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  Debussys orchester- und klaviermusik

Debussys Orchester- und Klaviermusik by Jakob Petsovits, BRG Oberpullendorf, Burgenland, Österreich zum Zwecke des Bestehens der mündlichen Matura in MusikGliederung   Biographie......

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.... 2 - 4 Kindheit, Jugend und Konservatorium..

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..... 2 Von der Bohème-Periode zu reifen Werken.

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... 3 Bis zum Ende seines Lebens...

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. 4 Der impressionistische Stil.....

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.... 4 - 5 Über den Impressionismus in der Malerei..

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..... 4 Über den musikalischen Impressionismus und dessen Stilmittel.

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.. 5 Ein Überblick über Debussys Schaffen....

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.... 6 Besprechungen einzelner Werke..

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.... 7-12 Prélude à l’après-midi d’un faune..

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..... 7 La Mer.

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. 8 Children’s Corner (mit besonderem Augenmerk auf Golliwogg’s cake walk).....

9-10 Préludes (mit besonderem Augenmerk auf La cathédrale engloutie und Voiles) 10-12     Vorwort für alle, die vorhaben, diese Arbeit zu verwertenDiese Arbeit, die nicht nur den Bereich von Debussys Orchester- und Klaviermusik, sondern auch seinen Lebenslauf, seine musikalischen Besonderheiten und eine einseitige Übersicht über seine Werke umfasst, wurde für meinen Fachlehrer Mag. Mittermann als Eingrenzung des Stoffes für die Spezialfrage meiner mündlichen Matura (für alle Deutschen: Abitur, Reifeprüfung, oder was weiß ich, wie immer ich da sagen kann) benutzt. Logisch, denn dort brauche ich nicht nur Detailwissen, sondern auch einen guten Überblick über das ganze Thema. Falls der Leser im Internet nach Debussy suchen sollte, will ich ihm keine zu großen Hoffnungen machen, denn allzu viel findet sich dort nicht. Ich habe einen Großteil meiner Informationen aus Kopien meines Lehrers und aus einer kurzen Debussy-Biografie. Die einzige Site im Internet, aus der man beträchtliche Informationen schöpfen kann, lässt sich mit Yahoo! finden und behandelt Debussys Klavierwerke.

Nach akribischer Genauigkeit und anschließendem Korrekturlesen dürfte die Anzahl von Fehlern in dieser Arbeit minimal (damit meine ich höchstens 0-3 in den ganzen 12 Seiten) sein. Ich kann mich schon im Vornhinein für die komplizierte Sprache, die hier verwendet wird, entschuldigen. Als Gegenleistung enthält sie dafür massenweise verwertbare Informationen, falls der Leser eine ähnlich große Arbeit in Planung hat. Die Verwendung von irgendwelchen bildlichen Ausschweifungen oder Superlativen habe ich bewusst gezügelt, das sie in einer wissenschaftlichen Arbeit kaum von Bedeutung sind. Ich schlage dem Leser vor, sich für seriöse Zwecke nichts herauszukopieren, weil man zum Einen durch das eigene Schreiben enorm viel lernt und zum Zweiten meine verschlungenen Satzkonstruktionen unter Garantie auffallen. Genug der Worte: ich wünsche dem Leser damit eine gute Verwendung dieses Materials.

Glück auf! 1. Lebenslauf von Debussy (1862 – 1918) 1.1. Kindheit, Jugend und Konservatorium Claude Achille Debussy wurde am 22. August 1862 in einem Pariser Vorort, Saint-Germain-en-Laye geboren. Seine Familie zog dann mit ihm nach Paris.

Seine vier Geschwister wurden von einer Schwester seines Vaters Manuel Achille aufgezogen, nur er selbst war der strengen Mutter ausgeliefert. Immerhin verbrachte er auch glückliche Zeiten bei seinem Onkel Achille Arosa. 1870 begann er Klavierunterricht bei Madame Mauté de Fleurville zu nehmen, die Debussys Talent erkannte und die Eltern überzeugte, ihn eine Virtuosenlaufbahn einschlagen zu lassen. Zwei Jahre später bestand er die Aufnahmeprüfung für das Pariser Konservatorium, wo er die nächsten 12 Jahre seines Lebens verbrachte. Er lehnte sich gegen die musikalischen Regeln, die dort gelehrt wurden, auf, und nervte etliche Professoren mit seinem Trotz und seinen Versuchen, etwas Neues zu schaffen. Die ersten drei Jahre im Konservatorium bestritt er als Schüler des toleranten Lehrers Lavignac, auf diesen folgten Marmontel als Klavier- und Durand als Harmonielehrer, bei denen der Unterricht eine Qual für Debussy war.


Mit einer Ausnahme schloss er seine Lehrjahre im Klavierspiel bis 1877 immer mit einer Auszeichnung (3., 2. oder 1. Preis) ab, 1878 und 1879 konnte er den bisherigen Erfolg nicht fortsetzen. Für seine Eltern war er somit ein Versager, und sie ließen die Aussicht auf eine Virtuosenlaufbahn fallen. Später verzichtete er überhaupt auf den Kontakt zu ihnen.

Allerdings erhielt Debussy einen ersten Preis für Klavierbegleitung in der Klasse von M. Bazile. Im Sommer 1880 wurde Debussy von seinem Lehrer Marmontel Frau Nadesha von Meck, der Mäzenin von Tschaikowski, vermittelt. Er war als Klavierlehrer ihrer Kinder, aber vor allem als Begleiter und Vorspieler für die reiche Witwe angestellt und fühlte sich dort, fast wie ein Gast behandelt, sehr wohl. Mit seiner Rückkehr ins Konservatorium begann er seinen Kompositionskurs bei dem jungen Lehrer Ernest Guiraud, ermöglicht von seinem Preis in Klavierbegleitung. Guiraud förderte sein Talent, indem er seine aufmüpfige Ader nicht zu zähmen versuchte.

