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  Kastraten: engel wider willen



Kastraten: Engel wider Willen  Kastraten waren eine italienische „Erfindung“ (16.-Anfang 20. Jh.). Alles begann in den Conservatorio, den Bewahranstalten. In Italien gab es viele elternlose Kinder, die nicht unbedingt Waisen waren.

Babys wurden damals vor den Pforten der Kirchen ausgesetzt. Später gab es Ablageschränke in der Kirche, wo die Mutter unerkannt ihr Baby hineinlegen konnte, damit ihm nichts geschah (z.B. von Hund angeknabbert). Daraufhin sangen dann die Kinder in der Messe. Später wurde das Conservatorio eine Art Musikschule.

Zeigte der kastrierte Knabe jedoch kein Talent, wurde er nach Hause geschickt und war wegen seiner hohen Sprechstimme dort sofort als Kastrat zu identifizieren.   Die Knaben erhielten früher eine besondere Gesangsausbildung (Porporas Lehre). Es brauchte aber eine gewisse Zeit der Übung, bis ein hohes Niveau erreicht war. Die Zeit bis zum Stimmbruch reichte aber nicht. Daher kastrierte man, um den Stimmbruch zu verhindern.   Schuld war eigentlich der Apostel Paulus: „Wie in allen Gemeinden der Heiligen, sollen in euren Gemeinden die Frauen schweigen; denn es ist ihnen nicht verstattet, Vorträge zu halten“ (14.

Kapitel des 1. Briefes an die Gemeinde in Korinth). Man verwendete aber immer nur den ersten Teil des Zitates, so dass Frauen in der Kirche nicht einmal singen durften. Zur Zeit der gregorianischen Gesänge war das noch kein Problem, erst als es mehrere Stimmen gab, reichte die Männerstimme nicht mehr aus. So wurde schon im Kindesalter kastriert, normalerweise mit 7-8 Jahren. Es geschah aber auch oft, dass die Knaben ihre Stimme ganz verloren.

  1841, „Encyklopädie der gesamten Medizin“, Stichwort: Castration: Benötigt wurde ein convexes Messer, ein gerades Messer, eine Schere mit stumpfer Spitze, eine Hohlsonde, die zur Unterbindung blutender Gefäße nötigen Werkzeuge, eine krumme Heftnadel, mehrere Heftfäden, ein spitzer Haken, Schwämme mit kaltem und mit warmem Wasser, ein ausgefasertes Leinwandstreifchen, Heftpflasterstreifen, Kompresse und Binde. Es wurden vier Gehilfen gebraucht: zwei hielten fest, zwei assistierten dem Operateur. Man entleerte Harnblase und Darmkanal, legte den Betroffenen quer über eine mit Wachsleinwand bedeckte Matratze und entfernte die Beine voneinander oder man setzte ihn auf den Tischrand mit voneinander entfernten Schenkeln und auf Stühlen ruhenden Füßen; Brust und Kopf müssen zurückgebeugt und mit Kissen unterstützt werden.   1701 stellte Ancillon die Sache etwas einfacher, aber wesentlich drastischer dar: „Der Knabe wurde mit Opium oder andere Narkotika betäubt und einige Zeit in ein sehr heißes Bad gesetzt, bis er in einem Stadium ziemlicher Gefühllosigkeit war. Dann wurden die Kanäle, die zu den Hoden führen, durchschnitten, so dass die Hoden im laufe der Zeit zusammenschrumpften und verschwanden.“   Aber warum der ganze Aufwand?   Indem der Atem durch die Stimmritze im Kehlkopf geführt wird, versetzt die Luft die Stimmbänder in elastische Schwingungen.

Der Ton entsteht. Die Höhe der Tons hängt von der Länge und der Spannung der Stimmbänder ab. Je kürzer die Stimmbänder, desto höher die Stimme (vergleiche mit den Saiten einer Harfe). Die Stimmbänder eines erwachsenen Mannes sind etwa 18mm lang, die einer Frau etwa 12mm. In der Pubertät kommt es bei Jungen durch den Einfluß von Geschlechtshormonen zu einem raschen Wachstum und damit zu einer Vergrößerung der Kehlkopfes. Die Stimmlippen verlängern sich um etwa 10mm.

