideologie der Roten Armee Fraktion   Zunächst wirft der Name, Rote Armee Fraktion, einige Fragen auf.

Welche Funktion hat diese spezielle Fraktion der Roten Armee? Was ist die Rote Armee Fraktion? Was soll sie bewirken? Zur Beantwortung dieser Fragen kann zuerst auf die Funktion, den Charakter einer Fraktion selbst zurückgegriffen werden. Existiert nämlich ein Stück, eine Fraktion, dann muss diese Fraktion ursprünglich auch einen größeren Ursprung, eine Herkunft haben. Die RAF sieht sich selbst daher als Teil einer großen, internationalen Bewegung an, die von immensem revolutionärem Potential herrührt. Auch in ihrer Auflösungserklärung von 1998 wird dies mit den Worten „die RAF - ebenso wie die gesamte bisherige Linke - ist nichts als ein Durchgangsstadium auf dem Weg zur Befreiung“ noch einmal in aller Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht.     4.1.

1. Der Kampf gegen den Faschismus   Wie oben im 2. Kapitel zur Geschichte der RAF und ihren Vorläufern bereits angesprochen, hatten Funktionäre in der Zeit unter der faschistischen NS-Herrschaft auch in der BRD weiterhin einflussreiche Positionen inne. Ehemalige NS-Militaristen, NS-Juristen, NS-Wirtschaftsfunktionäre, waren darum bemüht, sich bezüglich ihrer NS-Vergangenheit bedeckt zu halten. Einige bekleideten gar gesellschaftliche Führungspositionen, so beispielsweise auch Hanns-Martin Schleyer als Mercedes-Benz Manager und deutscher Arbeitgeberpräsident. Von dieser Tatsache ausgehend, lag es nahe, zu vermuten, dass bestimmte autoritäre Strukturen und faschistoide Verhaltensweisen im Staat und in der Wirtschaft fortbestehen würden.

Gegen diese Problematik, die bestätigt wurde durch die Notstandsgesetze, das durchgehend harte und teilweise affektive, illegale Vorgehen der Staatsmacht gegen militante Demonstranten und gegen inhaftierte politische Gefangene, durch die Isolationsfolter und den Toten Trakt, durch die vielfachen Reaktionen aus dem Ausland, kämpften die revolutionären linken Bewegungen seit den 50ern an. So war auch ein wichtiger Punkt in der RAF-Strategie die Provokation des Staates durch Anschläge und Entführungen, auf dass dieser sein wahres, faschistisches Gesicht zeigen würde. Auch damit sollte die Solidarität des Proletariats und den anderen potentiell revolutionären Teilen des Volkes gewonnen werden. Der Vietnam-Krieg war nach Darlegungen vieler Verfechter der gesamten Linken ein weiterer exemplarischer Beweis für die Faschismus-Theorie, einerseits wegen dem harten, zum Teil grob unrechtmäßigen Vorgehen der USA, andererseits wegen der Duldung durch die BRD – zudem stellte der Vietnamkrieg in vielen Augen nicht zuletzt eine Wiederholung nationalsozialistischer Vorgehensweisen dar. Es wurde von einem faschistischen Komplott der westlichen Industriestaaten gegen Dritte-Welt Länder gesprochen.       4.

1.2. Der Kampf gegen den Kapitalismus   „20 000 Menschen sterben jedes Jahr – weil die Aktionäre der Automobilindustrie nur für ihre Profite produzieren lassen und dabei keine Rücksicht auf die technische Sicherheit der Autos und den Straßenbau nehmen. 5 000 Menschen sterben jedes Jahr – am Arbeitsplatz oder auf dem Weg dahin oder auf dem Heimweg, weil es den Produktionsmittelbesitzern nur auf ihre Profite ankommt und nicht auf einen Unfalltoten mehr oder weniger. 12 000 Menschen begehen jedes Jahr Selbstmord, weil sie nicht im Dienst des Kapitals hinsterben wollen, machen sie lieber selber mit allem Schluß. 1 000 Kinder werden jedes Jahr ermordet, weil die zu kleinen Wohnungen nur dazu da sind, daß die Haus- und Grundbesitzer eine hohe Rendite einstreichen können.

“   Der Missstand der wirtschaftlichen Situation weltweit, vor allem aber der Unterschied zwischen den Wohlstandsnationen und armen Ländern der Welt, zwischen West und Ost, wurde im Anfangsabschnitt der RAF-Schrift mit dem Übertitel „Dem Volke dienen“ aufgegriffen. Demnach sei der Kapitalismus Ausgangspunkt für viele Ungerechtigkeiten auf der Welt. Noch zunehmend internationalisiert und verschärft wurde dieser durch die in den 80ern einsetzende Globalisierung. Ebenso wird in dieser RAF-Schrift die von wirtschaftlichen Interessen und einflussreichen Großkonzernen gelenkte Politik der BRD angesprochen. Es wird klargestellt, dass die Produktionsmittelbesitzer das arbeitende Proletariat im Grunde genommen ausschließlich zu eigenen Zwecken instrumentalisieren würden. Sowohl wirtschaftlich als auch politisch.