Er ging auf Debussy ein, und Guirauds Unterricht sagte ihm zu. Weil er anfangen musste, Geld zu verdienen, versuchte er sich zunächst als Begleiter von Gesangskursen, dann reiste er im Sommer 1881 wieder zu Frau von Meck, nach Russland, und auch im Sommer danach. Auf einer Reise nach Wien mit ihr hörte Debussy zum ersten Mal Wagners „Tristan und Isolde“, das bei ihm einen großen Eindruck hinterließ. Frau von Mecks herzliche Unterstützung endete jedoch abrupt, als er und Frau von Mecks Tochter Sonja sich ineinander verliebten und die Witwe dagegen war. Debussy hatte mit 18 Jahren auch die 30jährige Madame Vasnier kennengelernt. Er schloss eine enge Freundschaft mit ihr und ihrem Mann, der sich in der Folge um seine musikalische Ausbildung kümmerte.

Bei den Vasniers verbrachte der junge Student viel Zeit. 1884 gewann er schlussendlich den Rompreis, eine Auszeichnung für Kompositionen, nachdem er zum zweiten Mal und mit seinem Werk L’enfant prodigue dort angetreten war. Seine „Belohnung“ war eine dreijährige Reise nach Rom, vom Staat finanziert, die ihm allerdings absolut nicht zusagte. Anfangs konnte Debussy sich mit viel Mühe und den Ratschlägen von Herrn Vasnier überwinden, den Aufenthalt nicht abzubrechen, aber 1887 hielt er es schlussendlich nicht mehr aus und kehrte heim nach Paris. Danach wurden seine Besuche bei den Vasniers auch seltener. Er verweigerte den abschließenden Preis des ihm verhassten Konservatoriums und verbot die Aufführung der in Rom komponierten Werke, weil sein Stück Printemps nicht aufgeführt werden sollte.

Somit schloss er seine Zeit als Student ab. 1.2. Von der Bohème-Periode zu reifen Werken  Er begann verschiedene Liebesbeziehungen, darunter auch sein Verhältnis mit Gabrielle Dupont, kurz Gaby genannt, die in den folgenden schweren Jahren treu zu ihm hielt. Auch viele Freundschaften mit Musikern und Dichtern hatten in dieser Zeit ihren Anfang. Da wären unter Anderem Paul Dukas, Ernest Chausson, Eugène Ysaye oder Erik Satie, aber vor allem Pierre Louys, mit dem ihm eine besonders enge Freundschaft verband.

Er hielt auch etwas Kontakt zu Stéphane Mallarmé, dessen Gedicht er später mit der Prélude à l’après-midi d’un faune vertonte. Auf der Pariser Weltausstellung 1889, für die übrigens der Eiffelturm gebaut wurde, bekam Debussy erstmalig Eindrücke von fernöstlicher Musik, deren Gamelan-Orchester ihn, wegen ihrer Rhythmik und ihrem Gebrauch das Klangs an sich, beeindruckten. Seine ersten Kompositionen wurden von einem literarischen Verleger herausgegeben, danach übernahm der Verleger Georges Hartmann diese Aufgabe. Im Jahr 1892 begann er die Planung für sein größtes Projekt, seine einzige Oper Pelléas et Mélisande nach einer literarischen Vorlage von Schriftsteller Maeterlinck, an der er 10 Jahre lang arbeitete. 1894 erschien sein erstes Meisterwerk Prélude à l’après-midi d’un faune, nachdem er sich mit verschiedenen kleineren Kompositionen beschäftigt hatte. Es wurde vom Publikum gut aufgenommen, die Kritiker hielten sich mit ihren Aussagen eher zurück.

Das Zusammensein mit Gaby wurde ihm allmählich lästig, und im Februar 1897 kam es zur Trennung. Gabys Selbstmordversuch mit einem Revolver schlug fehl, nach ihrem Aufenthalt im Krankenhaus wurde sie von den Familien Chausson und Ysaye aufgenommen. Das war für Debussy ein Grund, die Freundschaften zu quittieren. Nach schweren finanziellen und seelischen Krisen rettete er sich 1899 schließlich in die Ehe mit Lily Texier, die ihn wieder etwas stabilisierte. Er konnte sich mit Werken wie Les Nocturnes finanziell über Wasser halten, bis er 1902 endlich mit den Arbeiten an Pelléas et Mélisande fertig wurde. André Messager wurde die Funktion des Dirigenten zuteil, der den Direktor der Pariser Opéra-Comique Carré überzeugte, Debussys Oper aufzuführen.

Debussy wählte für die Rolle der Mélisande die schottische Sängerin Mary Garden, was den Autor der Vorlage zutiefst erzürnte. Maeterlinck wollte seine Frau als Mélisande sehen, deshalb brach er mit Debussy und versuchte, die Oper abzusetzen. Er hatte dabei keinen Erfolg, und nach heftigen Protesten und Buhrufen bei den ersten Aufführungen wurde Pelléas et Mélisande doch noch ein Erfolg, der den Komponisten zu Geld und Berühmtheit führte. Inzwischen verliebte er sich in die Mutter von einem seiner Klavierschüler. Im Gegensatz zu Gaby und Lily, beide aus den unteren Gesellschaftsschichten, kam Madame Emma Bardac aus gutem Hause. Als Lily erfuhr, dass Emma seine Geliebte war, versuchte sie sich, genau wie schon Gaby vor ihr, mit einer tödlichen Kugel das Leben zu nehmen.