Durch die Entfernung der Hoden oder auch nur der Kanäle- wo diese Hormone hergestellt werden- vor der Pubertät, wird dieser Prozeß verhindert. Die übrige Körperentwicklung geht mit leichter zeitlicher Verzögerung weiter. Besonders nützlich sind dem Sänger das große Volumen von Brustkorb und Lunge eines erwachsenen Mannes, die Stimme bekommt die Kraft einer Männerstimme, der Kastrat hat auch durch die kürzere Stimmritze einen längeren Atem und kann so die schwierigsten Gesangspassagen mit größter Leichtigkeit singen, die Mundhöhle gewinnt an Weite. Daher hat die Stimme des Kastraten die Resonanz eines Erwachsenen, aber die Stimme bleibt die eines Knaben. Um also zu verhindern dass der Sänger die Knabenstimme verliert, muß die Pubertät verhindert werden; und das geht nur durch rechtzeitige Kastration.   Geschieht die Kastration vor der Pubertät, bleibt der Betroffene in jeder Beziehung unmännlich.

Er hat eine weibliche Stimme, weibliches Aussehe und nimmt sogar weibliche „Gemüts- und Denkungsart“ an.   Der Kastrat hat auch ein typisches Aussehen. Durch den verzögerten Wachstumsschub wächst der Kastrat auch noch bis er 30-40 Jahre alt ist. Arme und Beine sind im Verhältnis zum Rumpf zu lang. Wenn sie schon als Knaben zur Korpulenz neigten, wird der erwachsene Kastrat extrem dick. Die meisten Kastraten waren entweder kugelrund oder spindeldürr.




Bartwuchs und Körperbehaarung treten nur schwach oder gar nicht auf. Der Kastrat ist sein ganzes Leben als solcher zu erkennen. Nicht nur die Singstimme bleibt hoch, sondern auch die Sprechstimme.   Viele Kastraten waren reich und doch stammten sie aus armen Verhältnissen. Das reizte natürlich arme Leute, die oft viele Kinder hatten, und sie ließen ihre Söhne kastrieren, damit sie erfolgreiche Sänger würden und der Familie Geld einbrachten. Ein Schnitt mit dem Messer und die ganze Familie konnte auf eine glanzvolle Zukunft hoffen.

Es lockten reiche Vorbilder wie Farinelli und Caffarelli.   Sogar in der päpstlichen Kapelle gab es um 1600 schon Kastraten. Obwohl sie laut katholischer Kirche natürlich nie existiert haben.   Es ist ungewiß, wie viele Knaben jedes Jahr kastriert wurden, wie viele verbluteten, wie viele durch stümperhafte Durchführung der Operation oder fehlende Nachbehandlung zu Krüppeln wurden. Nur wenige dieser kastrierten Kinder wurden zu großen Sängern.   Die Operation war überall in Italien verboten.

Aber Jeder wußte von ihrer Durchführung. Meistens geschah es in einem Hinterzimmer oder im Stall. Es wurde aber weder von der Justiz noch von der Kirche weiter verfolgt. Offiziell wurde die Kastration nicht zur Kenntnis genommen. Es wurden Geschichten erfunden, um die Notwendigkeit dieser Operation vorzutäuschen. Der Junge sei vom Pferd gefallen.

Ein Hund oder eine Gans habe den Knaben gebissen. Er hat sich beim Spielen verletzt.   Da Frauen nicht auf die Bühne durften, übernahmen junge, hübsche Kastraten in Frauenkleidern diese Rollen in der Oper. Weil Kastraten aber besser bezahlt wurden als Sängerinnen, gaben sich auch schon mal Frauen als Kastraten aus. Es gab da nur ein Problem: Wenn ein Kastrat zu weibliche Formen hatte, überprüfte ein Priester das Geschlecht. Aber es gab auch eine Lösung: Es existierte ein „Gerät“ aus einem Stück Darm (etwa daumendick), das zur Tarnung benutzt wurde.