Weiter sei der Kapitalismus die Wirtschaftsform, die den Imperialismus erst möglich mache, da er das Kapital für die nötigen internationalen Expansionen, Etablierungs- und Vereinnahmungsprozesse liefere. Er hemme durch seine steigende Vereinnahmung der Arbeitnehmer ihr freies Denken und verhindere, dass sie aufgrund der hohen Arbeitsauslastung selbst politisch engagiert und aktiv werden. Gegen diese Missstände wollte die RAF ankämpfen, ihre Bemühungen galten der Aufklärung des Proletariats. Das von dem Jungarzt Dr. Huber initiierte Sozialistische Patientenkollektiv (SPK) in Heidelberg, mit welchem die RAF zeitweilig kooperierte, ging sogar soweit, dass es die Erfordernisse durch die zunehmenden Ansprüche der Gesellschaft, der Arbeitswelt und somit des Kapitalismus an die Arbeitenden alleinig für psychische Krankheiten verantwortlich machte. Der Befund psychischer Probleme wurde also immer auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Ursachen, auf das politische System, zurückgeführt.

Nach Dr. Huber hatten Krankheit und Kapital ein und dieselbe Identität. Eine konsequent radikale Ansicht, die auch die RAF vertrat. Auch war der Kapitalismus in seiner zweischneidigen Funktion ein Hemmschuh, der verhinderte, dass es ein einheitliches Proletariat weltweit geben konnte. Es war nämlich einem Proletarier aus einem reicheren Industriestaat schlecht zu vermitteln, wieso er gegen die Ausbeutung des Proletariats in Dritte-Welt Ländern ankämpfen sollte – stellte dieses doch zum Teil die Grundlage seines Einkommens dar, bescherte dem Arbeitgeber Gewinn und sicherte die Arbeitsplätze der Arbeitnehmer.   „Manche vertrauen auch naiv darauf, daß sich das Proletariat an den Widersprüchen des Kapitalismus wundstoßen und so revolutioniert werde.

Sie vergessen, daß es seit der Entstehung des industriellen Kapitalismus ausgiebig Gelegenheit hatte, sich wundzustoßen, inzwischen ist ihm eine Hornhaut gewachsen. So schnell kommt es da nicht zu revolutionären Entzündungen.“     4.1.3. Der Kampf gegen den Imperialismus   „Der Nationalsozialismus war nur die politische und militärische Vorwegnahme des imperialistischen Systems der multinationalen Konzerne.

“   In enger Verbindung mit dem Nationalsozialismus und allgemeiner dem internationalen Faschismus in dessen fortentwickelter Tradition sieht die RAF unter anderem auch den Imperialismus, später auch die zunehmende wirtschaftliche Globalisierung. Wichtigste Grundlage des Imperialismus ist in den Augen der RAF der Kapitalismus, der vor allem durch die USA vorangetrieben wird. Auch hier sind die Dritte-Welt Länder als weitere Konsequenz zum „geschröpften“ Industrieproletariat der westlichen Staaten notwendig, um den Fortbestand des Kapitalismus und der elitären Minderheiten zu sichern. Wegen der billigeren Löhne, im Gegensatz zu den Wirtschaftsnationen gibt es in weiten Teilen noch keine vorgeschriebenen Mindestlöhne, den relativ eingeschränkten rechtlichen Zugeständnissen und des hohen Leistungspotentials stellt das Proletariat in den Entwicklungsländern eine wichtige Grundlage zur weiteren Anhäufung und Konzentration von Kapital, und hier vor allem in der westlichen Welt, dar. Diese Abhängigkeiten und indirekte ökonomische Diktatur werden von der RAF als „Neokolonialismus“ – in diesem Zusammenhang seien die Entwicklungsländer weiterhin Kolonien – bezeichnet. Auch setzten und setzen sich die Industrienationen, allen voran die USA, für die alten, meist totalitären Machtstrukturen in den Entwicklungsländern ein und unternehmen vieles, um diese zu erhalten, damit sie ihren Einfluss weiterhin zu ihren eigenen Vorteilen ausnützen zu können.

Die Opfer dieser Bemühungen seien die revolutionären Bewegungen, mit denen die RAF von sich selbst eine enge Solidarisierung fordert. Alles in allem ein weiterer Grund, um gegen den Imperialismus anzukämpfen. Die RAF sah ihre Anschläge und ideologische Ausrichtung also sowohl durch die Unterdrückung der Dritte-Welt Länder, als auch durch das „geblendete“ Proletariat in den Wohlstandsnationen als gerechtfertigt an. Wegen der US-amerikanischen Führungsfunktion hinsichtlich des Imperialismus und des Kapitalismus richteten sich die Anschläge der RAF unter anderem auch auf US-Stützpunkte in der BRD. Weiter oben, im zweiten Teil zur Geschichte der RAF können diese nachgeschlagen werden.         4.

1.4. Die RAF als Mitbegründer einer internationalen Revolution   Die Rote Armee Fraktion hat sich selbst die Aufgabe gestellt, das revolutionäre Subjekt, welches nach Marx durch das Industrieproletariat verkörpert wird, aufgrund seiner aktuellen politischen Passivität, durch Aufklärung zu mobilisieren und im Widerstand bzw. weiterführend im politischen Kampf zu organisieren, verdeutlicht in dem oft zitierten abschließenden Satz des ersten offiziellen RAF-Papiers 1970 zur Baader-Befreiung: „Die Klassenkämpfe entfalten Das Proletariat organisieren“ Somit verstand sich d

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