Auch dieser Versuch misslang, und Debussy ließ sich 1905 schließlich von ihr scheiden. Den meisten seiner Vertrauten, die zu Lily hielten, beendete er die Freundschaft, so dass es zum Bruch von jahrelangen Freundschaften wie die mit Mary Garden oder sogar Pierre Louys kam. Noch bevor Emma sich ihrerseits von ihrem Mann scheiden ließ, wurde das gemeinsame Kind von Emma und Claude geboren: Tochter Claude-Emma, bekannt als Chouchou. Im selben Jahr vollendete Debussy auch sein orchestrales Werk La Mer, ein weiteres Meisterwerk, durch das er wegen der Unterschiedlichkeit zu Pelléas et Mélisande viele Anhänger wieder verlor. Nichtsdestotrotz komponierte er fleißig weiter und vollbrachte Leistungen wie die Images oder die Suite Children’s Corner für Klavier zu schreiben. 1.

3. Bis zum Ende seines Lebens  Nach der Heirat mit Emma Bardac 1908 hatte Debussy keine weiteren Krisen vor sich. Obwohl seine Frau von ihrem reichen Onkel enterbt wurde, hatte die Familie doch genügend Geld, um sich ein Leben in Wohlstand leisten zu können. Er schuf Kompositionen wie sein bekanntestes Werk Préludes (genauer gesagt der 1. Band von zweien), eine Sammlung von klanglich außergewöhnlichen Klavierstücken, oder auch die schwierigen Études. Neben dem Bühnenstück Le martyre de Saint-Sébastien war das Ballett Jeux eine seiner letzten großen Kompositionen.

Ab 1915 verschlimmert sich Debussys Krebsleiden, das 1909 festgestellt wurde. Der erste Weltkrieg tat das Übrige, um Debussys Schaffenskraft zu lähmen. Sein letztes Werk, das in der Öffentlichkeit aufgeführt wurde (1917), war die Sonate für Violine und Klavier, der Klavierpart wurde noch von Debussy gespielt. Claude Debussy starb am 26. März 1918 im Alter von 55 Jahren in Paris.          2.

Der impressionistische Stil  2.1 Über den Impressionismus in der Malerei Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde der Impressionismus von einer Gruppe avantgardistischer Maler gegründet. Er ging einher mit anderen neuen Ansätzen und war weit nicht der einzige Versuch, die Kunst zu revolutionieren. Namensgebend für diese Stilrichtung war Claude Monets Bild Impression, soleil levant, das 1874 das erste Mal ausgestellt wurde. Obwohl der Begriff Impressionismus zunächst als Schimpfwort gedacht war, setzte er sich schließlich für diesen Stil durch.

Die wichtigsten impressionistischen Maler waren Claude Monet, Auguste Renoir und Edgar Degas. Sie und etliche andere begannen, ihre Werke nicht wie bisher so wirklichkeitsgetreu wie möglich abzubilden, sondern ihre Eindrücke und die Spiegelungen des Lichts in gerade diesem einem Moment, wo sie erlebt wurden, festzuhalten. Die Bilder verloren damit an Realitätsnähe, die Farben waren ineinander verschwommen und hatten außerdem oft einen anderen Farbton als in der Wirklichkeit, Details wurden übergangen. Das regte natürlich den Missmut der Kritiker, die die Malereien des Impressionismus sofort verurteilten.    2.2 Über den musikalischen Impressionismus und dessen Stilmittel Der musikalische Impressionismus ist zeitlich gesehen ziemlich eng gesteckt.

Er wird hauptsächlich mit zwei Namen in Verbindung gebracht, nämlich Claude Debussy und Maurice Ravel, und ist ungefähr zwischen 1890 und 1910 angesiedelt. Dieser kurze Zeitraum ist bedingt durch die Tatsache, dass es keine echten anderen impressionistischen Komponisten gab, höchstens einzelne Werke. Ein genauer zeitlicher Rahmen lässt sich nicht so einfach zuordnen, zumal andere Stilrichtungen wie der Expressionismus mit der Atonalität und der Zwölftontechnik ungefähr in der gleichen Zeit angesiedelt war und auch die Romantik noch nicht von der Bildfläche verschwunden war. Debussy und Ravel hatten eigene Ideen und versuchten, voneinander kaum beeinflusst, eine neue Tonsprache zu entwickeln. 2.2 Über den musikalischen Impressionismus und dessen Stilmittel  Das Ergebnis, zu dem sie kamen, war eigentlich nichts wirklich Neues, sondern vielmehr eine Kombination von bereits vorhandenen Systemen, die in Europa damals nicht üblich waren.

Das System von Dur und Moll, aufbauend auf den Stufen Tonika, Dominante und Subdominante, war zu dieser Zeit in Europa weit verbreitet und ist es immer noch, denn die sogenannte Funktionsharmonik hat einen festen Platz in europäischen Denkmustern, was ein Gutteil herkömmlicher Popmusik eindrucksvoll zeigt. Der musikalische Impressionismus bediente sich anderer Systeme. Ein großer Klangunterschied zu „herkömmlichen“ Kompositionen ist z.B. die Verwendung von Ganzton- und pentatonischen Leitern, auch die Kirchentonarten wie dorisch oder lydisch sind kein Tabu. Die Pentatonik wird weitgehend in Asien verwendet und lässt wie die Ganztonleiter nicht allzu viel kompositorische Spielräume, beide erzeugen aber interessante Klangwirkungen.

Debussy profitierte in dieser Hinsicht stark von seinen Reisen nach Russland, die ihm die dortige Musik näherbrachten, und von den Aufführungen der javanischen Gamelan-Orchester. Diese Ensembles bestanden aus Schlaginstrumenten, die im Gegensatz zu den einfachen europäischen sehr viel komplexere Rhythmen spielten und häufig den Klang als alleinstehendes Objekt verwendeten. Der Klang ist auch im Impressionismus ein wichtiges Mittel, das extensiv eingesetzt wird und einen Gutteil der Wirkung impressionistischer Kompositionen ausmacht. Akkorde werden nicht als harmonisches Mittel zum Spannungsauf- bzw. -abbau gesehen, sie lösen sich also nicht auf, sondern werden einfach parallel verschoben. Außerdem fand Debussy auch neue Wege, um zu außergewöhnlicheren Akkorden zu kommen.