  Ganz anders als im übrigen Europa wurden Kastraten in Frankreich nicht sehr geschätzt. Man hatte dort als einziges Land in Europa einen eigenen Opernstil entwickelt- obwohl der Gründer der französischen Oper Italiener war! Theater und Oper spielten sich fast nur in Paris ab. Während in Italien jede größere Stadt ein Opernhaus hatte.   Es galt als unsittlich, wenn ein Kastrat mit einer Frau zusammen lebte. Allerdings galten Kastraten als besondere Liebhaber. Schließlich konnte die Frau eine unerwünschte Schwangerschaft ausschließen.

Auch so durften Frau und Mann nicht unverheiratet zusammenleben. Es drohte Polizei. Es war aber in Ordnung, wenn seine Geliebte eine eigene Wohnung hatte. Er konnte auch die Nacht bei ihr verbringen. Es gab zwar Tratsch, aber keine weiteren Schwierigkeiten. Kastraten war selbst das untersagt.

  Titius, wegen einer Kriegsverletzung kastriert, wollte heiraten. Er bat um Erlaubnis, bekam aber eine Absafe mit folgender Begründung: „Da der heilige Ehestand zur Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts eingesetzt, zu welcher Titius untüchtig,“ sei ihm der kirchliche Segen zu verweigern. Der Priester nennt einen weiteren Grund, die Ehe zu verbieten, da sie „auch das zweite Ziel der Ehe, nemlich der Dämpfung der Sinnlichkeit und das Löschen der Lust nicht erreichen könnte, also Lucretia (seine Angebetete) sich in beständiger Gefahr der Hurerei und am Abgrund des Ehebruchs befinden würde.“ (1666) Dennoch wurde die Eheschließung erlaubt, da sich Titius auf „unreine Begierde“ oder andere „Unreinheiten befleißigen“ könnte. Daher wählte man von zwei Übeln das geringere.   Doch Titius existierte gar nicht.

Ein berühmter Kastrat, Bartolomeo de Sorlisi, hatte die Geschichte erfunden, um trotz Eheverbotes heiraten zu können. Es gab immer wieder Ärger, die Ehe sollte annulliert werden. Man durfte dann aber doch zusammen bleiben. Schließlich wurde die Ehe durch den Tod geschieden. Sorlisi starb mit 40 Jahren. Er hinterließ der jungen Witwe ein beträchtliches Vermögen.

  Es kam aber auch schon mal vor, dass ein Kastrat in einer nicht katholischen Gegend heiraten durfte.   Die Kastraten, die als Sänger keinen Erfolg hatten, wurden zumindest von Frauen und Männern verfolgt, um sie als Liebhaber zu gewinnen.   Von denen, die keinen Erfolg hatten, weiß man heute sehr wenig. Man glaubt, dass ihre Familien durch den chirurgischen Eingriff noch ärmer wurden. Schließlich kostete die Operation eine Menge Geld.   So sangen sie in den Kirchenchören, obwohl die Kirche offiziell gegen Kastraten war.

Ihre Rechtfertigung: Die Knaben würden ja nicht für den Kirchenchor, sondern für die Oper kastriert. Und wenn die Operation einmal geschehen sei, dann sei es nicht unmoralisch, sondern geradezu ein Akt der Nächstenliebe, die Sänger, die kein Engagement in der Oper gefunden hatten, durch ihre Beschäftigung im Kirchenchor vor den völligen Armut zu bewahren.   In den Kirchen waren aber nur schlechte Sänger beschäftigt. Zu großen Festen konnte die Gemeinde aber gegen entsprechende Bezahlung einen guten Kastraten herbeirufen.   Wer es nicht einmal in den Kirchenchor schaffte, saß als Bettler auf der Straße.   Es gab auch verschiedene Schimpfwörter für Kastraten: z.

B. Eunuchen (gr. „Betthüter“), Kapaun (meint den zur Mästung kastrierten Hahn), evirato (der „Entmannte), Soprano. In Deutschland war man besonders erfinderisch. Man nannte sie „Ohnegeil“, „Hämmling“ und „Verschnittene“.  In Frankreich hat der Tenor schon immer eine größere Rolle gespielt als der Kastrat.

Später ersetzte der Tenor auch auf anderen Bühnen den Kastraten immer mehr.   Noch bis 1903 sangen Kastraten in der Kirche. Bis Papst Pius X. es in dem selben Jahr abschaffte.                                                                               Quelle: Hubert Ortkemper Engel wider Willen Die Welt der Kastraten Dtv/ Bärenreiter

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