Beispielsweise verwendete er häufig Quart- und Quintklänge statt Terzen, um das Dur/Moll-System zu vermeiden. Weitere Ansätze waren das Kombinieren von zwei Akkorden, um daraus einen neuen zu schaffen, oder auf innovative Weise verwendete Septim- und Nonenakkorde. Für den Impressionismus war der Klang nicht ein Mittel zum Zweck, sondern vielmehr Selbstzweck, und die impressionistischen Künstler vertrauten auf seine Schönheit. Die Neuerungen fanden nicht nur im harmonischen Bereich statt: wichtig für den Ausdruck eines Werkes waren auch die Instrumente, auf denen es wiedergegeben wurde. Für die Musik von Debussy hat das große Bedeutung. Auf der einen Seite war er ein gelernter Pianist, der auf seiner Suche nach neuen Klangwirkungen vor allem eine brilliante Pedaltechnik erlernte, und er hatte einen unglaublich nuancenreichen Anschlag.

Diese Aspekte ließ er natürlich auch in seine zahlreichen Klavierwerke einfließen. Auf der anderen Seite schätzte er auch die zahlreichen Klänge eines Orchesters und verstand sich auch hier, durch neuartigen Gebrauch von durchaus üblichen Instrumenten eindrucksvolle Klänge zu schaffen. Er instrumentierte die einzelnen Orchestergruppen recht sparsam, aber effizient. Der musikalische Impressionismus fand nach Debussy und Ravel, die sich zudem später auch gegenseitig der Ideenverwertung beschuldigten, schnell sein Ende. Nicht nur der hereinbrechende Krieg, der die Künstler zum lauten Herausschreien ihrer Emotionen und somit zum Expressionismus provozierte, sondern auch der musikalisch eng gesteckte Rahmen des Impressionismus für Komponisten veranlasste eine Suche nach Neuem, und die Künstler versuchten sich an anderen Experimenten. Nebenbei gesagt, es konnte der malerische und der musikalische Impressionismus nie richtig außerhalb von Frankreich Fuß fassen.

3. Ein Überblick über Debussys Schaffen  Debussys Schaffen erstreckt sich über ca. 35 Klavier-, 8 Kammermusik- und knapp 18 Orchesterwerke sowie etliche Kompositionen für Bühnenaufführungen. Er schrieb auch Vokalwerke, die für sein Gesamtwerk allerdings nicht von so großer Bedeutung sind wie andere Werke. Für Debussy als gelernter Pianist nimmt das Klavier eine zentrale Rolle ein, wobei allerdings auch die anderen Gattungen nicht vernachlässigt bleiben. Man könnte seine musikalische Entwicklung in drei Schaffensperioden unterteilen, wobei der erste Teil von seiner Studienzeit bis zu Pelléas et Mélisande reicht, der zweite Abschnitt die reifen Werke danach wie La Mer oder Le Martyre de Saint-Sébastien umfasst und die letzte Periode bis zum Ende seines Lebens reicht, die Spätwerke wie die Études mit einbeziehend.

Sein erstes Stück für Klavier war ein Danse bohémienne, den er 1880 während seines Aufenthalts bei Frau von Meck schrieb; wichtige Werke aus dieser Zeit sind das Rompreis tragende Stück L’Enfant prodigue, die vierteilige Suite bergamasque, in der die bekannte Komposition Clair de Lune enthalten ist, oder auch die in Rom geschriebenen Werke Printemps und La Damoiselle élue. Debussy sucht in dieser Zeit noch nach einem eigenen Stil und verwendet teilweise schon diejenigen Stilmittel, für die er berühmt ist. Während er musikalische Eindrücke wie Wagner, Mussorgski oder das Gamelan-Orchester verarbeitet, findet Debussy zu seinem Stil. Weitere Kompositionen aus dieser Zeit sind die Ariettes oubliées, Cinq poèmes de Baudelaire, Fêtes galantes auf der Seite der Vokalwerke und Debussys einziges Streichquartett im Bereich der Kammermusik, bevor er Meisterwerke wie Prélude à l’après-midi d’un faune, Nocturnes und schließlich Pelléas et Mélisande schuf. In der Zeit um 1890 versuchte er sich auch an einer Oper, Rodrigue et Chimène, die er aber nicht fertig stellte. Im Zentrum der mittleren Schaffensphase stehen die beiden Orchesterwerke La Mer und Ibéria, die durch ihre klangmalerischen Ausprägungen relativ nahe an die Vorstellungen der Programmmusik herankommen, obwohl Debussy selbst immer wieder betonte, dass er keine Handlungen, sondern Erinnerungen und Eindrücke hervorrufen will.

In dieser Zeit schrieb Debussy keine Kammermusik, sondern konzentrierte sich auf orchestrale Musik wie die Danses, eine Rhapsodie oder Petite pièce, und besonders auf seine bedeutenden Klavierwerke. L’Isle joyeuse, Images für Klavier (deren Bestandteile Gigues und Ibéria wurden auch für Orchester umgesetzt), die Suite Children’s Corner für seine Tochter Chouchou und natürlich die zwei Bände der Préludes waren von eminent wichtiger Bedeutung. In den Estampes ließ er sich stark von der javanischen Gamelan-Musik beeinflussen, und nebenbei beschäftigte sich Debussy auch mit zwei Opern. Die Opern, Le Diable dans le beffroi und La Chute de la maison Usher nach Texten von Edgar Allen Poe, wurden allerdings nicht fertig und von Debussy großteils vernichtet. Am Ende dieses Abschnittes steht Le Martyre de Saint-Sébastien, eine Art Mischung aus Oper, Oratorium und Tanz, das Debussy nach einem Drama von d’Annunzio schrieb. In seiner letzten Schaffensperiode, an deren Beginn das Ballett Jeux steht, kehrt Debussy in Ansätzen wieder zu seinen Ursprüngen zurück.

Er kreiert weit gespannte Melodien und geht zu etwas mehr Klarheit zurück. Neben Jeux schreibt er für Klavier als wichtiges Werk die Études, weitere Kompositionen sind Six Épigraphes antiques, Berceuse héroïque oder auch die Suite En Blanc et Noir für zwei Klaviere. Des weiteren schuf er noch ein Kinderballett, La Boîte à joujoux; sein zweites Ballett dieser Zeit, Khamma, war eine Auftragsarbeit und nicht sehr bedeutend. Von seinen ursprünglich geplanten sechs Sonaten konnte er vor seinem Tod nur drei fertig stellen.  4. Besprechungen einzelner Werke  4.

1 Prélude à l’après-midi d’un faune  Diese Komposition war Debussys erstes Meisterwerk und eine seiner berühmtesten überhaupt. Ins Deutsche übersetzt „Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns“, basiert das ungefähr 10-minütige Stück auf einem Gedicht von Stéphane Mallarmé, L’après-midi d’un faune. Darin wird ein Faun beschrieben (das ist so etwas wie ein Hirtengott oder dergleichen), der vor sich hinträumend Flöte spielt und zwischendurch diversen Nymphen und Najaden erfolglos hinterher jagt. Die Uraufführung von Prélude à l’après-midi d’un faune fand 1894 statt und wurde später vom Balletttänzer Nijinsky für das Russische Ballett umgesetzt. Debussy plante ursprünglich eine Suite in drei Teilen: Prélude, Interlude et Paraphrase pour l’après-midi d’un faune, was er auch schon in das Programm eines Konzerts hatte eintragen lassen. Er wurde jedoch nicht rechtzeitig fertig, und mit Verzögerung wurde somit nur Prélude à l’après-midi d’un faune aufgeführt.

Dieses Vorspiel ist nicht als Zusammenfassung von Mallarmés Gedicht nach Art der Programmmusik zu verstehen, sondern als freie Erläuterung, die den Hörer in die richtige Stimmung dafür versetzen soll. Das Werk weist einige musikalische Besonderheiten auf. Auf der Seite der Instrumente wäre das erst einmal die Besetzung, bei der Debussy Trompeten, Posaunen und Schlagzeug weglässt. Das Instrumentarium besteht aus drei Flöten, je zwei weiteren Holzbläsern, vier Hörnern, zwei Harfen und den Streichern. Auf der musikalischen Seite, wesentlich interessanter, lässt sich eine besondere Struktur belegen. Prélude à l’après-midi d’un faune baut auf einem mittlerweile berühmten Kernthema auf, das im ganzen Werk insgesamt zehn Mal vorkommt.

Es wird jedoch immer mit unterschiedlichen Harmonien unterlegt (harmonisiert), so dass man von einer Variationsform sprechen könnte. Das Stück beinhaltet jedoch einen Mittelteil, dessen Ursprung in der dreiteiligen Liedform liegt. Deshalb ist genauso gut eine Einteilung nach dem Schema A-B-A’ möglich und zulässig. Man könnte Prélude à l’après-midi d’un faune demnach als eine Kombination aus Variations- und dreiteiliger Liedform ansehen. Als weiteres Merkmal ist noch das Thema selbst zu nennen, das in einem Tritonus-Raum zwischen g und cis pendelt und für eine Reihe von passenden Harmonien offen ist. Die Prélude beginnt mit dem Kernthema, zunächst noch ohne Harmonisierung.

Kurz danach folgt wieder das Thema, diesmal mit, und die dritte Harmonisierung ist die erste, die das Ohr entspannen lässt. Beim vierten Aufklingen wird das Thema rhythmisch etwas verändert, und im Hintergrund des fünften wird die für Debussy charakteristische Ganztonleiter verwendet. Eine Oboe führt schließlich das zweite Thema des Stückes ein, was die Überleitung vom ersten Teil, dessen Grundtonart übrigens E-Dur ist, zum Mittelteil in Des-Dur ermöglicht. Die hastige Nymphenjagd des Fauns dauert nicht lange und verflüchtigt sich zugunsten einer romantischen Stimmung, die den gesamten Mittelteil unterlegt. Hier wird auch das zweite Thema miteinbezogen und mit einem neuen Element kombiniert, das Kernthema wird im Mittelteil nicht angespielt. Nach dem Ende des B-Teils wird der A’-Teil mit einer erneut unterschiedlichen Harmonisierung des Hauptthemas eingeleitet, das im gleichen Zug eine Variation mit verkürzten Notenwerten mit einschließt.

Diesen Nachsatz enthält auch des Themas siebente Präsentation. Anschließend kombiniert sich die achte Variante mit einem Element aus dem Mittelteil. Die neunte Harmonisierung ist von zarten Streichern umgeben, während die zehnte und letzte eine gewissermaßen überraschende, aber sehr eindrucksvolle Harmoniefolge übernimmt, diesmal von Hörnern gespielt. Dieser weiche Ausklang des A’-Teiles, der im Vergleich zum ersten Teil etwas verkürzt wurde, ist gleichzeitig auch das Ende des Stückes, das mit diesem schwebenden Schluss in die richtige Stimmung für Mallarmés Gedicht versetzt. 4.2 La Mer La Mer wurde mit Drei symphonische Skizzen für Orchester unterbetitelt und ist eines der großen Meisterwerke Debussys.

Das Werk wurde nach 1½ Jahren Arbeit 1905 in Paris uraufgeführt und stieß dabei teilweise auf Widerstand und schlechte Kritiken, was allerdings eher dem Unverständnis der Kritiker als der Qualität der Komposition zuzuschreiben ist. Debussy wollte mit La Mer über seine bisherigen Werke hinausgehen und nicht noch einmal Pelléas et Mélisande oder die Sirènes aus den Nocturnes wiederholen. Er versucht damit, seine Erinnerungen und Eindrücke festzuhalten, die er als Kind erfahren hat, als ihm mit seinem Onkel Achille Arosa ein Aufenthalt am Meer erfahren hat.La Mer besteht aus drei Sätzen, die folgendermaßen betitelt sind: 1. De l’aube à midi sur la mer (Vom Morgengrauen bis zum Mittag auf dem Meer) 2. Jeux de vagues (Spiel der Wellen) 3.

Dialogue du vent et de la mer (Zwiegespräch zwischen Wind und Meer)   Im ersten Satz wird angedeutet, wie sich das Meer im Lauf des Vormittags entwickelt. Das zeigt sich insbesondere in der Struktur, in Zuerst baut sich das Klanggebilde der Komposition langsam auf, wobei man kaum feste Strukturen erkennen kann. Erst mit der Zeit verdichtet sich der Klang und wird schließlich von einer Melodie, gespielt von Hörnern, ergänzt. Es sind schließlich auch regelmäßige Bewegungen von Streichern und Holzbläsern erkennbar, die unzweifelhaft das Auf- und Abwogen der Wellen andeuten sollen. Das Erscheinen von Solo-Instrumenten, zusammen mit einer Steigerung der Intensität, führt schließlich zu einem Hornruf, nach welchem sich das Klanguniversum wieder aufzubauen beginnt. Über Celli, weitere Streicher-Bewegungen und nachfolgende Melodien kommt der erste Satz zu seinem Höhepunkt, in dem sich die ganze Pracht des Meeres zeigt.

Der zweite Satz legt sein Hauptaugenmerk darauf, mit schnell hintereinanderfolgenden Ereignissen, wie kurzen Akkorden oder angedeuteten Melodien, das stetige Spiel der Wellen einzufangen, das immer in Bewegung bleibt. Er beginnt mit einem Thema des Englischhorns, das sich aber bald zugunsten einer Streichermelodie verflüchtigt. Diese wird mit Harfen-Glissandi abgeschlossen, danach kommen sowohl Violine, Oboe und Cello zu ihrer Solo-Einlage. Die anfängliche Violinmelodie wird von Flöten wieder aufgenommen. Die nunmehr ruhige, aber doch bewegte Stimmung steigert sich allmählich zu einer Verdichtung und kommt nach einer sehr bewegten und intensiven Phase wieder zur Ruhe. Die Intentionen des letzten Satzes berufen sich auf die Auswirkungen des Windes auf das Meer und folglich die Wellen, die der Wind herbeiruft.

Zuerst bewirkt er nicht zu viel, doch allmählich nimmt die Stärke des Windes zu. Die anfänglichen Figuren der Streicher werden von Holzbläserakkorden aufgelockert und mit der Zeit immer mehr verdichtet. Nach einer Steigerung mit anschließendem Höhepunkt wird das Wetter freundlicher und mit Hilfe einer längeren Bläsermelodie wird in den gleichfalls langen Schlussteil übergegangen, dessen Merkmale feierliche Blechbläserakkorde und bewegte Streicherfiguren sind. Zuletzt kommt der Wind noch einmal stark zu Vorschein und beendet den dritten Satz. 4.3 Children’s Corner (mit besonderem Augenmerk auf Golliwogg’s cake walk) Children’s Corner ist eine Sammlung bestehend aus 6 kurzen Klavierstücken, die Debussy seiner Tochter Chouchou widmete und 1908 veröffentlicht wurde, es wurde eher als unterhaltende Komposition konzipiert.

Entgegen dem Titel ist es nur von fortgeschrittenen Klavierspielern zu beherrschen. Dieses Werk kennzeichnet sich dadurch, dass die Stilmittel auf die einfachste Form reduziert sind, somit werden die Stücke zu musikalischen Skizzen, in denen neue Ideen ausprobiert werden. Es wurde ziemlich sicher auch von Modest Mussorgskis Kinderstube beeinflusst. Dass fünf der sechs Titel in Englisch gehalten sind, haben wir wahrscheinlich Debussys Sympathie gegenüber England und seinem englischen Kindermädchen zu verdanken. Children’s Corner besteht aus den Stücken Doctor Gradus ad Parnassum, Jimbo’s Lullaby, Serenade for the Doll, The snow is dancing, The little Shepherd, und Golliwogg’s cake walk.   Doctor Gradus ad Parnassum spielt auf das Etüdenwerk Gradus ad parnassum von Muzio Clementi an.

Es beinhaltet etüdenhafte Elemente, eher als Parodie auf große Etüden zu verstehen, die sich jedoch verselbstständigen und ins Träumerische schwenken. Debussy gab den Ratschlag, dieses Stück als Gymnastik für die Finger jeden Morgen zu spielen. Jimbo’s Lullaby ist ein Schlaflied für einen Elefanten. Es kennzeichnet sich vor allem durch die Anwendung des Sekond-Intervalls und des Legato. Serenade for the Doll nimmt sich als Anregung das Spiel mit einer Puppe. Die musikalischen Besonderheiten dieses Stücks sind ein enger Tonraum, der auch ein Ineinandergreifen der Hände erfordert, und Melodie-Parallelen zu anderen Werken.

The snow is dancing ist das am schwierigsten zu spielende Stück aus Children’s Corner und verarbeitet die Stimmung einer Winterlandschaft. Die schnell aufeinander folgenden Sechzehntel nehmen Bezug auf die umherschwirrenden Schneeflocken. Es steht in d-Moll, was auch beim „kalten“ Stück Des pas sur la neige aus den Préludes verwendet wird. The little Shepherd setzt die Eindrücke eines Hirten, dessen Lieder und der umgebenden Landschaft um. In einem ähnlichen Umfeld wie Prélude à l’après-midi d’un faune spielend, benutzt es auch den gleichen Tonraum wie ebendieses.   Golliwogg’s cake walk wurde wie Serenade for the doll von einer Puppe inspiriert.

Der Golliwogg ist eine Puppe, die einem Schwarzen nachempfunden ist, und wurde von der englischen Illustratorin Florence Upton erfunden. Er war Protagonist in einer Serie von Kinderbüchern, die von 1895 bis 1912 geschrieben wurden, und bis in die 50er Jahre als Spielzeug sehr beliebt. Die musikalische Ausgangsbasis, der Cakewalk, hat seinen Ursprung in amerikanischer, schwarzer Musik und ist ein naher Verwandter des Ragtime. Debussy lernte den Cakewalk bei Aufführungen von John Philip Souza kennen, der als Interpret auch in Europa Cakewalks spielte. Wie beim Jazz, dem Nachfolger des Ragtime, kann man auch bei diesem Stück kaum etwas falsch spielen, so lange man die richtigen Noten trifft. Es funktioniert mit einer relativ großen Auswahl von Geschwindigkeit und Dynamik.

Aufgrund dieser eindeutigen Merkmale wurde Golliwogg’s cake walk auch kaum fehlinterpretiert. 4.3 Children’s Corner (mit besonderem Augenmerk auf Golliwogg’s cake walk)  Das Stück steht in einer einfachen ABA-Form, wobei im A-Teil synkopierte Rhythmen in der rechten Hand und gleichmäßige Achteln in der linken Hand verwendet werden, was für den Ragtime typisch ist und auch in einem anderen Stück von Debussy, The Little Negro, Verwendung findet. Der B-Teil ist langsamer und enthält vor allem ein Zitat aus Wagners Tristan und Isolde. Diese Stelle stellte den Endpunkt der Entwicklung der funktionalen Harmonik dar, nach dem nicht mehr weiterentwickelt werden konnte, sondern etwas Neues zu erforschen war. Debussy wollte mit diesem Zitat jedenfalls nicht Wagner imitieren, sondern verstand es als ironische Anspielung.

Zeitlebens wollte er sich aus Wagners Bann ziehen und über ihn hinwegkommen. Alles in allem ist Golliwogg’s cake walk vor allem ein unterhaltsames Stück, bei dem vor allem die Dynamik und der Spaß am Spielen seinen Reiz ausmachen.    4.4 Préludes (mit besonderem Augenmerk auf La cathédrale engloutie und Voiles) Die Préludes von Debussy bestehen aus zwei Bänden mit jeweils 12 darin enthaltenen Stücken für Klavier und gelten als eines der bedeutendsten Werke Debussys. Viele Stücke sind sehr bekannt und werden gern und oft bei diversen Konzerten verwendet, allen voran die monumentale Komposition La cathédrale engloutie, die anschließend näher betrachtet wird. Die Préludes bestehen, wie auch bei Bachs Präludien in Das wohltemperierte Klavier und bei Chopins Préludes, aus insgesamt 24 Stücken.

Viele Gemeinsamkeiten gibt es zwischen diesen Werken allerdings nicht. Während die Präludien der beiden früheren Komponisten nach Tonarten geordnet sind, folgt Debussy in dieser Hinsicht keiner bestimmten Reihung. Und auch sonst bemüht er sich um Abwechslung. Er nimmt unterschiedlichste Ansätze und Strukturen für seine Stücke her, wobei diese nicht nur wie in Children’s Corner als musikalische Idee angedeutet, sondern ernsthaft ausgearbeitet werden. Der Unterschied zwischen den Ansätzen zeigt sich, wenn z.B.

in einem Stück das motivische Material aneinandergereiht wird, im anderen übereinandergelegt und kombiniert, und im dritten aus dem Nichts heraus langsam entwickelt wird. Debussy setzt alles daran, dass keines der Stücke einem anderen gleicht oder dass mehrere dem gleichen Prinzip gehorchen. Die zweifelhafte Behauptung, dass einige Stücke nicht so gut wären wie andere, hat ihren Ursprung wahrscheinlich auch in der unterschiedlichen Umsetzung der einzelnen Kompositionen. Eine weitere Besonderheit der Préludes sind die Titel, die nicht am Anfang eines Stückes stehen, sondern erst am Ende, in Klammern geschrieben. Der Beweggrund für diese etwas sonderbar anmutende Maßnahme ist ein Versuch Debussys, die für ihn abwertende Bezeichnung „Impressionist“ abzulegen. Er meint damit, dass man die Titel nicht zwingend vor dem Spielen kennen muss, um die Stücke zu interpretieren.

Die Titel gehen also nur auf die Eindrücke, Erinnerungen oder einfache Gegenstände zurück, die Debussy zu seiner Musik inspiriert haben, die Stücke selbst sollen aber nicht als Programmmusik gesehen werden. Erschienen ist der erste Band der Préludes 1910, die Arbeiten daran begannen schon 1907. Er wurde nicht als Zyklus uraufgeführt, lediglich einzelne Stücke wurden mit der Zeit vorgestellt. Debussy selbst erklärte auch, dass einige Stücke nur „unter vier Augen“ zu spielen und somit nicht für große Konzertsäle konzipiert sind. Komplett wurde die Serie der Préludes 1913 mit dem Erscheinen des zweiten Bandes.   4.

4 Préludes (mit besonderem Augenmerk auf La cathédrale engloutie und Voiles)  Die Titel der einzelnen Stücke lauten wie folgt:   Premier livre (1. Band)   I. Danseuses de Delphes (Tänzerinnen aus Delphi) II. Voiles (Schleier) III. Le vent dans la plaine (Der Wind in der Ebene) IV. Les sons et les parfums tournent dans l’air du soir (Die Klänge und Düfte schwirren in der Abendluft) V.

Les collines d’Anacapri (Die Hügel von Anacapri) VI. Des pas sur la neige (Schritte im Schnee) VII. Ce qu’a vu le vent d’ouest (Was der Westwind gesehen hat) VIII. La fille aux cheveux de lin (Das Mädchen mit den Flachshaaren) IX. La sérénade interrompue (Das unterbrochene Ständchen) X. La cathédrale engloutie (Die versunkene Kathedrale) XI.

La danse de Puck (Der Tanz des Pucks) XII. Minstrels (Spielleute)   Deuxième livre (2. Band)   I. Brouillards (Nebel) II. Feuilles mortes (Welke Blätter) III. La Puerta del Vino (Die Weinpforte) IV.

Les Fées sont d'exquises danseuses (Die Feen sind erlesene Tänzerinnen) V. Bruyères (Heide) VI. Général Lavine excentric (Der exzentrische General Lavine) VII. La terrasse des audiences du clair de lune (Terrasse der Mondscheinaudienzen) VIII. Ondine (Wassergeist Undine) IX. Hommage à S.

Pickwick Esq. P.P.M.P.C.

(Hommage an S. Pickwick Esq. P.P.M.P.

C.) X. Canope (Canope) XI. Les tierces alternées (Die abwechselnden Terzen) XII. Feux d'artifice (Feuerwerk)   4.4 Préludes (mit besonderem Augenmerk auf La cathédrale engloutie und Voiles)  La cathédrale engloutie, ein sehr bekanntes Stück Debussys, ist ein von Grund auf monumentales Werk.

Sein Ausgangspunkt ist die alte Legende der Stadt Ys, die im 4. oder 5. Jahrhundert versank. Diese Stadt hatte einen enormen Reichtum angesammelt, der sie allerdings jede Ehrfurcht verlieren ließ. Das war der Grund für ihre Zerstörung und nur König Gradlon überlebte, wofür er seine Tochter Dahut den Fluten übergeben musste. Sowohl Dahut als auch die Stadt selbst sollen der Legende nach immer wieder zu sehen sein und auch die Glocken der Kathedrale der Stadt sollen erklingen.

Debussy verarbeitete diese Legende. Von einem einfachen Akkord ausgehend, der parallel verschoben wird, entwickelt sich der Klang dieses Stückes aus einem Anfang in pianissimo (obwohl, der Großteil dieser Prélude steht in piano oder pianissimo) langsam ein majestätisches Klangbild mit dem Thema der Kathedrale, das auch sonst im ganzen Stück verwendet wird. Nachdem es seinen vollen Glanz erreicht hat und die Stadt in ihrer ganzen Pracht zu sehen ist, versinkt sie wieder und die Glocken klingen langsam wieder aus. La cathédrale engloutie ist sich seiner altertümlichen Herkunft bewusst und zieht die musikalischen Konsequenzen daraus. Debussy verwendet eine Reihe von althergebrachten Klangmitteln: mittelalterliche Kirchentonarten, parallele Quinten und Quarten nach Art des gregorianischen Chorals, gleich bleibende Basstöne als Orgelpunkte und parallele Führung der Oberstimmen, wie sie bei der Verwendung von Mixturen bei einer Orgel zum Vorschein kommen. Dieses Stück wird der Idee von einem mächtigen Klang absolut gerecht.

Voiles setzt eine ausgesprochen skurrile Grundidee in die Tat um. An diesem Stück kann man zwei der Merkmale, die den impressionistischen Stil ausmachen, außerordentlich gut erkennen: Debussy beschränkt sich bei Voiles nämlich auf die Verwendung zweier unterschiedlicher Tonleitern. Nicht gleichzeitig, sondern hintereinander, so dass er bei dem dreiteilig aufgebauten Stück im ersten und im dritten Teil konsequent nur die Töne einer Ganztonleiter benutzt und dazwischen eine pentatonische Tonleiter. Durch diese Vorgaben ist die Komposition in ihrer harmonischen Abwechslung sehr beschränkt, um nicht zu sagen in jedem Teil in einem einzigen Zustand festgehalten. Nichtsdestotrotz gewinnt Voiles Abwechslung, und zwar durch melodischen und rhythmischen Einfallsreichtum sowie durch den ausgeglichenen Einsatz der Tonhöhen. In dem Stück finden sich zwei grundlegende Motive, die zuerst nacheinander und später dann in kombinierter Form auftreten.

Das pentatonische Zwischenspiel ist aus dem Grund wichtig, um nicht den Eindruck eines dauernd gleichbleibenden Klanggebildes zu gewinnen. Als Entspannung für das Ohr kann dieses sich kurz erholen, nur um anschließend gleich wieder den Ganzton-Abständen ausgeliefert zu sein. Was es mit dem Titel auf sich hat, lässt sich nicht ohne Zweifel sagen. Die Übersetzung von Voiles kann sowohl Schleier als auch Segel bedeuten, wobei letzteres weniger Deutungsmöglichkeiten offen lässt, jedoch mit „Schleier“ eine größere Anzahl von seelischen Zuständen oder auch dessen reales Bild als Impuls für diese Prélude möglich wäre.

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